The Scriptures of Won-Buddshim (German)

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Läuterung bedarf mehrerer Ränge, bis endlich die ‚plötzliche Erleuchtung und Läuterung’ erlangt wird. Dies kann mit dem Tagesanbruch verglichen werden: Die Dunkelheit vergeht unmerklich und die helle Tageszeit bricht unmerklich heran.“

Kapitel 7: Das Prinzip der menschlichen Natur 1. Als Meister So T’aesan die Erleuchtung erlangte, fasste er seinen Zustand in lyrische Worte: Wenn bei einer frischen Briese der Mond aufgeht, erscheinen Myriaden von Formen in natürlicher Klarheit. 2. Meister So T’aesan sprach: „Wenn die Natur des Menschen sich in Ruhe befindet, gibt es weder Gut noch Böse. Befindet sie sich in Bewegung, ist sie sowohl gut als auch böse.“ 3. Meister So T’aesan sprach: „Der Ort, wo Gut und Böse überwunden sind, heißt ‚Das Absolut Gute’. Der Ort, wo Leid und Freude überwunden sind, heißt ‚Das absolute Glück’.“ 4. Meister So T’aesan sprach: „Der große WEG bildet eine untrennbare Einheit, denn Seiendes und Nichtseiendes sind nicht geschieden voneinander, Prinzipien und menschliche Angelegenheiten sind nicht geschieden voneinander, Geburt und Tod sind nicht geschieden voneinander, Bewegung und Ruhe sind nicht geschieden voneinander. Nichts gibt es, das nicht hinter diesem Tor der Nicht-Geschiedenheit seinen Platz hätte.“ 5. Meister So T’aesan sprach: „Der große WEG durchdringt alles und lässt keine Lücken, aber die Menschen verstehen dies nicht und schaffen sich ihre eigenen Lücken. Jeder, der das Prinzip, das mit Hilfe der unzähligen Lehren den Einen Geist erhellt, versteht und danach handelt, wird die vollkommene und wahre Erleuchtung erlangen.“ 6. Meister So T’aesan sprach: „Wenn jemand sagt, er könne die Gestalt des Geistes nicht sehen, weil er keine Form habe, und er könne die Natur des Menschen nicht in Worte fassen, weil die Natur keine Sprache habe, dann hat er die wahre Natur des Menschen nicht erkannt. Nur wenn er die Gestalt des Geistes und die Form der menschlichen Natur klar vor Augen hat, so dass er sieht, ohne seinen Blick schärfen zu müssen, ihm die Worte kommen, wenn er nur den Mund öffnet, nur dann kann man ihn einen Menschen nennen, der die Buddha-Natur gesehen hat.“ 7. Meister So T’aesan sprach: „Der Grund, warum jemand, der sich um den WEG bemüht, seine Natur erkennen will, ist der Wunsch nach Erkenntnis über den Ursprung der Natur des Menschen, denn auf dieselbe makellose Weise will er seinen Geist und seinen Körper benutzen und die vollkommene Buddhaschaft erreichen. Wenn jemand nur seine Natur erkennen will und nicht nach Buddhaschaft strebt, so ist dies nutzlos wie eine wohlgeformte Axt, die aus weichem Blei gefertigt ist.“ 8. Meister So T’aesan sprach: „’Seine Natur erkennen’ ist wie ein reicher Mann, der nicht weiß, dass die Reichtümer ihm gehören, und der eines Tages davon erfährt. ‚Seine Natur beherrschen’ ist wie dieser reiche Mann, der bereits um seine Reichtümer weiß, und nun auf verschiedene Art und Weise versucht, sie zurückzuerlangen von denjenigen, die sie ihm in der Zeit seiner Unwissenheit abgejagt hatten, um seine Rechte wieder herzustellen.“

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