Bemessung von Ziegelmauerwerk - Fachbuch zur Bemessung nach DIN 1053-1

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5 Ergänzende Hinweise zur Bemessung und Ausführung von Ziegelmauerwerk

Falls in Sonderfällen keine typengeprüfte Statik vorliegt, kann die Bemessung des Sturzes entweder nach den Richtlinien für Bemessung und Ausführung von Flachstürzen [20], nach DIN 1053-3 [4] oder nach allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen des DIBt erfolgen. 5.6.2 Ausführungshinweise Alle zur Zeit gültigen Bemessungsregeln gehen davon aus, dass die Druckzone der Stürze aus Mauerwerk mit vermörtelten Stoßfugen besteht. Die Mindest-Auflagertiefe ergibt sich aus der erforderlichen Verankerungslänge der Zugbewehrung im Flachsturz. Sie beträgt in der Regel 115 mm. Größere Auflagertiefen können sinnvoll sein, um die Durchbiegung des Sturzes in Feldmitte zu reduzieren. Bei Ziegelflachstürzen mit einer Gesamthöhe von mehr als 60 mm beträgt die Montage-Stützweite höchstens 1,25 m. In diesen Fällen sollten die Flachstürze mit einer Überhöhung (Stich) eingebaut werden, um übermäßigen Durchbiegungen im Gebrauchszustand vorzubeugen. Die Montageunterstützung muss solange angebracht bleiben, bis die Druckzone eine ausreichende Festigkeit erreicht hat. Dies ist i. d. R. nach 7 Tagen gegeben.

In allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen werden auch Rechenwerte kR für Ziegel der MindestDruckfestigkeitsklasse HLz 6 angegeben, sofern diese Ziegel zusätzliche Anforderungen an die MindestDruckfestigkeit in Richtung Steinlänge erfüllen (Mittelwert @ 2,0 N/mm², kleinster Einzelwert @ 1,6 N/mm²). Versuche in [21] haben gezeigt, dass auch bei wesentlich geringeren Steinlängsdruckfestigkeiten (im Mittel 1,1 N/mm²) die Bemessungswerte sicher eingehalten wurden. Die Tabelle 12 enthält Vorschläge für Rechenwerte der Druckfestigkeit der Druckzone aus [22]. Diese Werte können angesetzt werden, wenn eine mittlere Mindest-Steinlängsdruckfestigkeit von 1,0 N/mm² eingehalten wird. Für Übermauerungen von Flachstürzen mit unvermörtelten Stoßfugen in der Druckzone wurden in den letzten Jahren eine Reihe von Versuchen und theoretischen Untersu-

Tabelle 12: Vorschläge für Rechenwerte kRL der Mauerwerklängsdruckfestigkeit für den Nachweis von Flachsturz-Übermauerungen mit Hochlochziegeln [22]) ZiegelFestigkeitsklasse

Mörtelart Leichtmörtel LM 21

Normalmörtel NM IIa

Dünnbettmörtel1) DM

βRL in N/mm2

Das Mauerwerk der Übermauerung muss bei Bemessung nach Flachsturz-Richtlinie [20] mindestens aus Ziegeln der Festigkeitsklasse 12 und Normalmörtel mindestens der Festigkeitsklasse MG II bestehen. Diese Randbedingungen sind Voraussetzung für den Ansatz des Rechenwerts der Druckfestigkeit der Druckzone, kR = 2,5 N/mm² in [20]. 1)

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chungen durchgeführt. ZILCH kommt in [23] aufgrund einer Auswertung dieser Versuche und weiterer Modellierungen und Fachwerkberechnungen zu dem Schluss, dass bei deckengleichen Unterzügen und lichten Öffnungsweiten bis maximal 1,25 m auch Ziegelmauerwerk mit unvermörtelten Stoßfugen in der Druckzone über Flachstürzen ausgeführt werden kann. Voraussetzung ist, das eine Lastübertragung über die Lagerfugen in der Druckzone möglich ist. Dies ist z. B. bei mehrlagiger, d. h. mindestens zweilagiger Übermauerung der Fall. Eine Aufnahme dieser Ergebnisse in die Überarbeitung der DIN 1053-3 ist beabsichtigt.

HLz 4

0,67

1,07

1,07

HLz 6

0,93

1,34

1,47

HLz 8

1,07

1,60

1,74

HLz 10

1,07

1,87

2,14

HLz 12

1,20

2,14

2,40

HLz 20

1,20

2,54

2,40

zulässige Druckspannungen σ0 aus [20] zu Grunde gelegt.


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