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Zuchtziel des Schweren Warmblutes 16

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Wanderehrenpreis

Dieser Wanderehrenpreis wird an den Züchter des Siegerhengstes der Moritzburger Hengsttage vergeben.

Landbeschäler ELBCAPITÄN von Elbling ist aktuell der erfolgreichste Schwere Warmbluthengst

ELBCAPITÄN wurde am 10. März 2002 im Stall von Andreas Ebermann in Ostritz geboren. Sein Vater war der noble, bereits zu seinen Lebzeiten als Hauptvererber bezeichnete ELBLING (der beste Sohn des ELTON), der aus der Erfolgszuchtstätte von Gerd Pohlers stammte. Er gehört somit der Hengstlinie des Importoldenburgers EROS an. Elblings Mutter GESINE von VALERIUS zählt zu den wertvollsten Stuten des Zuchtgebietes, stellte sie doch mit ELBLING und ELLINGTON (von EGNER) zwei ausgezeichnete Vererber. Ihre Tochter GENIA von ELLRADO brachte bei Gerd Pohlers darüber hinaus mit dem Landbeschäler VALENZIO von VALERIUS einen Weltmeister der jungen Fahrpferde und mit dem 2021 gekörten VALEGRO P von VEIT einen ebenso bewegungsstarken Junghengst Wenden wir uns nun der Mutterseite des ELBCAPITÄN zu. Mutter des Hengstes ist die zur Stutbucheintragung 162cm messende dunkelbraune STELLA (geb.1994)von CAPITÄN, die bei Hans Dieter Altmann in Neisseaue das Licht der Welt erblickte. Er hatte deren Mutter SELLY (geb.1984) von EREMIT in der LPG Auterwitz bei Döbeln erworben. SELLY kam aus der SORAJA von CABINETT, die aus der Zucht von Herbert Förster aus Leubnitz stammte. Deren Mutter wiederum, die Staatsprämienstute SONJA von FRIEDOLF wurde 1962 bei dem bekannten Züchter Gustav Nagel in Langenhessen geboren. Mutter war die Staatsprämienstute SERENADE (geb. 1949) von WICKINGER aus der SERENA von

GRUSO (geb. 1939), welche als die Familienbegründerin gilt. Der Stutenstamm SW39/3 der SERENA 528 gehört mit 185 im Stutbuch eingetragen Stuten zu den umfangreichsten und gleichzeitig die Schwere Warmblutzucht prägendsten Familienverbänden. Allein 16 gekörte Hengste sind aus diesem Stamm hervorgegangen, im einzelnen die Hengste: LOCRI von LORK, FLORETT von FRIEDOLF, FRIEDO von FRIEDOLF, FLIMMER von FRIEDOLF,in jüngerer Zeit GERO von GERON, sowie neben ELBCAPITÄN die Hengste ELEMENT von ELBLING, LOUIS von LOPEZ, VIRANO von VERITAS, LOMBARDINO von LOMBARD, die Vollbrüder VERITABEL von VERITAS und VERITALIS von VERITAS sowie aus dem Körjahrgang 2019 LOMBARDO von LOMBARD. Zu den Körungen 2020 und 2021 kamen noch die Hengste LESSING von LORIOT (geb.2018) und EXKALIBUR von EFFEKT-EKLATANT (geb.2019) hinzu. Mit dem Kauf der CAPITÄN-Tochter STELLA, durch Vermittlung von Deckstellenleiter Uwe Herrmann, gelang dem überaus passionierten Oberlausitzer Züchter Andreas Ebermann ein wahrer Glücksgriff. Sie lieferte wertvolle Töchter, wobei der Vollschwester des ELBCAPITÄN, der Rappstute SHERY von ELBLING von Anfang an alle Hoffnungen galten, die zur Stutbucheintragung mit einer 10,0 für den Trab Belohnung fanden. Sie war auch Teilnehmerin des Bundeschampionates, erhielt die Staatsprämie und wurde als Mutter des Siegerhengstes und Landbeschälers LOMBARDINO von LOMBARD bekannt. Zur Körung 2020 wurde ihr bewegungsstarker LORIOT –Sohn LESSING gekört und vom Landgestüt angekauft. Neben diesen beiden Hengsten brachte SHERY von FRIEDER abstammend 2009 die Staatsprämienstute SELINA. Sie ist wiederum Mutter des gekörten Privatbeschälers CAYANO von REJENT und der Staatsprämienstute STELLANA (ebenfalls von REJENT) sowie der ingezogenen Staatsprämienstute SELMA von ELBCAPITÄN. Von dieser gelangte von Andreas Ebermann vorgestellt 2021 die hoffnungsvolle Tochter SWANTJE von LORIOT zur Stutbucheintragung und erhielt im Gesamtergebnis die Eintragungsnote 8,0. Eine weitere Tochter der STELLA ist die staatsprämierte SUSE von LOMBARD, deren REJENTSohn RICHARD in einem Cottbuser Fahrstall im Einsatz ist. Es würde hier zu weit führen, alle Nachkommen des Familienzweiges der Stella zu besprechen. Im weiteren Text geht es um den Werdegang des ELBCAPITÄN. Gleich aus der ersten Anpaarung der STELLA mit Elbling kam am 10.März 2002 ein Hengstfohlen zur Welt, dem schon deshalb alle Hoffnungen galten, da der Tag der Geburt dieses Fohlens mit dem Geburtstag des Züchters und gleichzeitig auch des Deckstellenleiters zusammenfiel. Ein wahrhaft gutes Omen. Zur Fohlenschau in Dittersbach erhielt das neben seiner Mutter selbstbewusst auftretende Hengstfohlen die Championatsnominierung. In Kalkreuth zum Fohlenchampionat zog der bewegungsstarke und äußerst typvolle kleine Hengst alle Blicke auf sich, als er als gefeiertes Siegerfohlen seine Runden drehte. Der unvergessene Karl Heinz Heinig aus Klaffenbach hatte gemeinsam mit seiner Tochter Anett ein Auge auf dieses Hengstfohlen geworfen. Es fiel damals Andreas Ebermann schwer sich von diesem Strahlemann zu trennen, aber nach mehreren Verhandlungen wurde man sich schließlich einig und die weitere professionelle Aufzucht des vielversprechenden Hengstanwärters fand in Klaffenbach statt.

Anett Heinig erinnert sich gern an diese Zeit, da der Junghengst unter den vielen Kandidaten in der Hengstaufzucht der einzige gewesen sei, der von Anfang an eine konstante Entwicklung durchlaufen habe ohne eine problematische Phase, wo er nicht vorzeigbar war. Sein guter Charakter bleibt ebenfalls in Erinnerung, da man ihm beim Pflegen und Waschen unter dem Bauch hindurchkriechen konnte. Sein Selbstbewusstsein erwachte, sobald das Arbeiten an der Longe begann und er sich vor allem im Trabe stets bergauf mit guter Hinterhandmotorik zeigte. Nur beim Haferfressen wollte er sich nicht stören lassen.

Die Körung in Gera im Februar 2004 hatte zwei Favoriten. Da war zum einen der herrliche Braune von Elbling aus einer Capitän Mutter vorgestellt von Familie Heinig aus Klaffenbach (der selbst bei den zur Körung in Gera gleichzeitig vorgestellten Shetlandponyhengsten cool blieb) und zum anderen ein sehr auffälliger Rapphengst von Elbling, ebenfalls aus einer Capitän-Mutter (gezüchtet von Friedrich Hartmann aus Rammenau), vorgestellt von Markus Wendt aus Brauna. Die Körkommission entschied sich damals nach einem glanzvollen Auftritt für den Rappen als Siegerhengst und der braune Elbling-Sohn erhielt die Schleife des Reservesiegers. Beide wechselten ins Landgestüt Moritzburg und erhielten als Namen ELIXIER der Rappe, da er jeden der ihn betrachtete förmlich „elixieren“ konnte und der Braune wurde ELBCAPITÄN getauft, um das positive Erbe der beiden Väter in absteigender Folge des Pedigrees für jeden im Namen dieses Landbeschälers sichtbar zu machen.

Der Ausgang dieser Konkurrenz zweier außergewöhnlicher Hengste ist bekannt: ELIXIER konnte zweimal das Bundeschampionat in den Jahren 2006 und 2007 für sich entscheiden. ELBCAPITÄN legte nach der ersten Decksaison auf der Heimatstation in Dittersbach seine Stationsleistungsprüfung mit der Note 7,42 ab. Im darauffolgenden Jahr 2006 blieb er auf der Besamungsstation des Landgestütes und wurde von Steffen Werzner auf das Bundeschampionat vorbereitet, wo er im Finale auf dem 4.Platz rangierte. Die weiteren Stationierungsorte waren: 2007-2010 Seelitz, 2011 Löbnitz, 2012- 2013 wieder Dittersbach, danach die längste Stationierung von 2014-2018 Plohn, 2019 als Pachthengst bei Frank Weichold in Noschkowitz und 2020 wieder in Seelitz. Um der Nachfrage aus der Züchterschaft zu entsprechen, kam der Hengst 2021 und 2022 auf der Besamungsstation in Graditz zur Aufstellung Aus seinem züchterischen Einsatz stammen 204 Fohlen, davon genau 102 Stutfohlen und 102 Hengstfohlen, von denen in Sachsen und Thüringen 37 die Zulassung zum Fohlenchampionat erhielten. Bisher sind im Stutbuch 49 seiner Töchter eingetragen, von denen 15 mit einer Staatsprämie geehrt wurden. Fünf seiner Söhne verließen bisher mit dem Prädikat „gekört“ den Platz. Zur Körung 2008 überzeugte EHRENFRIED aus der

FRANZI von COLOMBO, 2009 der strahlende Siegerhengst ELITÄR aus der ZORENA von LORD I sowie 2011 der seinem Vater sehr ähnelnde ELBGRAF aus der NENA von LORD I. Dem folgten in den Jahren 2016 die Siegerhengste ESPRESSO aus der ANDORA von EPOS und 2019 der gefeierte ELBFÜRST aus der ALINA von ELLINGTON. Gegenüber seinem Jahrgangskonkurrenten ELIXIER schneidet ELBCAPITÄN hinsichtlich der Qualität und auch der Anzahl der gekörten Hengste besser ab. Zu den Stutenchampionaten siegten die Elbcapitän-Töchter ORCHIDEE aus der OLLINA von VALERIUS (2012), im Jahre 2013 die vierjährige MIRABELL aus der MIRA von GERONIMO. 2016 landete nur knapp geschlagen ADELE M (Vollschwester des ESPRESSO) aus der Zucht von Karl Josef Montag auf dem Reservesiegerplatz. Der Erfolg dieser Anpaarung wurde noch einmal bestätigt, als 2018 Karl Josef Montag aus Schimberg für die Stute AMSEL, ebenfalls von ELBCAPITÄN aus der ANDORA gezogen, wiederum die Ehrung als Züchter der Siegerstute empfangen konnte. In turniersportlichen Konkurrenzen sind aus der Nachkommenschaft des ELBCAPITÄN 32 Reit- und Fahrpferde (darunter auch ein Voltigierpferd) bei der FN in Warendorf registriert, davon sechs in Fahrprüfungen der Klassen M und ein Pferd Klasse S. Die Nachkommenlebensgewinnsumme betrug 17.530 Euro, einschließlich des Jahres 2019. Allein im vergangenen Jahr hatten die Nachkommen des ELBCAPITÄN im Turniersport 5.211 Euro an Preisgeldern „verdient“. ELBCAPITÄN hat sich im Landgestüt auch als Gespannpferd einen guten Namen gemacht, da er zu den Hengstparaden als zugfester Arbeiter in den großen Mehrspännern galt. In der Tandemanspannung war auf ihn als Gabelpferd stets Verlass, wenn sich die Aufmerksamkeit des Fahrers auf die eventuellen Eskapaden des Vorderpferdes richten musste. Als gutes Vorderpferd galt ELBCAPITÄN nach den Worten von Obersattelmeister Dirk Hofmann auch in der Viererzuganspannung für die Lehrgangsteilnehmer in den Fahrlehrgängen an der Landesfachschule für Reiten und Fahren im Landgestüt. Nur bei den jährlichen Revisionen des Hengstbestandes zeigte es der Landbeschäler mit seinem auffälligen Imponiergehabe allen Beobachtern, dass er zu den wahrhaften Persönlichkeiten unter den Hengsten zählte. In diesem Jahr wurde ELBCAPITÄN 20 Jahre alt. Das Alter hinterlässt auch bei einem solchen vitalen Ausnahmehengst seine Spuren, aber so lange er sich im Zuchteinsatz befindet, sind auch zukünftig weitere sehr gute Nachkommen zu erwarten. Diese werden den Ruhm ihres Vaters mehren, der es zu Recht verdient, als HAUPTVERERBER bezeichnet zu werden.

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