wissen|leben Nr. 8 2019

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Dezember 2019 / Januar 2020

Inkubator für innovative Forschungsideen Stiftung WWU Münster feiert zehnjähriges Jubiläum und blickt auf viele erfolgreiche Förderprojekte zurück

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as haben die argentinische Mikrobiologin Dr. Maria Laura Ferreira und der interaktive BaumErlebnispfad im Schlossgarten gemeinsam? Antwort: Die Stiftung WWU Münster hat sie gefördert und damit einen Forschungsaufenthalt und ein Projekt finanziert, die es ohne Spenden und Zustiftungen privater Förderer nicht gegeben hätte. Dies sind nur zwei Beispiele für die Vielzahl unterschiedlicher Projekte, die die Stiftung ermöglicht hat. Seit 2009 fördert sie Projekte und Personen in der Spitzenforschung, Nachwuchskräfte und den Wissenstransfer an der Universität Münster. Hans-Bernd Wolberg, Alumnus der Universität Münster, ist seit Juni 2019 Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung – er verfolgt große Zukunftspläne. „In den kommenden Jahren möchten wir das Kapital der Stiftung und das Spendenaufkommen deutlich erhöhen.“ Der ehemalige stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DZ Bank in Frankfurt weiß jedoch, dass das mit viel Arbeit verbunden ist. „Wir müssen potenzielle Stifter und Förderer davon überzeugen, dass sich ihr finanzieller Einsatz für die WWU lohnt und dass sie damit einen wichtigen Beitrag für Bildung und Forschung und damit für die Gesellschaft leisten. Das gelingt umso eher bei denen, die sich persönlich mit der Universität Münster verbunden fühlen.“ Daher möchte Hans-Bernd Wolberg zukünftig vor allem Alumni überzeugen, sich für die WWU zu engagieren. „Mein Studium an der WWU war für mich ein großer Gewinn, von dem ich Zeit meines Berufslebens profitiert habe. Ich hoffe, mit dieser Einstellung weitere Alumni zu gewinnen, ihrer Alma Mater etwas von dem zurückzugeben, das sie sich nicht zuletzt dank ihres Studiums erarbeiten konnten.“ Die Möglichkeiten der Spenden und Förderungen sind genauso vielfältig wie die unterschiedlichen Projekte und Programme (siehe Infokasten). Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses nehmen Universität und Stiftung dabei besonders in den Fokus – als gesellschaftliche Verpflichtung und zur Sicherung der eigenen Entwicklung. So hat die Universität beispielsweise das Stipendienprogramm „ProTalent“ eingerichtet, das herausragende Studierende finanziell unterstützt. „Für viele Stifter eines Stipendiums ist dies

DAS KLEINE EINMALEINS DER STIFTUNGEN

Die Stiftung WWU fördert zahlreiche Projekte, darunter den WWU-Citizen-Science-Wettbewerb zur Stärkung der Bürgerwissenschaft (oben links). Im Jahr 2017 übernahm sie das Wettbewerbs-Preisgeld für die besten Gestaltungsideen für den zukünftigen Musik-Campus (oben rechts). Den diesjährigen „Dr. Andreas Dombret-Preis“ erhielt Dr. Daniel Westmattelmann (unten links). Das Stipendienprogramm „ProTalent“ unterstützt herFotos: WWU - Peter Leßmann (2) / Lukas Holling / Thomas Mohn ausragende Studierende.

eine schöne Gelegenheit, die Karriere der ausgewählten Studierenden persönlich zu fördern und zu begleiten“, sagt Petra Bölling, Geschäftsführerin der Stiftung und Leiterin der Stabsstelle Universitätsförderung. Die Stiftung hat in diesem Programm bisher 74 besonders begabte und sozial engagierte Studierende mit Stipendien unterstützt, die Freiraum und Unabhängigkeit während des Studiums erlauben. Darüber hinaus gibt es zweckgebundene Stiftungsprogramme wie zum Beispiel die Dr. Andreas Dombret-Stiftung. Sie zeichnet alljährlich eine Dissertation im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften aus, die Theorie und Praxis besonders gut verbindet. Ob Individualförderung oder die Realisierung ganzer Projekte – erklärtes Ziel der Stiftung ist es, die Reputation der Universität dauerhaft und nachhaltig zu sichern. Dabei

fungiert die Stiftung als Inkubator, um Innovationen anzuschieben. „Wir möchten die Universität mit freien finanziellen Mitteln ausstatten. Damit fördern wir kreative und innovative Forschungsideen mit viel Potenzial, gerade auch in ihrer Anfangsphase. Unser Ziel ist es, dass diese finanziellen Impulse in eine langfristige Unterstützung oder Verstetigung der jeweiligen Projekte übergehen“, erklärt Petra Bölling. Zudem stößt die Stiftung wichtige Diskussionen an, wie zum Beispiel mit der Förderung des studentischen Wettbewerbs für den zukünftigen Musik-Campus der Universität und der Stadt Münster. Für die besten Gestaltungsideen hat die Stiftung 2017 die Finanzierung der Preisgelder in Höhe von 2.500 Euro übernommen. Ein neues Projekt, das der Stiftung am Herzen liegt, ist der WWU-Citizen-Science-

Wettbewerb. Bürger setzen sich dabei mit Wissenschaftlern der WWU in verschiedenen Projekten mit Forschungsthemen und mit der wissenschaftlichen Arbeitsweise auseinander. „Wir möchten Wissenschaftler dazu ermutigen, die vielfältigen Möglichkeiten der Bürgerwissenschaft zu nutzen und die Öffentlichkeit aktiv in die verschiedenen Phasen der Forschungsprojekte zu integrieren“, sagt Hans-Bernd Wolberg. „Die Universität versteht sich als Motor des gesellschaftlichen Fortschritts. Der Wissenstransfer von der Forschung hinaus in die Welt und der Dialog mit der Gesellschaft auf Augenhöhe sind uns deshalb zentrale Anliegen.“ Kathrin Kottke Save the date: Die Stiftung WWU feiert am 5. Oktober 2020 ihr zehnjähriges Jubiläum und lädt alle Interessierten dazu ein.

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Zustiftungen sind eine nicht zweckgebundene Zuwendung an eine Stiftung und unterstützen somit die Stiftungsarbeit als Ganzes. Die Stiftungsgremien wählen Projekte aus, die mit den Erträgen aus dem Gesamtvermögen gefördert werden. Treuhandstiftungen gründet der Stifter, um ein Projekt zu fördern, das dem Stifter am Herzen liegt. Treuhänderisch verwaltet werden sie durch die Stiftung WWU – das reduziert Bürokratie und erhöht das Mitbestimmungsrecht. Stiftungsfonds sind zweckgebundene Zustiftungen. Der Fonds ist eine interessante Alternative zur Treuhandstiftung, da seine Verwaltung unbürokratisch ist. Er kann beispielsweise den Namen des Stifters tragen und einem bestimmten WWU-Förderbereich gewidmet werden. Verbrauchsstiftungen schütten nicht nur Erträge, sondern das gesamte Kapital aus. Die Laufzeit ist begrenzt und endet spätestens, wenn der gewünschte Zweck erfüllt ist, zum Beispiel die Entwicklung eines Heilmittels. Der Vorteil: In Zeiten niedriger Zinsen kann das Kapital schneller, aber dennoch nachhaltig wirken. Vermächtnisse oder Erbschaften kommen dem Gemeinwohl ohne Abzüge zugute. Der Verfasser eines Testaments kann die Stiftung WWU als Erbin, Miterbin oder Vermächtnisnehmerin einsetzen.

KONTAKT Stiftung WWU Münster Petra Bölling, Geschäftsführerin Schlossplatz 2, 48149 Münster Telefon: 0251 83-22466 E-Mail: wwu.stiftung@uni-muenster.de www.wwu.de/foerdern/wwu-stiftung Spendenkonto Sparkasse Münsterland Ost IBAN: DE17 4005 0150 0000 5790 37 BIC: WELADED1MST

IMPRESSUM

Auf ein Stück

Herausgeber: Der Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

Verlag: Aschendorff Medien GmbH & Co. KG Druck: Aschendorff Druckzentrum GmbH & Co. KG Anzeigenverwaltung: Aschendorff Service Center GmbH & Co. KG Tel. 0251 690-4690 Fax: 0251 690-517/18

Die Zeitung ist das offizielle Organ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Der Bezugspreis ist im Jahresbeitrag der Universitätsgesellschaft Münster e.V. enthalten.

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... Lars Fischer, Mitarbeiter in der Zentralen Raumvergabe

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er große Stadtplan mit rund 250 eingezeichneten WWU-Adressen und zahlreiche Raumpläne von Hörsälen an den Bürowänden verraten schnell, womit sich Lars Fischer täglich beschäftigt. „Mittlerweile habe ich fast alle Räume, die wir verwalten, einmal live gesehen – und das sind immerhin fast 160“, berichtet er mit Blick auf die Zettelwand hinter seinem Schreibtisch. Dabei arbeitet der 47-Jährige erst seit Januar in der Zentralen Raumvergabe. Er ist insbesondere für Tagungen, Kongresse, Großveranstaltungen und die Vergabe des Landhauses Rothenberge verantwortlich. Sein Weg dorthin ist für einen Mitarbeiter der Verwaltung außergewöhnlich. 20 Jahre lang war Lars Fischer Musicaldarsteller und trat vor allem als Tänzer auf. Nach seiner Ausbildung in Hamburg und London tourte er mit „Musicals Go Dance“ und der „Wildlife Jazz Company“ durch England und spielte danach unter anderem in Musicals wie „West Side Story“, „Evita“ oder der „Rocky Horror Show“. „Das war eine tolle Zeit. Allerdings ist dieser Job körperlich sehr fordernd. Deswegen ist es vernünftig, sich frühzeitig Gedanken über die Zukunft zu machen“, erklärt er. Daher fing Lars Fischer – neben seiner Tätigkeit als Bühnendarsteller und Tanzdozent – 2011 im Veranstaltungsmanagement der WWU Weiterbildung an, wo er eine Umschulung zum Veranstaltungskaufmann machte. Im Januar 2019 wechselte er in die Zentrale Raumvergabe. Trotz des großen Kontrasts fiel ihm der Schritt von der Bühne ins Büro leicht. „Ich habe schon immer gern Dinge organisiert und mag besonders, dass ich die Menschen, die bei uns anrufen, beim Gelingen ihrer Projekte unterstützen kann.“ Als Ansprechpartner für Großveranstaltungen ist er häufig Berater in organisatorischen Fragen. Haben die Gastgeber an das Catering gedacht? Haben sie den

Brandschutz im Blick? Haben sie ausreichend Hotelzimmer und einen Shuttle-Service organisiert? Lars Fischer hat all diese Punkte im Blick. Immer. Obwohl allein die Anfragen für diesen Monat einen halben Ordner füllen, bekommt er bereits Raumanfragen für das Jahr 2022. „Die Organisation und ein gutes Ordnungssystem sind das A und O“, weiß er. „Gerade, wenn mal etwas schiefgeht, darf man sich nicht verzetteln, sondern muss lösungsorientiert arbeiten.“ Umso schöner sei es, zu sehen, dass große Events wie der weltgrößte Kongress der Sportpsychologie in diesem Jahr reibungslos über die Bühne gingen, erinnert er sich gerne an eine seiner ersten großen Veranstaltungen an der WWU. Neben den Großveranstaltungen kümmert sich Lars Fischer mit seinen drei Kolleginnen vor allem um das Tagesgeschäft der Abteilung. Und das bedeutet: Sie vergeben Räume mehr oder weniger im Minutentakt. Nachdem zu Beginn des Semesters die Räume für die Lehrveranstaltungen aller 15 Fachbereiche gebucht werden, bleiben die Telefone auch in der Vorlesungszeit selten stumm. „Bei uns laufen pro Semester rund 8.000 Raumanfragen auf – telefonisch, per Mail oder über das Buchungssystem HIS/LSF. Noch nicht eingerechnet sind die Anfragen der Verwaltung, der 120 Hochschulgruppen sowie mein Bereich der Großveranstaltungen“, rechnet er vor. So sehr ihm die Arbeit in der Zentralen Raumvergabe auch gefällt, ganz an den Nagel hängen konnte Lars Fischer seine Musical-Leidenschaft nicht. In seiner Freizeit unterrichtet er nach wie vor Tänzer an den Ballettschulen in Münster, Greven und Steinfurt. „Diese Mischung ist für mich perfekt. Ich finde es toll, die Möglichkeit zu haben, nach wie vor dem künstlerischen Bereich verbun-

Foto: WWU - Pe ter Leßmann

Redaktion: Norbert Robers (verantw.) Julia Harth Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Schlossplatz 2 | 48149 Münster Tel. 0251 83-22232 Fax 0251 83-22258 unizeitung@uni-muenster.de

Lars Fischer den zu sein. So kann ich mich weiterhin kreativ ausleben.“ Neben münsterschen Kulturveranstaltungen besucht Lars Fischer gerne Musicals im In- und Ausland – am liebsten natürlich im Londoner West End in Erinnerung an die Zeit, in der er selbst auf diesen Bühnen stand. Jana Haack Mit einem Stück Mohnkuchen im Gepäck besuchen Mitarbeiter der Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit für jede Ausgabe Universitätsbeschäftigte, um mit ihnen über die Besonderheiten ihres Arbeitsplatzes zu sprechen.


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