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Schönes von zeitlosem Wert

Manu factum – von Hand gemacht. Die lateinische Bedeutung des Wortes Manufaktur birgt ein großes Versprechen: Geschaffen von den kunstfertigen Händen eines Hand-Werkers, entsteht etwas, das es in dieser Form nur ein einziges Mal gibt. Denn jedes Produkt ist ein Unikat. So individuell wie sein Schöpfer. Und wie sein Empfänger, in dessen treue Hände es übergehen wird.

ZEITGEMÄSSER DENN JE

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Was bedeutet der Hände Arbeit heute? In einer Zeit, in der Maschinen alles zu können scheinen? In der sich die Arbeit des Menschen oft darauf beschränkt, diese Maschinen zu programmieren? In einer Zeit, in der vom Begriff „künstliche Intelligenz“ nicht nur Faszination und Versprechungen, sondern auch Befürchtungen ausgehen? Ist es nicht gerade das Menschliche, das uns an von Hand geschaffenen Werken so fasziniert? Menschen gestalten

Schönes für Menschen – ein wunderbarer Kreis, der sich fügt und schließt. So entsteht eine tiefe Befriedigung, wenn die Arbeit wertgeschätzt wird, und ein erhebendes Gefühl, wenn man sich am erworbenen Unikat erfreut. Wir schauen nach innen, um Kraft zu schöpfen und uns auf wahre Werte zu besinnen. Und gerade deshalb ist die Arbeit einer Manufaktur auch heute noch zeitgemäß. Zeitgemäßer denn je.

GEPRÄGT VON REICHER GESCHICHTE: MANUFAKTUREN IN SACHSEN

Manufakturen prägen das Gesicht der sächsischen Wirtschaft seit Jahrhunderten. Seit den reichen Silberfunden im Erzgebirge vor über 850 Jahren fand das Handwerk hier fruchtbaren Boden. Das Silber beflügelte nicht nur die Erzverarbeitung und die Holzwirtschaft – auch die Glasfertigung in Sachsen ist eng mit dem Bergbau verbunden. Ortsnamen wie Glashütte sind lebendige Zeugen dieser Geschichte. Heute steht der Name Glashütte für edelste Uhren von Weltrang. Zehn Manufakturen streben in dem kleinen sächsischen Ort nach höchster Perfektion in der Uhrmacherkunst.

Die Schätze, die die Bergleute des Erzgebirges aus den Tiefen der Berge schürften, fanden in der Residenzstadt Dresden begeisterte Abnehmer – und kunstsinnige Menschen mit Sinn für das Schöne. Zinngießer und Silberschmiede fertigten Kunstwerke, die bis heute in den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden zu bestaunen sind. Der große Traum der sächsischen Könige war jedoch immer, Gold herzustellen. Bei der Verfolgung dieser Vision gelang Johann Friedrich Böttger Anfang des 18. Jahrhunderts ein großer Wurf: Er entdeckte das weiße Gold – das Porzellan. Nun konnte August der Starke seine königliche Tafel mit filigran verzierten und kunstvoll bemalten Tellern, Schalen und Kannen schmücken. Bis heute wird diese Tradition in der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen mit Kunstsinn und Feingefühl weitergeführt.

Weltruhm erlangten auch die Musikinstrumente aus dem sächsischen Vogtland. „Musikwinkel“ wird die Gegend rund um Klingenthal und Markneukirchen genannt. Hier entstehen in über 100 Manufakturen in traditioneller Handarbeit Violinen, Trompeten, Gitarren und fast das gesamte Instrumentarium eines Orchesters. Musiker aus aller Welt schätzen den edlen Klang und die herausragende Stimmung der Instrumente, die auf der Meisterschaft der sächsischen Handwerker beruhen.

Ob Uhren und Porzellan, hochwertige Instrumente oder Feines aus Holz wie die Figuren aus dem Hause Wendt & Kühn: Die Exzellenz sächsischer Handwerkskunst spiegelt sich bis heute in den Werken, die die Manufakturen verlassen, wider. Was alle Erzeugnisse eint, sind die lange Geschichte, die hohe Güte, die Hingabe ihrer Schöpfer und die absolute Verpflichtung, Wertvolles und Schönes von zeitlosem Wert zu erschaffen.

„In unserer Manufaktur sprechen wir selten über Umsatz. Viel lieber schwärmen wir von der Schönheit unserer Erzeugnisse.“

THOMAS ROST LEITER MARKETING & VERTRIEB, WENDT & KÜHN

DER WERT DER HANDARBEIT

Klein, aber fein, Klasse statt Masse – nach diesen Grundsätzen fertigen bei Wendt & Kühn versierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit 1915 Spitzenqualität in feiner deutscher Handarbeit. Mit Liebe zum Detail, einem untrüglichen Gespür für das Schöne und beflügelt vom Anspruch, mit jedem kleinen und großen Kunstwerk Freude zu bereiten. Beim Empfänger, der es mit seinen Händen berühren wird.

Streicheln, drehen und wenden, begutachten, begreifen. Der es mit allen Sinnen erleben wird: Die Augen erkennen die anmutigen Formen, die kunstvolle Linienführung, die ästhetische Komposition. Die Nase nimmt den Geruch des Holzes wahr, den frischen Lack, den zarten Duft des Neuen, das mit uns gemeinsam alt werden wird. Die Ohren lauschen den Geschichten, die die Figur zu erzählen weiß. Geschichten von ihrer Schöpfung. Von der Historie der Manufaktur, in der sie das Licht der Welt erblickte. Der Geschichte der Gestalterinnen, die vor vielen Jahrzehnten ihre ganze Schöpferkraft darauf verwandten, Figuren von zeitloser Schönheit zu schaffen. Geschichten von den Kunst-Handwerkerinnen und Kunst-Handwerkern, die mit ihrer Hände Arbeit aus einem unscheinbaren Stück Holz markante Konturen herausgeformt haben. Geschichten aus vergangenen Zeiten und Geschichten von heute.

LEBENDIGES KUNSTHANDWERK

So pflegen wir in unseren Werkstätten nicht nur Traditionen, sondern bewahren Erfahrungen und erhalten immaterielle Werte. Denn es kommt nicht nur darauf an, dass unsere Figuren hier entstehen, sondern auch darauf, wie dies geschieht. Die Handarbeit hat in unserer Manufaktur höchsten Stellenwert – daran hat sich seit Anbeginn nichts verändert. Bis heute arbeiten wir größtenteils so, wie es die Gründerinnen von Wendt & Kühn vor 105 Jahren konzipierten. Der Drechsler sticht mit dem Eisen die Form der Teile aus dem Holz. Leimerinnen fügen mit feinfühligen Fingern filigrane Einzelteile zu anmutigen Figuren. In der Taucherei bekommen die rohen Figuren ihr erstes Farbbad, fachkundig getaucht, gedreht und geschleudert von Menschen, die ein genaues Gespür dafür haben, wie viel Grundfarbe es braucht, dass die darauf folgende Bemalung gut deckt und jede Farbe in voller Schönheit erstrahlt. Mehrfach wird bei der Grundierung zwischengeschliffen, damit die Fasern des Holzes immer wieder geglättet werden. In der Malerei schließlich zeigt sich die ganze Meisterschaft der Handarbeit. Selbst das Anmischen der Farben erfolgt nicht maschinell, sondern von Hand – seit über 100 Jahren. Denn die Farben, mit denen Grete und Olly Wendt ihre Figuren bemalten, gibt es nicht im Katalog. Also heißt es, selbst mischen und immer wieder mit dem Muster abgleichen, bis der Farbton in der feinsten Nuance stimmt. Das Wissen darüber wird weitergegeben von Generation zu Generation. Bei der Bemalung dann schließlich kommt die Handarbeit zur Perfektion – von der Farbgestaltung der Kleider und Accessoires über die Verzierung mit feingliedrigen Mustern und Ornamenten bis hin zum absoluten Höhepunkt, der Bemalung des Gesichts. Augen, Nase, Wangen, Mund – wie bei einem Menschen zeigt sich auch hier die Individualität. Jede Figur ist ein kleines bisschen anders. Eine eigene Persönlichkeit – so wie ihre Schöpferin. Das ist es wohl, was Menschen in aller Welt an den Erzeugnissen so fasziniert: Sie sind ein bisschen wie wir selbst. Einzigartig, individuell und mit eigenem Charakter.

ALS MUSIKWINKEL UND HEUTZUTAGE ALS MUSICON VALLEY wird die vogtländische Region rund um Markneukirchen bezeichnet, in der kleine und mittlere Meisterbetriebe die Tradition der handwerklichen Fertigung von weltweit begehrten Musikinstrumenten fortführen.

EXZELLENTES ZUSAMMENSPIEL

Wenn diese feinste Handwerkskunst von Wendt & Kühn auf die Raffinesse der Porzellan-Manufaktur Meissen trifft, entsteht etwas ganz Besonderes. Beide Manufakturen eint die kunsthandwerkliche Meisterschaft, der kompromisslose Qualitätsanspruch und das Besinnen auf den eigenen umfangreichen Musterschatz. Auch die Liebe zu Blumenmotiven ist in der Geschichte beider Häuser tief verwurzelt: Firmengründerin Grete Wendt griff das Blütensujet in ihrer legendären Figurenreihe der Blumenkinder auf. In der Porzellan-Manufaktur zeugt die „Meissner Blumentafel“ von der hohen Bedeutung der Blütenmalerei. Auf dieser historischen Tafel sind kunstvoll 36 verschiedene Blumen gezeichnet, die als Vorlage für das heutige Schaffen gelten.

TAUSENDE FARBREZEPTUREN werden in der Porzellan-Manufaktur Meissen streng gehütet. So gelingt es, jede Nuance der überlieferten Porzellanfarben immer wieder originalgetreu zu treffen. Dank einer bis heute erhaltenen einzigartigen Handwerkskunst entstehen üppige Arrangements und filigrane Blüten wie die Sumpfdotterblume.

Beide Manufakturen bringen ihr Kunsthandwerk in den Auftakt der Kooperation mit der dafür ausgewählten Sumpfdotterblume ein. Die Meißner Künstler malen sie mit feinem Pinsel auf ein formschönes, mit Goldrand veredeltes Porzellanschälchen. Die Herausforderung für die Grünhainichener Kunsthandwerker hingegen ist es, die Akkuratesse der Meißner Zeichnung in die figürliche Fertigung zu übertragen. Eine höchst anspruchsvolle Aufgabe, sollten Formgebung und Farbvirtuosität schließlich der Porzellan-Vorlage würdig entsprechen. Entstanden ist ein Mädchen auf Hügel mit der zarten Blüte einer Sumpfdotterblume. Die Blume wird in Gänze lasierend bemalt – bei Blüte, Blättern und dem Wiesenhügel wird die Grundfarbe mehrmals mit weiteren Farbnuancen überstrichen. So entsteht Pinselstrich für Pinselstrich eine natürliche, plastische Anmutung. Filigrane Linien im Blüteninneren und feine Blattstrukturen sorgen für Lebendigkeit ebenso wie der sanfte Schwung der hauchdünn gehobelten Blätter. Das Mädchen im leichten Frühlingskleid ruht zufrieden auf dem Grashügel. Die liebliche Melodie ihrer Flöte verzückt. Was für eine zarte Komposition von höchstem Detailreichtum, flankiert von einem edlen Porzellanschälchen mit selbigem Blumenmotiv.

BEGLEITER FÜRS LEBEN

Gegenstände, die auf diese kunstvolle Art und Weise in liebevoller Handarbeit entstehen, sind etwas für die Ewigkeit. Sie begleiten ihre Besitzer ein Leben lang und werden immer wertvoller. Somit bilden sie einen wohltuenden Gegenentwurf zur globalisierten Wegwerfgesellschaft, in der alles beliebig austauschbar oder ersetzbar scheint. Werte wie Langlebigkeit, Qualität, Tradition – all das verkörpern die Figuren aus der Manufaktur Wendt & Kühn. Im schönsten Sinne der Nachhaltigkeit, die heute wieder in aller Munde ist. Mit den starken Wurzeln einer über 100-jährigen Geschichte gestalten wir die Zukunft, entwickeln unseren einzigartigen Musterschatz mit Behutsamkeit weiter, gehen neue Wege. Inspiriert von den Wünschen unserer Kunden und vom ästhetischen Credo unserer Gründerin Grete Wendt und ihrer jahrzehntelangen Begleiterin Olly Wendt, geb. Sommer. So wird aus dem Erbe ein Vermächtnis. Jeden Tag aufs Neue.

FINGERFERTIGKEIT UND GEDULD braucht es für jeden Arbeitsschritt in den Grünhainichener Werkstätten. In der Leimerei werden die gedrechselten Einzelteile behutsam zusammengefügt. Es lässt sich bereits erahnen, um welche Figuren es sich handelt.

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