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PORTRÄT
Porträt Eine Promotion an einer Elite-Universität schien Clara von Randow, 30, erst unerreichbar. Seit drei Jahren erforscht sie Platin- und Goldkomplexe
»Auch Oxford ist nur eine Uni«
»Meine Mutter ist Engländerin. Ich bin also zweisprachig aufgewachsen, aber Großbritannien kannte ich nur von wenigen Kurzurlauben mit meiner Familie. Das wollte ich mit meiner Promotion in anorganischer Chemie endlich ändern. Ich schaute auf findaphd.com nach Ausschreibungen englischer Unis. Am Anfang habe ich die großen Namen wie Oxford und Cambridge übersprungen. Auch mit meinem Master-Schnitt von 1,3 hätte ich nie gedacht, dass ich dort eine Chance habe. Ein Thema hat mich aber so interessiert, dass ich dem Professor eine E-Mail geschrieben habe, Motivationsschreiben und Lebenslauf angehängt. Er empfahl mir, mich am Graduiertenkolleg von Oxford zu bewerben. Also habe ich mich getraut. Nach der schriftlichen Bewerbung folgte ein 40-minütiges Skype-Gespräch mit Vortrag. Am nächsten Tag bekam ich die Zusage und ein Vollstipendium. Am Anfang hatte ich großen Respekt davor, an einer der besten Unis der Welt zu promovieren. Mittlerweile bin ich ernüchtert. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass Oxford sich einen Ruf erarbeitet hat, aber sich nicht mehr weiterentwickelt. Meine Kolleg:innen hier haben deutlich weniger praktische Erfahrung. Deshalb benötigt man für jede chemische Reaktion im Labor eine Unterschrift des Betreuenden. In Deutschland konnte ich viel eigenständiger arbeiten. Auf eine Einarbeitung für ein analytisches Gerät warte ich schon seit drei Jahren. Als ich Kristalle vermessen wollte, war es für mich einfacher, nach Deutschland zu fahren und die Arbeit dort zu machen. Mein Fazit nach drei Jahren in Oxford: Auch eine der besten Unis der Welt ist nur eine Uni. Niemand sollte Angst haben, sich in Oxford zu bewerben. Wenn ich einen Postdoc mache, dann in Deutschland.« •