WIRPLUS Januar 2014

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S U L P WiR

WiRPLUS Januar 2014

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LUWIRA 2014 vom 28. März bis 31. März 2014 Ausstellungshallen Allmend Luzern

› EINKAUFSSTRASSEN «AVENUES LUWIRA» › SONDERSCHAU «PS GIGANTEN» › SONNTAG, 30. MÄRZ BRUNCH MIT «STUBETE» UM 11.00 UHR

ÖFFNUNGSZEITEN Freitag, Samstag, Sonntag, Montag,

28. März 29. März 30. März 31. März

11.00 – 20.00 Uhr 10.00 – 20.00 Uhr 10.00 – 19.00 Uhr 10.00 – 17.00 Uhr

www.luwira.ch


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Von Ameisen und Grillen Editorial

Dass Grillen faul sein sollen, ist nicht allgemein bekannt. Andererseits weiss man auch kaum, was sie den ganzen Tag über so treiben. Jeder weiss hingegen, dass Ameisen unablässig damit beschäftigt sind, Nahrung zu schleppen und sich ein Dach über ihren Köpfchen anzuhäufen. Die emsige Ameise und die unbesorgt vor sich hin zirpende Grille hat Jean de La Fontaine in einer seiner Fabeln thematisiert. «Die Grille und die Ameise» soll vor Augen führen, wie wichtig die Vorsorge ist. Wer in den fetten Jahren nicht für die mageren gespart hat, kann ins Schleudern kommen, wenn keiner da ist, der hilft. Die WIR Bank Genossenschaft ist seit Jahren bekannt dafür, im Bereich Sparen und Vorsorgen ausgezeichnete Konditionen anzubieten. Zum Anlagekonto – ab sofort heisst es übrigens auch bei der WIR Bank Sparkonto –, zum TERZO-Konto (Säule 3a) und zum Freizügigkeitskonto gesellt sich nun als neues Produkt das Sparkonto 60+. Wie der Name sagt, richtet es sich ausschliesslich an Personen, die das 60. Altersjahr zurückgelegt haben. Mit einem Zinssatz von gegenwärtig 0,75% bis 300 000 CHF ist es ein Spitzenprodukt, das sich speziell auch an Personen richtet, welche ihre Säule-3a-Guthaben beziehen müssen und zinsbringend neu anlegen wollen. Natürlich muss man nicht 60 Jahre alt sein, um in den Genuss attraktiver Zinsen zu kommen. Mit dem normalen Sparkonto –

mit Bonussystem! – und dem erwähnten TERZO-Konto können Menschen aller Alterskategorien sich ein bisschen wie Ameisen fühlen (S. 4). Keinen Unterschied zwischen Grillen und Ameisen macht, wer Insekten auf seinen Speiseplan gesetzt hat. Das kann auch unbewusst geschehen: Beim Biss in eine Schweizer Nussschokolade winkte mir vor wenigen Jahren ein Würmchen entgegen. Es hatte sich in einer Haselnuss häuslich niedergelassen und den Schokoladeherstellungsprozess völlig unbeschadet überstanden. Der Lebensmittelkontrolleur war unbeeindruckt: Larven des Haselnussbohrers – ein Rüsselkäfer – hat es nun mal in Haselnüssen. Und ihr Verzehr bringt niemanden um … Es ist wohl tatsächlich so, dass wir mit Nussgipfeln und Konfitüre auch Teile des einen oder andern Insekts zu uns nehmen. Etwas anderes ist es, Mehlwürmer oder Grillen in grösseren Mengen als Proteinlieferanten und Fleischersatz zu konsumieren. Genau das ist es aber, was die UNO propagiert (S. 22) und die EU mit Forschungsprojekten fördert. Wie so oft, sieht die Schweiz dieser Entwicklung vorerst nur zu – was für einmal auch den Fortschrittlichsten von uns wahrscheinlich eher gelegen kommt. Daniel Flury

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Inhalt

Seite 11

Seite 20

Durch Sport will Special Olympics geistig behinderte Menschen wie Vincent Grünig besser in die Gesellschaft integrieren. Die WIR Bank Genossenschaft unterstützt dieses Anliegen.

In der Schweiz wächst der Markt für Smartphones scheinbar unaufhaltsam. Ist eine Sättigung absehbar? In Südkorea – einem Eldorado für Smartphoneverkäufer – zeichnet sich genau das ab.

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4 SPARKONTO 60+, EIN PLUS MEHR 6 DER FRÜHE VOGEL …

Vorsorgegelder (Säule 3a) jetzt einzahlen

7 KAPITALERHÖHUNG 2013 Gute Resonanz 8 DER SCHNELLSTE BERATER DER WIR BANK 11 HERBSTGESPRÄCHE 2013 Emotionen pur

15 BREITES ANGEBOT UND VIEL UNTERHALTUNG 70. WIR-Messe Zürich

18 BIERFASS UND MEDUSAKÖPFE 43. WIR-Messe Bern 20 SMARTPHONES: VOM SUPERWACHS- TUM ZUR MARKTSÄTTIGUNG 22 GRILLEN STATT SPECK AUF DEM TELLER 28 SIND WIR DURCH DIE ANGEBOTS VIELFALT ÜBERFORDERT? 30 GEZIELTE WEITERBILDUNG … 33 DER UNBEZAHLTE URLAUB IM TREND Seite 33 Der unbezahlte Urlaub ist im Trend. Ein Anspruch darauf besteht jedoch nicht. Wird er gewährt, müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer verschiedene Punkte vertraglich regeln.

36 AUFSCHWUNG MIT STOLPERSTEINEN Dr. Richard Schwertfeger 39 50 V. CHR. Kolumne Willi Näf 40 Cartoon 41 AGENDA

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Sparkonto 60+, ein Plus mehr Einmal mehr beweist die WIR Bank, dass ihre Zinsanlagen besonders attraktiv sind – mit dem neuen Sparkonto 60+. Dieses Sparkonto ist für alle Privatpersonen ab 60 Jahren eine ideale Ergänzung zu den übrigen Zinsanlagen der WIR Bank.

Darauf können Sie anstossen – auf das neuste Zinsanlageprodukt der WIR Bank: Das Sparkonto 60+ bietet prickelnde, glasklare Konditionen für alle Privatpersonen, die mindestens 60 Jahre alt sind: kostenlose Kontoführung, einen Zinssatz von 0,75%* ohne Wenn und Aber für alle Guthaben bis 300 000 CHF sowie grosszügige Rückzugsbedingungen. Das Sparkonto 60+ der WIR Bank eignet sich zum Beispiel sehr gut für Inhaber von TERZO-Konten (Säule 3a), die ihre Guthaben beziehen. 3a-Guthaben sind bekanntlich in einem Zeitraum von 5 Jahren vor und bis zum ordentlichen Rentenalter zu beziehen, sofern man nicht über das ordentliche Rentenalter hinaus arbeitet. Mit dem neuen Sparkonto 60+ können Sie dieses Geld also weiterhin zu hervorragenden Konditionen anlegen. In Kombination mit den Festgeldern und dem Anlagekonto der WIR Bank können Sie Ihre Zinsanlagen optimieren. Sie können Ihre Zinsanlagen beispielsweise wie folgt aufteilen: – Einen Teil auf dem neuen Sparkonto 60+ – Einen Teil auf dem Sparkonto, wo Sie von kumulierbaren Bonuszinssätzen von bis zu 1,6%* profitieren können (bis maximal 50 000 CHF) – Einen Teil können Sie in Festgelder verschiedener Laufzeiten platzieren. Interessiert? Unsere Beraterinnen und Berater sind von Montag bis Freitag von 7.30 bis 18.00 Uhr für Sie da (Tel. 0848 947 947) – oder benützen Sie gleich unser Kontoeröffnungsformular im Internet: www.wirbank.ch > Privatkunden > Sparkonto 60+ > Antrag stellen Roland Schaub

* Stand Dezember 2013

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Sparkonto 60+ – das Wichtigste auf einen Blick – 0,75%* Zins bis 300 000 CHF – Kündigungsfreie Rückzüge: bis 10 000 CHF pro Kalendermonat – Höhere Rückzüge: 6 Monate Kündigungsfrist – Kostenlose Kontoführung – Jahresabschluss und jährliche Steuerbescheinigung: kostenlos – Kosten pro Überweisung: 2 CHF – Bezüge am Schalter: kostenlos – Fremdspesen werden weiterbelastet Nur für Privatpersonen, nur ein Konto pro Person ab 60. Altersjahr möglich.

Das Anlagekonto der WIR Bank heisst neu Sparkonto Bis ins Jahr 1998 drehte sich in der WIR Wirtschaftsring-Genossenschaft fast alles um die Komplementärwährung WIR und das WIR-System. Kunden der Genossenschaft – sie ist seit 1936 dem Schweizerischen Bankengesetz unterstellt – waren ausschliesslich Schweizer KMUs. Die Öffnung für die Allgemeinheit erfolgte im Jahr 2000. Als Vorbereitung dazu wurde bereits 2 Jahre zuvor der offizielle Name zu WIR Bank Genossenschaft – oder griffiger WIR Bank – geändert. Ebenfalls 1998 und im Hinblick auf die Öffnung wurde ein CHF-Anlagekonto in die damals noch bescheidene Produktpalette aufgenommen. Aufgrund seiner ausgezeichneten Konditionen machte das Anlagekonto schnell Furore. Wenn Zeitungen und Zeitschriften Vergleiche von Sparzinsen anstellten, ging es jedoch leider oft vergessen, da es wegen seiner Bezeichnung nicht als Sparkonto wahrgenommen wurde – obwohl es natürlich genau ein solches war und ist. Ab sofort passt sich die WIR Bank dem allgemeinen Sprachgebrauch an: Das Anlagekonto heisst neu Sparkonto. Gleich bleiben die hervorragenden Konditionen: ein Basiszins von 0,4% und Bonuszinsen von 0,4% für Neugeld und 0,8% beim Erwerb von 25 oder mehr Stammanteilen. Die detaillierten Konditionen für das Bonussystem finden Sie hier: www.wirbank.ch > Zinssätze > Sparkonto.


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www.wirbank.ch 47 947 telefon 0848 9

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Der frühe Vogel … 3. Säule: Jetzt für 2014 einzahlen

Das TERZO-Konto (Säule 3a) der WIR Bank ist mit seinem Zinssatz von 1,625% (Stand Dezember 2013) sehr attraktiv. Der Einzahlungszeitpunkt ist frei wählbar (spätestens Mitte Dezember, damit die Verbuchung innerhalb des Jahres 2014 garantiert ist), ebenso die Einzahlungshöhe bis zum Maximalbeitrag von 6 739 CHF für Vorsorgenehmer mit Pensionskasse bzw. 20% des Jahreseinkommens oder maximal 33 696 CHF für Selbstständigerwerbende ohne Pensionskasse. Aber natürlich gilt auch hier: je höher der Betrag und je früher die Einzahlung, desto mehr kann profitiert werden. Der frühe Vogel fängt den Wurm, sagen die Engländer, und das gilt auch bezogen auf den Zeitpunkt, mit dem man mit der Vorsorge für den dritten Lebensabschnitt beginnt: Schon wer 18 Jahre alt ist und ein AHV-pflichtiges Einkommen erzielt, kann ein TERZO-Konto eröffnen und speisen!

Von den Steuern abziehbar Zudem sind die einbezahlten Beträge vom steuerbaren Einkommen abziehbar, und während der Laufzeit müssen weder Vermögensoder Verrechnungssteuern noch Steuern auf Zinserträge entrichtet werden. Eingesetzt werden kann das Kapital zur Finanzierung von selbst genutztem Wohneigentum. Beachten Sie auch Folgendes: Wer mehrere TERZO-Konti führt, kann diese innerhalb von fünf Jahren vor der ordentlichen Pensionierung einzeln auflösen. Mit einer gestaffelten Auszahlung über mehrere Jahre kann die Steuerprogression gebrochen werden, was je nach Betrag und Kanton mehrere Tausend Franken ausmachen kann. Interessiert? Unsere Beraterinnen und Berater erreichen Sie von Montag bis Freitag (7.30–18.00 Uhr) unter dieser Telefonnummer: 0848 947 947. Und hier gehts zum Onlineformular: www.wirbank.ch > Zinssätze > TERZO. Daniel Flury

The early bird catches the worm: Der frühe Vogel fängt den Wurm – das gilt auch für das Vorsorgesparen.

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Kapitalerhöhung 2013: gute Resonanz Die 2013 durchgeführte Kapitalerhöhung ist auf gute Resonanz gestossen. Durch den Erwerb der neuen Stammanteile haben die Kapitalgeber zur Stärkung der Eigenkapitalbasis der WIR Bank Genossenschaft beigetragen. Dies ist wichtig im Hinblick auf die mögliche Verschärfung der Eigenmittelvorschriften für Schweizer Banken.

Die Generalversammlung vom 22. Mai 2013 hatte die Kapitalerhöhung und damit die Ausgabe von 66 000 Stammanteilen zu je 20 CHF Nennwert bewilligt. Etwas über zwei Drittel der neuen Stammanteile waren für Kapitalgebende reserviert, die restlichen 21 800 Stammanteile können durch den Verwaltungsrat im Bedarfsfall – etwa im Rahmen des Mitarbeiterbeteiligungsprogramms – ausgelöst werden.

Präventiv – aber nicht nur Vor bald einem Jahr hat der Bundesrat auf Antrag der Nationalbank den antizyklischen Kapitalpuffer ausgelöst. Er zwingt die Schweizer Banken dazu, für Wohnbauhypotheken zusätzliche Eigenmittel bereitzustellen. Ziel dieser Massnahme ist es, der Überhitzung im Immobilienmarkt entgegenzuwirken. Den maximal möglichen Kapitalpuffer von 2,5% hat der Bundesrat nicht ausgeschöpft und sich mit 1% begnügt. Angesichts der anhaltenden Tiefzinsphase ist es jedoch nicht ausgeschlossen, dass weitere Erhöhungsschritte folgen. Doch die Kapitalerhöhung hatte nicht nur präventiven Charakter. Es sollte auch die Kapitalgeberbasis verbreitert und das weitere Wachstum der Genossenschaft ermöglicht werden. Die Vergabe von Krediten, die gemäss dem Zweck der Genossenschaft insbesondere auch an KMUs in der Schweiz erfolgen, erfordert eine Verstärkung der Eigenmittel – sie belaufen sich per Ende 2012 auf 359,1 Mio. CHF –, welche eben nicht nur durch die Einbehaltung von Gewinnen, sondern auch mit einer Kapitalerhöhung erreicht werden kann. Bezogen auf die Anzahl vor der Kapitalerhöhung gehaltener Titel lag die Beteiligung an der nunmehr 5. Kapitalerhöhung bei knapp 70%, was ein guter Wert ist. Die Kapitalerhöhung wird damit ihren Teil zur Erhöhung der Eigenkapitalquote* der WIR Bank von 13,44% (per Ende 2012) – gesetzlich vorgeschrieben sind gegenwärtig 11,2% – beigetragen haben.

Verschmelzung der Titel Bis zum Dividendenstichtag am 1. Juni 2014 gibt es vorübergehend zwei verschiedene Typen von Stammanteilen. Der alte Stammanteil wurde am letzten Handelstag vor Redaktionsschluss zu 418 CHF gehandelt, der neue zu 412 CHF. Nach dem Dividendenstichtag werden die zwei Titel zu einem verschmolzen. Die jeweils aktuellen Kurse sind hier einsehbar: www.wirbank.ch > Privatkunden (bzw. Firmenkunden, bzw. WIR-Kunden) > Stammanteile. Am selben Ort (Download) befinden sich die Börsenaufträge oder Kontaktangaben, falls eine Beratung zum Thema Stammanteile gewünscht wird.

Stammanteil und Bonuszins Während das Stimm- und Wahlrecht an der Generalversammlung der WIR Bank den Genossenschafterinnen und Genossenschaftern vorbehalten bleibt, kann sich jedermann mit dem Kauf von Stammanteilen am wirtschaftlichen Erfolg der Genossenschaft beteiligen. Damit verbunden ist auch die Möglichkeit, an den jährlich stattfindenden Herbstgesprächen teilzunehmen (vgl. S. 11). Zudem profitiert man ab dem Besitz von 25 Stammanteilen von einem Bonuszinssatz von 0,8% auf dem Guthaben des Sparkontos (früher «Anlagekonto»; vgl. S. 4). Die Stammanteile werden zweimal monatlich an der internen Börse der WIR Bank und an jedem Werktag auf der OTC-Plattform der Berner Kantonalbank gehandelt. Die zuletzt bezahlte Dividende betrug 9 CHF pro Stammanteil. Werden die Titel im Privatvermögen gehalten, erfolgt die Ausschüttung steuerfrei (vorbehältlich einer gesetzlichen Änderung). Daniel Flury

* Verhältnis zwischen Eigenkapital und risikogewichteten Aktiven

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Der schnellste Berater der WIR Bank Alain Andenmatten ist der Leiter der neueN Agentur Sierre/Siders

Beruflich hat Alain Andenmatten schon viel Erfahrung gesammelt. Was immer er tut, er legt sich ins Zeug. Ins Zeug und entsprechend in die Kurven legt er sich auch auf zwei Rädern bei seinem wichtigsten Hobby.

Alain Andenmatten berät die Kunden der WIR Bank im Rhonetal – von Susten und Gletsch bis zu Le Bouveret und Saint-Gingolph.

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Alain Andenmatten hat eine facettenreiche berufliche Laufbahn absolviert und bringt damit die besten Voraussetzungen mit, WIRKunden aus verschiedensten Bereichen kompetent zu beraten: – Lehre als Sanitärinstallateur in Siders – Weiterbildung zum Sanitärplaner und Sanitärzeichner – Während fünf Jahren Kundenberater bei einem grösseren Anbieter für Küchen- und Badezimmereinrichtungen – Während elf Jahren Berater für Personen- und Sachversicherungen – Seit Januar 2013 Kundenberater bei der WIR Bank

Valais – VS – Wallis Besonders gereizt hat Alain Andenmatten die neue Aufgabe, weil er auf dem ganzen Gebiet seines Heimatkantons aktiv werden kann. Er ist zweisprachig aufgewachsen – die Mutter ist Unterwalliserin, der Vater Oberwalliser – und ist somit in jeder Hinsicht bestens gerüstet für seine neue Aufgabe. Seit Januar 2013 arbeitet Alain Andenmatten bei der WIR Bank, bis zur Eröffnung der Walliser Agentur am 25.11.2013 in Bern. Mittlerweile ist er bestens vertraut mit den Besonderheiten der WIR Bank und allen ihren Angeboten in WIR und CHF.

Das Sankt-Katharina-Fest findet jedes Jahr Ende November von Freitag bis Montag statt. Dazu gehört der traditionelle Markt – am Montag und Dienstag – im Zentrum der Stadt Siders. Auch die WIR Bank war dieses Jahr mit einem Stand vertreten, um die Eröffnung der Agentur Siders zu feiern. V.l.: Alain Andenmatten mit Pascal Marotta (EP: Marotta, Sierre) und Jenny Lambrigger (Crea-Tifs Coiffure et Beauté, Sierre).

Ein wichtiger Teil seiner Beratungstätigkeit im Kanton Wallis gilt den Firmenkunden und den spezifischen Eigenheiten des WIRSystems mit allen WIR-Produkten. Selbstverständlich ist Alain Andenmatten aber auch für die Privatkundschaft im Wallis da – für alle Fragen zu Anlage-, Vorsorgeund Sparprodukten, aber natürlich auch zu Bau- und Hypothekarkrediten.

Aktiv und dynamisch Mit der neuen Agentur in Siders will die WIR Bank mehr Präsenz in einem wichtigen, vielversprechenden Markt zeigen. Der Kanton Wallis wurde früher von Bern bzw. Lausanne aus betreut. «Schnell und diskret arbeiten gehört zu den wichtigsten Grundsätzen», betont Andenmatten. Kreditanfragen z. B. sollen rasch beantwortet und bearbeitet werden. Ursprünglich seien für die neue Agentur fixe Öffnungszeiten vorgesehen gewesen. Die Praxis zeige jedoch, dass ein direkter Kontakt vor Ort von den Kunden sehr geschätzt werde. Agenturbesuche auf Voranmeldung seien aber jederzeit möglich.

Schnell und sicher Alain Andenmatten wohnt in Venthône bei Siders und lebt seit 20 Jahren mit seiner Lebenspartnerin Annette Weidmann zusammen.

Avenue du Général-Guisan 4 in Siders.

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Alain Andenmatten – vor Thomas Flückiger – legt sich in die Kurve. Er hat dieses Ducati-Challenge-Rennen auf der Rundstrecke von Most (CZ) im Jahr 2011 und später auch die Gesamtwertung gewonnen.

Alain Andenmatten auf der Rundstrecke von Schleiz (D) vor Thomas Flückiger und Christian Frei. Andenmatten gewann 8 von 12 Rennen im Jahr 2011.

In seiner Freizeit unternimmt er Skitouren oder fährt Ski. Sehr oft ist er auch mit dem Rennvelo oder dem Mountainbike unterwegs. Sein wichtigstes Hobby aber ist Motorradfahren – allerdings nicht auf der Strasse. Das ist ihm zu langweilig. Er mag es richtig schnell und fährt Motorradrennen. Bereits im 1. Gang werden Geschwindigkeiten von bis zu 145 km/h erreicht, die Spitzengeschwindigkeiten liegen bei über 290 km/h. Dabei fährt Andenmatten nicht einfach mit, sondern ist sehr erfolgreich. Zweimal – 2011 und 2012 – hat er die Gesamtwertung der Ducati-Challenge gewonnen. Eingesetzt werden Standardmotorräder, die man überall bei Händlern kaufen kann. Dabei werden nur wenige Änderungen vorgenommen. Neben einer anderen Auspuffanlage wird eine Rennverschalung montiert und die Lampen werden entfernt. Die Rennen finden alle im europäischen Ausland statt, weil es in der Schweiz keine entsprechenden Rennstrecken gibt. Rund 25 Amateurrennfahrer aus verschiedenen europäischen Ländern sind jeweils am Start. Dank seiner guten Ausrüstung und den Auslaufzonen bei allen Rennstrecken macht er sich keine grossen Sorgen wegen der Sicherheit. Auch wenn es in der aktuellen Saison nicht optimal gelaufen ist, macht es ihm weiterhin Spass. 10

Wesentlich weniger schnell, dafür sehr sicher ist er mit seinem Auto unterwegs, wenn er seine Kunden besucht. «Schnelles Reagieren ist im Rennsport wie im Strassenverkehr sehr wichtig», meint Alain Andenmatten, «aber genauso wichtig ist es auch im Umgang mit unseren Kunden. Die Beratung muss umfassend und kompetent sein, aber nur wenn sie auch schnell genug erfolgt, bieten wir einen wirklich guten Kundenservice.» Roland Schaub

Agentur der WIR Bank in Siders Avenue du Général-Guisan 4 3960 Siders Tel. 027 303 42 60 (Deutsch) Tel. 027 303 42 61 (Französisch) Fax 027 303 42 69 Agenturleiter: Alain Andenmatten alain.andenmatten@wir.ch Besuche auf Voranmeldung.


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Emotionen pur Herbstgespräche im KKL Luzern Ein auf den ersten Blick nur trockenes Thema – Sponsoring – Fluch oder Segen? – erwies sich an den Herbstgesprächen der WIR Bank Genossenschaft als spannendes und gar berührendes Erlebnis.

Regula Späni interviewte Vincent Grünig und seinen Coach Peter Lehmann.

Ob Schwingfest, Turnverein oder Pfadfinder: Bis 2010 hat die WIR Bank jährlich rund 50 Anlässe oder Vereine mit einem Geldbetrag unterstützt und dabei wenig bis gar keine Gegenleistung erwartet. Seit drei Jahren verfolgt die WIR Bank eine andere Politik. Die für das Sponsoring reservierten Gelder fliessen an wenige, ausgewählte Partner. Ziel ist es, so der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Germann Wiggli, «langfristig ausgerichtete Imageziele zu erreichen, unsere Bekanntheit zu erhöhen, Kontakte zu pflegen und insgesamt eine nachhaltige Wirkung zu erzielen». Nach welchen Kriterien wurden die Partner ausgewählt? Wie die Kundenbefragung 2010 gezeigt hat, wird die WIR Bank als zuverlässig,

vertrauenswürdig, partnerschaftlich sowie mittelständisch und bodenständig wahrgenommen. Es liegt auf der Hand, dass als Sponsoringpartner nur Organisationen oder Personen infrage kommen, welche diese Werte ebenfalls verkörpern: «Da das Image der Gesponserten auf unser Image als Bank übergehen wird und umgekehrt, ist die richtige Wahl für beide Seiten relevant», so Wiggli. Denn leicht kann der Schuss auch nach hinten losgehen, wie Verwaltungsratspräsident Oliver Willimann am Beispiel der Tour de Suisse und der Tour de Romandie aufzeigte. Regelmässige Schlagzeilen wegen Doping rückten auch die Tour-Sponsoren in ein schiefes Licht und liessen etliche davon abspringen. 11


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Rund 500 Stammanteilhaltende besuchten die Herbstgespräche 2013 im KKL Luzern.

Keine Geldverschwendung In der Schweiz werden jährlich über 600 Mio. CHF für Sponsoringaktivitäten ausgegeben. Ein stolzer Betrag – und doch nur etwa gleich viel, wie allein das Unternehmen Red Bull in sein Sportsponsoring im gleichen Zeitraum investiert. Verschwendet sind diese Gelder für Willimann dann nicht, wenn zwischen der Marke und dem Sponsoring-Objekt ein inhaltlicher Zusammenhang besteht: «Die Authentizität spielt eine zentrale Rolle.» Als schweizweit tätige Bank, die auch für Swissness steht, läge es nahe, einen in der ganzen Schweiz gleichermassen bekannten und glaubwürdigen Partner zu unterstützen. Doch dies ist ein schwieriges Unterfan12

gen, vor allem, wenn die zur Verfügung stehenden Mittel begrenzt sind. Die WIR Bank orientiert sich deshalb an den Sprachregionen und sponsert in der Deutschschweiz den Bo Katzman Chor und in der Romandie die «Banque WIR – Chorales en fête», ein eigens für die WIR Bank kreierter Chor-Event, bei dem zwei unterschiedliche Chöre (z. B. Gospelchor und Männerchor) einzeln und gemeinsam auf der Bühne stehen. Im Tessin ist die Suche nach einem Partner, der auch für Kundenanlässe engagiert werden könnte, noch im Gang. Nach Willimann ist es eine grosse Herausforderung, «eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, die Kundinnen und Kunden sowie die Öffentlichkeit im Sotto- und im Sopraceneri anspricht».


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Oliver Willimann, VR-Präsident, und Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung der WIR Bank, führten in das Thema Sponsoring ein.

Bruno Barth (l.), Geschäftsführer von Special Olympics, befragte Thomas von Arx, Filialleiter der WIR Bank in Basel und Helfer an den Winter Games 2012.

Special Olympics Einen grossen Schritt hat die WIR Bank im Sozialsponsoring getan. Mit Special Olympics unterstützt die Bank eine Organisation, die geistig behinderte Menschen durch Sport fördert und besser in die Gesellschaft integriert. Geschäftsführer Bruno Barth war Gastredner an den Herbstgesprächen in Luzern und machte gleich zu Beginn deutlich, dass es gerade in der Schweiz mit der Integration von geistig Behinderten nicht weit her ist. Auch Special Olympics steht hinsichtlich der gesteckten Ziele teilweise noch am Anfang. So sei es nicht einfach, Sport-

clubs dafür zu gewinnen, vereinseigene Angebote für geistig Behinderte zu schaffen. Dabei bringen die Sportlerinnen und Sportler von Special Olympics wesentliche Voraussetzungen schon mit: Sie sind mit Begeisterung bei der Sache und sie halten sich an die Regeln der internationalen Sportverbände. «Wir veranstalten keine Sackhüpfenwettrennen», unterstrich Barth. Sportliche Betätigung verhilft geistig behinderten Menschen nicht nur zur Integration, sie sorgt auch für wichtige Erfolgserlebnisse: «Praktisch jeder von uns hat aus seiner Schulzeit oder aus seiner Zeit in einem Sportverein einen Pokal oder eine Medaille zu Hause – nicht so Menschen mit Behinderungen.» Bewusst werden deshalb anlässlich von Wettkämpfen die Kategorien so gebildet, dass möglichst viele Teilnehmende mit einer Medaille rechnen können. Sport wird dann gleichbedeutend mit Erfolg, Selbstwert, Selbstvertrauen, guten Gefühlen und tollen gemeinsamen Erlebnissen. Der grosszügige Umgang mit Medaillen hat aber eine Kehrseite: Weil Sportjournalisten einen einzigen, möglichst überragenden Goldmedaillengewinner oder eine Siegerin wollen, sind geistig behinderte Medaillenträger als Identifikationsfiguren und für Hintergrundberichte nicht geeignet. Sie kommen auch aus einem weiteren Grund kaum zu Medienpräsenz: Im Gegensatz zu körperlich Behinderten, die man von den Paralympics kennt, können sie sich und ihre Erfolge aufgrund sprachlicher Defizite schlechter verkaufen. 13


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Vollgas zu «Alperose»

Der traditionelle Stehapéro an den Herbstgesprächen im KKL Luzern.

Teil der Firmenkultur Eindrückliche, sehr emotionale Erlebnisse sind Sportveranstaltungen von Special Olympics nicht nur für die teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler. Angestellte der WIR Bank hatten Gelegenheit, 2012 an den National Winter Games an der Lenk als Volunteers tätig zu sein. Einer davon war Thomas von Arx, Leiter der Filiale Basel der WIR Bank. «Ich wollte diese Welt kennenlernen und Berührungsängste abbauen», sagte er im Interview mit Bruno Barth. Diesen Einsatz hat von Arx nicht bereut: «Wir planen zu viel und gehen zu kopflastig durchs Leben; dass es auch noch das Herz und Emotionen gibt, spürt man gerade im Kontakt mit geistig Behinderten.» Von Arx ermunterte deshalb auch die anwesenden Stammanteilhaltenden, sich einmal als Helferin oder Helfer an einem Anlass von Special Olympics zur Verfügung zu stellen: «Sie werden mit mehr Lebensfreude nach Hause gehen!» Auch die WIR Bank unterstützt Special Olympics weiterhin nicht nur finanziell, sondern auch personell. Für die National Summer Games, die Ende Mai in Bern stattfinden, haben sich bereits wieder Angestellte der WIR Bank für eine Mithilfe angemeldet. Die Bank übernimmt dabei sämtliche Spesen, und Einsätze, die nicht am Wochenende stattfinden, gelten als normale Arbeitszeit. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung der WIR Bank, Germann Wiggli, ist überzeugt, dass dadurch der Teamgedanke innerhalb der Bank gestärkt wird, «was sich wiederum in Motivation im Arbeitsalltag ummünzt». Special Olympics werde damit zu einem Teil der Firmenkultur. 14

Interviewgäste von Regula Späni – die frühere Sportjournalistin ist heute auch als Botschafterin für Special Olympics unterwegs – waren ein aktiver Special-Olympics-Sportler, nämlich Vincent Grünig, und sein Coach Peter Lehmann. Grünig ist einer der 130 geistig behinderten Menschen, welche in der Stiftung Sunneschyn in Meiringen betreut werden. Mit bis zu 20 von ihnen trainiert Peter Lehmann für Special Olympics, mit Vincent Grünig sind es die Disziplinen Ski alpin und Rad. Die Begeisterung, mit welcher Grünig seine Trainings bestreitet und an Wettkämpfen teilnimmt, kam deutlich zum Ausdruck. Auch die Bedeutung, welche einer Medaille zukommt, war offensichtlich: Silber und Bronze von den Spielen in Athen 2011 baumelten vor Grünigs Brust und wurden stolz dem Publikum präsentiert. «Das Podest und Party machen» sind die besten Erinnerungen, die Vincent Grünig von den Winter Games an der Lenk behalten hat und die gemäss Peter Lehmann in der Werkstatt willkommenen Gesprächsstoff liefern. «Auch geistig Behinderte zehren im Alltag von den Erlebnissen im Sport.» Erfolge müssen natürlich erkämpft werden. «Ist das nicht ein zu grosser Druck, der auf den Sportlerinnen und Sportlern lastet», fragte Regula Späni, die als ehemalige Wettkampfschwimmerin aus Erfahrung sprach. Lehmann verneinte diese Frage, es herrsche kein Druck von aussen, die Motivation komme von innen. Sicher gilt dies auch für Vincent Grünig. Er will in Zukunft «Vollgas geben», noch mehr Sport treiben und noch mehr trainieren, auch auf dem Hometrainer. «Zu meinem Lieblingslied ‹Alperose›!» Daniel Flury

www.choralesenfete.ch www.bokatzman.ch www.specialolympics.ch www.sunneschyn-meiringen.ch

Die nächsten Herbstgespräche finden am 8. November 2014 im KKL Luzern statt. Eingeladen sind die Stammanteilhaltenden der WIR Bank.


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Breites Angebot und viel Unterhaltung 70. WIR-Messe Zürich Vom 22. bis 25. November 2013 fand die grösste WIR-Messe statt – und dies schon zum 70. Mal. Das «kleine Jubiläum» wurde u. a. mit einem grossen Unterhaltungsangebot und zwei Sonderschauen gefeiert. Die Messebesucher/-innen erwarteten 222 Aussteller und ein breites Angebot aus den Bereichen Beruf, Haushalt und Freizeit auf einer Bruttomessefläche von rund 15 000 m2.

Messeleiter Roland Hartmann meinte in seiner Ansprache, 70 sei keine eigentliche Jubiläumszahl, aber trotzdem Anlass zum Feiern. So konnten die Aussteller die Standgebühren erstmals mit 100% WIR bezahlen und für die Besucher/-innen gab es ein umfassendes, breit gefächertes Rahmenprogramm. Die Messeleitung habe viel in Werbung investiert, um genügend Besucher anzulocken. Die Aussteller seien bereit, jetzt müssten nur noch die kauffreudigen Besucher kommen. Hans Ammann, VR-Präsident der WIR-Messe Zürich AG, begrüsste zahlreiche Ehrengäste namentlich und konnte als Gastrednerin Nationalrätin Natalie Rickli ankündigen.

Freiheiten einschränken. So gebe es Bestrebungen, den Gebrauch des Bargeldes zunehmend einzuschränken, um immer mehr Kontrolle über den Bürger zu bekommen. Im Weiteren betonte Natalie Rickli, wie wichtig die KMUs für die Schweizer Wirtschaft seien. Die KMUs seien auf eine vernünftige Politik und gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen angewiesen. Diese würden aber immer wieder gefährdet. In naher Zukunft gelte es u. a., die unrealistische Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen sowie jene für eine nationale Erbschaftssteuer zu bekämpfen. Letztere würde familieninterne Nachfolgeregelungen von KMUs bzw. die KMUs selbst gefährden.

Die zwei Genossenschaften …

Einmaliges Unterhaltungsprogramm

Natalie Rickli erklärte, die Schweizerische Eidgenossenschaft und die WIR Bank Genossenschaft basierten auf der gleichen Grundidee: Selbstverantwortung und Zusammenarbeit. Dies sei auch heute noch aktuell. Statt immer nur Geld vom Staat zu verlangen, soll auf Eigenverantwortung gesetzt werden. Der Staat wolle die Bürger immer mehr umsorgen, aber auch

Edith Bont, Präsidentin der WIR-Gruppe Zürich, machte auf das umfangreiche, attraktive Rahmenprogramm aufmerksam. Dazu gehörte auch die Lakota-Sioux-Ausstellung in Zusammenarbeit mit Bettina Ambühl und Charly Juchler (s. www. chanteetan.com). Charly Juchler, der 10 Monate im Jahr in Süddakota lebt und mit seinem Reiseunternehmen Touristen die 15


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Nationalrätin Natalie Rickli und Oliver Willimann, Präsident der WIR Bank.

Im Kinderparadies waren die kleinsten Messegäste bestens aufgehoben.

Lakota-Kultur näherbringt, erzählte von seinem Leben in den Black Hills. Zum umfangreichen Rahmenprogramm an der WIR-Messe Zürich gehörten u. a. – Spezialausstellungen Kidz- & Teens sowie Aktiv im Alter mit entsprechenden Referaten – Lakota-Sioux-Ausstellung (mit Rodeo-Wettkampf und «Das Lied der indianischen Flöte») – Zaubereien, Wunder und Spektakel mit Hörbi Kull – Mode- und Trendshow – Adams-Medini-Show – Beat-Box-Künstler Claudio Rudin – Daniel Hildebrand – Meister der Mundharmonika – Verschiedene Referate zu unternehmerischen Themen – Carmen Fenk mit dem Song «Ewigi Liäbi» und anschliessender Autogrammstunde – WIROPOLI-Gewinnspiel mit vielen attraktiven Sofortpreisen, Tagespreisen von 2500 in CHF und einem Hauptpreis von 10 000 in CHF. – u. v. a. m.

Schaufenster der WIR-Verrechnung

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Oliver Willimann, Präsident der WIR Bank, erinnerte an die bescheidenen Anfänge als Tischmesse und die Entwicklung bis zur heutigen professionellen Ausstellung. In dieser Zeit habe sich vieles verändert. Gleich geblieben sei der Wille der Veranstalter, eine abwechslungsreiche, spannende Messe zu bieten. Die WIR-Messen seien wichtig für die WIR-Verrechnung und könnten als deren Schaufenster bezeichnet werden. Die WIR-Messe Zürich nütze nicht nur den Ausstellern und Besuchern, sondern beflügle die WIR-Verrechnung im Einzugsgebiet von Zürich und in der ganzen Schweiz. Es gehe aber nicht nur darum, zu kaufen bzw. zu verkaufen. Wichtig sei auch der Netzwerkgedanke. Nirgendwo liessen sich besser Erfahrungen austauschen und Geschäftskontakte pflegen als an einer WIR-Messe. Der Netzwerkgedanke sei auch ein zentrales Anliegen der neuen Veranstaltung «WIR on tour», die am Freitagnachmittag im obersten Stockwerk der Messe Zürich durchgeführt wurde. Man könne dort viel über die Feinheiten des WIRSystems erfahren und sich persönlich beraten lassen. Das


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Gleiche gelte natürlich auch für den Stand der WIR Bank. Dort warte auch ein Golfspiel, mit dem die WIR Bank ihre Unterstützung von Special Olympics Switzerland aufzeigt, einer Organisation, die sich die Integration von geistig Behinderten durch Sport zum Ziel gesetzt hat.

Gute Resultate Rund 16 000 Besucher/-innen kamen an die WIR-Messe Zürich, erklärte Messeleiter Roland Hartmann. Die meisten Aussteller seien zufrieden gewesen. Insgesamt seien die Umsätze höher gewesen als in den letzten Jahren, auch wenn einzelne Aussteller stagnierende oder leicht rückläufige Zahlen gemeldet hätten. Der Versuch mit dem umfangreichen Rahmenprogramm wurde von den Ausstellern grundsätzlich als positiv bezeichnet. Im Umfeld der kleinen Bühne seien die Lärmemissionen zum Teil als störend empfunden worden. Einzelne Veranstaltungen seien wenig besucht worden. Am meisten Publikum gab es bei der traditionellen Trend- und Modeshow sowie auch bei anderen Anlässen auf der grossen Bühne. Beim WIROPOLI-Spiel gab es einige Änderungen, die gut angekommen sind. So gab es mehr Gutscheine in WIR, die grundsätzlich in der ganzen Messe als Zahlungsmittel gegolten hätten, auch wenn leider einzelne Aussteller nicht mitgemacht hätten. Die Teilnahme am WIROPOLI war für die Aussteller nicht mit zusätzlichen Kosten verbunden, sondern mit den normalen Standkosten abgedeckt gewesen. Einzig Sponsoren des WIROPOLI hätten 1000 in CHW oder Preise im Wert von 1500 in CHW beisteuern müssen. Nach Abschluss der Messe konnten die Aussteller die von Kunden eingelösten WIROPOLI-Gutscheine gegen eine entsprechende Gutschrift auf ihr WIR-Konto eintauschen. «Wir werden versuchen, die Aussteller im nächsten Jahr noch besser darüber zu informieren, wie das Spiel läuft, um damit noch mehr zum aktiven Mitmachen zu bewegen», erklärte Roland Hartmann. Insgesamt sei es eine sehr zufriedenstellende Messe gewesen, meinte Messeleiter Roland Hartmann abschliessend. Roland Schaub

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Bierfass und Medusaköpfe 43. WIR-Messe Bern

Für einmal waren die Berner schneller: Noch vor dem originalen Oktoberfest in München öffnete die 43. Berner WIR-Messe ihre Tore unter dem Motto Oktoberfest. Oliver Willimann, Verwaltungsratspräsident der WIR Bank Genossenschaft, liess es sich nicht nehmen, das Bierfass anzuzapfen und die ersten Mass auszuschenken.

Im Gegensatz zur bayerischen Ausgabe waren Gerstensaft und Kulinarisches natürlich nur eine Randerscheinung der Oktoberfest-WIR-Messe. Im Zentrum standen vielmehr die 110 Ausstellenden aus den verschiedensten Branchen und natürlich die kauflustigen Besucherinnen und Besucher. Einer, der sich nicht über Zuspruch beklagen konnte, war Marc Ris von Ris-Cigars aus Port. Die Rauchverbote in der Schweiz machen ihm nicht zu schaffen, denn noch ausgeprägter als früher ziehen sich nun Zigarrenraucher in die eigenen vier Wände zurück und geniessen ganz bewusst etwas Spezielles, zusammen mit einem Glas Wein oder Cognac. Viele Blicke zog aber auch der Stand von Ruedi Vuillemier auf sich. Plattenbeläge und Bauaustrocknungen sind zwar sein Beruf, seine Leidenschaft aber gilt dem Mosaik. In stundenlanger, geduldiger Arbeit entstanden etwa zwei Medusaköpfe im Versace-Stil oder ganze Landschaften und Blumenmotive. Ein Hauch von Exotik umgab den Stand von Antoinette und Hassan Akbarzadeh-Glatthard. Bunte Trinkgläser und Vasen sowie Schmuck aus Iran standen neben Teppichen im Angebot – in der Tat hatte die Glasherstellung und -kunst schon im alten Persien eine lange Tradition. 18

Oliver Willimann, VR-Präsident der WIR Bank Genossenschaft, zapfte das Bierfass an.

Guter Branchenmix «Der Branchenmix wurde durchwegs gerühmt», so Yves Borel, Leiter der WIR-Messe Bern. Einzig bei Spielsachen oder anderen Artikeln für Kinder habe ein gewisser Mangel bestanden. «Auch Damenkleider dürften sicher noch gefördert werden.» Der bestbesuchte Messetag – auch im Vergleich zum Vorjahr – war der Sonntag, am Samstag zog gutes Wetter die potenzielle Kundschaft eher in die Natur als in die Hallen der BERNEXPO, deren ausgezeichnete Infrastruktur einmal mehr überzeugte. «Umsatzmässig hatten die Ausstellenden die Nase vorn, welche aktiv auf die Besuchenden zugegangen sind», ist Borel überzeugt. Wer einfach nur anwesend war, habe leicht das Nachsehen gehabt.


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Marc Ris ist spezialisiert auf handgerollte Zigarren aus der Dominikanischen Republik.

Iranisches Glas für helvetische Wohnstuben.

Messe 2014 Bereits blickt Yves Borel auf die kommende WIR-Messe Bern. Da der ganze Monat September durch einen Grossanlass der BERNEXPO blockiert ist, wird sie voraussichtlich vom 10. bis 12. Oktober 2014 stattfinden. Der Eintritt zu allen WIR-Messen ist übrigens gratis, und obwohl an den meisten Ständen mit bis zu 100% WIR-Geld bezahlt werden kann, sind selbstverständlich auch Käufe in Schweizer Franken möglich – d. h. WIR-Messen sind Publikumsmessen ohne Einschränkungen. Daniel Flury

Messeleiter Yves Borel lud zur 43. WIR-Messe Bern.

Eine Versace-Medusa im Badezimmer? Kein Problem für Ruedi Vuillemier aus Wimmis.

Mit Golfen machte die WIR Bank auf ihr Engagement für Special Olympics aufmerksam. Eine Schokolade gab es auch für nicht eingelochte Bälle.

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Smartphones: Vom Superwachstum zur Marktsättigung Seit dem ersten Smartphone von Apple – dem iPhone – reitet das mobile Internet auf einer sagenhaften Erfolgswelle. Aber wie lange noch? Die Frage stellt sich angesichts der Entwicklung in Südkorea, das als erstes OECD-Land einen spektakulären Einbruch dieses Marktes verzeichnet.

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Smartphones und Tablets sind die Flaggschiffprodukte des mobilen Internets. In den Industrieländern haben sie im vergangenen Jahr einen Marktsättigungsgrad von 81% erreicht. Doch es ziehen erste Wolken auf: In Südkorea sind die Verkaufszahlen auf 17% eingebrochen. Analysten werten diesen Einbruch als Hinweis auf eine tatsächliche oder bevorstehende Sättigung des Marktes. Im Land der Morgenstille besitzen 80% der Bevölkerung ein Mobilfunkgerät. In der Schweiz surft in 80% der Haushalte mindestens eine Person täglich mit einem Mobilgerät im Internet. Werden also die Verkaufszahlen ebenfalls im gleichen Ausmass schrumpfen, wenn die Gerätezahl pro Familie von 1 auf 3 gestiegen ist? Es ist nicht die Aufgabe der Hersteller, die Apokalypse vorauszusagen. Alexander Tschobokdji, Sprecher von Samsung Schweiz, einem der beiden Marktführer, rechnet für die nächsten Jahre mit einem anhaltenden Wachstum: «Die Tablets werden immer ausgefeilter. Früher wurden sie besonders zum Lesen gebraucht, heute werden sie auch zunehmend für andere – namentlich berufliche – Zwecke eingesetzt. Ich behaupte nicht, dass die Menschen ihren Laptop für ein Tablet aufgeben werden. Aber das Tablet wird für immer mehr Menschen attraktiv.» Dieses Wachstum wird nicht zulasten der Smartphones gehen, die dank ihrer stetig steigenden Leistungsfähigkeit begehrt bleiben werden. Die Zukunft ist also verheissungsvoll: umfassend vernetzte Verbraucher, die je nach Bedürfnis und Situation vom Smartphone zum Tablet und vom Tablet zum Laptop wechseln.

Nützliche Applikationen kommen auf Auch Fabrice Leclerc, Privatdozent der Fakultät für Betriebs- und Volkswirtschaft der Universität Lausanne (Departement Marketing), erwartet, dass der Markt dank leistungsstärkerer Geräte noch eine Weile auf dieser Erfolgswelle reiten wird. Die höhere Rechenleistung und die grösseren Speicher der Smartphones bereiten einer neuen Generation von Applikationen den Weg. «Namentlich im Gesundheitsbereich werden sie Selbstdiagnosen und Coachings ermöglichen. Die Entwicklung wird sich an der Kapazität der Geräte orientieren und ihren Besitzern das Gefühl von Macht vermitteln.»

Doch nach einigen Jahren reissenden Absatzes ist eine Gegenbewegung unausweichlich: Die Verkaufszahlen flauen bereits ab. Vor dem Hintergrund von Strahlungs- und Suchtängsten und der Erkenntnis, dass die ständige Präsenz im Netz sehr viel Zeit beansprucht, beschränken immer mehr Menschen ihre Nutzung des Webs auf ein Minimum. Und was haben die Konsumenten schliesslich von den Hunderten von Millionen, die die Industrie investiert? Die Antwort ist: Zu den Seiten, die von den mobilen Schweizern am häufigsten angeklickt werden, gehören Facebook, 20 Minuten und das Wetter … Gemäss Fabrice Leclerc erfüllt von den erfolgreichen Websites Facebook, das heute in der Kritik steht, ein grundlegendes menschliches Bedürfnis nach Selbstdarstellung. Erfolge darüber hinaus sind jedoch selten. Steht der Kaiser etwa ohne Kleider da? «Meines Erachtens wird in Zukunft die Suche nach Sinnvollem dominieren. Meine Studenten sind zwar über eine Vielzahl von Kanälen mit der Welt verbunden, aber ich bemerke eine gewisse Sättigung. Die Zeit ist reif für mehr Selektivität.»

Ein vernünftiger Einsatz Es dürfte ein Umdenken stattfinden. Die enthusiastischen Nutzer werden sich auf Applikationen konzentrieren, die ihnen einen echten Mehrwert bringen. Fabrice Leclerc wagt eine Parallele zur Frühzeit: «Im Grunde sind wir immer noch hoch entwickelte Affen – wir haben nur den Feuerstein durch ein Smartphone ersetzt. Das Wetter wird für uns immer fundamental sein – Figürchen auf einem Bildschirm von links nach rechts zu jagen, weniger.» In einigen Jahrzehnten wird man auf die Jahre 2007 bis 2017 als eine Ära zurückblicken, in denen die Menschen den Tag vor ihrem Smartphone verbrachten – und zwar aus Gründen, die ebenso unerfindlich sind wie die Gründe, warum sich Wellensittiche durch einen Spiegel angezogen fühlen. Vincent Borcard

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Grillen statt Speck auf dem Teller Das Thema Insektenverzehr ist ein Dauerbrenner. «Schuld» daran ist nicht zuletzt die UNO, die vor den Risiken der zunehmenden Fleischnachfrage warnt. Vereinigungen, Forschungszentren und Jungunternehmen haben sich des Nischenthemas bereits angenommen, das jedem etwas abverlangen wird.

Im Jahr 2008 sprach sich die UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) für den Verzehr von Insekten aus. Sie schlug, auf ihre Art, Alarm. Im Zuge des Bevölkerungsanstiegs von 7 auf 9 Milliarden Menschen bis 2050 wird die Nachfrage nach Fleisch ins schier Unermessliche steigen. Die Folgen: grössere Tierzuchten, erhöhter Getreideanbau und Flächenverbrauch, Anstieg der Umweltverschmutzung und der Belastung für die Ökosysteme … Hollywood hat es noch nicht bemerkt, doch die Menschheit wird nicht von Aliens oder Vampiren, sondern von Schweinedung und den von Kühen ausgestossenen Gasen bedroht! 22

Für die FAO stellt die Förderung des Insektenverzehrs, der bereits von über 2 Milliarden Menschen (vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika) praktiziert wird, einen Teil der Lösung dar. Seit diesem Statement ging das Echo über den hohen Nährwert der Insekten und die geringe für deren Aufzucht nötige Pflanzenmenge – während acht bis zehn Kilo Futter für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch nötig sind, reichen weniger als zwei Kilo für die Produktion von einem Kilo Insektenfleisch – durch die Presse, vorerst die akademische, danach die allgemeine. Die UNO unterstützt ein Programm in den Ländern, in denen der Verzehr von Insekten bereits an der Tagesordnung ist, und im


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Jahr 2011 begann die Europäische Union ebenfalls, Forschungsprojekte zu finanzieren. Denn auch hier schadet die intensive Tierzucht der Umwelt. Natürlich sind die Europäer – einschliesslich der Schweizer! – nicht unbedingt von der Idee begeistert, Speck durch Grillen zu ersetzen. Experten erinnern indessen daran, dass Hummer und Krebse ursprünglich bei uns ebenso wenig auf dem Speiseplan standen und dass Schnecken bei vielen als Delikatesse gelten.

Die Abneigung überwinden Von der Waadtländer Region La Côte aus macht sich Louis Cham-

pod für den Insektenverzehr stark. Der Naturforscher behauptet, sich seit zwanzig Jahren beinahe täglich von Insekten zu ernähren und ist voll des Lobes über deren «ausgezeichneten Nährwerteigenschaften». In Vorträgen und Präsentationen vor Privatleuten sowie in Schulen stellt er die allgemeine Abneigung infrage. Er stellt zudem fest, dass die Schweizer jährlich bereits 500 Gramm Insekten zu sich nehmen, über im Brot vorhandene Mehlwürmer und über Würmer in Früchten: «Oder glauben Sie etwa, die Konfitürehersteller würden die Brombeeren und Zwetschgen öffnen, um sicherzustellen, dass sich kein Wurm darin befindet?» 23


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Das «Njet» des Bundes Eines der Probleme, mit dem die Botschafter des Insektenverzehrs konfrontiert sind, besteht darin, dass dieser in Europa sowie in der Schweiz verboten ist. Sabina Helfer, Sprecherin des Bundesamtes für Gesundheitswesen (BAG), erinnert daran, dass gemäss einer Verfügung vom 23. November 2005 Insekten nicht als Nahrungsmittel zugelassen sind. Die Versuche, daran etwas zu ändern, scheiterten am Argument, dass die Insekten «sich nur sehr schwer von den Parasiten – beispielsweise von den Würmern im Mehl oder in den Haselnüssen bei der Kontrolle der Nahrungsmittel – unterscheiden liessen. Und dies wäre nicht im Interesse der Lebensmittelhygiene.» Als Reaktion auf die Position der UNO stellt die Vertreterin des BAG fest, dass «die Empfehlungen der FAO eher auf ökologischen und wirtschaftlichen Argumenten als auf gesundheitspolitischen Erwägungen beruhen.» Die FAO gibt übrigens zu, dass auf die Sicherheit der Produkte noch eingegangen werden muss.

Warten auf die EU? Für Louis Champod ist klar: Die Schweiz wird ihre Haltung nicht ändern. Auf jeden Fall nicht vor der Europäischen Union. Zulassungen können punktuell vergeben werden, jedoch bleibt der Handel von Insekten zum Verzehr weitgehend gesetzeswidrig. Dennoch denkt er – angesichts der enormen ökologischen Herausforderungen – nicht daran aufzugeben. Über die von ihm mitbegründete Vereinigung Grimiam (grimiam.ch) will der Waadtländer Naturforscher unter anderem über wissenschaftliche Arbeiten den Verspeis einiger Insekten propagieren, insbesondere von Mehlwürmerlarven und Grillen (Heimchen). «Es müssen Studien durchgeführt werden, indem Grillen durch Einfrieren getötet werden, um nach dem Auftauen zu überprüfen, ob Parasiten übrigbleiben. Ebenfalls ist vor und nach dem Kochen der Gehalt an Proteinen, Vitaminen, an Eisen und Zink usw. zu kontrollieren.» All dies erfordert finanzielle Mittel, die Grimiam zusammentragen will.

Knusprige Naschereien aus dem Insektenreich …

sektenmarkt für Tiere besteht bereits, wie das 2009 gegründete Unternehmen Entomos in Grossdietwil (LU) zeigt, dessen Kundschaft sich zu 50% aus Privatpersonen, zu 30% aus Tierhandlungen und zu 20% aus zoologischen Gärten zusammensetzt. Rund 15 verschiedene Arten werden angeboten, deren Nährwerte der Website des Unternehmens entnommen werden können. Einige davon kosten weniger als 10 Franken pro Kilo, während der kleine Mehlwurm auf über 60 Franken pro Kilo zu stehen kommt. Urs Fanger, Geschäftsführer von Entomos, spricht von einem «wachsenden, aber bereits sehr wettbewerbsintensiven Markt.»

In Richtung einer industriellen Produktion Insekten als Tiernahrung Die Vereinigung will überdies die Verwendung von Insekten als Futtermittel in Fischzuchten und Hühnerfarmen fördern. Ein In24

Das Beispiel von Entomos macht ein weiteres Problem deutlich: die Preise. Qualitativ hochstehende Lebensmittel auf der Basis von Insekten können nur erfolgreich vermarktet werden, wenn


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… sind eine Selbstverständlichkeit in vielen Teilen der Welt.

sie wettbewerbsfähig sind. Um diese Anforderung zu erfüllen, ist eine industrielle Produktion Voraussetzung. Genau dazu leitete das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick (AG) ein Programm zur Erzeugung von Mehl aus Fliegenlarven für die Fischzucht ein, wobei – aus Nachhaltigkeitsgründen – Abfälle der Lebensmittelindustrie zur Ernährung der Insekten verwendet werden. An diesem öffentlich-privaten Projekt sind Unternehmen sowie die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Burgdorf (BE) beteiligt. Coop und Migros unterstützten das Projekt finanziell. Auch hier steht die ökologische Argumentation im Vordergrund. Weltweit werden 20 Millionen Tonnen Fische gefangen und zu Mehl verarbeitet, das spezifisch für die Fischzucht vorgesehen ist; im Vergleich dazu: 60 bis 65 Millionen Tonnen

Fische und Schalentiere werden jährlich für den menschlichen Verzehr gefischt. Produkte auf Insektenbasis, die in diesem Markt zu verwenden wären, könnten somit dazu beitragen, die den Meeren entzogene Biomasse erheblich zu senken. Innerhalb von zwei Jahren entwickelten das FiBL und seine Partner ihre Zuchten und Mehle. Danach wurde das Produkt in Fischzuchten getestet. Fazit: Die Fische, die damit gefüttert werden, unterscheiden sich nicht von anderen; das Wachstum verläuft normal und ihr Fleisch schmeckt delikat! Die darauf folgende Etappe besteht in einer Produktion im grösseren Massstab, das heisst von 1000 bis 3000 Tonnen pro Jahr. Die «vorsichtig-optimistischen» Verfechter rechnen auch mit einer Weiterentwicklung der Gesetzgebung, insbesondere im Hinblick auf die Anerkennung von Mehlen auf der Basis von Insekten. 25


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Start-up-Unternehmen Europäische Start-ups haben ebenfalls die industrielle Produktion zum Ziel. Ynsect (ynsect.com), in der Nähe von Paris gelegen, errichtet einen Produktionsbetrieb für die Aquakultur, die Geflügelzucht sowie für Haustiere. Das Unternehmen weitet seine Forschungsprojekte, sowohl intern als auch in Zusammenarbeit mit Laboratorien, aus. Darunter das mit 3 Millionen Euro dotierte Projekt «Desirable», an dem das französische Zentrum für wissenschaftliche Forschung, CNRS, sowie das Institut für agrarwissenschaftliche Forschung, INRA, beteiligt sind. «Bis 2025 wollen wir in der Lage sein, mehrere tausend Tonnen Lebensmittel zu erzeugen», erklärt der Geschäftsführer von Ynsect, Jean-Gabriel Levon. Seine Bioraffinerien sind dazu geeignet, Abfälle (oder kleinste Krümel) anderer Unternehmen zu verwerten. «Wenn sich beispielsweise die Nebenprodukte von Getreidestärkeherstellern für die Zucht als interessant erweisen, wird es sinnvoll sein, sich in der Nähe von deren Produktionsstandorten anzusiedeln, damit Transportkosten entfallen», kommentiert Finanzchef Alexis Angot. Die Vielzahl Parameter, die es zu beachten gilt, zumal es sich um lebende Materie handelt, macht eine Ausweitung heikel. Für 2014 ist ein Pilotprogramm als erster Schritt in Richtung industrieller Produktion vorgesehen. «Für diese letzte Phase fallen die höchsten Investitionen an; daher sind vorgängig Kenntnisse zu Prozessen und Materialflüssen zu erwerben», fügt der Mitbegründer des Unternehmens an.

Unklare rechtliche Situation Parallel dazu muss das junge Unternehmen mehrere rechtliche Unklarheiten lösen. Beispielsweise ist es seit Juni 2013 in Europa erlaubt, Fische mit Futter auf Insektenbasis zu züchten. In der Geflügelzucht ist dies hingegen noch nicht zulässig. Die Lancierung eines innovativen Produkts in einem so sensiblen Markt wie dem Agrar- und Lebensmittelsektor verlangt nach Vorsichtsmassnahmen. Das Unternehmen hat den Vorteil, zu seinen Partnern den Staat, der Forschungsprojekte finanziert, sowie grosse Industriekonzerne zu zählen. Um die Anforderungen und Hindernisse vorwegzunehmen: «Wir haben auch, im Rahmen des Projekts ‹Desirable›, ein Beobachtungskomitee gegründet, in 26

welchem die Konsumenten, die Landwirtschaft und die Lebensmittel verarbeitende Industrie, die Zuchtbetriebe sowie die Ministerien vertreten sind.» Ynsect beschäftigt rund zehn Personen, vorwiegend Agronomen und Prozessingenieure. Über 200 000 Euro wurden bereits in das Start-up-Unternehmen investiert, das 2012 und 2013 zahlreiche Auszeichnungen gewann. Eine erste, der Öffentlichkeit zugängliche Gesprächsrunde soll zu einer Aufnahme von Mitteln von insgesamt zwischen 500 000 und 1 Million Euro führen.

Grillen in Ihren Keksen Der Markt für zum Verzehr bestimmter Insekten zieht, obwohl er theoretisch noch verboten ist, auch Unternehmen an. Das Unternehmen Micronutris in Toulouse hat zum Ziel, Bioprodukte aus


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antwortlich, die auf rund 800 Behälter verteilt sind – ist der Produktionsprozess nicht vollständig automatisiert. Die Perfektionierung der Abläufe, um grössere Mengen zu niedrigeren Kosten herzustellen, ist prioritär. «Derzeit sind unsere Insekten sieben Mal teurer als Fleisch. Unser Ziel besteht darin, bis in drei Jahren dasselbe Preisniveau zu erreichen.» Das Unternehmen bereitet schon weitere Produkte vor, namentlich einen Energieriegel. Weitere werden folgen, ebenfalls auf der Basis von Grillen und Mehlwürmern. «Es besteht noch keine offizielle Liste essbarer Insekten. Brüssel muss das Ganze noch klären. Die Grillen und Mehlwürmer sind die bekanntesten und am wenigsten umstrittenen der 1400 Arten, die heute weltweit verzehrt werden.» Micronutris begann mit einer Eigeninvestition von 250 000 Euro und konnte dann finanzielle und technische Unterstützung durch verschiedene Firmen und Institutionen in Anspruch nehmen. Heute steht das Unternehmen im Kontakt mit Investoren – einem auf Start-ups spezialisierten Fonds, Business Angels, Unternehmen – für eine erste Gesprächsrunde.

Sternekoch in Nizza

Grillenmehl und/oder Mehlwürmern herzustellen. Die Produktion von Keksen ist soeben angelaufen. Ein Grossverteiler wird nun das Erzeugnis in den Regalen von Pilotgeschäften testen. Derzeit produziert das Unternehmen über 15 Tonnen Insekten pro Jahr, und es will die Herstellung auf rund 10 Tonnen pro Monat erhöhen. «Die Insekten werden in Behältern gezüchtet. Wir müssen die Dichte pro Behälter optimieren und dabei auf fünf Parameter abstellen: die Nahrung, die Hydration, die Luftfeuchtigkeit, die Temperatur und das Licht. Jede Einwirkung auf einen Faktor wirkt sich auf die anderen aus», so Cédric Auriol, Gründer des Unternehmens.

7-mal teurer als Fleisch In den Räumlichkeiten von Micronutris – neben vier Ingenieuren sind vier Techniker für das Füttern (mit Biofutter) der Tiere ver-

Als waschechtes Start-up betreibt Micronutris seine Marketingaktivitäten selbst. Jede Woche nimmt das Unternehmen an drei Events wie Demonstrationen an Märkten, Konferenzen usw. teil. Zudem arbeitet es mit Köchen, unter anderen dem Sternekoch David Faure aus Nizza, zusammen. Auf der Website micronutris. com (> Produits) bietet Micronutris diverse Leckereien zum Verkauf, etwa Macarons aus 20% Insektenpulver, gekrönt von einer Grille. Wir Menschen werden von Micronutris bedient werden, noch bevor Hühner und Fische die Produkte von Ynsect und deren Konkurrenten gekostet haben. Konsumenten können die Jungunternehmen bereits unterstützen, indem sie ihre ersten Prototypen testen. Oder aber sie gönnen sich ganz einfach ein Rindersteak, solange dieses noch – einigermassen – erschwinglich ist! Vincent Borcard

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Sind wir durch die Angebotsvielfalt überfordert?

Kunde sein wird immer schwieriger: Denken wir an den Dschungel bei Handy-Tarifen, unzählige Versicherungsvarianten, die unüberschaubare Vielfalt an Modellvarianten in der Automobilbranche usw.: Von allem scheint es irgendwie ein Zuviel an Auswahl zu geben. Inwieweit sind die Konsumenten überfordert?

Die heutige Angebotsvielfalt ist auf eine allgemeine Internationalisierung bzw. Globalisierung zurückzuführen. Der Schweizer Detailhandel hat ein breiteres und tieferes Sortiment geschaffen, um möglichst alle Kundenwünsche abdecken zu können. Gleichzeitig hat sich in den letzten Jahren eine gewisse Konsumunlust entwickelt, teilweise aus wirtschaftlichen, aber auch aus anderen Gründen. Dies führte zu allgemeinen Preissenkungen und ständigen Aktionen. Um die Konsumfreude neu zu entfachen und einem vermeintlichen Bedürfnis der Konsumenten zu entsprechen, steigerte der Detailhandel in den letzten Jahren permanent die Wahlmöglichkeiten. Regale sind überfüllt mit Produkten, die kaum voneinander zu unterscheiden sind, was zu einer Reizüberflutung führt. Aus unternehmerischer Sicht wurde dabei verkannt, dass für den Markterfolg eines Unternehmens die Wahrnehmung der gesamten Marktleistung durch den Kunden entscheidend ist und die Breite bzw. Tiefe des Sortiments eher eine sekundäre Rolle spielen.

Negative Auswirkungen Wir alle werden von Reizen überflutet. Die zahlreichen Informations- und Kommunikationsmittel liefern eine Fülle an Eindrücken und überfordern uns oft. Denken wir an ein Ladengeschäft mit überfüllten Regalen und unzähligen Produkten nebeneinander, die kaum voneinander zu unterscheiden sind. Gleich nebenan befindet sich ein weiteres 28

Geschäft, dessen Angebot mir gleichzeitig durch den Kopf geht. Verwirrung, Verunsicherung und Entscheidungsblockaden sind die Folge. Es kann dazu führen, dass wir den Kaufprozess verärgert beenden, um nochmals in Ruhe nachzudenken oder weitere Informationen einzuholen. Das Telefonieren wird tendenziell immer billiger. Aber wer kennt sich in diesem Tarifdschungel noch aus? Und immer muss man auf der Suche nach Updates sein, da ständig etwas wechselt und jeder Anbieter den anderen übertreffen möchte. Dazu kommen noch all die Spezialtarife und Kombirabatte. Hier wäre ein kompetenter neutraler Berater von grossem Nutzen für verwirrte Kunden.

Welches Angebot ist gefragt? Es gilt, die individuellen Bedürfnisse der Kunden zu erkennen und diese mit gezielten Angeboten anzusprechen. Es geht nicht nur um eine Reduzierung des Angebotes, sondern um ein bedürfnisgerechteres Angebot. Eine übertriebene Angebotsvielfalt wird oft nicht mehr als Bereicherung empfunden, sondern als Belastung, die zu Stress und Unentschlossenheit führt. Studien zeigen, dass geringere, fokussierte Auswahlmöglichkeiten den Absatz nachweislich erhöhen. Die Kunst liegt in der Optimierung: eine hohe, aber doch überschaubare Vielfalt mit zielgerichteten Kategorisierungen, gepaart mit konzentrierter Information. Damit wird nicht nur der Absatz verbessert, sondern auch die Zufriedenheit und das allgemeine Wohl des Konsumenten.


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Auf den Punkt gebracht … – Wir schätzen Auswahl. Die Vielfalt sorgt für ein ereignisreiches, spannendes Einkaufserlebnis. – Bei einem Übermass an Angeboten und Informationen kann es jedoch zu einer Überforderung kommen. Zu viele Wahlmöglichkeiten reduzieren die Entscheidungsbereitschaft. – Die menschliche Informationsverarbeitung ist begrenzt. Menschen können rund 7 Informationen (+/- 2) zur selben Zeit verarbeiten. Wir entscheiden, welche Reize wir wahrnehmen wollen und können. – Was früher noch funktionierte, führt heute zu einer Reizüberflutung und Orientierungslosigkeit. Deshalb reagieren wir positiv auf reduzierte, bedürfnisorientierte Angebote, bei denen das Ziel viel schneller erreicht wird. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass wir heute weniger Zeit haben. Alles muss schnell gehen, oft bedingt durch die heutigen Kommunikationsmittel wie Handy und E-Mail. Muss man zuerst eine grosse Broschüre studieren und mehrere Stunden Zeit investieren, um zu einem Kaufentscheid zu kommen, zieht man häufig einen Verzicht vor. Wir sind diesbezüglich faul geworden, möchten uns auf Wesentliches konzentrieren und rasch zum Ziel kommen. – In ein Geschäft gehen, sich rasch umsehen und wenig später mit dem massgeschneiderten Produkt nach Hause gehen. Jeder sucht nach diesem bestimmten Produkt, das genau zu ihm/ihr passt.

er findet lauter Pauschal- und Kombitarife für In- und Ausland, SMS usw. Die Angebote sind kaum voneinander zu unterscheiden und entsprechen nicht seinen Wünschen. Der Verkaufsberater braucht lange Minuten, um einen Tarifdschungel zu erklären, bei dem die meisten Leistungen von Leo Marconi gar nicht benötigt werden. Am Schluss ist er einfach nur verwirrt, vertagt den Entscheid und geht unzufrieden mit leeren Händen nach Hause. Und auch der Verkaufsberater kann nicht zufrieden sein. Ein klar strukturiertes Angebot für verschiedene Nutzerkategorien könnte helfen, solche Situationen zu vermeiden. Verkäufer und Kunden brauchen weniger Zeit und sind beide zufrieden mit dem Abschluss.

Fazit Informationsflut und zu viele Auswahlmöglichkeiten überfordern den Kunden, was schnell zu Überreizung, Stress und Entscheidungsblockade führt. Anbieter bzw. Verkäufer müssen sich in den Kunden einfühlen. Nur wer seine Kunden und deren Bedürfnisse kennt, weiss, was sie wirklich brauchen, und kann sie erfolgreich beraten. Der elektronische Datenaustausch bietet Chancen, über individuelle Kundenprofile massgeschneiderte Angebote zu formulieren. MIRCO LOMBARDI WWW. LOMBARDIPARTNERS.COM

Beispiel: Keine Verbindung… Leo Marconi* sucht ein neues, einfaches Handy in Kombination mit einem günstigen Tarif für das Telefonieren im Inland. Doch

*Name erfunden

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Gezielte Weiterbildung…

… bringt ein Unternehmen weiter. Für das ganze Personal ist Weiterbildung eine wichtige Plattform, damit die fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen optimiert werden können. Welche Schulung wird benötigt? Soll die Schulung intern oder extern durchgeführt werden? Wie erzielen wir den bestmöglichen Nutzen?

Unternehmen müssen sich den neuen, veränderten Marktbedingungen anpassen. Innovation und Flexibilität sind gefragt. Der anhaltende Strukturwandel in der Wirtschaft führt auch zu neuen Anforderungen an die Fachkräfte. Weiterbildung soll verschiedene Bereiche wie Fach-, Methodenund Sozialkompetenz fördern. Gezielte Schulungsmassnahmen sollen dort zum Zug kommen, wo wirklich Handlungsbedarf besteht. Kein Betrieb kann es sich leisten, ins Hintertreffen zu geraten. Mit einer internen Schulung können bis zu einem gewissen Grad Zeit und Kosten gespart werden, wenn man eine dafür geeignete Person zur Verfügung hat. Andererseits kann eine externe Person mit einer gewissen Distanz zur Firma gewisse Punkte unvoreingenommener behandeln, was den Kursteilnehmern neue Erkenntnisse verschafft. Eine externe Schulung bietet auch eine gewisse Distanz zum Alltagsgeschäft und erlaubt den Teilnehmenden, sich mehr auf den Kurs zu konzentrieren. Das eine schliesst das andere nicht aus. Die Kombination von interner und externer Schulung ermöglicht es, Synergien zu erzielen. Wichtig ist, in einem ersten Schritt den Schulungsbedarf zu eruieren, Lernziele zu definieren und einen Schulungsplan zu erstellen. Nach der Schulung sollte eine Erfolgskontrolle durchgeführt werden, um gegebenenfalls Nachbesserungen durchführen zu können. 30

Ich habe dich angemeldet! Pascal Recher*, Bereichsleiter bei Computer und Software Solution GmbH*, sagt während eines Gesprächs mit Projektleiter Ulrich Voser*: «Ich habe dich übrigens für den Kurs ‹Arbeitstechnik und Zeitmanagement› angemeldet, da ich festgestellt habe, dass du dich bei der Arbeit unbedingt besser organisieren musst. Der Kurs findet in zwei Wochen statt.» Hier stellt Pascal Recher seinen Mitarbeiter zu schnell vor vollendete Tatsachen. Eine Schulung könnte zum Beispiel während eines Beurteilungsgespräches thematisiert werden. In jedem Fall ist ein behutsameres Vorgehen angezeigt. Pascal Recher sollte Ulrich Voser ausführlicher informieren und begründen, warum er eine Schulung für notwendig hält. So könnte Pascal Recher im Verlauf eines persönlichen Gesprächs etwa sagen: «Was deine Arbeitsorganisation anbelangt, gibt es meiner Meinung nach noch Verbesserungspotenzial. Deine Prioritätenwahl im Fall Müller bzw. Mayer war zum Beispiel nicht optimal. Dieser Kurs hier – Arbeitstechnik und Zeitmanagement – scheint mir gut geeignet zu sein für dich, was meinst du? – Er findet in drei Monaten statt und würde natürlich von der Firma bezahlt. Schau dir die Informationen unter www.zeiters-zeitmanagement.ch* doch einmal an und dann besprechen wir das nächste Woche noch einmal.»


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Wenn Ulrich Voser rechtzeitig in die Entscheidungsfindung mit einbezogen wird, dürfte er deutlich besser motiviert sein, als wenn ihm der Kurs kurzfristig aufgezwungen wird.

Das tägliche Brot Gerda Hug* arbeitet seit sechs Monaten bei der Bäckerei Dinkel & Müller* als ausgebildete Verkäuferin. Sie hat sich gut im jungen Team eingelebt – insgesamt fünf Mitarbeiterinnen – und sich an den speditiven Arbeitsrhythmus gewöhnt. Die Bäckerei Dinkel & Müller befindet sich an einer guten Passantenlage. Geschäftsleute, Schüler und Studenten, Familien sowie ältere Leute gehören zu ihrer Kundschaft. Zum «täglichen Brot» des Verkaufspersonals gehören wie in allen Branchen auch schwierige, fordernde Kunden. Bei diesen ist zusätzliches Fingerspitzengefühl gefragt. Teamleiterin Romea Schneider* stellt fest, dass Gerda Hug bei eher schwierigeren bzw. älteren Kunden zu wenig Geduld aufbringt. Ihr Verkaufsstil wirkt gelegentlich etwas kalt, knapp oder sogar schroff. Romea Schneider macht Gerda Hug in einem persönlichen Gespräch freundlich darauf aufmerksam. Gemeinsam wird ein Plan zur Optimierung der Kundenkontakte erarbeitet. In regelmässigen, kurzen Schulungseinheiten werden Verkaufssituationen durchgespielt, in denen die Teamleiterin eine schwierige Kundin spielt. Am Ende dieser gespielten Kundenkontakte sagt Romea Schneider ihrer Mitarbeiterin, was gut war und was man noch besser machen könnte. Gleichzeitig beobachtet die Teamleiterin Gerda Hug in der Praxis auch etwas näher und gibt ihr jeweils bei der nächsten Schulungseinheit ein entsprechendes Feedback.

Dabei sind folgende Punkte wichtig: – Klares Briefing mit Schulungsziel. – Branchenkenntnisse und Schulungserfahrung des Coaches sind vorgängig abzuklären. Empfehlenswert kann auch das Einholen von Referenzen sein. – Die Auswahl des Coaches muss auf Gerda Hug abgestimmt sein. Diese muss ihn akzeptieren bzw. ihm vertrauen. – Zeit und Kosten einer externen Schulung sind zu prüfen. – Die Schulung sollte eine Erfolgskontrolle beinhalten.

Empfehlungen Wichtig ist, seriös zu evaluieren, ob ein Schulungsbedarf besteht. Bei einem Ja ist ein klares Schulungsziel zu formulieren und es ist festzulegen, mit welcher Art von Schulung dieses Ziel am besten erreicht wird. Entscheidend für den Schulungserfolg ist auch die Motivation der zu schulenden Personen. Diese müssen die Ziele und Erwartungen der Schulung kennen und akzeptieren. Bei externen, mehrtägigen Schulungen können auch attraktive Rahmenprogramme mit zu einer positiven Grundstimmung der entsprechenden Mitarbeitenden beitragen. Dabei muss aber stets der Nutzen der Schulung für die Praxis im Auge behalten werden. Schreibt ein Betrieb in seinem Leitbild: «Wir investieren in unsere Mitarbeitenden», sollte dies in der Praxis auch entsprechend umgesetzt werden. Dabei gilt der Grundsatz «Qualität geht vor Quantität». Enrico Lombardi intra dm ag, training & marketing, Zürich

Dieses Vorgehen ist mit viel Aufwand verbunden, ist aber aufgrund der guten Kontrollmöglichkeiten mit raschen Feedbacks sehr Erfolg versprechend. Eine andere Möglichkeit wäre, mit einer externen Person eine Schulung durchführen zu lassen. 32

*Alle Namen sind erfunden.


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Der unbezahlte Urlaub im Trend Der unbezahlte Urlaub ist beliebt, gesetzlich aber nicht geregelt. Viele Arbeitnehmende sind sich möglicher Konsequenzen eines unbezahlten Urlaubs nicht bewusst. Sie – aber auch die Arbeitgeber – tun gut daran, diese Form von «Ferien» vertraglich genau zu regeln.

«Wollen eigentlich alle nur noch Urlaub, und will niemand mehr arbeiten?», stöhnt Claire Dettwiler*, die Personalverantwortliche eines KMU. Immer mehr Mitarbeitende wünschen beinahe selbstverständlich zu den regulären Ferien noch einen unbezahlten Urlaub von bis zu sechs Monaten. Drei Beispiele: Ein Sachbearbeiter studiert berufsbegleitend Betriebsökonomie und will nun ein Austauschjahr in China absolvieren. Er verspricht sich für seine Entwicklung – aber auch bezüglich seiner Chancen auf dem

Arbeitsmarkt – viel von diesem Aufenthalt. Die in der Spedition arbeitende Brasilianerin will in ihrer Heimat kirchlich heiraten und braucht zusätzlich zu den Ferien zwei Monate unbezahlten Urlaub, um der ganzen Verwandtschaft ihren Ehemann vorzustellen. Schliesslich hat auch die schwangere Buchhalterin angekündigt, sie würde sehr gern ihren Mutterschaftsurlaub auf ein halbes Jahr verlängern.

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Urlaub für Jugendarbeit Wie viel Aufwand die administrative Regelung eines solchen Urlaubs mit sich bringt, das interessierte anscheinend nur die Personalchefin Claire Dettwiler. Sie kennt zwar den unbezahlten Urlaub schon in Form der freien Woche unbezahlter Ferien, welche einem Mitarbeiter bis zum dreissigsten Altersjahr gewährt werden muss, wenn er diese für Jugendarbeit einsetzt. Doch durch die kurze Dauer von nur einer Woche stellen sich bei diesem gesetzlichen unbezahlten Urlaub keine Probleme.

Arbeitgeber – in allen übrigen Punkten erhalten. Es bleiben also die Treue- und die Fürsorgepflicht bestehen. Auch die Geheimhaltungspflicht dauert wie alle übrigen Pflichten an. Das bringt Probleme mit sich. Darf man beispielsweise einem sich im unbezahlten Urlaub weilenden Arbeitnehmer kündigen? Und hat er trotz unbezahltem Urlaub Anspruch auf die vollen Ferien, den vollen 13. Monatslohn sowie das baldige Dienstaltersgeschenk? Was passiert, wenn der Arbeitnehmer während des unbezahlten Urlaubs verunfallt oder erkrankt?

Gesetz kennt unbezahlten Urlaub nicht

Kündigung möglich

Anders ist es bei monatelangen Urlauben, welche viele ungeklärte Fragen aufwerfen. Denn es gibt diesen unbezahlten Urlaub gar nicht im Arbeitsrecht. Nirgends ist er erwähnt, nirgends sind seine Folgen geregelt. Angestellte haben deshalb auch keinen Rechtsanspruch auf unbezahlten Urlaub. Akzeptiert ein Unternehmen aber diese Praxis und kann oder will es sich organisatorisch auf längere Abwesenheiten von Mitarbeitenden einstellen, so ist die Personalabteilung gefordert, dass an alles gedacht wird.

Weil das Arbeitsverhältnis weiterläuft, darf man es auch kündigen. Das ist stossend. Denn der Sinn und Zweck des unbezahlten Urlaubs ist es auch, sich mit der Sicherheit eines guten Arbeitsplatzes einmal eine beschränkte Auszeit zu nehmen. So kann sich der Student sein Auslandsjahr nur leisten, weil er die Sicherheit seiner Arbeitsstelle hat. Deshalb ist zwar die Kündigung möglich, aber die Kündigungsfrist beginnt erst nach Ende des unbezahlten Urlaubs zu laufen. Dies ermöglicht es dem heimgekehrten Studenten zumindest, sich für eine Stellensuche Zeit nehmen zu können.

Mangels einer gesetzlichen Regelung muss ein solcher unbezahlter Urlaub vertraglich geregelt werden. An die vereinbarten Punkte haben sich die Parteien dann auch zu halten und können nachträglich nicht einseitig etwas anderes verlangen. Hätte die Buchhalterin beispielsweise durch den unbezahlten Urlaub finanzielle Schwierigkeiten, könnte sie diesen dennoch nicht von sich aus abbrechen und wieder zur Arbeit erscheinen. Der Arbeitgeber musste sich ja gegenüber der befristet angestellten Aushilfe für diese Zeit vertraglich verpflichten.

Auch der in Brasilien weilenden Mitarbeiterin kann während des unbezahlten Urlaubs gekündigt werden, falls man sie in Brasilien erreicht. Denn Kündigungen sind empfangsbedürftig. Aber auch ihre Kündigungsfrist würde erst nach der Rückkehr aus dem Urlaub zu laufen beginnen. Wenn sie jedoch in den Flitterwochen während des unbezahlten Urlaubs schwanger wird, hat sie den vollen Kündigungsschutz.

Fragen über Fragen Beim unbezahlten Urlaub bleibt das Arbeitsverhältnis bis auf die entfallenden Hauptpflichten – nämlich die Leistung von Arbeit durch den Arbeitnehmer und die Bezahlung des Lohnes durch den 34

Arbeitslosengeldanspruch Bei einem Urlaub von über einem Jahr sind auch Probleme mit der Arbeitslosenkasse zu bedenken. Damit ist nämlich die Beitragsrahmenfrist von zwei Jahren mit einer Beitragszeit von mindestens zwölf Monaten nicht mehr erreicht. Dies ist aber weder beim Austauschstudenten noch bei der werdenden Mutter von


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Bedeutung, denn Weiterbildung und Mutterschaft sind von der Erfüllung der Beitragszeit befreit.

Unbezahlter Urlaub und bezahlte Ferien? Da das Arbeitsverhältnis normal andauert, sind eigentlich auch für die Dauer des Urlaubs die normalen Ferien geschuldet. Das kann nicht sein! Es gilt daher grundsätzlich, dass Ferien der Erholung von der Arbeit dienen. Wenn nicht gearbeitet wird, braucht es auch keine Erholung. Also gibt es für die Dauer des Nichtarbeitens auch keine Ferien. In der Tat kann es nicht sein, dass ein Arbeitnehmer elf Monate Urlaub bezieht und sich danach den zwölften Monat als Ferien gönnt.

Dienstaltersgeschenk und 13. Monatslohn Bei der Braut, die zwei Monate länger in ihrer Heimat weilt, und auch bei der Schwangeren, die ihren Mutterschaftsurlaub verlängert, läuft die Dienstdauer einfach weiter. Sie erhalten also ihr Dienstaltersgeschenk nicht später. Auch für die übrigen sich am Dienstalter orientierenden Ansprüche gilt: Es wird durchgezählt. Hingegen ist Teil der Vereinbarung eines unbezahlten Urlaubs, dass für die Zeit des Urlaubs der Lohnzahlungsanspruch entfällt. Darin ist auch der 13. Monatslohn enthalten. Er muss also nur pro rata für die wirklich produktive Zeit bezahlt werden.

Krankheit im unbezahlten Urlaub Erkrankt eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer während eines unbezahlten Urlaubs, kann sie/er keine Lohnfortzahlung verlangen, da kein Lohnanspruch besteht. Dauert die Krankheit aber nach dem unbezahlten Urlaub noch an, hat sie oder er den Lohn vom ersten entfallenden Arbeitstag an zugut.

750 CHF fix eingeplant. Dieses Geld würde ihr schmerzlich fehlen. Sie braucht sich jedoch keine Sorgen zu machen. Ab Antritt des unbezahlten Urlaubs, d. h. nach Ablauf der 14 Wochen Mutterschaftsversicherung, stehen ihr bis Ende des laufenden Monats und drei weitere Monate die Kinderzulagen nach wie vor zu. Dies aber nur unter der Voraussetzung, dass sie nach dem unbezahlten Urlaub auch wieder beim gleichen Arbeitgeber weiterarbeitet.

Unfallversicherung Betriebsunfälle können die Urlauber während ihrer Abwesenheit keine erleiden. Hingegen ist die Nichtbetriebsunfallversicherung nur die ersten 30 Tage des Urlaubs wirksam. Für die Zeit danach muss unbedingt nach einer auch im Ausland kostendeckenden Lösung gesucht werden. In diesem Zusammenhang sollte auch die Leistung der Krankenkasse im Ausland überprüft werden.

Pensionskasse und AHV Auf den Versicherungsschutz der beruflichen Vorsorge ist genau zu achten und er ist entsprechend zu planen. Die Versicherungspflicht endet, wenn der Mindestlohn von 21 060 CHF unterschritten wird. Mit guter Planung kann der Sachbearbeiter diesen Lohn vor seiner Abreise nach China verdienen und sich somit die volle Versicherungsdeckung für das restliche Jahr sichern. Auch für die AHV kann er sich die Beitragsjahre mit dieser Aufteilung von beispielsweise Juni bis Mai sichern. Die beiden Frauen brauchen sich mit zwei, drei Monate dauernden Urlauben keine Gedanken über die Pensionskasse zu machen. Prof. Ursula Guggenbühl

Ohne Einkommen keine Kinderzulagen? Die Buchhalterin ist alleinerziehend und hat bereits zwei Kinder. Die Kinderzulagen für die bald drei Kinder sind im Budget mit

* Name erfunden

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Aufschwung mit Stolpersteinen

Die Schweizer Wirtschaft geht gut aufgestellt ins neue Wirtschaftsjahr 2014. Das abgelaufene Jahr hat uns ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts in der Grössenordnung von 1,7% gebracht. Das sind keine hochkonjunkturellen, aber doch befriedigende Verhältnisse. Für 2014 werden 2,0% erwartet. Wenn sich diese Hoffnung erfüllt, gehört die Schweiz zu den wachstumsstärksten Volkswirtschaften in Europa.

Unter den grösseren Volkswirtschaften würde nur Deutschland mit 2,1% die Schweiz leicht überholen.

Woher kommt der Aufschwung? Die beiden grössten Konjunkturstützen sind der private Konsum und die Bautätigkeit. Daneben hat sich auch die Auftragslage der Industrie verbessert, und der Tourismus ist aus dem Wellental herausgekommen. Allein im August 2013 haben die Hotelübernachtungen – Schweizer und Ausländer zusammen – gegenüber dem Vorjahr um 7,6% zugenommen. Noch nicht befriedigend ist die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, und das dürfte 2014 so bleiben. Angebot und Nachfrage nach Arbeitskräften klaffen auseinander. Während fast überall – beispielsweise im Baugewerbe – über einen Mangel an qualifizierten Kaderleuten geklagt wird, haben jene, die wegrationalisiert werden, Mühe, neue Stellen zu finden. Immerhin ist auch die Jugendarbeitslosigkeit zurückgegangen. Schwach Qualifizierte haben auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor Mühe. Damit hängt auch zusammen, dass die Lohnentwicklung sehr verhalten verläuft. Der Nominallohnzuwachs wird von der UBS für 2014 auf nur 0,9% geschätzt. Das dürfte gerade reichen, um die wiederum höheren Krankenkassenprämien zu bezahlen. Die gleiche Prognose erwartet, dass das Preisniveau 2014 nochmals um 0,2% sinkt. Das hängt natürlich stark vom Preis der importierten Güter und damit vom Wechselkurs ab. Sollte der Euro – wider Erwarten – gegenüber dem Franken ansteigen, würde ein Kaufkraftverlust eintreten, der die Konjunktur im Inland dämpfen müsste. 36

Ruhe auf den Finanzmärkten? Sicher ist, dass 2014 kein deutlicher Anstieg des Zinsniveaus erfolgen wird. Nachdem die Europäische Zentralbank das Bankensystem in der EU nun mit «Gratisgeld» zu nur 0,25% versorgt, kann sich die Schweizerische Nationalbank gar keine andere Politik leisten. Ihre Befürchtungen vor einer durch die Tiefzinsen bewirkten «Baublase» haben sich bisher als unbegründet erwiesen, und so bleibt ihr nur das Zureden an Banken und Pensionskassen, sie sollen bei der Gewährung von Neuhypotheken stärker auf die Bonität ihrer Schuldner achten. Damit steht es bei der gegenwärtigen Beschäftigungslage und der massvollen Entwicklung der Liegenschaftenpreise, die bereits 2013 nicht mehr wie in den Vorjahren angestiegen sind, gar nicht so schlecht. Die Stolpersteine für die Konjunktur liegen also sicher nicht im ganzen Liegenschaftenmarkt, sondern höchstens in Teilen von ihm.

Zurück in die alte Schuldenwirtschaft? Ob uns die Weltwirtschaft 2014 neue Steine in den Weg legen wird, ist schwer abzuschätzen. Sicher ist, dass die Schuldenkrise in den südlichen Euro-Ländern noch nicht zu Ende ist und dass die Bereitschaft der nördlichen EU-Länder, für sie geradezustehen, abnimmt. Sie haben genug Mühe, ihre Staatshaushalte im Gleichgewicht zu halten. Vor allem in Deutschland besteht die Gefahr, dass die Versprechungen, welche die neue grosse Koalition nach allen Richtungen machen muss, wieder in die alte Schuldenwirtschaft zurückführen. Von grossen EU-Ländern wie Italien, die seit 35 Jahren ihre Finanzen nicht mehr in Ordnung bringen konnten, schweigen wir lieber.


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Sicher ist, dass die Schweiz weiterhin mit einer Zuwanderung von Arbeitskräften aus der EU rechnen kann. Diese geht allerdings zurück. Das Maximum von 90 000 Zuzügern, das 2008 erreicht wurde, wird sich 2014 sicher nicht wiederholen. Die neue Schätzung für 2014 liegt bei 65 000. Diese brauchen etwa 30 000 Wohnungen bei einer Wohnungsproduktion in der Grössenordnung von gut 40 000 Einheiten.

Personalabbau bei den Banken Damit zeigt sich erneut, wie eng die schweizerische Volkswirtschaft mit der EU verflochten ist. Ohne die anhaltende Zuwanderung würde beispielsweise unser Gesundheitswesen zusammen-

brechen, und viele einfachere Tätigkeiten könnten nicht mehr wie heute noch mit Arbeitskräften besetzt werden. Dass es aber klare Grenzen gibt, zeigt die Tatsache, dass nicht weniger als 40% der neuen Zuwanderer aus der EU einen Hochschulabschluss in der Tasche haben. Neben dem Gesundheitswesen strömen sie vor allem in die technischen Dienstleistungen aller Art, nicht hingegen in die Banken und Versicherungen. Die Banken bauen Personal ab, und die Versicherungen suchen nach wie vor Schweizer. In handwerkliche Berufe mit geringen Qualifikationsanforderungen drängen jetzt vor allem Portugiesen, was schon zu Klagen im Volksschulwesen geführt hat, weil portugiesische Kinder als besonders bildungsunwillig gelten. 37


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Schliesslich noch ein Blick auf den Konsum: Er wird auch 2014 eine massgebliche Konjunkturstütze bleiben. Bereits in der zweiten Hälfte von 2013 haben sich die Verkäufe von dauerhaften Konsumgütern wie Haushaltgeräten und Autos sehr positiv entwickelt. Dies deckt sich mit dem Ergebnis der laufenden Umfragen, dass die Konsumenten wieder Vertrauen in die Zukunft gewonnen haben und nicht daran denken, ihr Geld aus Angst vor einem Verlust des Arbeitsplatzes unter die Matratze zu legen. Dieses Vertrauen 2014 zu erhalten, ist wohl eine der wichtigsten wirtschaftspolitischen Aufgaben im neuen Jahr.

Kommentar

Nicht am Markt vorbeiproduzieren und keine falschen Experimente! Entscheidend ist wohl, dass wir uns in einem an sich günstigen Umfeld nicht selber Stolpersteine in den Weg legen. So eine Gefahr sehen wir im Wohnungsbau. 60% der Zuzüger aus dem Ausland sind Einzelpersonen oder Paare ohne Kinder. Sie brauchen Ein- bis Dreizimmerwohnungen. Werden zu viele Vier- oder Fünfzimmerwohnungen produziert, bleiben diese auf der Halde liegen. Auch haben wir ein Überangebot an Geschäfts- und Büroräumen, das sich nicht so schnell abbauen lässt. Man hört schon von Bürohäusern, die in Wohnhäuser zurückgebaut werden. Investitionen müssen folglich gut überlegt werden.

Der zweite, grosse Block, auf den der Konjunkturaufschwung auflaufen könnte, ist die von verschiedenen Seiten geforderte weitere Aufblähung der Staatstätigkeit und der staatlichen Reglementiererei. Professor Silvio Borner, grosser und nicht wortkarger Basler Nationalökonom, spricht nicht zu Unrecht von einer «Verdichtung der Bevormundung» der Bürger durch den Staat und seine Beamten. Diese Entwicklungen sind seiner Meinung nach ein Fressen für politische Lobbys aller Gattungen und auf jeden Fall wachstumshemmend. Der Regulierungswahn – Borner nennt als Beispiele Cleantech und Umweltschutz – führt zu immer stärkeren verdeckten Kosten für die Privatwirtschaft und die Haushalte. Der Irrtum, alles sei lenk- und regulierbar, könnte uns noch teuer zu stehen kommen. In die gleiche Richtung laufen extreme sozialpolitische Postulate wie etwa die Forderung nach einem garantierten Mindestlohn oder sogar einem garantierten Grundeinkommen. Borner mokiert sich auch darüber, dass hierzulande eine 2000-Watt-Gesellschaft angepeilt wird, während die Chinesen eine 6000-Watt-Gesellschaft wollen, um ihren Wohlstandsrückstand auf uns aufzuholen. Die Anforderungen an den Verstand und die Vernunft unserer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger werden auf jeden Fall nicht kleiner.

Am Markt vorbeiproduzieren ist in einer Periode des beschleunigten Strukturwandels, in der wir uns befinden, lebensgefährlich bis tödlich. Dies gilt nicht nur für den Bau, sondern für die gesamte Wirtschaft. Im Detailhandel haben wir seit dem Auftauchen der deutschen Discounter eine übersteigerte Aktionitis, die zum Teil schon an Halsabschneiderkonkurrenz gemahnt. Der verbliebene selbstständige Fachhandel muss seine Marktlücken noch genauer und vorsichtiger als bisher auszumessen versuchen. Daneben erleben wir aber auch einen grossen Schub an Kreativität. Neue Produkte und Dienstleistungen kommen zu einem schönen Teil aus jungen KMUs. Der Zug für die Selbstständigen ist zum Glück noch nicht abgefahren.

«Vorsicht: Wir dürfen uns nicht selber ein Bein stellen!» 38

Dr. Richard Schwertfeger


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50 v. Chr. Die Asterix-Bände sind ja recht einseitig. Sie berichten nur von Galliern und nie von Appenzellern. Obwohl um 50 v. Chr. ohne Zweifel auch die Appenzeller viel Berichtenswertes angestellt haben. Die Historiker sagen zwar, damals habe es noch gar keine Appenzeller gegeben. An die Nordseite des Säntis hätte sich höchstens mal ein furchtloser Kelte verirrt, um einen Bären zu erlegen oder umgekehrt. Ansonsten gebe es keine Hinweise auf eine Zivilisation im Appenzellerland. Als ob Appenzeller jemals Zivilisation gebraucht hätten! Doch die Historiker irren. Um 50 v. Chr. war zwar ganz Helvetien von den Römern besetzt, doch in den dicht bewaldeten Säntishügeln siedelten, gut versteckt, die beiden indigenen Völker der Appenzeller, die nicht aufhörten, sich gegenseitig Widerstand zu leisten. Von den keltischen Römern im Westen und den rätischen Römern im Osten blieben sie unentdeckt, bauten diese doch ihre entsetzlich wichtigen Römerstrassen aussen herum, durchs Rheintal und dem Bodensee entlang.

Band XXII und XXIII für immer verlassen. Ob ihre Nachfolger Didier Conrad und Jean-Yves Ferri die Reise des kleinen Galliers zu den kleinen Appenzellern neu aufrollen? Sie würden bestimmt entdecken, wie sehr sich Appenzeller und Gallier bei Asterix’ Aufenthalt befruchtet haben, diese zwei unbeugsamen Stämme von kleingewachsenen Kriegern, gewieft und gewitzt, stur und liebenswert, streitsüchtig und festfreudig. Sie würden entdecken, dass St. Gallien auf den Besuch der Gallier zurückgeht, genauso wie der gallische Hahn auf den Kirchtürmen. Und der Verlust der Wildschweinpopulation in den Appenzeller Wäldern auf Obelix, beim Teutates. Und die weissen Flecken beim Appenzeller Bläss auf Idefix. Und der gallische Zaubertrank auf den Appenzeller Alpenbitter, der Kranke gesund und Gesunde krank macht. Und der unvergleichliche Duft von Verleihnix’ Fischen auf eine geheime Kräutersulz.

Entdeckt wurden die Appenzeller Ethnien in Tat und Wahrheit von Asterix, und zwar in Band XVI, «Asterix bei den Schweizern». Zwar werden dort keine Appenzeller benannt, aber das beweist nur, wie lückenhaft die Gallien-Chronisten Goscinny und Uderzo die Schweizer Reise von Asterix erforscht haben. Zwei Beispiele seien erwähnt. Auf der Flucht vor den Römern springen Asterix und Obelix auf Seite 36 in den Lacus Lemanus, zwei Seiten später gehen sie wieder an Land, und das beim Rütli. Was die Liebhaber gehobener Schweizer Geografie seit eh und je betrübt. Entscheidender aber ist die zweite Lücke: Auf Seite 44 gelangen Asterix und Obelix auf der Suche nach dem Edelweiss vom Rütli erstaunlicherweise direkt auf den Säntis. Noch erstaunlicher aber ist, dass Goscinny den Säntis nicht beim Namen nennt. Und dass Uderzo ihn auch ganz anders zeichnet. Es ergibt sich eine spektakuläre Hypothese: Haben die beiden womöglich gar nicht geahnt, dass es sich um den Säntis handelte? Haben selbst Goscinny und Uderzo nicht begriffen, dass Asterix und Obelix um 50 v. Chr. die Appenzeller entdeckt haben? Willi Näf

Uderzo und Goscinny werden Band XVI wohl nicht mehr verändern. Uderzo ist 87 und Goscinny hat Gallien bereits zwischen

Willi Näf ist freier Autor, Texter und Kabarettist und lebhaft im Baselbiet und im Appenzellerland. www.willinäf.ch

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KINDER! HÖRT AUF MIT DEM ESSEN ZU SPIELEN! GESTRESSTE KAKERLAKEN SCHMECKEN BITTER!

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VERANSTALTUNGEN UND TERMINE Generalversammlung 2014 der WIR Bank 28. Mai 2014 in Basel (für Genossenschafter/innen) Herbstgespräche 2014 8. November 2014 im KKL Luzern (für Stammanteilhalter/innen) Informationen über diese und über weitere WIR-Anlässe erhalten Sie bei der WIR Bank, www.wirbank.ch, Tel. 0848 947 947.

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Auflage: 73220

IMPRESSUM WIRPLUS Das Kundenmagazin der WIR Bank Januar 2014, 81. Jahrgang, Nr. 914 Herausgeberin/Redaktion WIR Bank Genossenschaft Auberg 1 4002 Basel www.wirbank.ch Redaktionsteam Daniel Flury (Chefredaktor), Annette Lempen, Roland Schaub, info@wir.ch, Tel. 061 277 93 27 oder 061 277 92 76

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Erscheinungsweise Im Januar, April, Juli und September auf Deutsch, Französisch und Italienisch

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