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Impfung im Anrollen Pharmagroßhandel rüstet sich für den Vertrieb

Logistik

Bundeskanzler Sebastian Kurz besuchte das Unternehmen Kwizda Pharmadistribution, um sich ein Bild über die logistischen Herausforderungen der Impfstoffverteilung zu machen.

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Corona-Impfung: Planungen laufen

Die ersten Hersteller haben Zulassungen beantragt, jetzt laufen Vorbereitungen in Österreich für Impfungen an.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/AMSTERDAM. Die USBiotechfirma Moderna und die deutsche Biontech mit dem USPartner Pfizer haben zu Wochenbeginn bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung ihres CoronavirusImpfstoffs in der EU beantragt.

Antigen-Tests laufen

Teststraßen

In der CoronaTeststrategie übernimmt das Austria Center Vienna, Österreichs größtes Veranstaltungszentrum, eine zentrale Rolle: Am überdachten Vorplatz können Menschen einen Schnelltest machen.

Massentests

In den ersten Bundesländern – darunter Wien – sind diese Woche die ersten Massentests angelaufen. Die Regierung will damit möglichst einen breiten Überblick über das Infektionsgeschehen erhalten. Wird diese erteilt, kann es mit Impfungen rasch gehen, denn die Hersteller haben bereits vor der Zulassung mit der Produktion begonnen. Dadurch könnten nach dem EMA-Okay aus Amsterdam die ersten Impfstoffe geliefert werden.

Großhandel bereitet sich vor

Der Großhandel zeigt sich jedenfalls gerüstet für die Verteilung der Impfstoffe; davon konnte sich auch am Wochenende auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ein Bild machen. Er besuchte gemeinsam mit Robin Rumler, dem Geschäftsführer der Pfizer Corporation Austria, Renée Gallo-Daniel, der Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller ÖVIH, und Thomas Brosch, dem Geschäftsführer von Kwizda Pharmahandel, das Unternehmen „Kwizda Pharmadistribution“ in Leopoldsdorf bei Wien.

„Wir sind ready für die Corona-Impfstoff-Distribution“, bekräftigte Brosch, der auch Vorstandsmitglied der österreichischen Arzneimittel-Vollgroßhändler (Phago) ist. Auch Phago-Präsident Andreas Windischbauer berichtete in einer Aussendung von einem Aufrüsten der Standorte der PhagoMitgliedsunternehmen. Bis Jahresende sei es dadurch möglich, rund drei Mio. Impfdosen bei minus 70 Grad zu lagern und in weiterer Folge zu verteilen, sagte Brosch: „Auch alle anderen in Diskussion stehenden Temperaturbereiche können von den über ganz Österreich verteilten 23 Standorten der Arzneimittelgroßhändler abgedeckt werden“, führte Brosch aus. Rumler bezeichnete sein Unternehmen als „Experten seit vielen Jahren am Impfstoffsektor“. Gemeinsam mit Biontech habe Pfizer das Rad bei der Entwicklung für Covid-19-Vakzine daher „nicht neu erfinden“ müssen. Von einer Bündelung vieler Kräfte bei der Etablierung eines Impfstoffs gegen Covid-19 sprach auch Renée Gallo-Daniel; sie verwies darauf, dass es keine Zulassung geben werde, ohne dass Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität nachgewiesen seien.

Flughafen ist startklar

Gut gerüstet zeigt sich auch der Flughafen Wien. „Mit dem Pharma Handling Center verfügt der Airport über ein leistungsfähiges Kompetenzzentrum, um etwa kühlpflichtige Impfstoffe ohne Unterbrechung der Kühlkette schnell und mit der nötigen Sorgfalt zu den Empfängern zu bringen“, sagte Verkehrsstaatssekretär Magnus Brunner bei einem Besuch vor Ort.

© Phago Phago-Präsident Andreas Windischbauer sieht Großhandel gerüstet.

Engpässe vermeiden

Die Medizinprodukte-Branche fordert Maßnahmen für mehr Versorgungssicherheit; Austromed legt „Weißbuch“ vor.

••• Von Katrin Pfanner

WIEN. Die Coronakrise habe Schwächen im österreichischen Gesundheitssystem offengelegt, was die Versorgung mit Medizinprodukten betrifft. Diese Zwischenbilanz legte die Medizinprodukte-Branche am Montag vor und richtete in einem „Weißbuch Medizinprodukte“ Forderungen an die Politik, um künftig Engpässe zu vermeiden.

Kritik an Preisdruck

Alltägliche Güter für Gesundheitseinrichtungen wie medizinische Schutzausrüstung waren beziehungsweise seien teilweise noch immer Mangelware oder nicht qualitätsgesichert verfügbar, so die Interessensvertretung Austromed. Das sei auch eine Konsequenz

Mit besserer Planung und engerer Abstimmung lassen sich Versorgungsengpässe vermeiden.

aus dem steigenden Preisdruck auf Hersteller und Händler, der globalisierte Produktions- und Beschaffungsprozesse und damit lange Lieferketten zur Folge habe. Außerdem fehle in Österreich ein bundesweites Konzept für eine Pandemie-Bevorratung. „Mit besserer Planung, veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen und engerer

„Die Medizinprodukte-Branche ist Wirtschaftsfaktor und Innovationstreiberin“, betont Austromed-Präsident Gerald Gschlössl.

© Oliver Miller-Aichholz

Abstimmung zwischen allen Stakeholdern lassen sich Versorgungsengpässe und Qualitätsmängel, wie wir sie 2020 erlebt haben, vermeiden – im Pandemiefall, aber auch im Regelbetrieb“, sagte AustromedPräsident Gerald Gschlössl.

Im „Weißbuch Medizinprodukte“ erhebt die Austromed eine Reihe von Forderungen. In Sachen Versorgungssicherheit müsse die Branche künftig stärker eingebunden werden, sowohl bei der Vorbereitung auf Pandemien als auch im Ernstfall. Beschaffer und Lieferanten sollten auf Augenhöhe agieren. „Hohe Qualitätsstandards und wechselseitige Verpflichtungen in Beschaffungsverfahren steigern deren Fairness und die Versorgungssicherheit“, hieß es dazu. Die Pandemie-Lagerhaltung dürfe nicht auf Kosten von Industrie und Handel erfolgen, von einer Einbindung der Medizinprodukte-Branche könne das gesamte Gesundheitssystem profitieren.

Die Branche erzielte im Vorjahr 9,1 Mrd. € Umsatz; indirekt – also inklusive Vorleistung, Konsum und Investitionen – lagen die volkswirtschaftlichen Effekte bei 16,7 Mrd. €. Darüber hinaus sichert die Branche (direkt und indirekt) etwa 56.000 Arbeitsplätze.

LIEFERENGPÄSSE

Apotheken suchen Auswege

WIEN/BERLIN. Immer mehr Patienten in Europa sind von Lieferengpässen bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln betroffen. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat deshalb diese Woche anlässlich einer EU-weiten Fachkonferenz „Lieferengpässe bei Arzneimitteln: Aufgeben? Lösungen finden!“ eine triste Bilanz vorgelegt.

EU-weite Probleme

„Nicht nur Blutdrucksenker, Magensäureblocker oder Schmerzmittel, sondern auch Medikamente gegen Depressionen, Epilepsie oder Parkinson sind von Lieferengpässen betroffen. Die Apotheker in ganz Europa betreiben einen großen Aufwand, um ihre Patienten mit gleichwertigen Präparaten zu versorgen“, sagt ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold, der für das Jahr 2021 auch zum Vizepräsidenten des Zusammenschlusses der Apotheker in der Europäischen Union (ZAEU) gewählt wurde. (red)

© APA/Hemut Fohringer

Fehlende Medikamente

Apotheker und Pharmabranche diskutierten im Rahmen des deutschen EU-Vorsitzes Engpässe.

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