12 minute read

Präs. Josef Gruber im Talk

Fertighaus – heute & in Zukunft

Wir haben uns mit Ing. Josef Gruber, Präsident des Österreichischen Fertighausverbandes und selbst Geschäftsführer eines Fertighausherstellers über aktuelle Herausforderungen, Zukunftsvisionen und das Fertighaus per se unterhalten.

Advertisement

Firmenchef und ÖFV-Präsident Josef Gruber betont, was jeder Bauherr bestätigen wird: Ein Bauvorhaben ist für viele das größte private Projekt im Leben. Knapp 30 Prozent der österreichischen Bauherren setzen bei diesem

Projekt auf ein Fertighausunternehmen.

Schauen wir uns die Vorteile der Vorfertigung sowie die aktuelle Lage der Branche genauer an.

FHK: Wie geht es Ihnen? Und wie ist die Stimmung in der Branche?

Ing. Josef Gruber: Danke der Nachfrage – mir persönlich geht es gut, sowohl als Firmenchef als auch als kürzlich neu gewählter Präsident des Österreichischen Fertighausverbandes. 2020 war sicher ein Ausnahmejahr. Durch die für die Erhaltung der Gesundheit erforderlichen Maßnahmen auf den Baustellen und in den Fertighauswerken wurde unsere tägliche Arbeit nicht einfacher. Allerdings – und das ist eine sehr gute Nachricht – hat uns die Covid-19-Pandemie bis jetzt wirtschaftlich nur sehr leicht und keinesfalls so entsetzlich wie andere Branchen getroffen. Dementsprechend ist die Stimmung zwar nicht locker-lässig, wir schauen aber optimistisch in die Zukunft.

Zufrieden sollte ein Unternehmer nie sein, denn es gibt permanent etwas zu verbessern, effizienter zu gestalten oder neu zu strukturieren. Speziell wenn die Zeiten noch mehr Flexibilität erfordern als sonst. Wichtig ist dabei allerdings, und ich denke, das ist der gesamten Fertigbaubranche gelungen, dass die Kundinnen und Kunden von den schwierigeren Rahmenbedingungen für die Unternehmen nichts mitbekommen oder dadurch sogar Nachteile erleiden. Deshalb laufen Prozesse wie die Qualitätsüberwachung der Mitglieder auch im Corona-Jahr mit der gleichen Sorgfalt weiter wie vor und – hoffentlich bald – nach der Krise.

FHK: Abseits von Corona: Wie geht die Branche mit Herausforderungen wie Baugrundverknappung, Zersiedelung, Abwendung vom Einfamilienhaus ganz allgemein um?

JG: Die Kriterien, die Sie ansprechen, sind sicher zu beachten und unsere Branche verschließt sich als nachhaltige und ökologische Bauweise ganz sicher nicht den Aspekten des Umweltschutzes oder der Erhaltung wertvoller Naturräume. Allerdings muss auch anerkannt werden, dass jede Studie oder Umfrage zum Thema Wohnen an erster Stelle den Wunsch nach einem Eigenheim im Grünen erwähnt. Von einer Abwendung vom Einfamilienhaus, zumindest was den Kundentraum betrifft, kann daher keinesfalls gesprochen werden. Allerdings müssen für die Erfüllung möglichst vieler dieser Wünsche ökologisch und ökonomisch vertretbare Mittel und Wege gefunden werden.

Und ein Wort zur Grundstücksverknappung und der Zersiedelung. Noch, und sicher auch noch die nächsten Jahre gilt: Wo ein Wille, da ein Weg. Wer mit einem durchschnittlichen Einkommen gleich nach der südlichen Wiener Stadtgrenze in einer der noblen Anrainergemeinden nach günstigem Baugrund sucht, wird wohl enttäuscht werden. Im Norden Wiens sieht es noch anders aus und sechzig Kilometer nordwestlich findet man in kleineren Gemeinden durchaus noch Grundstücke um die zwanzig Euro pro Quadratmeter. Für wesentlich erachte ich auch, dass es nicht immer die Umwidmung unzähliger Hektar Grünland in Bauland braucht. Es gibt innerhalb der Gemeinden so unglaublich viel Bauland, auf welchem entweder schon längst nicht mehr bewohnte Ruinen immer weiter verfallen oder das als Spekulationsobjekt zurückgehalten oder schlicht und einfach „übersehen“ wird. Nutzt man diese Grundstücke, so baut man modernen Wohnraum mitten in die bestehende Infrastruktur hinein. Von Zersiedelung kann dann keine Rede mehr sein.

Eine weitere Möglichkeit, wertvolles Bauland zu sparen, sind der großvolumige Bau sowie die innerörtliche Nachverdichtung, also der Aufbau auf oder der Anbau an bestehende Gebäude. Auch dafür ist der Fertigbau prädestiniert. Besonders toll finde ich auch Initiativen, wo sich bekannte oder befreundete Familien zu privaten Baukollektiven zusammentun und auf relativ kleinen Grundstücken Mehrfamilienhäuser bauen.

FHK: Welchen Anteil nimmt die Fertigbauweise momentan in Österreich im Neubau ein?

JG: Laut den Erhebungen der Interconnection Marketing und Information Consulting Ges.m.b.H. wurden 2019 in Österreich insgesamt 15.936 Einfamilienhäuser errichtet, davon 4.402 Fertighäuser, was einem Marktanteil von 27,6 Prozent entspricht. Fast jedes

dritte in Österreich neu gebaute Einfamilienhaus ist somit ein Fertighaus. Die Mitglieder des Österreichischen Fertighausverbandes haben im vergangenen Jahr im Inland 2.693 Einfamilienhäuser in Holzfertigbauweise errichtet, wonach sich ein Marktanteil an allen Fertighäusern von rund 61 Prozent ergibt. Somit decken die Mitglieder des Österreichischen Fertighausverbandes mit ihren güteüberwachten Qualitätsprodukten deutlich über 50 Prozent des heimischen Fertigbaumarktes im Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser ab. Im Vergleich zu 2018 haben die Mitglieder des Fertighausverbandes die Zahl der im Inland errichteten Einfamilienhäuser um 5,3 Prozent steigern können.

FHK: Diese Zahlen sind durchaus beeindruckend. Wie sieht es aktuell aus? Hatte die Corona-Zeit bisher Auswirkungen auf den Fertighausmarkt? Was haben Sie und die Verbandsmitglieder beobachtet?

JG: Wir haben den großen Vorteil, dass die letzten Jahre für die Branche wirtschaftlich sehr gut gelaufen sind. Die Mitglieder des Fertighausverbandes sind daher auf einem sehr hohen Niveau und mit „Polster“ in die Corona-Krise gestartet, und nach zwei bis drei Wochen der Orientierung im vergangenen Frühling haben sich alle mit der neuen Situation arrangiert. Natürlich hat sich auch das Arbeiten in der Fertighausbranche an die aktuellen Rahmenbedingungen anpassen müssen, es ist schwieriger geworden und nicht vergleichbar mit der Situation vor der Krise. Aber – und das ist hervorzuheben – es zeichnen sich keine wirtschaftlichen Katastrophen ab. Aktuell werden die übervollen Auftragsbücher der letzten Quartale abgearbeitet und gleichzeitig ist die Nachfrage nach Fertighäusern enorm. Offensichtlich möchten viele Menschen künftige Lockdowns lieber in einem Eigenheim als in einer Stadtwohnung erleben. Leider entsprechen die Vertragsabschlüsse nicht ganz der Nachfrage – was vor dem Hintergrund von Kurzarbeit und hoher Arbeitslosigkeit auch nicht weiter verwundert, allerdings erklären die Fertighausunternehmen, dass die Anzahl der vorliegenden Kaufverträge dennoch zufriedenstellend ist. Das belegen auch die Zahlen: Im 3. Quartal 2020 konnte der Verkauf gegenüber dem 2. Quartal um 36 Prozent gesteigert werden. Zugute kommt der Branche, dass die Österreicherinnen und Österreicher aktuell bevorzugt entweder in Gold oder Immobilien investieren. Von Zweiterem profitieren natürlich auch wir als Fertigbaubranche. Die weitere Entwicklung wird mittelfristig maßgeblich davon abhängen, wann und wie nachhaltig die Corona-Situation in den Griff gebracht wird und wie sich die Arbeitsmarktsituation gestaltet.

FHK: Was sind die Stärken der Fertigbauweise? Hat die Branche mit Vorurteilen zu kämpfen?

JG: Viele unserer Stärken sind bereits hinlänglich bekannt und werden auch entsprechend gewürdigt und anerkannt. So etwa die kurze Bauzeit, die Fixpreisgarantie, das übersichtliche Projektmanagement oder die Tatsache, dass in der Regel nur ein

Ing. Josef Gruber Der VARIO-HAUS-Geschäftsführer wurde heuer zum zweiten Mal zum Präsidenten des Österreichischen Fertighausverbandes gewählt. Seine Ziele: Den Holzbau in Österreich vorantreiben, den wachsenden Bereich des mehrgeschoßigen Wohn- und Objektbaus weiter forcieren und die Energiewende in der Branche stärken.

Ansprechpartner für das gesamte Bauvorhaben zur Verfügung steht. Demgegenüber stehen leider immer noch einige wenige falsche Annahmen über den Fertigbau. Ein solches Vorurteil ist beispielsweise, dass Fertighäuser nur so gekauft werden können, wie sie in den Fertighauszentren ausgestellt sind. Diese Annahme ist grundfalsch. Es handelt sich dabei vielmehr um Beispielhäuser. Wenn die Häuser so gefallen, wie im Katalog oder Park ausgestellt, dann können es die Kunden natürlich genauso bekommen. Alternativ dazu kann jeder Bauwunsch individuell geplant und umgesetzt werden.

FHK: Also: Fertig, aber nach Maß. Wie stark nachgefragt sind individuell geplante Fertighäuser?

JG: Die Zahl der individuell geplanten Fertighäuser ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Je nach Unternehmen liegt der Anteil maßgeschneiderter Häuser bei 70 bis 90 Prozent. Erforderlich machen eine individuelle Planung allerdings nicht nur optische Wünsche der Kunden. Die Lage und Beschaffenheit des Grundstücks kann dies ebenso notwendig machen, wie die richtige Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen.

Wichtig ist mir noch zu betonen, dass individuelle Planung nicht bedeutet, dass das Fertighaus deshalb teurer wird. Auch braucht niemand zu fürchten, dass er oder sie bei der Planung des Fertighauses alleingelassen wird. Professionelle Bauberater betreuen die Kunden und begleiten den gesamten Planungsprozess. Die individuelle Komponente eines Fertighauses kann zudem variieren. Manchmal reichen einige wenige Anpassungen eines Beispielhauses, manchmal wird mit der Planung von null begonnen.

FHK: Sehen Sie aktuell neue Trends beim Fertighausbau?

JG: Die aktuellste Änderung bei den Wünschen der Bauinteressierten betrifft – völlig naheliegend – das Homeoffice. Die zunehmende Arbeit von zu Hause verlangt eine entsprechende Planung des Wohnraums und eine deutliche Trennung in einen Firmenarbeitsbereich, in Zonen für private Tätigkeiten und Flächen für Erholung, Hobby und Entspannung. Aktuell ist nur selten eine derartige Raumeinteilung gegeben oder überhaupt möglich. Zudem können sich einmal vorgenommene Raumwidmungen im Zeitablauf verändern. Bei vielen, die sich den „Luxus“ eines eigenen Arbeitszimmers einmal gegönnt haben, wurde daraus irgendwann ein zweites Kinderzimmer, ein Gästezimmer oder ein Pflegezimmer für Angehörige. Eine zusätzliche Herausforderung sind Videokonferenzen in den eigenen vier Wänden. Sie machen den Arbeitsplatz zu Hause auch noch zur öffentlichen Bühne.

Die Fertighausbranche ist daher aufgerufen, künftig Büroarbeitsplätze im privaten Bereich vermehrt „mitzudenken“. Das muss und kann oftmals gar nicht ein eigener Raum sein. Viel wichtiger ist, dass eine bestimmte Zone entsprechend geplant wird: Wie am Arbeitsplatz im Unternehmen geht es etwa um ausreichendes natürliches Licht und eine passende künstliche Beleuchtung, um die korrekte Ausrichtung von Bildschirmen, um vorgesehene Ablageflächen, um Anschlüsse und im Idealfall auch um die Berücksichtigung der Anforderungen an Videokonferenzen.

Ein weiterer Trend, der verstärkt wahrgenommen wird, basiert auf den sich im Laufe der Zeit ändernden Lebenssituationen. Barrierefreies Bauen trägt zur erforderlichen Anpassungsfähigkeit des Wohnraums sicher bei, reicht aber nicht aus. Grundrisse und Raumnutzungskonzepte müssen zum flexiblen Bewohnen eines Hauses einen zusätzlichen Beitrag leisten. Ein Trend geht daher zu Multifunktionsräumen, die bereits für verschiedenste Nutzungsmöglichkeiten geplant sind und die entweder gänzlich ohne oder mit einfachsten baulichen Maßnahmen an unterschiedliche Lebenssituationen angepasst werden können. So wird ein Gästezimmer – gerade jetzt aktuell – zu einem perfekt funktionierenden Homeoffice, dafür wird aus dem Kinderzimmer ein Gästezimmer, das später dem Pflegepersonal als kleine eigene Wohneinheit dient. Auch gemischte Nutzungen sind stark im Kommen. Geschickte Planung lässt etwa Gäste im Hauswirtschaftsraum übernachten, ohne dass sie bemerken, dass sie zwischen Waschmaschine und Bügelbrett schlafen. Diese multifunktionalen Räume sind auch auf die tendenziell eher kleiner werdenden Nutzflächen der Einfamilienhäuser zurückzuführen. Auch Keller werden immer weniger gebaut. Der fehlende Raum wird also durch Multifunktionalität von Räumen kostengünstig kompensiert.

FHK: Mehrgeschoßig und vorgefertigt. Täuscht das oder wird der Objektbau immer stärker in der Fertigteilbranche?

JG: Expertinnen und Experten orten speziell im Segment des großvolumigen Baus enorme Potenziale für den Fertigbau. Die Vorteile der industriellen Vorfertigung und der Holzbauweise sind für Wohnbaugenossenschaften und Bauträger mindestens ebenso, wenn nicht noch stärker, gegeben wie für den privaten Auftraggeber. Kurze Bauzeiten, keine langen Austrocknungszeiten, schlankere Wandaufbauten und so weiter und so weiter. Besonders wichtig sind allerdings zwei Aspekte. Zum Ersten: Großvolumiger Holzfertigbau muss von Anfang an als solcher gewollt und auch geplant sein. Die nachträgliche Ausführung eines ursprünglich in mineralischer und konventioneller Bauweise geplanten Objekts in Holz und als Fertigbau wird schwierig und ist auch preislich kaum hinzubekommen. Aber: Wird für den Holzfertigbau geplant und auch so gebaut, funktionieren die Projekte bestens. Der zweite wichtige Aspekt: Großvolumiger Holzbau ist Sache für Spezialisten und braucht viel Erfahrung und Know-how. Unternehmen, die meinen, es einfach „probieren“ zu wollen

und noch dazu günstig anbieten, schaden letztendlich nur sich selbst, der Branche und dem großvolumigen Holzfertigbau enorm.

FHK: Haben Sie in Ihrer Funktion als Präsident des ÖFV Pläne für die nähere Zukunft? Welche Neuerungen oder Veränderungen soll es geben?

JG: Primär müssen wir jetzt, bis zu einer hoffentlich bald eintretenden Normalisierung, als Branche die Krise gemeinsam bestmöglich meistern. Auch für uns gilt es, obwohl bislang wirtschaftliche Katastrophen ausgeblieben sind, die Entwicklung sehr genau zu beobachten und rechtzeitig zu reagieren. Allerdings bemühe ich mich, trotz der speziellen Anforderungen unserer Tage, andere wichtige Aspekte nicht aus den Augen zu verlieren. Dazu zählt etwa das Ökologiethema. Aktuell startet der Fertighausverband dazu – angeregt vom Umweltbundesamt – eine Evaluierung der Möglichkeiten des Materialkreislaufes im Holzfertigbau.

Die Zusammenarbeit mit anderen Interessenvertretungen des Holzbaus ist zwar gut und funktioniert auch halbwegs, es ist aber ein permanentes Schmoren im eigenen Saft. Umsetzen möchte ich daher in den kommenden Jahren eine Ausweitung der Kooperationen des Fertighausverbandes mit anderen, den Hausbau sinnvoll ergänzenden Organisationen, Einrichtungen und Unternehmen. Das können beispielsweise Schulen sein, wir haben etwa schon tolle Ergebnisse mit der HTL-Mödling erreicht, oder Start-ups oder Organisationen wie die E-Marke.

Neue Impulse müssen wir künftig auch gegenüber den Behörden, der Politik und sonstigen Entscheidungsträgern setzen. Der Holzfertigbau ist und bleibt eine der ökologischsten und besten Bauformen. Das muss immer wieder deutlich gesagt werden und Tatsachen wie die Speicherung und Substitution von CO2 und die Nutzung von nachwachsenden Baumaterialen müssen sich in speziellen Förderungen niederschlagen. Wieso schafft Deutschland tolle Ökoförderungen, die nebenbei auch die Bauwirtschaft ankurbeln, und Österreich verharrt in althergebrachten Systemen auf Länderebene?

FHK: Was sind die Vorteile des Österreichischen Fertighausverbandes für den Kunden?

JG: Den Österreichischen Fertighausverband gibt es seit über vierzig Jahren. Er ist eine Qualitätsgemeinschaft. Sie als Kunde bekommen Fertighäuser, die von unabhängigen Prüfstellen auf Qualität der Materialien und richtige Verarbeitung geprüft werden. Nur wenn wirklich alles passt, erhalten die Mitglieder das Gütezeichen Fertighaus. Die technischen Prüfungen geben Sicherheit. Zusätzlich hat der Verband eine staatlich anerkannte Ombudsstelle geschaffen, die unabhängig und kostenlos hilft, unterstützt und berät. Die Mitglieder des Fertighausverbandes müssen die Einschaltung der Ombudsstelle durch Kunden akzeptieren. Dazu gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Auflagen, die der Verband seinen Mitgliedern vorgibt, wie zum Beispiel das Gewähren einer Fixpreisgarantie für zwölf Monate. Werden während des Bauprojekts Materialien teurer oder Lohnkosten höher, so treffen diese Preissteigerungen das Mitgliedsunternehmen, aber nicht die Kunden.

FHK: Was raten Sie jemandem, der sich für ein Fertighaus entschieden hat. Worum muss er sich selbst kümmern, was übernimmt die Fertighausfirma. Und wie schafft man einen geschmeidigen Ablauf von der Hauswahl bis zum Einzug?

JG: Bis zu einem gewissen Grad können künftige Fertighausbesitzerinnen und Fertighausbesitzer hinsichtlich der Gestaltung ihres Wohntraums beraten werden. Aber eines kann die beste Beratung nicht ersetzen: das Wissen um die eigenen Wohnbedürfnisse. Und diesem Aspekt geben viele Menschen viel zu wenig Bedeutung. Je mehr Personen im künftigen Haushalt leben sollen, desto wichtiger wird das Abklären von Wünschen und Bedürfnissen.

Familien sollten sich daher nicht nur ausreichend Zeit nehmen, um Anregungen und Ideen zu sammeln oder Informationen zu den Bauweisen, der Ausstattung, der Haustechnik, der Finanzierung und sonstiger Kriterien einzuholen, sie sollten die Zeit ganz speziell dafür nutzen, die Bedürfnisse aller künftigen Bewohner des Hauses zu klären. Jede und jeder soll dabei gehört werden. Sicher kein einfaches Unterfangen, alle Wünsche und Vorstellungen unter einen „finanzierbaren Hut“ oder besser: unter ein Dach zu bringen – aber ausdiskutiert sollte jeder einzelne Punkt sehr intensiv werden, um spätere Frustrationen zu vermeiden. Ich denke hier zum Beispiel an spezielle Rückzugsräume oder Raum für Hobbyaktivitäten.

Eines ist klar: Wer auf alle Bedürfnisse wertschätzend eingeht, braucht eine längere Planungszeit. Vielleicht muss auch das eine oder andere Mal umgeplant werden, ganz speziell für den Fertigbau gilt: Wer länger und sehr genau plant, ist sicher glücklicher in seinem neuen Eigenheim.

Daher mein persönlicher Tipp: Sich unbedingt Zeit lassen und sich durch nichts und niemanden zu Entscheidungen drängen lassen! Ein Bauvorhaben ist für viele das größte private Projekt im Leben. Und Bauen ist heute extrem vielfältig und Entscheidungen sind dadurch nicht leichter geworden, etwa was die Energieversorgung oder die Haussteuerung betrifft. Ein großes und nicht einfaches Projekt erledigt man nicht nebenbei. Daher: Lieber ein paar Wochen länger recherchieren, planen und nachfragen, als sich ein (Haus)-Leben lang über vorschnelle Fehlentscheidungen ärgern. Hilfreich ist, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen – etwa bei den Bauberaterinnen und Bauberatern in den Musterhäusern der Fertighauszentren. Diese Spezialisten sind darauf geschult, die persönlichen Bedürfnisse sehr genau zu analysieren und entsprechende Umsetzungen vorzuschlagen.

This article is from: