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Bühnenreif: Das Farbkonzept für die farbigen Vorhänge stammt auch von Schütte. Sie verleihen dem Werk etwas Theatralisches. (Tisch von Alvar Aalto, Stühle vom Tiroler Architekt Siegfried Mazagg und Leuchte Sophus Frandsen für Fog & Mørup)

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afael Jablonka ist einer der wichtigsten Kunsthändler im deutschsprachigen Raum. Geboren in Polen, lebt er in Zürich und führt seit 1988 seine Galerie in Köln, zu deren Portfolio namhafte Künstler wie Alex Katz, David Lachapelle oder Andy Warhol gehören. In Tirol besitzt der Galerist seit kurzem ein Ferienhaus der etwas anderen Art: Gerade mal gut hundert Quadratmeter gross steht Haus T auf einem traumhaften Grundstück zwischen Wiesen und Wald in der Nähe von Innsbruck in Österreich – als begehbare Skulptur, basierend auf einem Modell des Düsseldorfer Künstlers Thomas Schütte. Der ehemalige Schüler von Gerhard Richter und mehrmalige Documenta-Teilnehmer wurde auf der Biennale in Venedig 2005 als bester Einzelkünstler ausgezeichnet. Das «Ferienhaus für Terroristen I» hatte Schütte ursprünglich als

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Teil einer auf die Geschehnisse nach 9/11 reagierenden Serie von Architekturmodellen im Massstab 1:20 konzipiert – also keineswegs als tatsächliches Gebäude, sondern als konzeptionelle Struktur, als Kommentar auf Diktate von Transparenz und Überwachung. 2010 sah Rafael Jablonka in der ThomasSchütte-Ausstellung «Big Buildings – Modelle und Ansichten» der Bundeskunsthalle Bonn das begehbare Modell des Entwurfs. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Kunsthändler bereits ein rund 3000 Quadratmeter grosses Grundstück in den Tiroler Alpen gekauft, mit der vagen Vorstellung, auf dem geschützten Felsplateau zwischen Bergwiesen und Waldrand ein Haus für Künstler, einen Ausstellungsraum oder eine Privatgalerie zu realisieren. Als er schliesslich Thomas Schütte mit der Idee kontaktierte, an diesem besonderen Ort eine bewohnbare Version seines Modells zu bauen, zeigte sich der Künstler einverstanden – unter der Bedingung, dass die

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Transformation vom Kunstwerk zum Haus für zwei Personen in enger Zusammenarbeit mit ihm geschah. Reduktion und Kompromisslosigkeit «Er hatte von Anfang an die Vorstellung, das Haus eines Tages Realität werden zu lassen, und deshalb auch das 1:1-Modell gebaut, er hat nur nicht gedacht, dass sich jemand traut», so Rafael Jablonka schmunzelnd. Haus T basiert also nicht nur auf Thomas Schüttes Modell, sondern wurde von ihm von Anfang bis Ende durchgeplant und betreut. Nur wenige Modelle Schüttes waren zuvor von Sammlern und Kunstfanatikern im 1:1-Masstab realisiert worden, wie das «One Man House II» zwischen 2007 und 2009 in Roanne (Frankreich) und «Ackermans Tempel» auf Mallorca im Jahr 2012. Für die Ausführungsplanung kam Lars Klatte vom Düsseldorfer Architekturbüro RKW mit ins Boot. Der Tiroler Architekt Atrium im November/Dezember 2015 — Tirol


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