마종기
Mah Chonggi
Augen aus Tau
Waldbestattung Ich suchte die Stelle im Wald auf, an der mein guter Freund bestattet ist; da winkte mir ein reizvoller Wacholderbaum, zu dem mein Freund vielleicht eine besondere Beziehung hatte. Zögernd näherte ich mich ihm und streichelte den Fuß seines Stamms. Ich hörte sein stockendes Sprechen der letzten beiden Jahre vor seinem Tod nicht mehr und empfand auch nicht die schmerzhafte Einsamkeit, die sich wie ein blauer Schatten um ihn verbreitet hatte. Ich verneigte mich und machte mehrmals eine tiefe Verbeugung, als wollte ich seine Asche berühren. Seine Stimme war vielleicht schon auf der Wanderschaft, nur die Baumblätter zitterten. Nirgends fand ich einen Platz, um meine leeren Augen, meine leeren Hände, mein leeres Herz anzulehnen. Dort, hinter dem Tempel Jeondeung auf der Insel Gangwha, standen verstreut einige Bäume, um deren Hals schmutzige Bänder geschlungen waren, die dich zu umarmen schienen. Erst ein knappes Jahr war vergangen, doch das kleine Namensschild aus Plastik war schon verwischt. Wird diese verlöschende kleine Seele von der Stimme, die aus dem buddhistischen Kanon rezitiert, aufwachen und später in der Abendstille beim Glockengeläut einschlafen? Sterben und Leben sind verworrene Angelegenheiten, jedenfalls Staub der Erinnerung. Es war schon Mittag. Nächstes Jahr, wenn ich lebe, werde ich vielleicht wiederkommen. Um mir die Gestalt des Baumes genau zu merken, drehte ich meinen Kopf den Strahlen der Sonne zu. Da sah ich meinen Freund, der mit munterem Blick beide Hände hob und lachend dastand. Jawohl, so ist das, mein Freund; gut sieht sie aus, deine Gestalt, die das Sehnen überwunden hat.