2.2 Aussteifung Ein positiver Nebeneffekt des gleichmäßigen Lastabtrages ergibt sich für die Gebäudeaussteifung. So lässt sich die Tragfähigkeit aussteifender Wände gegenüber horizontalen Lasten am besten ausnutzen, wenn eine moderate vertikale Beanspruchung vorliegt. Auch die Schubtragfähigkeit bzw. die Druckstrebenneigung hängt von der Auflast ab, da Kräfte rechnerisch nur im überdrückten Querschnittsbereich übertragen werden können. Je größer die einwirkende Vertikallast, desto steiler geneigt sind die Druckstreben, und folglich kann eine höhere horizontale Beanspruchung aufgenommen werden (Abbildung 2.6). Zur Aussteifung eines Gebäudes sind mindestens drei Wandscheiben erforderlich, deren Wirkungslinien sich nicht in einem Punkt schneiden dürfen und die nicht alle parallel angeordnet sind. Dazu kommt eine schubsteife Deckenscheibe oder ein statisch nachgewiesener Ringbalken (vgl. Kapitel 5.3.4).
2.6 Einfluss der Auflast bei horizontaler Beanspruchung
Lage und Richtung der Wandscheiben sollten so gewählt werden, dass die Verdrehung des Gebäudes um den Schubmittelpunkt gering bleibt. Ferner sollten Wandscheiben derart angeordnet werden, dass Zwangsbeanspruchungen der Geschossdecken vermieden werden. Wandscheiben werden nur für Lasten
angesetzt, die in Richtung ihrer starken Achse wirken, da ihre Biegesteifigkeit bei der Bemessung um die schwache Achse vernachlässigt werden kann. Stützen werden aufgrund ihrer geringen Biegesteifigkeit ebenfalls nicht zur Aussteifung herangezogen. Diese Annahmen liegen auf der „sicheren Seite“.
2.3 Horizontale Verformungen zwischen Decke und Wand Ziegelmauerwerk und Stahlbeton weisen Unterschiede beim Verformungsverhalten auf, die man nicht vernachlässigen kann. Bei den Schwindverformungen, die
letztendlich durch den über lange Zeit anhaltenden Austrocknungsprozess des Stahlbetons bedingt sind, lässt sich dieser Unterschied gut nachvollziehen, da die
Ziegel durch den Brennprozess absolut trocken sind. Tabelle 2.1 dokumentiert die wesentlichen Kennwerte in diesem Zusammenhang.
Tabelle 2.1: Verformungskennwerte von POROTON-Mauerwerk und Stahlbetondecken im Vergleich Rechenwert für das Endschwindmaß mm/m
Wärmeausdehnungskoeffizient αt 10-6/K
Elastizitätsmodul Ea N/mm²
Ziegel
0
4 bis 8
950 bis 1.300 fk
Stahlbetondecken C20/25
ca. -0,5
10
22·(fcm/10)0,3
Werkstoff
Sekantenmodul aus Gesamtdehnung bei etwa 1/3 der Mauerwerksdruckfestigkeit bzw. 40 % der mittleren Betondruckfestigkeit fk charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit fcm Mittelwert Zylinderdruckfestigkeit des Betons
a
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