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Große Hürde Impflogistik Fortschritte bei einer potenziellen Corona-Impfung

Corona

Weltweit wird mit Hochdruck an einer Impfung gegen das Coronavirus SARS-Cov-2 geforscht.

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Impflogistik wird fung möglichst rasch verbreitet werden kann. Eine Hürde ist dabei die Lagertemperatur. eine große Hürde Das Mittel von Biontech/Pfizer muss gefroren bei rund minus 70 Grad bis zum Ort des Impfens transportiert werden, wie 26COV2 begonnen. Probanden Pfizer am Dienstag mitteilte. An Nach Biontech/Pfizer melden weitere Pharmafirmen den Impfzentren könnten nach Angaben des Pharmakonzerns Fortschritte bei einer potenziellen Corona-Impfung. kleine, tragbare Ultra-NiedrigTemperatur-Gefrierschränke angeschafft werden, die die ••• Von Martin Rümmele Demnach bietet ihre Impfung Southampton mitleitet. Parallel nate verlängern könnten, hieß es. einen mehr als 90%igen Schutz forscht das Unternehmen mit WIEN/NEW YORK. Im globa- vor Covid-19, noch in diesem 60.000 Testpersonen, ob auch Kühltemperatur unklar len Rennen um einen Corona- Monat ist der Antrag für eine eine einzelne Impfdosis ausrei- Der Corona-Impfstoffkandidat Impfstoff hat ein weiteres For- Notfallgenehmigung in den USA chend Schutz gegen eine Infek- von Sanofi soll nach Angaben schungsprojekt einen großen geplant. Pfizer-Österreich-Chef tion bietet. des Unternehmens bei normaler Erfolg gemeldet. Das Mittel Robin Rumler erwartet eine Zu- Eine Hürde wird allerdings Kühlschranktemperatur gelades US-Biotechkonzerns Mo- lassung des Impfstoffs bis Jah- die Logistik sein – hier sind gert werden können; Moderna derna zeigte nach Angaben des resende. noch viele Fragen offen. In Ös- teilte mit, dass das Präparat bei Unternehmens in einer Zwi- Das Medikament des Phar- terreich wird derzeit an einem minus 20 Grad bis zu sechs Moschenanalyse eine Wirksam- makonzerns Sanofi wiederum Konzept gearbeitet, wie die Imp- nate gelagert werden kann. keit von 94,5% beim Schutz vor soll im Juni 2021 fertig zur AusCovid-19. Moderna erwartet, in lieferung sein. Der Impfstoffden kommenden Wochen in den kandidat befindet sich derzeit USA eine Notfallgenehmigung in der Phase-II der klinischen beantragen zu können; die Eu- Studien. Der US-Arzneimittelropäische Arzneimittelagentur hersteller Johnson & Johnson EMA leitete am Montag einen hat in Großbritannien eine neue beschleunigten Zulassungspro- Spätstudie für seinen experizess ein. mentellen Corona-Impfstoff AdHaltbarkeit auf bis zu sechs MoZulassung bis Ende 2020? Eine Woche davor hatten die deutsche Biotechfirma Biontech und ihr US-Partner Pfizer als weltweit erste Unternehmen einen Erfolg aus ihrer entscheierhielten entweder zwei Dosen des Vakzins oder ein Placebo in einem Abstand von 57 Tagen, sagte Saul Faust, Professor für pädiatrische Immunologie und Infektionskrankheiten, der die © APA/AFP/Daniel Roland denden Studie veröffentlicht. Studie am Universitätsklinikum Biontech und Pfizer hoffen, den ersten Impfstoff auf den Markt zu bringen.

© APA/Barbara Gindl Unternehmensberater warnen, dass Corona-Beihilfen Investitionen und Transformationsprozesse verzögern.

Strukturwandel fehlt

Der neue Lockdown trifft die Wirtschaft erneut hart. Experten sehen aber auch eine Bremse für einen Strukturwandel.

WIEN/BERLIN. Der neuerliche Lockdown trifft die Wirtschaft hart. Wirtschaftskammer und Industrievertreter zeigen zwar Verständnis, pochen aber auch auf Unterstützung. Wichtig sei, die Betriebe zu unterstützen und ihnen eine klare Perspektive zu geben, sagen WKÖ-Präsident Harald Mahrer und WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Zur Abmilderung der wirtschaftliWIEN/BERLIN. Die Corona-Pandemie könnte zu einer Nachfragekrise führen, wenn die soziale Ungleichheit wächst, warnen Experten. „Die Corona-Hilfen führen zu einer Umverteilung von unten nach oben. Öffentliche Gelder sollten dafür verwendet werden, eine soziale Krise abzuwenden. Die Corona-Hilfen sind für viele Betroffene nicht ausreichend. Arbeitslose, Armutschen Schäden braucht es eine weitere gezielte Unterstützung für die Unternehmen.

Lob für Maßnahmen

„Positiv hervorzuheben ist, dass der im ‚Lockdown light‘ vom Finanzministerium umgesetzte Umsatzersatz bisher sehr gut funktioniert hat. Wir gehen davon aus, dass ähnliche Modelle gleich unbürokratisch und betroffene und Familien lassen wir de facto im Regen stehen“, sagt der Direktor der Volkshilfe Österreich, Erich Fenninger.

Lob für Maßnahmen

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, befürchtet, dass die Ungleichheit wegen der Coronakrise wächst. „Wir haben schon heute einen rasch für die nun zusätzlich betroffenen Betriebe zur Verfügung stehen“, teilen die WKÖSpitzen mit. Appelliert wird aber auch an die Bevölkerung: „Wir alle haben es jetzt gemeinsam in der Hand, wie lange dieser Lockdown dauern muss und wie schnell wir wieder zu einer Form der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Normalität zurückkehren können“, sagt ungewöhnlich großen Niedriglohnbereich.“ Von der Politik vermisst er eine Vision für die Zeit nach der Krise. „Es geht um die langfristige Transformation. Klimaschutz und Digitalisierung sind zwei Prioritäten.“ Sozial- und Gesundheitsminister Rudolf Anschober fordert von der EU ein koordiniertes Vorgehen, um soziale Systeme in Europa zu stärken. (red) Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung.

Experten sehen aber auch die Wirtschaft selbst gefordert, auch Präventivmaßnahmen für die Zeit nach dem Lockdown zu setzen. Kurzarbeit als Folge der Coronakrise behindere die Erneuerung in deutschen Großunternehmen, berichtet die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) – etwa die Hälfte von in einer Umfrage befragten Firmen mit Kurzarbeit habe Innovationsprojekte gestoppt oder deutlich verlangsamt. Zugleich hätten vier von zehn Unternehmen angegeben, sie hätten ohne Kurzarbeit Arbeitsplätze abbauen müssen.

Hilfe bremst Transformation

BCG hatte Entscheidungsträger von 70 deutschen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von jeweils mehr als 1 Mrd. € befragt. „Kurzarbeit hilft, die akute Krise zu meistern“, sagte BostonConsulting-Manager Reinhard Messenböck. „Zu lange eingesetzt, kann sie jedoch überholte Strukturen festigen und so die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen gefährden.“ Es bestehe die Gefahr, im internationalen Vergleich weiter zurückzufallen, wenn sich Transformationspro-

Pandemie als soziale Krise immer sichtbarer

Ungleichheit wächst; Anschober fordert koordiniertes Vorgehen der EU.

jekte weiter verzögern. (rüm)

© APA/Herbert Pfarrhofer Die Armut nimmt in der Coronakrise zu, warnen Experten.

TELEMEDIZIN

Uniqa forciert digitale Hilfen

WIEN. Angesichts steigender Infektionszahlen gewährleistet Telemedizin medizinische Beratung und Versorgung ohne zusätzliche Gesundheitsrisiken. Das führt auch zu entsprechenden Angeboten. „Im ersten Lockdown haben wir unser telemedizinisches Angebot erfolgreich pilotiert und mittlerweile in unsere Regelprozesse aufgenommen“, erklärt Uniqa-Vorstand Peter Eichler (Bild). Patienten würden sich mit einer telemedizinischen Konsultation einen möglichen Weg ins Spital sparen. „Mit unserem Service wird das Gesundheitssystem entlastet und die Corona-Ansteckungsgefahr auch während der zweiten Covid-19-Welle verringert.“

Zusätzliche Angebote

„Zudem konnten wir seit dem Start einige Optimierungen durchführen, um die Kundenzufriedenheit noch weiter zu erhöhen“, berichtet Eichler. Uniqa bietet seit Beginn des ersten Lockdowns im März für alle rund 230.000 Kunden mit einer Uniqa Krankenversicherung, die das Zusatzpaket „Akut-Versorgt“ abgeschlossen haben, die Möglichkeit zur Telemedizin. (red)

Lernen aus der Krise

Komplexitätsforscher fordern während des Lockdowns Vorbereitungen auf die Zeit danach und Präventionskonzepte gegen eine dritte Welle.

© APA/AFP/Christophe Archambault Der leichte Lockdown hat nicht das Ziel erreicht, dass die Infektionszahlen deutlich zurückgehen.

••• Von Katrin Pfanner

WIEN. Angesichts der aktuellen Covid-19-Entwicklung führte kein Weg am harten Lockdown vorbei, sagt Peter Klimek, Wissenschafter vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der MedUni Wien „Die Fallzahlen sind viel zu hoch.“ Bis Anfang Dezember lande man hoffentlich bei 1.000 bis 2.000 Neuinfektionen pro Tag. Bis dahin müsse aber die Lernkurve zu PrävenWIEN. Das Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI) hat versucht, die Lehren aus der Pandemie zusammenzutragen; dazu wurden Dialoge mit Ärzten, Politikern, Behörden- und Interessensvertretern, Wissenschaftern und Journalisten geführt. Das habe Stärken und Schwächen im Umgang mit SARS-CoV-2 gezeigt, sagte FOPI-Präsident Ingo Raitionsmaßnahmen deutlich steigen, um einen neuerlichen Shutdown zu vermeiden.

Nachverfolgung wichtig

Leider habe der leichte Lockdown, mit dem Ziel der Reduktion der Freizeitkontakte, nicht das Erhoffte gebracht. Ob das neuerliche Herunterfahren Österreichs nun auch längerfristig seinen Zweck erfüllt, „kommt auf die Folgestrategie an“. Hier brauche es deutliche Verbessemon. Als Erkenntnisse hätten sich die nicht immer sichtbare zentrale Rolle eines ausreichend finanzierten Gesundheitssystems, der Wert der medizinisch-klinischen Forschung, die Notwendigkeit von offener Kommunikation der Gremien, die sich mit Krisenbewältigung auseinandersetzen, oder der Gesundheitsbildung der Bevölkerung herauskristallisiert. (rüm) rungen, damit nicht nach dem Weihnachtgeschäft mit vollen Einkaufszentren und Familientreffen in der Folge wieder ein dritter Lockdown unter dem Christbaum liegt. Ganz zentral sei das hinlänglich bekannte „Testen, Tracen, Isolieren“, das schlecht funktioniert hat. „Das muss aufgestockt werden“, sagt Klimek. Es brauche zudem praktikable und datenschutzkonforme, digitale Lösungen zur Kon-

© Uniqa/Keinrath

„Grünbuch“ sucht Auswege

Pharmaverband FOPI präsentierte Lösungen.

taktnachverfolgung. (ag)

© FOPI/APA-Fotoservice/Hörmandinger

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