TREND - Magazin für Soziale Marktwirtschaft - Ausgabe 2/2017

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Foto: Frank Soens

WIRTSCHAFTSRAT Engagement

Dr. Henneke Lütgerath haben die Mitglieder des Wirtschaftsrates in Hamburg zu ihrem neuen Landesvorsitzenden gewählt. Als langjähriger Wahlhamburger weiß der als Partner für M.M.Warburg & CO tätige Jurist, was in der Hansestadt rund läuft und wo Handlungsbedarf besteht.

Jurist ist überzeugt, dass das Land eine industrielle Basis braucht: „Deindustrialisierte Wirtschaften sind wesentlich fragiler. Der Senat muss sich auch zum Industriestandort Hamburg klar bekennen.“ Das gilt auch für eine zukünftige Hafenwirtschaft, die Logistik und Produktion intelligent verbindet. Hier vermisst Dr. Lütgerath den Blick der Politik in die Zukunft. Denn klar ist, dass die Art zu wirtschaften, durch die Digitalisierung einem grundsätzlichen Wandel unterzogen werden wird. Damit die Metropolregion Hamburg auch in Zukunft Erfolg hat, sollte sie noch stärker auf Bildung, Forschung und Wissenschaften setzen. Dafür bringt die Hansestadt mit einer anerkannten Universität sowie technischen Universität und privaten Hochschulen gute Voraussetzungen mit. Der Wirtschaftsrat

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in Hamburg hat zur digitalen Zukunft Hamburgs ein Positionspapier entwickelt, das etwa einen „Digitalen Campus“ vorschlägt, der den Austausch zwischen Wirtschaft, Forschung und Lehre befördert. Ziel soll sein, angewandte Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie den Technologietransfer in für die Hansestadt zentralen Bereichen wie etwa Smart Logistics oder Harbour schneller und effektiver voranzubringen. „Dem Senat fehlt ein Konzept für Hamburg 4.0“, moniert Dr. Lütgerath. „Dringlich ist auch das Thema Verkehrsinfrastruktur“, unterstreicht der verheiratete Vater von vier erwachsenen Kindern. „Als Wirtschaftsmetropole, die Handel, Hafen und Logistik prägen, braucht Hamburg eine hervorragende Verkehrsinfrastruktur. Die haben wir im Moment nicht“, so

Dr. Lütgerath. Gerade mit Blick auf den Wirtschaftsverkehr brauche die Verkehrspolitik mehr Schwung. Der Wirtschaftsrat sieht als notwendig an, die in Planung gegangene Sanierung der Köhlbrandbrücke, den Ausbau der Küstenautobahn A20 mit dem Bau des neuen Elbtunnels. „Entscheidend ist auch die Hafenquerspange mit Anschluss an die Autobahnen A7 und A1“, so der Landesvorsitzende, der gern an der Elbe spazieren geht. Wie solide der Haushalt Hamburgs aufgestellt ist, wird sich erst zeigen, wenn das Schicksal der HSH Bank besiegelt ist. „Die HSH Bank schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Haushalt. Wenn die Privatisierung nicht klappt, trifft das die Landeskasse empfindlich“, sagt Dr. Henneke Lütgerath. Derzeit werden Verhandlungen mit Kaufinteressenten geführt. Die Privatisierung soll bis Anfang 2018 über die Bühne sein. Grundsätzlich habe sich das Verhältnis zwischen Wirtschaft und ­Politik in den letzten Jahren verändert, konstatiert Dr. Lütgerath: „Das Bewusstsein der Politik für die positiven Wirkungen einer freien Marktwirtschaft, die zwar sozial gebunden, aber dennoch frei ist, ist geringer geworden. Das macht die Arbeit des Wirtschaftsrates als Instanz, die gegenläufig argumentiert, noch notwendiger.“ Nicht nur von der neuen Bundesregierung wünscht sich der gebürtige Hesse insbesondere Deregulierung. Die alles­umgreifende Einwirkung des Staates geht ihm zu weit. Angesichts der Höhe nie dagewesener Steuereinnahmen empfiehlt er darüber nachzudenken, wo Steuerprogression gemindert und Bürgern etwas zurückgezahlt werden könnte. Nicht zuletzt, weil Deutschland zu den Spitzenreitern bei der Steuer- und Abgabenlast im jüngsten OECD-Vergleich gehört. Nur in Bel­gien liegen Steuern und Abgaben noch höher. Dr. Henneke Lütgerath lebt gern in Hamburg. Das ist auch der Grund, warum er sich im Wirtschaftsrat engagiert: „Die Politik muss sich klar zu einem weltoffenen und unternehmerfreundlichen Wirtschaftsstandort l Hamburg bekennen .“

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