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JOB AND CAREER FOR WOMEN  91

Freitag, 4. September 2015

Einmal Klagenfurt– Sri Lanka und zurück Nach Hotels in Wien und Dickwella denkt die „gelernte“ Ärztin Petra Hollmann gemeinsam mit ihrem Mann Robert über ein weiteres Haus auf der Kärntner Turrach nach … . Word-Rap

10 Fragen an Petra Hollmann

••• Von Paul Christian Jezek

Schnitzeljagd bringt Ehemann 2007 lernte sie auf einer Schnitzeljagd durchs Ausseerland den Wiener Robert Hollmann kennen. Der gelernte Koch und Zuckerbäcker, leidenschaftlicher Gastgeber und Schauspieler in Personalunion, Besitzer und Gründer des charmanten Wiener Boutique- & DesignHotels Hollmanns Beletage (einer Art Edel-WG für reisende Individualisten im Herzen von Wien) und des Hollmann Salons im Heiligenkreuzerhof (einer Stätte der Wiener Wirtshauskultur) machte anscheinend einen guten Eindruck auf die Ärztin, denn schon im Jahr darauf gaben sich die beiden im romantischen Maria Wörth das Jawort, und die erste Tochter wurde bald darauf geboren. 2010, während ­Petra Hollmann Töchterchen Nummer zwei erwartete, ging auch ihr Mann Robert schwanger – mit der Idee für sein neuestes Hotel-Projekt: Ein Hotel am Meer, an einem Ort, wo es immer warm ist und alle miteinander schön leben können. Nach intensiven Recherchen und langer Suche mit einem Partner vor Ort fiel die Wahl auf ein Grundstück bei Dickwella an der Südspitze Sri Lankas, traumhaft schön auf einer mit Palmen bewachsenen Anhöhe über dem Indischen Ozean gelegen. Monate zäher Ver-

handlungen folgten, komplizierte Rechtsvorschriften mussten befolgt, Finanztransaktionen getätigt werden, bis schließlich der Kauf im Mai 2011 perfekt war. Petra Hollmann verpachtete ihre Praxis und wanderte 2012 mit Ehemann und den beiden zwei und vier Jahre alten Töchtern nach Sri Lanka aus, um das UTMT, das Underneath The Mango Tree Spa Resort Hotel, aufzubauen. Jedoch sind das Tropenklima und die örtliche Bürokratie für Bauherren (und -frauen!) stets für verschiedenste Überraschungen gut. Nur wenige Holzarten halten dem Klima und den Termiten

einrechnet, kann man sich vorstellen, vor welchen Herausforderungen die Bauherren standen. Bis zu 250 Menschen arbeiteten zugleich auf der Baustelle, ganz bewusst wurden Materialien und die Handwerkskunst Sri Lankas aufgegriffen. Doch die vielen Herausforderungen ließen das Ehepaar Hollmann zur Höchstform auflaufen: An einem Freitag, dem 13. (Dezember 2013) war es so weit, und das UTMT konnte planmäßig eröffnet werden: Ein lockeres Ensemble von mehreren Gebäuden liegt zwischen rund 300 Palmen, von denen keine einzige gefällt werden musste. Die

Petra Hollmann kümmerte sich um die Buchungen und trieb die Promotion und die Entwicklung des UTMT voran. Zugleich blieb sie ihrer medizinischen Berufung treu. Allerdings durfte sie auf Sri Lanka nicht als Ärztin praktizieren, also unterstützte sie das Gesundheitswesen vor Ort eben auf andere Weise. So betreute sie den Ausbau einer Frauen-Vorsorgestation in Dickwella, sammelte in der Heimat Geld und Sachspenden für ein Altersheim und konnte bereits zwei Ultraschallgeräte, einen gynäkologischen Stuhl und viele Kleingeräte an das allgemeine Krankenhaus in Matara vermitteln.

1. Als Kind wollte ich immer schon … viel reisen. 2. Erfolg ist … glücklich zu sein. 3. Für die Karriere ist wichtig: Zu wissen, was man will, aber noch wichtiger ist, zu wissen, was man nicht will. 4. Mein Lebensmotto: Red nicht drüber – mach es! 5. Jungen Menschen würde ich raten: Geht offen auf andere Personen, auch auf andere Kulturen, zu und habt keine Angst vor dem Fremden! 6. Die Bedeutung von Geld ist … nicht unerheblich. 7. Ein Buch, das mich berührt hat: „Vom Inder, der auf dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden“ von Per J. Andersson. 8. Wohin ich unbedingt reisen möchte: Afrika. 9. Woran in glaube: an ein friedliches Miteinander. 10. In 20 Jahren werde ich … mit meinem Mann irgendwo am Meer sitzen und die Gesellschaft unserer Enkel genießen.

Robert: Der Mann an ihrer Seite

© UTMT (4)

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s war eine echte Gewissensfrage, vor der die Kärntner Frauenärztin Petra Hollmann vor einigen Jahren stand: „Wohin würdest du gehen wollen?“, fragte sie ihr Ehemann Robert. Der Hotelier und Schauspieler träumte nämlich davon, ein Hotel am Meer zu bauen. Dass sie gerade ihr drittes Kind erwartete, machte die Entscheidung auch nicht leichter. Wofür wäre sie bereit, ihre Arztpraxis in Klagenfurt aufzugeben, um irgendwo an einem schönen, südlichen Meeresstrand, wo es immer warm ist, ein komplett neues Leben zu beginnen? Die Antwort lautete nach langem, intensivem Nachdenken Asien. Die Mystik und Spiritualität Asiens hatten sie schon lange fasziniert. Bevor sich Hollmann auf das Abenteuer Sri Lanka einließ, hatte sie schon viel auf die Beine gestellt: Ihre Schulbildung absolvierte sie in der Heimatstadt Klagenfurt, das Medizinstudium in Graz. Zwischen der Ausbildung zur praktischer Ärztin und der Ausbildung zur Fachärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe in St. Veit brachte sie 1994 ihren Sohn zur Welt. 2001 eröffnete sie eine Privatpraxis in Klagenfurt und gründete 2003 eine zweite in Wolfsberg.

Petra Hollmann hat im Dezember 2013 mit ihrem Mann Robert das Beach & Spa Resort „Underneath the Mango Tree“ (UTMT) eröffnet.

stand, und die salzhaltige, feuchtwarme Luft lässt eine „rostfreie“ Edelstahlschraube nach einem halben Jahr so aussehen, als wäre sie zu Königin Viktorias Zeiten ins Holz geschraubt worden. Wenn die Zollbeamten nicht einsehen wollen, wozu man so viele Klobrillen braucht, kann ein Schiffscontainer schon mal ein paar Monate beim Zoll hängen bleiben. Und auch auf ein vollkommen anderes Zeitgefühl muss man sich als Europäer einstellen. Angeblich macht man ja erst beim dritten Hausbau alles einigermaßen richtig. Und wenn man nun neben Tropenklima und Bürokratie auch noch europäisch-asiatische Mentalitätsunterschiede

Beachresort Hinter dem innovativen Konzept stecken zwei ganz besondere Köpfe, deren Werdegänge ebenso interessant wie inspirierend sind.

Architektur greift die Bautraditionen von Sri Lanka auf, Nachhaltigkeit und Schonung der Ressourcen waren wichtige Vorgaben von­ seiten des Bauherrn. Wie in einem Bergdorf liegen in der charmanten, wienerisch-singhalesischen Melange aus Strand-, Ayurveda-, Boutique-Hotel mehrere Gebäude, von denen keines dem anderen gleicht, zwischen rund 300 Palmen und einigen jungen Mangobäumen. Schließlich heißt es ja „unter dem Mangobaum“. Inner- und außerhalb des Resorts erwarten die Gäste Begegnungen mit der einmaligen Kultur und Natur Sri Lankas, das allein acht UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten beherbergt.

Fortsetzung folgt: Turracher H ­ öhe Jetzt, da der Hotelbetrieb gut angelaufen ist, könnte sich Petra Hollmann ein wenig zurücklehnen und ihr Tropenparadies genießen. Doch die ältere Tochter muss ja jetzt im Herbst in die Schule, also ging es im Mai 2015 wieder zurück nach Klagenfurt. Petra wird also von Kärnten aus das Marketing und die Buchungszentrale sowie ihre sozialen Projekte organisieren, ihr Mann Robert spinnt schon wieder neue Pläne. Denn zu einem Stadtund einem Strandhotel gehört unbedingt noch eine Bleibe auf der Alm, natürlich im Hollmannschen Stil. Ein schönes Plätzchen auf der Kärntner Turrach haben die beiden schon gefunden …

Hotelier, Schauspieler, Koch und Zuckerbäcker Robert Hollmanns ursprünglicher Berufswunsch war, Schauspieler zu werden, doch die Eltern bestanden darauf, dass der Bub etwas Anständiges, Solides lernt. Also ging er beim Hofzuckerbäcker Heiner in die Lehre, absolvierte dazu eine Kochlehre und die Hotelfachschule. Doch der alte Traum von der Schauspielerei lebte immer noch in ihm, auch nachdem er in Wien, New York und Honolulu am Herd gestanden war. Also bewarb er sich in Wien an einer Schauspielschule und finanzierte sein Studium mit einem Engagement am Burgtheater – „learning by doing“ nennt man das wohl. 17 Jahre lang spielte er auf Bühnen in Wien, Regensburg und im Schlossparktheater Berlin, als Frosch in der Operette „Die Fledermaus“ ging er mit der Staatsoper Hamburg auf Japan-Tournee. Als er Lust bekam, selbst Regie zu führen, schuf er sich seine eigene Bühne und eröffnete 2003 Hollmanns Beletage. 2007 lernte er im Ausseerland seine zukünftige Frau Petra kennen …


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