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Plan für den Corona-Herbst
from medianet 20.05.2022
by medianet
Klarheit ist gefragt
Im medianet-Interview skizziert Gesundheitsminister Johannes Rauch seine Pläne für den kommenden Corona-Herbst.
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© APA/Tobias Steinmauer
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) kündigt Planungen und Kampagnen für den Corona-Herbst an.
••• Von Martin Rümmele
WIEN. Während erneut ein ÖVPKanzler die Pandemie im Frühjahr für beendet erklärt, steigen die Grünen auf die Bremse. Gesundheitsminister Johannes Rauch sagt im medianet-Interview, wie er für den Herbst plant.
medianet: Was werden Sie tun, um die Probleme der vergangenen Jahre zu beheben? Johannes Rauch: Unter anderem haben die unterschiedlichen Corona-Maßnahmen in den Bundesländern und eine gewisse Sprunghaftigkeit – heute so und morgen so – für Überdruss in der Bevölkerung gesorgt. Ich bemühe mich um mehr Klarheit, Einfachheit und Einheitlichkeit. Bei den Beratergremien gibt es Mehrgleisigkeiten, die in dieser Zeit entstanden sind. Das wird im Wesentlichen auf die Coronakommission und Gecko eingedampft. Der Oberste Sanitätsrat bleibt ebenfalls bestehen. Das ist keine Minderschätzung für andere Gremien, aber wir brauchen klarere Strukturen. medianet: Gibt es schon eine Planung für den Herbst? Rauch: Seit sechs Wochen machen wir nichts anderes, als den Herbst und den Winter vorzubereiten. Für den Herbst müssen wir in Varianten planen, weil wir nicht wissen, welche Virusvarianten kommen. Wir brauchen einen Werkzeugkoffer – um flexibel reagieren zu können. Die Grundsätze sind mehr Einheitlichkeit mit den Ländern, mehr Einfachheit und mehr Digitalisierung. Mein Fundament ist das Covidmaßnahmengesetz.
medianet: Und das bedeutet? Rauch: Alle Maßnahmen müssen sich bewegen zwischen Verhältnismäßigkeit und fachlicher Begründung. Wir werden nicht verhindern können, dass jetzt das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Maßnahmen abnimmt – es wird Sommer, die Zahlen sind niedriger, das Wetter ist schön. Dennoch müssen wir die Impfbereitschaft in die Höhe bringen. Die Immunisierung nimmt im Sommer über die Zeit hin ab, und wir werden im Herbst Auffrischungen brauchen. Die Botschaft muss dann sein: ‚Wer sich impft, hat binnen einer Woche einen guten Schutz.‘ Wir werden versuchen, das von unten aufzuziehen – in die Betriebe gehen und die Menschen über Ärzte und Apotheken, aber auch Vereine direkt motivieren. Ich lasse mich als Bürger eher von meinem Nachbarn oder Vereinskollegen überzeugen als von einem Gesundheitsminister oder einem Prominenten, der mir das im Fernsehen erzählt.
medianet: Ihr Vorgänger, Rudolf Anschober, sagt, dass eine Pandemie international angegangen werden muss. Und Sie? Rauch: Der gemeinsame Weg der Europäischen Union hat sich in der Pandemiebewältigung bewährt. Krisen, die ganz Europa treffen, müssen zusammen bewältigt werden. Das Beispiel ‚Grüner Pass‘ hat das gezeigt und sicheres Reisen in der Pandemie wieder ermöglicht. Auch gemeinsame Bemühungen um den Impfstoff für alle sind ein Erfolg der Europäischen Union.
CORONA
Infektionszahlen sinken nicht mehr
WIEN. Die Corona-Neuinfektionen dürften in Österreich bis in den Sommer auf dem aktuellen Level bleiben. Das ist sehr hoch im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Es ist „nicht davon auszugehen, dass die Infektionszahlen auf die Niveaus der Sommer 2020 oder 2021 sinken werden“, betonten die Experten des Prognosekonsortiums. Die Zwei-Wochen-Prognose für den Spitalsbeleg zeigt aber immerhin noch einen deutlichen Abwärtstrend.
Lockerungen spürbar
„Den derzeit dämpfend wirkenden saisonalen Effekten steht die fortschreitende Abnahme des erworbenen Immunschutzes vor Neu- oder Wiederinfektion entgegen. Darüber hinaus haben die Lockerungen vom 16. April mittlerweile vollständig ihre Wirkung entfaltet“, begründeten die Forscher den stockenden Abwärtstrend bei den Neuinfektionen. Für den Sommer wird „eine Stagnation auf dem gegenwärtigen Niveau bzw. mittelfristig ein allmählicher Fallanstieg“ erwartet. (red)
© PantherMedia/Jiri Hera
Prognose
Der Impfschutz lässt nach, die Lockerungen zeigen Wirkung: Die Infektionszahlen stagnieren.

Novartis investiert
Der Pharmariese eröffnet in Tirol für 300 Mio. Euro die weltweit modernste Biopharmazeutika-Produktionsanlage.
••• Von Katrin Grabner
SCHAFTENAU/WIEN. Mit „BioFuture“ geht in Schaftenau im Bezirk Kufstein in Tirol die weltweit modernste Produktionsanlage für Biopharmazeutika in Betrieb. Parallel dazu startet „Cell Culture 2“ – in beiden Stätten werden sowohl Biopharmazeutika als auch Biosimilars – also Nachahmerprodukte nach Patentablauf – für die Generikatochter Sandoz produziert. „Schaftenau spielt im globalen Produktionsnetzwerk von Novartis eine zentrale Rolle. Der Standort deckt die komplette Wertschöpfungskette für Biopharmazeutika ab – vom Wirkstoff bis zum fertigen Arzneimittel – und ist auch aus diesem Grund einer unserer wichtigsten Hubs. Derzeit investieren wir nirgendwo mehr als in Schaftenau“, sagt Steffen Lang, President Operations und Mitglied der Novartis-Konzernleitung.
Das Investitionsvolumen von 160 Mio. € für BioFuture stellt die aktuell größte Einzelinvestition innerhalb des weltweiten Produktionsnetzwerks von Novartis dar. Für Cell Culture 2 wurden insgesamt 145 Mio. € investiert. Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog sieht in der Eröffnung und den geleisteten Investitionen ein klares Sig-
Biotechnologie
Die Tiroler Standorte Kundl und Schaftenau werden von Novartis weiter kräftig ausgebaut.
nal an die Politik, die Rahmenbedingungen für Unternehmen am Standort zu verbessern: „Die Innovationskraft der heimischen Industrie wird durch eine Wirtschaftspolitik begünstigt, die strukturelle Hürden abbaut und auf ein zukunftsgerichtetes Steuersystem setzt.“
!80 neue Arbeitsplätze
Der Vollbetrieb der Anlage BioFuture schafft 80, jener von Cell Culture 2 100 zusätzliche Arbeitsplätze. Laut Mario Riesner, Geschäftsführer des Novartis Campus Kundl/Schaftenau, ist ein Großteil der Stellen schon besetzt. Wie bereits berichtet, sucht das Unternehmen nach wie vor an die 400 Mitarbeitende für den Standort. Dass es derzeit nicht so einfach ist, läge daran, dass gerade mehrere Pharmaunternehmen Personal suchen. Was die Zukunft des Standorts in Tirol angeht, so zeigt sich Steffen Lang „zuversichtlich“. Wie dagegen die Zukunft von Sandoz aussieht, beantwortete er nicht. Novartis hatte im Vorjahr angekündigt, die Generikatochter einer strategischen Prüfung zu unterziehen, um deren Wert für Aktionäre zu maximieren. Lang blieb dabei, dass er eine „erste richtungsweisende Entscheidung bis Ende des Jahres“ erwarte.
Neuer Megadeal in der Pharmabranche
Pfizer will für 11 Mrd. Euro den Migränespezialisten Biohaven kaufen.
NEW YORK. Der US-Pharmakonzern Pfizer übernimmt in einem Milliardendeal seinen bisherigen Partner Biohaven komplett. Die Vorstände beider Unternehmen hätten dem Zukauf zugestimmt, teilten die Firmen mit. Demnach will Pfizer bisherigen Biohaven-Aktionären je Aktie 148,50 USD (140,6 €) bezahlen. Das Angebot entspreche einem Aufschlag von 33% auf den volumengewichteten Durchschnittspreis der Aktie der vergangenen drei Monaten, hieß es weiter. Insgesamt belaufe sich die Transaktion damit auf einen Wert von rund 11 Mrd. €.
Kauf von Finanzinvestoren
Pfizer übernimmt laut der Vereinbarung bei Abschluss der Transaktion Schulden bei Dritten und leistet zudem Zahlungen, um alle ausstehenden Vorzugsaktien von Biohaven zurückzukaufen. Die US-Firma Biohaven arbeitet aktuell vor allem an Mitteln gegen neurologische Krankheiten.
Pfizer war im Zusammenhang mit einer Vermarktungskollaboration im Jänner mit einer kleineren Beteiligung beim Unternehmen eingestiegen, das sich im Besitz von Finanzinvestoren befindet. (red/ag)
© Pfizer Pharma