26 Nathalie küsst
Shame
Work Hard Play Hard
Nathalie ist Witwe: Ihr Francois ist gegen ein Auto gejoggt... Seitdem stürzt sie sich in die Arbeit, droht zu vereinsamen. Als irgendwann ihr schwedischer Mitarbeiter Markus ihr Büro betritt und sie ihr Bedürfnis nach Nähe nicht zügeln kann, geschieht es: Nathalie küsst ihn. Einfach so. Und tut dann, als sei nichts passiert. Markus, ein schüchterner Durchschnittstyp, der wegen seiner Halbglatze, beigen Strickpullis und schiefer Zähne von Mitmenschen als „hässlich“ kategorisiert wird, setzt nun alles daran, die Chefi n zu erobern ... Sensibel inszenierter RomantikStreifen, der sein banales Thema abseits des Hollywood-CodeEinheitsbreis mit der richtigen Mischung aus Feingefühl und notwendigen Klischees unterfüttert. Hach. (Wo. 4)
Da sitzt du jetzt und hoffst auf eine knappe Inhaltsangabe zum Film. Du, ja genau du! Du weißt es vielleicht noch nicht, aber du bist eine Ressource. Material, um die Maschinerie der modernen Dienstleistungsgesellschaft zu ölen. Der „Change“ macht auch vor dir nicht halt, selbst wenn du Geisteswissenschaften studierst und somit später als „Curry-Sausage-Disposition-Manager“ arbeiten wirst. Du wirst optimiert, bis dein Lebenswandel und dein Job eine Symbiose eingehen ... Diese Doku beleuchtet eine neue, kalte Arbeitswelt. Eine neue Art Mensch: Klone, deren Arbeit so tief in ihrer DNA verwurzelt ist, dass man Angst bekommt. Vielleicht ist es doch nicht so schlecht, nur ein kleiner Schreiberling zu sein ... (Wo. 4)
Detail oder Panne: Nä!
Irgendwie erinnert Brandon an den “American Psycho” Patrick Bateman – nur ohne den Hang zum Töten: Brandon ist erfolgreicher Yuppie, hat einen gestählten Körper und „lebt“ in New York. „Lebt“? Vegetieren träfe es wohl besser: Brandon ist seelisch schwer erkrankt. Beziehungsunfähig und vollkommen sexsüchtig treibt er durch eine vereinsamte Existenz zwischen One-Night-Stands, Pornographie und Prostituierten – von Aggressionen und Schuldgefühlen übermannt. Als dann noch seine Schwester Dauergast in Brandons Appartement wird, eskaliert seine seelische Verfassung ... Kalte Leben in einer kalten Welt – in kalten Bildern. Nach „Hunger“ Steve McQueens zweites überragendes gesellschaftskritisches Manifest, dessen schockierende Szenen nur knapp an Pornographie vorbeischrammen. Oder eben ... nicht. (Wo. 4)
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Iron Sky
Spieglein Spieglein
“Ich bin der lustige Astronaut und ich singe ein Lied.” – nur kurz währt die Freude über die geglückte Landung. Dann durchschlägt eine Kugel das Visier. Houston, der Mann hat keine Probleme mehr. Die Erde aber: 1945 flohen Nazis auf den Mond. Machten weiter wie bisher. 2018 steht ihre Invasion bevor. Doch zunächst müssen sie brav sein und shoppen: Apple-Rechner. Zum Betrieb ihrer UFO-Flotte ... Das Krautfunding hat sich bezahlt gemacht: „Iron Sky“ sieht für gerade mal 7,5 Mios. beeindruckend aus, ist ungemein Popkultur-zitierfreudig und macht einfach Spaß. Schwächen im Drehbuch und bewusst klischeetriefende Figurenzeichnung übersieht man da nur zu gerne. Edeltrash. (Wo. 5)
Ach ja, Hollywood. Wenn denen nichts einfällt, dann wird adaptiert. Hier mal wieder der Märchenklassiker. Wenn der geneigte Leser nun denkt, ich würde den Inhalt hier wiedergeben, irrt er. Lest ein Buch. Anders als in der Überlieferung ist hier nur, dass Stiefmama – ein echter „Cougar – scharf auf Schneewittchens Lover ist und sie deshalb beiseiteschaffen will. Doch sieben kleinwüchsige Rebellen bieten der Schönheit Unterschlupf ... Tarsem Singh landete mit „The Cell“ einst ‘nen echten Treffer – bei diesem zuckerwattig-bunten Märchen-Familien-Wasweißich mit Julia Roberts als böser Königin macht aber schon das Trailer-Gucken Karies. Im Kopf. Abwarten. (Wo. 5)
Detail oder Panne: Die UFO-Namen stammen aus Wagners „Ring der Nibelungen“: „Rheingold“, „Götterdämmerung“ usw.
Detail oder Panne: Sollte ursprünglich nur „Snow“ heißen.
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Nicht gesehen.
Im aktuellen Heft gibt‘s aktuelle Kritiken. Alle Filmkritiken findet ihr natürlich im Internet auf wochenschaumuenster.com
Detail oder Panne: Abendfüllendes Debüt der Regisseurin Carmen Losmann.