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PORTRÄT
Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine flohen Millionen Menschen, auch Yuliia Popova, 35. Die Stadtplanerin promoviert heute in Kaiserslautern
»Meinen Master in Integrated Urbanism and Sustainable Design habe ich an der Uni in Stuttgart gemacht. Nach meinem Abschluss 2020 ging ich zurück in die Ukraine und arbeitete in der Stadt Iwano-Frankiwsk als Research-Coordinator bei der NGO MetaLab, die sich für sozial gerechte und nachhaltige Stadtentwicklung einsetzt. Währenddessen überlegte ich, zu welchem Thema ich promovieren könnte. Dann begann im Februar 2022 die russische Invasion. Ohne Plan bin ich zwei Wochen später mit meiner Schwester und meinem Hund über die Slowakei und Österreich nach Deutschland geflohen – drei Tage, nur mit einem Rucksack. In Stuttgart bin ich erst mal bei Freund:innen untergekommen. Ich fragte mich: Wie soll mein Leben jetzt weitergehen? Die NGO, für die ich gearbeitet habe, hat mich mit Professor Detlef Kurth an der Technischen Universität Kaiserslautern vernetzt. Er erzählte mir von dem Stipendium der VW-Stiftung für geflohene ukrainische Wissenschaftler:innen und ermutigte mich, eine Bewerbung abzuschicken. Mein Dissertationsthema war mir sofort klar. Für eine Stadtplanerin wie mich geht es jetzt nur noch um eines: Wiederaufbau. Mich interessiert vor allem die langfristige Unterbringung von Binnenflüchtlingen. Mehr als acht Millionen Menschen sind innerhalb der Ukraine auf der Flucht. Das ist eine Katastrophe. So viele Häuser sind zerstört worden. Und in der Ukraine gibt es keinen funktionierenden sozialen oder kommunalen Wohnungsbau wie in Deutschland. In meiner Dissertation möchte ich deshalb untersuchen, wie deutsche und europäische Modelle des Wohnungsbaus auf die Ukraine übertragen werden könnten. Ich hoffe, dass ich das auch später selbst umsetzen kann. Einige Städte werden bereits aktiv. Ein gutes Beispiel ist Lwiw, wo gerade modulare Häuser entstehen, die auch langfristig genutzt werden können.« •