Hessen-IT NEWS 02/2015

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-it.de

Hessen-IT NEWS Future Internet Kongress 2015 – Chancen der Digitalisierung nutzen DDoS-Attacken gefährden den Mittelstand Trusted Telephony: Keine Chance dem Gebührenbetrug Gesundheitswesen wird digital – Mobile Health Forum Erfolgreicher TK-Tag 2015 © fotogestoeber - Fotolia.com

Rückblick auf den Breitbandgipfel 2015 E.I.G.A. 2015: Tanz-App „Bounden“ gewinnt AAL-Kongress macht Lust auf mehr

Hessen

IT

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Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe der Hessen-IT NEWS lassen wir einige Highlights der vergangenen Monate Revue passieren: Manche sind bereits zur Tradition geworden, wie der Telekommunikationstag Hessen, der Hessische Breitbandgipfel und die Verleihung des seit 2008 bestehenden European Innovative Games Awards. Andere sind neu, wie das Mobile Health Forum und der Gemeinschaftsstand „Hessen – Wohnen und Leben mit Zukunft“, mit dem wir auf dem AAL-Kongress und auf der Messe „Zukunft Lebensräume“ aufgetreten sind.

INHALT

Wir blicken aber auch voraus auf weitere spannende Veranstaltungen. So freue ich mich, Sie zu unserem diesjährigen Future Internet Kongress einladen zu können. Sein Motto „Die Chancen der Digitalisierung nutzen“ verweist nicht zuletzt auf die Aufgabe der Politik, die dafür zu sorgen hat, dass die Vorteile der digitalen Technologien der Gesellschaft als Ganzes zugutekommen. Wir wollen auf dem Kongress im House of Logistics und Mobility über die aktuellen Fragen und Herausforderungen diskutieren.

1 Kurz informiert / News 2 Future Internet Kongress – Chancen der Digitalisierung nutzen 4 BarCamp – was ist das eigentlich? 5 Leitfaden Vertraulichkeitsschutz durch Verschlüsselung 6 DDoS-Attacken gefährden den Mittelstand 8 Trusted Telephony: Keine Chance dem Gebührenbetrug 10 Mobile Health Forum diskutiert Innovationen in einem rasanten Wachstumsmarkt

Ein zentraler Punkt ist dabei die IT-Sicherheit. Ohne sie kann es keine vertrauliche Kommunikation und keine konstruktive Zusammenarbeit geben. Für Unternehmen können ungeschützte IT-Systeme sogar existenzbedrohend werden. Diese Ausgabe geht auf verschiedene Aspekte des Themas ein; unter anderem stellen wir den Leitfaden „Vertraulichkeitsschutz durch Verschlüsselung“ vor, den HessenIT als praktisches Hilfsmittel gerade für kleine und mittlere Unternehmen herausgegeben hat. Eine spannende und informative Lektüre wünscht

Tarek Al-Wazir Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

11 Erfolgreicher Telekommunikationstag Hessen 2015 14 Breitbandgipfel 2015: Der Breitbandausbau ist keine One-Man-Show 16 European Innovative Games Award: Tanz-App „Bounden“ überzeugt durch innovative Steuerung und Game-Design 17 AAL-Kongress 2015: „Ein Format, das Lust auf mehr macht“ 18 Termine

Impressum Das Projekt wird kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union

Leitung und Koordination Hessen-IT Christian Flory Themenfeldleiter Informationstechnologien Aktionslinie Hessen-IT

Herausgeber Aktionslinie Hessen-IT Hessen Trade & Invest GmbH Konradinerallee 9 65189 Wiesbaden www.hessen-it.de

Gestaltung www.theissen-design.de Titelfoto: ra2 studio | fotolia.com EUROPÄISCHE UNION: Investition in Ihre Zukunft Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

Druck www.a-m-service.de

Klimaneutraler Druck

Redaktion Hessen-IT NEWS Mirco Sander Projektmanager Telefon 0611 95017-8477, Fax - 8620 mirco.sander@htai.de

Auflage: 6.500 Exemplare

Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in der Veröffentlichung geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen.


Kurz informiert /News

House of IT und Bitkom unterzeichnen Kooperationsvereinbarung Die Landessprecherin des Digitalverbands Bitkom, Sabine Bendiek, und der Hessische Wirtschaftsstaatssekretär Mathias Samson, Vorsitzender des Präsidiums des House of IT, unterzeichneten am 24. Juli 2015 eine Kooperationsvereinbarung. „Der digitale Fortschritt verändert nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Lebenswirklichkeit jedes Einzelnen. Diesen Prozess wollen wir mitgestalten, um die Chancen für die Gesellschaft zu nutzen. Dies kann nur zusammen mit wichtigen Akteuren wie dem Bitkom gelingen“, sagte Samson und erklärte das Ziel der Kooperation: „Gemeinsam mit Bitkom wollen wir Hessens exzellente IT-Firmen und -Forschungseinrichtungen noch besser sichtbar machen.“ Bitkom-Landessprecherin Bendiek erläuterte: „Um die Potenziale der Digitalisierung voll ausschöpfen zu können, ist die digitale Kompetenz der Gesellschaft entscheidend. Wir brauchen Menschen, die in der Lage sind, innovative Technologien zu entwickeln und verantwortungsvoll einzusetzen. Voraussetzung für diese IT- und Medienkenntnisse ist die Zusammenarbeit von Unternehmen, Hochschulen und Bürgern, wie sie zum Beispiel im House of IT bereits erfolgreich praktiziert wird.“ Themen der Kooperation sind unter anderem die Verbesserung der Digitalen Bildung, des Wissenstransfers aus der Forschung in die Anwendung sowie der Bedingungen für Gründer und Start-ups. Auch der zielgerichtete Ausbau von Aus- und Weiterbildungsangeboten für die IT-Branche ist ein Anliegen beider Organisationen. Dazu planen Bitkom und das House of IT gemeinsame Projekte und Veranstaltungen in der Region. Weitere Informationen: www.house-of-it.eu

Bund fördert Software-ClusterInternationalisierungsstrategie Der deutsche Software-Cluster wird ab 2016 seine internationale Vernetzung mit dem Silicon Valley, Singapur und Brasilien ausbauen. Unterstützung dabei erhält er vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „Internationalisierung von Spitzenclustern, Zukunftsprojekten und ver-

gleichbaren Netzwerken“. Die vorgestellte Internationalisierungsstrategie überzeugte das unabhängige Expertengremium am 8. Juni 2015 in Berlin. Insgesamt stehen in den nächsten Jahren bis zu vier Millionen Euro Förderung zur Verfügung. Clustersprecher Dr. Harald Schöning (Software AG): „Seit der Auszeichnung als Spitzencluster im Jahr 2010 hat sich der deutsche Südwesten rund um Darmstadt, Karlsruhe, Kaiserslautern und Saarbrücken nachhaltig als Europas Silicon Valley der Unternehmenssoftware etabliert. Mit den geschaffenen Netzwerken und Technologien wollen wir nun verstärkt in internationale Forschungskooperationen eintreten, um den SoftwareStandort Deutschland zu stärken.“ Prof. Dr. Wolfgang Wahlster (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz) ergänzte: „Die Innovationsgeschwindigkeit bei der Digitalisierung ist rasant. Wir wollen in den nächsten Jahren durch Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Silicon Valley, Singapur und Brasilien dafür sorgen, dass Deutschland und der Software Cluster bei dem Megatrend Industrie 4.0 Leitanbieter bleibt und bei Smart Services die maßgeblichen Entwicklungen mitgestaltet.“ Weitere Informationen: www.software-cluster.org

Mehr

Breitband in Hessen Land fördert Machbarkeitsstudie zum Breitbandausbau Hessen fördert eine Machbarkeitsuntersuchung zum Ausbau der Breitbandinfrastruktur im Rheingau-Taunus-Kreis mit 71.000 Euro. Dies teilte Wirtschaftsminister Tarek AlWazir mit: „Breitbandausbau ist eine komplexe Herausforderung, bei der betriebswirtschaftliche, technische, juristische und organisatorische Fragen zu klären sind. Dies setzt eine sorgfältige Planung voraus, bei der wir die Kommunen unterstützen.“ Das Geld stammt aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und deckt die Hälfte der Kosten ab. Die Förderung von Machbarkeitsstudien ist eines der Instrumente, mit denen das Land den Breitbandausbau vorantreibt. Neben dem Darlehens- und Bürgschaftsprogramm über 350 Millionen Euro gibt es Fördermittel für die interkommunale Zusammenarbeit und die Verlegung von Leerrohren. Die Akteure werden mit Beratungsangeboten unterstützt, etwa durch die regionalen Breitbandberater oder die Geschäftsstelle Breitband bei der Wirtschaftsförderung des Landes, Hessen Trade & Invest GmbH. Weitere Informationen: www.breitband-in-hessen.de

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17. SEPTEMBER 2015 HOLM | FRANKFURT

Digitale Revolution oder Transformation

Nutzen Sie die Chancen der Digitalisierung und gestalten Sie gemeinsam mit uns das Digitale Hessen! Zum bereits vierten Mal laden Hessen-IT, die Aktionslinie des Hessischen Wirtschaftsministeriums für den IT-Markt in Hessen, und das House of IT gemeinsam zum Future Internet Kongress ein. Am 17. September 2015 diskutieren hochrangige Experten die Digitale Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft.

Kofinanziert durch: EUROPÄISCHE UNION: Investition in Ihre Zukunft Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

Dieses Jahr heißen wir Sie herzlich willkommen im House of Logistics and Mobility (HOLM) in Frankfurt am Main. Umgeben von der beeindruckenden Architektur wollen wir gemeinsam mit Ihnen in den inspirierenden Räumlichkeiten des Veranstaltungsortes die Zukunft des Internets interdisziplinär beleuchten. Dazu haben wir spannende Redner eingeladen, um aktuelle Fragestellungen, Aspekte und Herausforderungen in der digitalen Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu erfassen und zu diskutieren. Unter dem Motto „Die Chancen der Digitalisierung nutzen“ wollen wir die aus der Digitalisierung resultierenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen erörtern und mit Ihnen dazu in einen Dialog treten – nicht zuletzt, weil die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft alle betrifft, beeinflusst und bewegt. Die im letzten Jahr begonnene Diskussion unter dem Motto „Dem Fortschritt eine Richtung geben“ wird 2015 fortgeführt. Dabei wollen wir den zahlreichen Fragestellungen, die durch den stetig fortschreitenden digitalen Wandel und die zunehmende Vernetzung und Verschmelzung der realen mit der digitalen Welt entstehen, weiter nachgehen. Die digitale Revolution hat längst alle Lebensbereiche erfasst – nicht nur im Arbeitsleben, auch im Privaten nutzen wir die Annehmlichkeiten und Erleichterungen, die uns digitale Anwendungen bieten. Darüber hinaus sind digitale Technologien der Schlüssel, mit dem sich Herausforderungen der Zukunft angehen lassen.

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Durch die Nutzung des Internets und unterschiedlicher Dienste stellen wir eine Vielzahl von Daten zur Verfügung. Cloud Computing, Big Data und Mobile Computing eröffnen darüber zahlreiche Anwendungsfelder. Intelligente Systeme sind zunehmend in der Lage, unser Verhalten zu analysieren und Rückschlüsse zu ziehen. Ein Vorteil, der in Assistenzsystemen, beispielsweise in der Mobilität, große Chancen eröffnet. Darüber hinaus werden Maschinen zunehmend intelligenter; unter dem Stichwort „lernende Systeme“ unterstützen sie uns in unserem Alltag und im Arbeitsleben und helfen uns bei unserer Entscheidungsfindung. Für Unternehmen eröffnen sich hier spannende Geschäftsmodelle. Doch die dahinterliegenden Prozesse sind komplex: Welche Rahmenbedingungen benötigen Big DataAnwendungen? Wie wollen wir mit den Herausforderungen der immer vielschichtiger werdenden Lösungsansätze umgehen? Auf welcher Basis können Unternehmen innovative und zukunftssichere Anwendungen, Produkte und Technologien entwickeln? Was hat es mit der Daten- und der Algorithmensouveränität auf sich? Wie können wir angesichts zunehmender Komplexität sicherstellen, dass wir das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren? Zugleich legen wir unser Denken und Handeln offen dar, werden analysiert und bewertet. Daraus aufkommenden Befürchtungen um den Missbrauch dieser Daten, einer permanenten Überwachung und dem damit einhergehenden Schwinden der Privatsphäre muss entgegengewirkt werden. Es muss ein verlässlicher Rahmen geschaffen werden, in dem die digitale Transformation erfolgreich abläuft. Nur so können die Möglichkeiten und Chancen ergriffen und gesellschaftlicher Nutzen aus der Digitalisierung gezogen werden.


alle Fotos: Jana Kay

Diesen Fragen möchten wir im Rahmen unseres Kongresses auf den Grund gehen. Dr. Christoph Kucklick, Chefredakteur der GEO und Autor des Buches „Die Granulare Gesellschaft“, wird sie in seinem Vortrag aufgreifen und zeigen, an welchen digitalen Stellschrauben wir drehen können und müssen, um unsere Gesellschaft für den digitalen Wandel sicher aufzustellen. In seinem Vortrag wird er unter anderem die drei großen Umwälzungen als Folge der Digitalisierung beschreiben und einen Ausblick in die digitale Zukunft und unseren Umgang mit ihr geben. Malte Spitz, Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Medien und Netzpolitik BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, wird in seinem Vortrag erläutern, warum Datenschutz, Datensicherheit und Selbstbestimmung essenziell für eine digitale Zukunft sind. Es muss Vertrauen in die digitale Transformation geschaffen werden, um die Menschen in diesem Prozess mitzunehmen. Einen weiteren Themenschwerpunkt bildet das Thema Mobilität. Als einer der Megatrends eröffnet sich hier ein weites Spielfeld für die Entwicklung digitaler Lösungen. Professor Stephan Rammler, renommierter Zukunftsforscher und Gründer des Instituts für Transportation Design, wird für uns die Zukunft der Mobilität beleuchten. Er geht auf die Verschmelzung von Gesellschaft und Technik und die daraus resultierenden Herausforderungen ein.

Dabei wird er aus soziologischer Sicht skizzieren, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit den digitalen Technologien neue Wege der Mobilität ermöglicht. Für Unternehmen stellt die Digitalisierung eine Fülle neuer Geschäftsmodelle und Innovationspotenziale bereit. Diese sicher zu gestalten, ist eines der Anliegen des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie (Fraunhofer SIT). Wir freuen uns, mit Professor Dr. Michael Waidner einen nationalen und internationalen Experten an Bord zu haben, der sich mit seinem Team unter anderem mit Verschlüsselung und sicheren Cloud-Anwendungen für Unternehmen beschäftigt. Dabei hat er auch das Thema Datensouveränität im Fokus. Freuen Sie sich mit uns darüber hinaus auf die Beiträge von Karl-Heinz Streibich, CEO Software AG, und Jack Ramsay, CTO Accenture, die einen fundierten Einblick in die digitale Unternehmenswelt und die Innovationspotenziale eröffnen … Wir sehen uns am 17. September im Holm!

Heike Koch Projektmanagerin Informationstechnologien Hessen Trade & Invest GmbH Telefon 0611 95017-8432, Fax -8620 heike.koch@htai.de

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mUXCamp – themenbezogenes BarCamp zum Thema mobile User eXperience

BarCamp – was ist das eigentlich? Seit mehreren Jahren finden in Hessen BarCamps statt. Auch wenn es der Name suggerieren mag, ist das BarCamp keine Campingveranstaltung für Barkeeper. BarCamps sind bewusst keine starr festgelegten Konferenzen. Der Name selbst ist eine Anspielung auf eine von Tim O’Reilly initiierte Veranstaltungsreihe namens FooCamp, bei der sich ausgewählte Personen (eben „Friends of O’Reilly“) auf Einladung zum Austausch und zur Übernachtung (Camping) trafen. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Barcamp)

Quelle: JMB Media

Im Unterschied dazu kann an einem BarCamp jeder teilnehmen. Wobei eine meist kostenfreie Registrierung für die Planung notwendig ist. Eine starke Einbindung der Community über die Social MediaKanäle gehört dabei dazu. Es gibt normalerweise keine vorher feststehenden Redner. Beiträge, die Sessions, werden von den Teilnehmern des BarCamp angeboten und gestaltet. Jeder Teilnehmer kann sich so aktiv beteiligen und von seinen Erfahrungen oder Kenntnissen berichten. Generell unterscheidet man zwischen offenen und themenbezogenen BarCamps. Bei offenen BarCamps sind alle Themen erlaubt. Dies bietet zwar viel Freiheit, streut jedoch die Themen sehr weit. Themenbezogene BarCamps stellen ein bestimmtes Thema in den Mittelpunkt. So können sich Teilnehmer gut auf das jeweilige Thema vorbereiten und wissen in etwa, was sie von den Beiträgen erwarten können. Teilnehmer gestalten selbst Nach der Vorstellung aller Teilnehmer werden gemeinsam die Themen für die folgenden Sessions festgelegt. Jeder, der eine Session anbieten möchte, stellt diese dem Publikum vor. Danach wird per Handzeichen signalisiert, wer sich für die angebotene Session interessiert. Das Organisationsteam sorgt für Räume und weist den Sessions feste Zeitpunkte zu. Die Sessions dauern typischerweise 30 Minuten, gefolgt von 15 Minuten zum gemeinsamen Diskutieren. Anschließend gibt es 15 Minuten Pause, die für weiterführende Gespräche und Kontakte genutzt werden. Danach beginnt die nächste Session. Parallel dazu können sich die Teilnehmer auch zu kleinen Gruppen zusammensetzen und sich weiter über ihre Themen austauschen.

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Austausch, Inspiration und Weiterbildung Mit dieser freien und ungezwungenen Veranstaltungsart möchte man sich bewusst von kommerziell organisierten Konferenzen abgrenzen. Dabei haben sich BarCamps als effektive Methode des offenen Austauschs bewährt und bieten den Teilnehmern eine besondere Möglichkeit zur Inspiration und Weiterbildung. Die Organisatoren des BarCamps stellen Termin, Räumlichkeiten, eine gewisse Rahmenorganisation, Catering und viel Kaffee, Tee und Getränke kostenfrei zur Verfügung. Um alles andere, wie zum Beispiel die inhaltliche Gestaltung, kümmern sich die Teilnehmer selbst. Die Finanzierung wird durch das Einwerben von Sponsoren gewährleistet. Die Sponsoren, meist aus IT-nahen Branchen, sind ein Teil des BarCamps und präsentieren ihr Unternehmen als führend in zukunftsweisenden Themen. Sie treffen kreative Menschen und können Erfahrungen austauschen oder mit möglichen Geschäftspartnern in Kontakt treten. Außerdem haben sie die Möglichkeit, motivierte Fachkräfte, die auf der Suche nach neuen Karrierechancen sind, anzuwerben. Auch lokale Firmen treten als Sponsoren auf und nutzen damit die Chance, sich einem jungen und aufgeschlossenen Publikum zu präsentieren.

BarCamp in Frankfurt Das mUXCamp, das im November 2015 in Frankfurt stattfinden wird, ist ein themenbezogenes BarCamp zum Thema mobile User eXperience. Mobile Endgeräte, wie Smartphones und Tablets, sind im Alltag und auch im beruflichen Bereich immer wichtiger geworden, daher liegt bei diesem BarCamp der Schwerpunkt auf der Benutzbarkeit zum Beispiel von Apps. Das mUXCamp wird von der bdvb-Fachgruppe Wirtschaftsinformatik und der Goethe-Universität Frankfurt veranstaltet. Informationen finden Sie unter www.muxcamp.de.

Dr. Steffen W. Schilke, steffen@muxcamp.de Projektleiter und Architekt in der IT-Stelle der hessischen Justiz

h Sponsoren PS: Es werden noc gesucht! für das mUXCamp

(beschäftigt sich in seiner Freizeit mit der Organisation von BarCamps)


Strategien und Lösungen für Unternehmen

Leitfaden Vertraulichkeitsschutz durch Verschlüsselung Zahlreiche Vorgänge in Wirtschaft und Gesellschaft laufen heutzutage digitalisiert ab. Daraus ergeben sich viele Vorteile und Chancen; jedoch bringt die Digitalisierung von Unternehmensprozessen auch weitreichende Gefährdungen und Risiken mit sich. Durch Sicherheitsvorfälle im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie droht neben monetären Einbußen insbesondere der Verlust von sensiblen Informationen. Als besonders hoch wird diese Gefahr bei kleinen und mittleren Unternehmen eingestuft. Diese sind von Angriffen der Wirtschaftsspionage nicht ausgenommen, im Gegenteil: Gerade von KMU geht eine Vielzahl von Innovationen aus, die im Fokus von Angreifern stehen. Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom unterlag allein im Zeitraum 2013/2014 knapp die Hälfte der Unternehmen in Deutschland digitalen Angriffen, Diebstählen und Spionage. Die Folge: ein für die gesamte deutsche Wirtschaft entstandener Schaden von gut 51 Milliarden Euro pro Jahr. Diesen Zahlen entzieht sich jedoch die Dunkelziffer, deren Ausmaß nur zu vermuten bleibt, da viele Unternehmen aus Angst vor einem zusätzlichen Imageverlust die Angriffe nicht anzeigen. Der Leitfaden Vertraulichkeitsschutz durch Verschlüsselung zeigt gerade kleinen und mittleren Unternehmen, welche Instrumente sie zum Schutz ihrer Daten einsetzen können. Neben organisatorischen Maßnahmen, wie verantwortungsbewusstem Umgang mit vertraulichen Informationen, und elementaren technischen Maßnahmen für Informationssicherheit stellt gerade die Verschlüsselung vertraulicher Daten eine grundlegende Komponente dar. Der Leitfaden zeigt auf, in welchen Anwendungsbereichen und gegen welche Angriffe Verschlüsselung zweckmäßig ist und wie die verschiedenen Verschlüsselungsverfahren sinnvoll miteinander kombiniert werden können. Der Leitfaden stellt die grundlegenden Verfahren der Verschlüsselung, wie symmetrische Verschlüsselung (PrivateKey-Verfahren), asymmetrische Verschlüsselung (PublicKey-Verfahren) und elektronische Signaturen, vor. Doch auch eine Verschlüsselung ist angreifbar. Der Leitfaden geht daher auf die Sicherheit und die richtige Anwendung der Verschlüsselung ein. In diesem Zusammenhang werden beispielsweise die Datenträgerverschlüsselung, die Verschlüsselung von Daten in der Cloud sowie die Verschlüsselung von Datenübertragung bei E-Mail-Kommunikation, Sprachkommunikation oder Kollaborationsanwendungen dargestellt. Einen umfangreichen Teil der Broschüre nehmen Anwendungsszenarien für KMU ein. Dabei wird sowohl zwischen Unternehmensgrößen wie auch zwischen diversen Tätigkeitsfeldern unterschieden, so dass für jedes KMU ein treffendes Szenario vorhanden sein sollte.

Verfasser des Leitfadens ist das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (Fraunhofer SIT) in Darmstadt – eine der Einrichtungen, die zur internationalen Spitzenstellung Hessens in der IT-Sicherheit beitragen. Gerade in Darmstadt konzentriert sich die Expertise in einzigartiger Weise durch die Zusammenarbeit der Technischen Universität Darmstadt, des Fraunhofer SIT und der Hochschule Darmstadt. Mit den untereinander verbundenen Zentren CASED (Center for Advanced Security Research Darmstadt) und EC SPRIDE (European Center for Security and Privacy by Design) arbeiten dort die führenden Einrichtungen deutscher und europäischer Cybersicherheitsforschung. Der Leitfaden Vertraulichkeitsschutz durch Verschlüsselung kann unter www.hessen-it.de bestellt und heruntergeladen werden.

Christian Flory Leitung und Koordination Hessen-IT Themenfeldleiter Informationstechnologien, Aktionslinie Hessen-IT Telefon 0611 95017-8423, Fax -8620 christian.flory@htai.de

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DDoS-Attacken gefährden den Mittelstand Immer häufiger werden mittelständische Unternehmen Opfer von DDoS-Attacken. Während schwere Serverüberlastungen in der Vergangenheit vor allem reine Online-Anbieter betrafen, entwickelt sich diese Form von Cyberkriminalität zunehmend auch für den Mittelstand zu einer Gefahr. Die IT-Verantwortlichen sollten daher sowohl die Folgen von DDoS-Attacken, als auch Angriffsszenarien und Schutzmöglichkeiten kennen.

frank peters | fotolia.com

Mal mit, mal ohne Vorwarnung versuchen Cyberkriminelle Unternehmen mit Distributed Denial of Service (DDoS)-Attacken in die Knie zu zwingen. Dazu überfluten sie die Unternehmensserver mit manipulierten Anfragen bis zum Totalausfall. Hinter den Angriffen stehen statt legitimer User-Anfragen gekaperte Rechner, die in sogenannten Botnetzen zu mehreren Tausenden zusammengeschaltet werden. Die Außenanbindung des Unternehmens wird verstopft. Der Datenverkehr ist in beide Richtungen blockiert. Und das über Stunden und Tage. In den vergangenen Jahren hat die Zahl erfolgreicher Angriffe stark zugenommen: Die Motive reichen von politischem Hacktivismus über finanzielle Gründe (DDoS-Erpressung) und Datendiebstahl bis hin zu Wettbewerbern, die der Konkurrenz schaden wollen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zählt DDoS-Attacken mit täglich bis zu 190 Angriffen zu den am häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen in Deutschland. Durch die Digitalisierung und Vernetzung der Geschäftsprozesse bieten auch kleine und mittelständische Unternehmen immer mehr Angriffsflächen für DDoS-Attacken. Netzwerke, Datenbanken, Kommunikationsnetze (VoIP), Fernzugriffe (VPN) und Produktionsketten können ebenso wie Webseiten zum Erliegen kommen. Die Folgen für die attackierten Unternehmen: Sie müssen mit Ausfallzeiten sowie mit Kosten für den Auf- bzw. Ausbau der zerstörten IT-Infrastruktur rechnen. Weitere Risiken sind Imageschädigung und Vertrauensverlust.

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Das IT-Sicherheitsproblem des Mittelstands Trotz der alarmierenden Zahlen unterschätzen viele IT-Verantwortliche die Gefahr. „Wer sollte uns schon angreifen“, wiegeln viele IT-Verantwortliche das Risiko ab. Dabei ist es nicht die Frage, ob, sondern wann ein mittelständisches Unternehmen ins Visier von DDoS-Attacken gerät. Dieser Bedrohungsgefahr stellt sich der Mittelstand nur unzureichend gesichert entgegen. Den meisten Unternehmen fehlt die Expertise, um die Angriffe selbst abzuwehren, wenn es völlig unerwartet darauf ankommt. Mit schnell veralteten ITSicherheitsstrukturen hinken die Unternehmen den professionellen Angreifern immer hinterher. Eingeschränkte Budgets können die IT-Sicherheit ebenfalls beeinträchtigen. Viele Unternehmen weichen beim DDoS-Schutz daher auf bereits vorhandene Sicherheitsinstrumente wie Firewalls aus. Doch Firewalls helfen nicht gegen DDoS-Attacken. Wie ein Flaschenhals können sie in der Regel schnell überlastet werden und schützen daher nur unzureichend. Als Ergänzung zur Firewall werden häufig Intrusion Detection Systeme (IDS) eingesetzt. Diese stoßen besonders bei neuartigen Angriffen schnell an ihre Grenzen. DDoS-Angriffe wirksam abwehren Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, auf Lösungen von externen Spezialisten zurückzugreifen. Professionelle DDoS-Schutzlösungen halten genügend Ressourcen vor, um auch großvolumige und lang anhaltende Attacken abzuwehren. Sie allein sichern Performance und Verfügbarkeit der UnternehmensIT ab. Erkennen die Systeme einen Angriff, setzen sofort die Abwehrmechanismen ein. Sie blockieren die manipulierten Anfragen und lassen nur den legitimen Datenverkehr in Richtung Unternehmensserver passieren. Folgende Methoden bieten wirksamen Schutz: Hardware: In der lokalen Infrastruktur des Unternehmens wird ein Gerät („DDoS Appliance“) integriert, das die Anfragen zuverlässig filtert. Sobald das Datenvolumen des Angriffs die Kapazität der Anbindung überschreitet, ist die Hardware-Lösung jedoch im Nachteil. Ein weiteres Minus sind die hohen Investitionen bei der Anschaffung und Wartung. Damit ist diese Lösung für die meisten kleinen und mittelständischen Unternehmen schlichtweg zu teuer.


Das Sicherheitsproblem des Mittelstands

DDoS Cloud-Schutz: Der Datenverkehr wird schon weit vor dem Webserver oder Unternehmensnetzwerk über den externen Filter eines Dienstleisters geleitet und geprüft. Durch die permanente Analyse können Angreifer zuverlässig erkannt und sicher blockiert werden. Die Schutzlösung ist bandbreitenstark, flexibel skalierbar und einfach implementiert. Das kontinuierliche und hohe Schutzniveau erfordert auf Anwenderseite nur einen geringen finanziellen und personellen Einsatz. Cloud-basierter DDoS-Schutz ist als Managed Security Service (MSS) verfügbar und damit besonders für mittelständische Unternehmen eine optimale und erschwingliche Lösung. Hybrider Schutz: Wer ganz sichergehen will, investiert in eine hybride DDoS-Schutzlösung, die Hardware- und Cloud-basierten Schutz miteinander kombiniert. Die doppelte Absicherung hat allerdings ihren Preis und schlägt durch den Hardware-Einsatz mit hohen Investitionskosten und einem gesteigerten Handlings-Aufwand zu Buche. Hybrider DDoS-Schutz wird vor allem bei Großunternehmen eingesetzt, ist aber aufgrund der hohen Kosten für den Mittelstand nur bedingt geeignet. Angriffsabwehr in den Händen von Experten Die Auslagerung des DDoS-Schutzes an einen Sicherheitsdienstleister im Rahmen eines MSS erfüllt die Anforderungen kleiner und mittelständischer Unternehmen somit am besten: Während sich der Mittelstand weiterhin auf sein Kerngeschäft konzentriert, und das ist nicht DDoS-Schutz, investieren spezialisierte Sicherheitsanbieter ihre ganze Energie in die Abwehr von immer neuen DDoS-Angriffsmethoden und -technologien. Ihr Expertenwissen kommt den Anwenderunternehmen insbesondere bei akuten DDoS-Sicherheitsvorfällen zugute, da Spezialisten schneller und gezielter reagieren als das unternehmenseigene IT-Team. Sie kennen zudem das Zusammenspiel der DDoS-Schutzlösung mit bestehenden Sicherheitssystemen und der vorhandenen IT-Infrastruktur. Individuelle Service Level Agreements (SLAs) regeln dabei den Schutzbedarf und die Schutzbandbreite des Unternehmens. Beides ist flexibel skalierbar

Wie für den Mittelstand gemacht: DDoS Managed Security Service

und lässt sich jederzeit auf Erweiterungen des Unternehmensnetzwerkes wie Datenbanken, VPN oder neue Standorte ausdehnen. Die Auslagerung des DDoS-Schutzes in die Hände von Experten kann außerdem Kosten sparen, denn die Investitionen für die installierte Sicherheitsdienstleistung lassen sich genau überschauen und kalkulieren. Beim Schutz vor DDoS-Attacken müssen auch rechtliche Vorgaben beachtet werden, etwa bei der Filterung sensibler Kunden- und Geschäftsdaten. DDoSSchutz-Spezialisten kennen die entsprechenden Vorschriften und sichern die Einhaltung der Datenschutzrichtlinien vertraglich zu. Das gilt auch für firmenspezifische Bestimmungen zur Informationssicherheit. Sicherheitszuwachs durch DDoS-Schutz Die Auslagerung des DDoS-Schutzes bietet kleinen und mittelständischen Unternehmen einen großen Zugewinn an Sicherheit. Der Mittelstand muss sich bewusst machen, dass die wachsende DDoS-Gefahr durch immer komplexere Attacken nur professionell zu managen ist. Entsprechende Technologien und Managed Security Services sind verfügbar und kostenkalkulierbar. Wichtig ist, dass die Evaluierung nicht erst beginnt, wenn ein Angriff in vollem Gange ist. Das Risiko, betroffen zu sein, steigt von Monat zu Monat. Geeignete Schutzmaßnahmen sollten vorher gefunden sein.

Kontakt: Jens-Philipp Jung Geschäftsführer Link11 GmbH T 069 264929777, j.jung@link11.de

Weiterführende Links zum Thema „Best Practice Ansätze zum DDoS-Schutz“ auf der BSI-Webseite: www.allianz-fuer-cybersicherheit.de

BKA Handlungsempfehlungen für die Wirtschaft in Fällen von Cybercrime: www.polizei-praevention.de

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Trusted Telephony: Keine Chance dem Gebührenbetrug Mit dieser Thematik beschäftigten sich die Hochschule Darmstadt gemeinsam mit der toplink GmbH in dem Forschungsprojekt Trusted Telephony. Die Hochschule Darmstadt bot die hierfür nötige Forschungsstärke im Bereich IT-Sicherheit sowie Telekommunikation, die toplink GmbH brachte das nötige praktische Know-how zu Internettelefonie und Betrugsszenarien ein. Zum Zeitpunkt der Antragstellung konnten keine intelligenten Lösungen für die unmittelbare Erkennung von Angriffen und Gebührenbetrug bei der Internettelefonie ausfindig gemacht werden. Existierende Lösungen nutzten meist einfache, auf Grenzwerten basierende Erkennungsverfahren und konnten nicht mit den stark variierenden Angriffsmustern umgehen. Aktuelle Angriffsmethoden erfordern aber intelligente Verfahren zur Erkennung von verschleierten Gebührenbetrugsversuchen und eine Identifikation des Gesprächspartners.

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Jeder nutzt das Telefon, um mit anderen Menschen im privaten sowie im geschäftlichen Umfeld zu kommunizieren. Über 36 Millionen Telefonanschlüsse gibt es in Deutschland, bei 17 Millionen davon werden die Gespräche bereits über das Internet übertragen. Die Erreichbarkeit über das Internet ermöglicht es jedoch Kriminellen, Zugriff auf die Telefonanschlüsse zu erlangen. Stellen Sie sich vor: Ein Krimineller kann ohne weitere Schwierigkeiten eine teure Premiumhotline im Ausland erwerben und mit Expertenwissen über das Internet Zugriff auf Ihren Telefonanschluss erlangen. Über diesen kann er teure Anrufe zu seiner Premiumhotline tätigen, um Geld daran zu verdienen und Ihnen immense Kosten zu hinterlassen – Gebührenbetrug! Dies betrifft nicht nur Privatpersonen, sondern auch kleine bis mittelständische Unternehmen. Die Kosten können dabei existenzgefährdende Höhen annehmen. Trotz der vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen in den Telefonanlagen ist seit dem Jahr 2010 ein deutliches Wachstum des Gebührenbetrugs per Internettelefonie zu beobachten. Einer Schätzung der Communications Fraud Control Association (CFCA) zufolge ist weltweit im Jahre 2013 ein Schaden von 41,8 Milliarden Euro entstanden. Aktuelle Schätzungen gehen von einer weiteren Erhöhung von 30 Prozent aus.

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Denn die Angreifer werden immer kreativer. Ein Beispiel dafür ist der Anfang 2014 durchgeführte Angriff mittels übernommener Telefonanlagen (FRITZ!Box) von AVM. Durch eine Sicherheitslücke konnten Kriminelle Telefonate von mehreren Telefonanlagen unterschiedlicher Kunden gleichzeitig auf einzelne gebührenpflichtige Premiumhotlines tätigen. Diese waren für bisherige Systeme nicht als solche zu erkennen. Um solche Angriffe zu erkennen, bedarf es mehrerer intelligenter Erkennungsverfahren, die aus den eingegebenen Daten selbst ihr Wissen über Gebührenbetrug erweitern können. Um zu verhindern, dass die übernommenen Telefonanschlüsse für dubiose Geschäfte missbraucht werden, ist es weiterhin notwendig, den Anrufer gegenüber dem Gesprächspartner eindeutig zu identifizieren. Das LOEWE-KMU-Verbundvorhaben Trusted Telephony hatte das zentrale Ziel, mehr Sicherheit und eine größere Vertrauensbasis für Privatpersonen, Behörden und Unternehmen beim Telefonieren zu schaffen. Für die Umsetzung dieses Vorhabens wurde das Projekt in mehrere Teilprojekte aufgeteilt: Im ersten Teilprojekt wurde der Fokus auf die Erkennung von Gebührenbetrug bei Internettelefonie gelegt. Unter Einsatz aktueller Technologien wurde ein intelligentes System entwickelt, das auf unterschiedliche Vorgehensweisen beim Gebührenbetrug reagieren kann.


Dabei ist es fähig, aus den einzelnen Angriffen zu lernen und bisher unbekannte Vorgehensweisen aufzudecken. Es wurde erstmalig innerhalb einer neu entwickelten Selbstbedienungsplattform (siehe Screenshot) der toplink GmbH eingebunden, in der Dienstleistungen und Produkte verwaltet und gebucht werden können, um Kunden vor Gebührenbetrug zu schützen. Im zweiten Teilprojekt entstand eine Lösung, die es jedem Bundesbürger erstmalig erlaubt, seine Identität in Telefonaten zuverlässig nachzuweisen. Dazu wurde eine Möglichkeit zur Identifizierung des Anrufers und der angerufenen Person entwickelt, die unabhängig von der verwendeten Zugangstechnologie im Fest- und Mobilfunknetz ist. Hierfür wurde die elektronische Identität des neuen Personalausweises (nPA) eingesetzt. Notwendig ist diese Lösung insbesondere bei Telefonaten, in denen aufgrund des vertraulichen Gesprächsinhaltes oder der gesetzlichen Vorgaben eine Authentifizierung der Gesprächspartner erforderlich ist. Das Projekt wurde mit rund 498.000 Euro gefördert, startete im Juni 2012 und wurde am 31. Dezember 2014 erfolgreich abgeschlossen. Die Lösungen zur Gebührenbetrugserkennung werden bei der toplink GmbH eingesetzt. Besonders gute Ergebnisse konnten mit der Authentifizierung der Gesprächspartner erzielt werden. Zum einen wurde eine stationäre sowie eine mobile Authentifizierung mittels des neuen Personalausweises entwickelt, zum anderen konnte über den IKT-Innovativ-Wettbewerb ein mit 30.000 Euro dotierter Hauptpreis für eine Unternehmensgründung sowie eine EXIST-ForschungstransferFörderung von rund 475.000 Euro gewonnen werden. Mittlerweile wurde die AUTHADA GmbH gegründet, welche die Entwicklung und Verwertung des Teilprojekts weiterführt. Dadurch sind vier neue Arbeitsplätze in Hessen entstanden.

Dieses Projekt (HA-Projekt-Nr.: 324/12-14) wurde im Rahmen von Hessen ModellProjekte aus Mitteln der LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben gefördert. Projektträger

Screenshot: Prototyp der Selbstbedienungsplattform myTelco der toplink GmbH

Das Nachfolgeprojekt Trusted Communication (TrustCom) beschäftigt sich seit Beginn des Jahres 2015 mit der Weiterentwicklung der Gebührenbetrugserkennungslösung. Hier hat sich ein enormes Forschungspotenzial ergeben. Dafür wurde das Konsortium um die Software AG erweitert, die durch ihre beachtlichen Softwarekompetenzen und die Complex Event Processing-Engine APAMA einen großen Mehrwert für das Projekt darstellt. Zusätzlich zur Weiterentwicklung der Gebührenbetrugserkennungslösung wird die Entwicklung einer N-Faktor-Authentifizierungslösung in Form eines Single-Sign-OnDienstes entwickelt. Dabei liegt ein Schwerpunkt in der Datensicherheit und Webfähigkeit der Lösung. Auch hier kommt die eID-Funktion des neuen Personalausweises zur Anwendung.

Kontakt: Prof. Dr. Michael Massoth Hochschule Darmstadt University of Applied Sciences Fachbereich Informatik Schöfferstraße 8b, 64295 Darmstadt T 06151 16-8449, michael.massoth@h-da.de

Hendrik Terstiege Projektmanager Hessen ModellProjekte T 0611 95017-8962 hendrik.terstiege@hessen-agentur.de www.innovationsfoerderung-hessen.de

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Gesundheitswesen wird digital

Mobile Health Forum diskutiert Innovationen in einem rasanten Wachstumsmarkt „Fitness-Tracker, Medical Apps, Internetmedizin – immer mehr Kliniken, Ärzte, Apotheken, Krankenkassen, Seniorenzentren, Patienten und Gesundheitsbewusste nutzen mobile Endgeräte und medizinische Apps für Vorsorge, Diagnostik und Therapie“, stellte Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer der Hessen Trade & Invest GmbH und der HA Hessen Agentur GmbH, auf dem „Mobile Health Forum“ am 30. Juni 2015 fest. Rund 130 Teilnehmer diskutierten auf dem Forum in der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main Chancen und Herausforderungen des digitalen Gesundheitswesens. Dr. Waldschmidt: „Im Gesundheitsmarkt der Zukunft werden digitale und mobile Technologien eine zentrale Bedeutung haben. Ich freue mich, dass wir dafür am Standort Hessen, der international führend in den Bereichen Gesundheit und IKT ist, richtungweisende Impulse geben.“ Mobile digitale Applikationen und Geräte sorgen im Gesundheitswesen für qualitative Verbesserungen in der Patientenversorgung sowie für Einsparungen im Gesundheitssystem und eröffnen neue profitable Märkte. Insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, des Ärzteschwundes und der Strukturentwicklung vieler ländlicher Regionen werden sie zunehmend zum unverzichtbaren „Tool“. In Ambulanzen wie im stationären Betrieb wird der ‚virtual reality doctor‘ unaufhaltsam Einzug halten – darin waren sich die Experten der abschließenden Podiumsdiskussion einig. Ärzte sehen in Mobile Health ein Vehikel, Patienten in präventive, diagnostische und therapeutische Prozesse enger einzubeziehen. Das Potenzial ist groß, konnte bislang allerdings nur punktuell realisiert werden.

Das „Mobile Health Forum“ ist eine Veranstaltung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung sowie der IHK Innovationsberatung Hessen. Ziel der 2014 initiierten Veranstaltungsreihe ist es, die IT- und Gesundheitsbranchen zusammenzuführen, Technologieanbieter und -anwender zu vernetzen und Impulse für zukunftsorientierte Entwicklungen und Lösungen zu geben. Weitere Informationen finden Sie unter

www.mobilehealthforum.de

„Wir brauchen im deutschen Gesundheitswesen Infrastrukturen, die smart und zugleich safe sind, um Deutschland langfristig auch in diesem Sektor eine gute Wettbewerbssituation zu sichern.“ Prof. Dr. Arno Elmer, FOM Hochschule für Ökonomie und Management

„Der Patient wird mündiger und gestärkt. Mit mobilen Technologien kann er sich neue Verhaltensweisen besser antrainieren.“ Ekaterina Jussopow, ProMPT i. G.

„Medizinische Apps, Wearables und ähnliche Technologien werden die medizinische Versorgungsstruktur auch in Universitätskliniken revolutionieren. Wer sich nicht an die Spitze dieses Zuges setzt, dem bleibt im Gesundheitsmarkt nur die Rolle des Zuschauers.“ Prof. Dr. Kurt Heinz Marquardt, Rhön Kliniken AG

„In Anbetracht von Patientensicherheit, Qualitätsmanagement und Kostendruck und vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sollten wir E-Health-Lösungen als Teil der Lösung und nicht des Problems begreifen.“ Claudia Dirks, HIMSS Europe GmbH

Dr. Matthias Donath Projektmanager Informationstechnologien Hessen Trade & Invest GmbH Telefon 0611 95017-8963, Fax -8620 matthias.donath@htai.de

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Telekommunikationstag Hessen 2015 Wirtschaftsstaatssekretär Samson: „Vernetzung von Maschinen erfordert Anpassung des Rechtsrahmens“

Beim diesjährigen Telekommunikationstag Hessen („Veränderungen des Telekommunikationsmarkts durch europäische Regulierungsvorhaben und Unternehmen mit globaler Marktmacht“) am 7. Mai im Schloss Biebrich in Wiesbaden hat Hessens Wirtschaftsstaatssekretär Mathias Samson betont, dass die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft einen passenden Rechtsrahmen braucht, der Innovationen ermöglicht, aber auch Vertrauen und Sicherheit schafft. Als Beispiel nannte er die Kommunikation zwischen Maschinen. „Derzeit kann auch die Kommunikation zwischen Maschinen in einer Fabrik dem Telekommunikationsgesetz unterliegen“, so der Staatssekretär in seinem Grußwort. „Dessen Regelungen stammen jedoch aus der Zeit, als ausschließlich Menschen mit Menschen redeten. In industriellen Produktionsabläufen ergibt das keinen Sinn; deshalb brauchen wir im Telekommunikationsgesetz eine Klarstellung, damit diese dynamische Entwicklung nicht behindert wird.“ Strengere Vorschriften verlangte Samson bei Messengerdiensten. „Jede SMS unterliegt dem Fernmeldegeheimnis, aber nicht jede Messenger-Nachricht – das ist unverständlich. Jede individuelle, nicht-öffentliche und unmittelbare Kommunikation sollte – unabhängig von ihrer technischen Basis – dasselbe Datenschutz-Niveau genießen.“ Für regelungsbedürftig erklärte Samson auch den Rechtsrahmen für standortbezogene Dienste auf mobilen Endgeräten: „Zunehmend werden durch diese Apps standortbezogene Daten erhoben, ohne dass die Nutzer dem zustimmen müssen. Grundsätzlich müssen diese Dienste denselben strengen Bedingungen unterliegen, wie sie auch für Telekommunikationsfirmen gelten; die Erhebung und Verarbeitung von Ortungsdaten muss von der Einwilligung des Nutzers abhängig sein.“ Aktuelle Vorhaben der europäischen und nationalen Regulierung im TK-Bereich Am Vormittag widmete sich der TK-Tag aber zunächst der am Vortag von der Europäischen Kommission angekündigten Strategie für einen digitalen Binnenmarkt. Dr. Peter Stuckmann (Europäische Kommission, GD Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologie) betonte hierzu in seiner Key Note, dass die Digitalisierung nicht mehr aufzuhalten sei. So müsse man mit 4 % Verlust beim Bruttosozialprodukt rechnen, wenn die Digitalisierung nicht genutzt würde. Die Digitalisierung wirke mittlerweile in alle Bereiche. So arbeiteten beispielsweise 55 % der IKT-Experten außerhalb des IKT-Bereichs. Daher strebe die Strategie für einen digi-

talen Binnenmarkt eine bessere Zusammenarbeit innerhalb der EU z. B. beim Datenschutz oder in der Frequenzpolitik an. Um dies zu erreichen, solle ein besserer Zugang zu digitalen Waren und Dienstleistungen für Verbraucher und Unternehmen in ganz Europa geschaffen werden.

Europäische Strategie für einen digitalen Binnenmarkt – Harmonisierung und Konsolidierung in der Diskussion Im Anschluss daran fasste Dr. Annegret Groebel (Bundesnetzagentur) die Ergebnisse und bisherigen Beschlüsse zusammen, die der Strategie für einen digitalen Binnenmarkt vorausgingen. Hierbei ging sie auch auf die ersten Entwürfe der vieldiskutierten Single Telecoms Market-Verordnung ein. Diese sah u. a. eine verstärkte Harmonisierung zur Überwindung des fragmentierten Binnenmarkts vor. Zudem eine Marktkonsolidierung anstelle einer Wettbewerbsorientierung zur Stärkung der „global competitiveness“ des europäischen TK-Sektors sowie eine Verlagerung von Kompetenzen auf die EU-Kommission, womit eine Einschränkung nationaler Entscheidungsspielräume verbunden gewesen wäre. Da hiermit offensichtlich die Grundprinzipien des bestehenden Rechtsrahmens hinterfragt würden, sei der Vorschlag durchaus kritisch zu sehen. Auch die Tatsache, dass der Grundsatz der Wettbewerbsorientierung zugunsten der Konsolidierung in Frage gestellt würde, sei diskutabel, da es fraglich sei, ob unterstellte Größenvorteile zum einen realisierbar sind und zum anderen, ob die „Fragmentierung“ überhaupt ein Problem darstelle und wenn ja, ob es dann mit „Zentralisierung“ behoben werden könne. Daher sei es zu begrüßen, dass von den ursprünglichen Themen mittlerweile nur die Themen Roaming und Netzneutralität übrig geblieben seien.

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Die europäische Strategie für einen digitalen Binnenmarkt sei zwar wegen des gesamtheitlichen Ansatzes mit ihrer Vielzahl von Themen wie eCommerce, Urheberrecht, TKRecht (Review), Datenschutz, Cybersecurity, audiovisuelle Medien, Verbraucherschutz, Steuerrecht etc. grundsätzlich zu begrüßen. Doch auch hier habe die Diskussion bereits eingesetzt. Insbesondere da die Argumentationslinie aus der Single Telecoms Market-Verordnung in vielen Teilen beibehalten worden sei.

Wie passen die europäischen Regulierungsansätze zum deutschen Telekommunikationsmarkt? In der anschließenden Podiumsdiskussion betonte Dr. Groebel, dass die bisherige Liberalisierung und TK-Regulierung – insbesondere die wettbewerbsorientierte sektorspezifische Regulierung – eine Erfolgsstory sei. Die Vorgabe eines (europäischen) Regulierungsrahmens bei Beibehaltung der nationalen Regulierung nach einheitlichen Prinzipien sei nach wie vor ausreichend. Dies unterstützte auch Sven Knapp (BREKO), indem er hervorhob, dass die EU bezüglich der Regulierung auch weiterhin nationale Besonderheiten beachten solle. Ins gleiche Horn stieß auch Dr. Stephan Hubertus Korehnke (Vodafone GmbH) und betonte, dass sich der aktuelle Rechtsrahmen bewährt habe. Zudem müsse die Zugangsregulierung erhalten bleiben. Allerdings plädierte er auch dafür, dass die europäischen Regulierungsansätze Wachstumschancen für die Industrie schaffen müssten. Hierzu gehörten auch Maßnahmen der Deregulierung, dort wo die Märkte funktionierten. Dies sollte nicht verteufelt werden, sondern sei ein ganz normaler und notwendiger Vorgang. Daraufhin stellte Dr. Stuckmann klar, dass die EU keine Konsolidierung anstrebe. Diese passiere vielmehr von alleine. Beim Konzept des Binnenmarktes gehe es um Öffnung und somit um mehr Wettbewerb. Einig waren sich alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion darin, ein Level Playing Field hinsichtlich Over-The-Top-Playern (OTTs) zu fordern. Dies gelte sowohl für den Daten- und Verbraucherschutz als auch für die Interoperabilität.

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Gefährden Over-The-Top-Player klassische TK-Unternehmen? Das Thema Over-The-Top-Player bildete die Überleitung zum Nachmittagsthema „Globale Marktmacht von IKTUnternehmen – Herausforderung für Wettbewerb und Regulierung?“. Markus Laqua (BearingPoint GmbH) führte hierzu aus, dass OTTs – im Gegensatz zu den klassischen TK-Unternehmen – zwar nicht die gesamte Wertschöpfungskette abdeckten, dafür aber Nischenmärkte besetzten und mit großer Serviceorientierung Geschäftsfelder klassischer TK-Unternehmen kannibalisierten. Kennzeichnend sei die Bereitstellung von Dienstleistungen, Inhalten und Ressourcen unter weitgehend entgeltfreier Nutzung von Telekommunikationsnetzen Dritter, wobei die Netzbetreiber lediglich als „Transportschicht“ dienten, ohne aus dem OTT-Dienst eine eigene Wertschöpfung zu generieren. Dies weckt Begehrlichkeiten bzw. Forderungen seitens der klassischen TK-Unternehmen bzw. der Netzbetreiber. Diese wollen zunehmend an diesem Wachstum partizipieren und nicht nur Leitungen anbieten, durch die Andere dann ihre Inhalte jagen. Nach Ansicht der Netzbetreiber kann dies z. B. darin bestehen, dass die OTT-Player zahlen. Hier lohnt ein Blick in die USA. Hier hat die USKommunikationsaufsicht FCC jüngst den Plänen für eine kostenpflichtige Überholspur im Internet zugestimmt. Ortsansässige Netzprovider dürfen damit OTT-Anbieter künftig zur Kasse bitten, wenn diese Videos oder andere Inhalte auf schnelleren Leitungen übertragen lassen wollen. Bedroht die globale Marktmacht von IKT-Unternehmen die Wettbewerbspolitik? Ob es neben der Substitution der eigenen Dienste der Netzbetreiber durch OTTs auch eine zunehmende Marktmacht global agierender IKT-Unternehmen gibt, versuchte anschließend Prof. Dr. Justus Haucap (Düsseldorf Institute for Competition Economics) in seinem Vortrag „Gefährdung der Wettbewerbspolitik durch globale Marktmacht von IKT-Unternehmen?“ zu beantworten. Hierbei betonte er, dass OTTs in einzelnen Bereichen eine gewisse Marktmacht hätten. Diese sei aber oft temporär. OTTs wie WhatsApp und Skype würden den klassischen TK-Firmen zwar das Leben schwer machen, dies entspreche aber der Dynamik des technischen Fortschritts. Einen Regulierungsbedarf für diese Dienste sehe er daher nicht. Zudem sei das Kartellrecht prinzipiell gut geeignet, auch im Internet den etwaigen Missbrauch von Marktmacht zu adressieren. Dennoch gebe es hier auch Herausforderungen für das Kartellrecht. So z. B. die Definition und Abgrenzung bei Märkten ohne Umsätze: Hier würde die Frage zu klären sein, wie Daten als Instrument der Bezahlung zu bewerten sind und wie Marktanteile ermittelt werden können.


Nutzen OTTs Daten als Entgelt für „kostenlose“ Online-Dienste? Caroline Heinickel und Dr. Holger Lutz (Baker & McKenzie) näherten sich in ihrem Vortrag zur aktuellen Studie „Digitaler Kodex: Zum Änderungsbedarf des Rechtsrahmens aufgrund der Konvergenz“ dem Thema OTT von einer anderen Seite. Sie betrachteten unter anderem, ob bei OTTs Daten als Entgelt für „kostenlose“ Online-Dienste genutzt werden und ob es hierbei Regelungsbedarf gibt. Sie kamen hierbei zu dem Ergebnis, dass ein fairer Wettbewerb durch eine Erhöhung der Transparenz gefördert werden sollte. Ziel müsse die Schaffung eines klaren Rechtsrahmens für die wirtschaftliche Verwertung von Kundendaten sein. Deren Transparenz könne zum Beispiel durch die Einführung grafischer Symbole hergestellt werden. In der anschließenden Podiumsdiskussion „Müssen und können wir die Marktmacht der globalen IKT-Player begrenzen?“ betonte Dr. Jan Krancke (Deutsche Telekom AG), dass die missbräuchliche Ausnutzung der Marktmacht problematisch sei. Internetunternehmen könnten ihre globalen, geschlossenen Plattformen kommerzialisieren, wohingegen TK-Unternehmen ihren Wettbewerbern regulierte Vorprodukte anbieten müssten. Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, sollten jedoch alle Anbieter den gleichen Regelungen unterliegen. Dem erwiderte Dr. Iris Henseler-Unger (WIK GmbH), dass OTTs zumeist in einem völlig anderen Feld als Telekommunikationsunternehmen unterwegs seien. Dienste von OTTs, vergleichbar mit Sprachtelefonie und Textnachrichten, machten nur einen geringen Anteil ihres Angebots aus. Ein Level-Playing-Field zwischen den OTTs und den klassischen TKUnternehmen sei daher allenfalls in diesen Bereichen, keinesfalls generell herstellbar. Darüber hinaus hob sie hervor, dass die OTTs sehr wohl investierten, im Augenblick in Europa von allen Weltregionen sogar am meisten, so das Ergebnis zahlreicher Studien. Caroline Heinickel und Dr. Holger Lutz warnten ebenfalls vor einer „Überreaktion“. Es sei zwar in der Tat der Fall, dass verschiedene globale IKT-Player bzw. OTTs eine starke Wettbewerbsstellung hätten. Hieraus könne aber nicht unmittelbar auf eine „Marktmacht“ im kartellrechtlichen Sinne geschlossen werden. Denn dies hänge ganz wesentlich davon ab, welchen räumlich und sachlich relevanten Markt man betrachten würde. Bevor daher in Wettbewerbsmechanismen regulierend eingegriffen würde, müssten diese Gesichtspunkte sorgfältig beleuchtet werden. Prof. Dr. Justus Haucap ergänzte, dass es bei der Frage nach der Herstellung eines Level-Playing-Fields vor allem um Themen wie beispielsweise Datenschutz, weniger um die Regulierung von Netzinfrastrukturen gehen könne. Die europäische Datenschutzgrundverordnung könne hierzu einiges beitragen. Das Thema des Beitrags der OTTs zu

alle Fotos: Jana Kay

Netzinvestitionen sollte man zudem dem Markt überlassen. Dem pflichtete Markus Laqua bei, indem er betonte, dass es nicht Aufgabe der OTTs sei, sich am Infrastrukturausbau zu beteiligen bzw. Geld dafür zu zahlen, dass man Inhalte zur Verfügung stelle. Zudem könne aus seiner Sicht weder eine nationale, noch eine europäische Regulierung den globalen Trend zu OTT-Services aufhalten. Maria Rieping, Fachreferentin Telekommunikation im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, fasste am Ende die Ergebnisse des diesjährigen TK-Tags Hessen zusammen: Die am Vortag veröffentlichte Strategie für einen digitalen Binnenmarkt würde in der Branche grundsätzlich begrüßt. Dennoch gebe es weiterhin Bedenken, die bisher noch nicht ausgeräumt worden seien, etwa bezüglich eines möglichen Paradigmenwechsels in der Regulierung. Hier bleibe die konkrete Umsetzung abzuwarten. Zudem begrüßte sie, dass seit dem letztjährigen TK-Tag etliche Aktivitäten zur Verbesserung des Rechtsrahmens für die Digitalisierung gestartet wurden. In diesem Zusammenhang wies sie auch auf die Studie „Digitaler Kodex – Zum Änderungsbedarf des Rechtsrahmens aufgrund der Konvergenz“ hin, die Baker & McKenzie im Auftrag der Aktionslinie Hessen-IT des Hessischen Wirtschaftsministeriums aktuell erstellt habe. Gegenstand dieser Studie sei es gewesen zu prüfen, ob und wie der geltende rechtliche Rahmen angesichts der Konvergenz von Netzen, Plattformen, Diensten und Endgeräten der elektronischen Kommunikation, der Angebote und der Märkte angepasst oder optimiert werden sollte.* Der TK-Tag Hessen hat eine lange Tradition. Seit nunmehr über 12 Jahren treffen sich einmal im Jahr Experten der TK-Branche in Hessen, um über die wesentlichen regulatorischen Herausforderungen zu diskutieren und damit den Weg für geeignete Regeln für morgen zu ebnen. Weitere Informationen zum TK-Tag Hessen 2015 sowie die Vorträge vom 7. Mai finden Sie unter www.hessen-it.de/tk-tag.

Christoph Hahn Projektmanager Telekommunikation & Breitband Hessen Trade & Invest GmbH Telefon 0611 95017-8475, Fax -8620 christoph.hahn@htai.de

* Download der Studie als PDF-Datei unter http://www.hessen-it.de/tk-tag Hessen-IT NEWS 2 | 2015

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6. Hessischer Breitbandgipfel

Der Breitbandausbau ist keine One-Man-Show Der Hessische Breitbandgipfel in seiner sechsten Auflage: Zahlreiche Aussteller und Gäste, spannende Themen, viel Gesprächsstoff. Knapp 500 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung kamen am 18. Juni 2015 nach Frankfurt in das „Kap Europa“, um über den Breitbandausbau in Hessen zu reden. Wobei der, so Staatssekretär Rainer Bomba aus dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in seiner Rede, keine „One-Man-Show“ sei, sondern nur dann von Erfolg gekrönt sein wird, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten. Nicht nur aufgrund dieser guten und konstruktiven Zusammenarbeit mit seinen Kommunen liegt Hessen beim Breitbandausbau im Plan, wie Wirtschaftsstaatssekretär Mathias Samson in seiner Eröffnung ausführte: „Ende 2014 hatten drei von vier hessischen Haushalten die Möglichkeit, schnelles Internet zu nutzen oder zumindest eine konkrete Versorgungsperspektive.“ Er bekräftigte das Ziel der Landesregierung, Hessen bis Ende 2018 flächendeckend zu erschließen.

Zu diesem Programm stehe Hessen mit den anderen Ländern und dem Bund in engem Austausch. Zentrale Herausforderung dabei sei, so Samson, die unterschiedlichen Förderkulissen der Länder in der Ausgestaltung des Programms zu berücksichtigen. Dies betonte auch Bomba, der allerdings erst den groben Rahmen des Bundesprogramms aufzeigen konnte, zumal die Versteigerung der digitalen Dividende II, deren Erlös in den Breitbandausbau fließen soll, noch nicht abgeschlossen war. Zum Zeitpunkt des Breitbandgipfels waren aber immerhin schon etwa 1 Milliarde Euro erreicht.* Antragsberechtigt im geplanten Programm seien Gebietskörperschaften, die Auswahl erfolge nach Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit anhand eines Scoringmodells.

Ökonomisch und ökologisch nachhaltiger Ausbau Samson warb für einen ökonomisch und ökologisch nachhaltigen Ausbau. Die Planung müsse sich am stetigen Wachstum der Kapazitätsanforderungen orientieren: „Die Antwort ist ein stufenweises Vorgehen, das wirtschaftlich tragfähig ist, Ressourcen schont und Eingriffe in die Natur minimiert. Das heißt: Glasfaserverbindungen werden im ersten Schritt bis zu den Kabelverzweigern verlegt; daran schließt sich der bedarfsgerechte Austausch der alten Kupferkabel zu den einzelnen Gebäuden an.“ Staatssekretär Mathias Samson (HMWEVL) begrüßt die Teilnehmer

Samson gab zu bedenken, dass der Ausbau des Breitbandnetzes bis in den letzten Winkel wirtschaftlich nicht darstellbar sei. Abhilfe könne unter anderem das angekündigte Bundesförderprogramm schaffen.

Staatssekretär Rainer Bomba (BMVI) bei seiner Rede

Politik muss Digitalisierung begleiten und gestalten Beide Staatssekretäre erklärten, dass der Breitbandausbau die Grundlage sei für die weitere Digitalisierung der Gesellschaft, die Bürgern wie Unternehmen gleichermaßen zugutekommen würde. Samson sagte dazu: „Die Digitalisierung findet statt – unsere Aufgabe ist es, sie konstruktiv zu begleiten und so zu gestalten, dass die Allgemeinheit davon profitiert. Dann kann sie die Basis sein für Innovationen, wirtschaftliche Dynamik und die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen.“ Bomba ergänzte, dass jetzt Entscheidungen getroffen würden, die sich nicht auf wenige Monate oder Jahre bezögen, sondern die nächsten Dekaden beeinflussen würden.

* Am Ende der Auktion sollten es dann 1,33 Mrd. Euro sein.

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Podiumsdiskussion „Flächendeckende Versorgung – bedarfsgerecht und nachhaltig“

Staatssekretär im BMVI Rainer Bomba im Gespräch mit Sybille Hergert und Georg Matzner am Rande der Veranstaltung

Dies wurde auch in der anschließenden Podiumsdiskussion deutlich: Dr. Iris Henseler-Unger (WIK GmbH) etwa warnte davor, nur den Zeitraum bis 2018 zu betrachten und dabei die langfristige Perspektive aus den Augen zu verlieren. Darin seien weitere Investitionen und der Ausbau im Wettbewerb wichtig. Demgegenüber vertrat Dr. Beate Rickert (KPR CAPITAL GmbH) die Meinung, dass vor allem das Engagement der öffentlichen Hand über das Zuschuss- oder Betreibermodell gefragt sei. Allerdings müssten in der Planung Kapazitäten vorgesehen werden, damit Gestaltungsspielräume erhalten blieben. Georg Matzner, zuständiger Referatsleiter aus dem Hessischen Wirtschaftsministerium, verknüpfte beide Gedankengänge und wies darauf hin, dass es immer eine volkswirtschaftliche und eine betriebswirtschaftliche Perspektive gebe, die beide ihre Berechtigung hätten. Jürgen Grützner (VATM) zeigte sich besorgt, dass Vectoring zu einem Hemmschuh im weiteren Ausbau werden könnte. Er betonte, dass die in Aussicht gestellten Fördermittel so eingesetzt werden müssten, dass ein effizienter Weiterbau möglich sei.

In diesem Zusammenhang forderte Landrat Dr. KarlErnst Schmidt (Landkreis Hersfeld-Rotenburg), dass sich kein Monopol auf den Einsatz von Vectoring entwickeln dürfe, da sich das Betreibermodell sonst nicht mehr rechnen würde. Nicht nur die Diskussion rund um das Thema Vectoring war lebhaft, lehrreich und unterhaltsam. Zahlreiche Fachvorträge im Plenum und den beiden thematischen Workshops, ergänzt um die Ausstellung mit über 70 Partnern und Ausstellern, ergaben ein rundum lohnenswertes Programm für die Teilnehmer des Breitbandgipfels. Die freigegebenen Vorträge und eine Bildgalerie finden sich auf www.breitband-in-hessen.de.

Mirco Sander Projektmanager Hessen Trade & Invest GmbH Telefon 0611 95017-8477, Fax -8620 mirco.sander@htai.de

Alle Bilder: Jana Kay

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European Innovative Games Award

Tanz-App „Bounden“ überzeugt durch innovative Steuerung und Game-Design

Bei der feierlichen Verleihung des E.I.G.A. im Rahmen der Ausstellungseröffnung von „Film & Games – Ein Wechselspiel“ im Deutschen Filmmuseum waren rund 300 Gäste anwesend, darunter zahlreiche Branchenvertreter sowie die Einreicher der nominierten Titel. Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, Claudia Dillmann, die Direktorin des Deutschen Filmmuseums, sowie der Frankfurter Wirtschaftsdezernent Markus Frank richteten das Wort an die Gäste. Im Namen der Europäischen Kommission sprach Maciej Szymanowicz. Laudator war der Vorstandsvorsitzende des GAME Bundesverbands der deutschen Games-Branche und gamearea-FRM-Vorstand Dr. Florian Stadlbauer. An „Bounden“, einer Tanz-App nach einer Choreographie des niederländischen Nationalballetts, faszinierte die Jury vor allem die gelungene Kombination aus innovativem Game-Design und neuartiger Steuerung. Diese basiert auf den in vielen Handys verbauten Kreiselinstrumenten. Es sei immer spannend, wenn innovative Game-Technologien außerhalb des Kontextes von Adventure, First-PersonShooter oder Strategiespiel verwendet würden, erläuterte Dr. Stadlbauer. Mit „Bounden“ habe das Game Oven-Team gezeigt, dass sich zwei x-beliebige Video-Spieler dank einer ausgeklügelten Spielmechanik in grazile Tänzer verwandeln können. Dies, so Dr. Stadlbauer weiter, sei „technisch innovativ und ästhetisch umwerfend“. Vom hohen Stellenwert der an Innovationen reichen Games-Branche sprachen der Hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und der Frankfurter Wirtschaftsdezernent Markus Frank. „Die hessische Wirtschaft lebt von Innovationen. Wie kaum eine andere Branche vereint die Games-Industrie Hightech und Kreativität. Mit ihren Innovationen liefern die Spiele-

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Quelle: www.gameovenstudios.com

Am 30. Juni wurde die herausragende Innovationsleistung der europäischen Spielebranche mit dem European Innovative Games Award (E.I.G.A.) geehrt. Die vom Hessischen Wirtschaftsministerium mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung ging an „Bounden“ vom niederländischen Studio Game Oven. Ebenfalls nominiert waren „Ryse: Son of Rome“ (Crytek) und „Professor S.“ (Ludinc). Insgesamt waren 93 Titel aus 15 Ländern ins Rennen um den seit 2008 EU-weit ausgelobten Preis gegangen. Entwickler längst auch Impulse für andere Wirtschaftszweige“, so Al-Wazir in seiner Rede. Dass das, was für das Bundesland gilt, auch, um nicht zu sagen: insbesondere, auf Frankfurt am Main zutrifft, bestätigte Wirtschaftsdezernent Markus Frank. In der Mainmetropole arbeiteten große Studios auf internationalem Niveau, kleine Entwickler überraschten mit ebenso kunstvollen wie originellen Projekten und der dort ausgebildete Nachwuchs sei begehrt. „Die Stadt Frankfurt am Main ist sehr stolz auf ihre prominente Stellung in dieser jungen und nach wie vor wachsenden Branche“, so Frank. Der European Innovative Games Award (E.I.G.A.) wurde 2008 ins Leben gerufen. Mit der in Kooperation mit der Europäischen Kommission realisierten Auszeichnung, die mit 10.000 Euro dotiert ist, werden alle zwei Jahre besondere Innovationsleistungen im Bereich Computer- und Videospiele geehrt. Teilnahmeberechtigt sind Produkte und Projekte aus allen Mitgliedsstaaten der EU. Veranstalter des European Innovative Games Awards ist eine Trägergemeinschaft, der die Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH, die Standortinitiative gamearea-FRM e. V. sowie das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung im Rahmen der Aktionslinie Hessen-IT angehören. Mehr Informationen sowie das vollständige Reglement finden sich unter www.innovative-games.eu.

Christian Flory Leitung und Koordination Hessen-IT Themenfeldleiter Informationstechnologien, Aktionslinie Hessen-IT Telefon 0611 95017-8423, Fax -8620 christian.flory@htai.de


„Ein Format, das Lust auf mehr macht“ Das Hessische Wirtschaftsministerium und Hessen Trade & Invest haben den ersten hessischen Gemeinschaftsstand auf dem AAL-Kongress und der Messe „Zukunft Lebensräume“ in Frankfurt initiiert.

2015, ein Jahr der Neuerungen: Nach acht Jahren fand der jährliche AAL-Kongress Ende April zum ersten Mal in Frankfurt statt und zum ersten Mal gemeinsam mit der Messe „Zukunft Lebensräume“. Diese innovative Verbindung von Fachkongress und -messe in der Mainmetropole haben das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftsförderung des Landes Hessen genutzt, um den ersten Gemeinschaftsstand für hessische Akteure und ihre Aktivitäten im AAL-Bereich unter dem Namen „Hessen – Wohnen und Leben mit Zukunft“ ins Leben zu rufen. „AAL“ hat sich einst als Kürzel für „Ambient Assisted Living“ etabliert, heute wird verständlicher von einem „Aktiven Assistierten Leben“ gesprochen. Gemeint sind Wohn- und Lebensformen insbesondere älterer Menschen, die durch begleitende digitale Technologien unterstützt werden. Im demografischen Wandel können die assistiven Systeme vielen Menschen mehr Lebensqualität verschaffen: mehr Selbstständigkeit, Integration, Gesundheit, Mobilität, Sicherheit. „Das Land Hessen setzt sich frühzeitig mit dem demografischen Wandel auseinander. Dabei spielen altersgerechte Assistenzsysteme in unseren Wohnund Lebensräumen eine wesentliche Rolle. Sie garantieren Lebensqualität bis ins hohe Alter und sorgen für Mobilität, Selbstständigkeit, Gesundheit und Sicherheit“, erläutert Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer der Hessen Trade & Invest GmbH. In der hessischen Bevölkerung sind mittel- und langfristig deutliche Veränderungen zu erwarten – beispielsweise bei der Zahl von Menschen im Alter ab 80 Jahren. Gegenwärtig zählen zu dieser Bevölkerungsgruppe in Hessen 320.000 Menschen (5 Prozent der hessischen Bevölkerung). Im Jahr 2030 werden es etwa 460.000 Menschen (8 Prozent) sein und im Jahr 2050 fast 800.000 Menschen (14 Prozent). Auch die regionale Verteilung der Bevölkerung ändert sich. Trend eins: Die Einwohnerzahl wird bis zum Jahr 2050 in Nordhessen (um 20 Prozent) und Mittelhessen (um 13 Prozent) abnehmen und in Südhessen (um 0,3 Prozent) sehr leicht zunehmen. Trend zwei: In großen Städten und deren unmittelbaren Umlandkreisen werden Bevölkerungszuwächse und in ländlichen Regionen Bevölkerungsrückgänge entstehen.

Die auf dem Messestand gezeigten Ansätze und Lösungen von altersgerechten Assistenzsystemen sind so vielfältig wie die Aufgaben. Sie reichen von Projekten zur interdisziplinären Entwicklung technischer Infrastrukturen, Plattformen und Anwendungssystemen (mit Aspekten in den Bereichen Energie, Fitness & Gesundheit, Haus- und Gebäudesteuerung, IT-Sicherheit und Datenschutz, Serious Games), über Akzeptanz- und Feldtestanalysen, eine Ausstellung, ein Transferforum und ein Weiterbildungsprojekt, ein Geschäftsmodell- und ein europäisches RolloutProjekt bis hin zum marktfähigen Start-up-Produkt. Die 13 Aussteller waren: BSC Computer GmbH, Evangelische Hochschule Darmstadt, Frankfurt Business Media GmbH, Frankfurt University of Applied Sciences, Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung, GYMWATCH GmbH, HA Hessen Agentur GmbH, Hessen Trade & Invest GmbH, Hochschule RheinMain, House of IT e. V., Technische Hochschule Mittelhessen, Technische Universität Darmstadt, Universität Kassel. Besuchen Sie den nächsten hessischen Gemeinschaftsstand am 20. und 21. April 2016!

iert sind mit Wenn Sie interess en wir uns. auszustellen, freu an! Sprechen Sie uns Dr. Matthias Donath Projektmanager Informationstechnologien Hessen Trade & Invest GmbH Telefon 0611 95017-8963, Fax -8620 matthias.donath@htai.de

(Quelle: Hessen Agentur 2015)

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Termine 17.9.2015, Frankfurt

Future Internet Kongress Der digitale Wandel bietet vielfältige Chancen und Möglichkeiten, die alle Wirtschafts- und Lebensbereiche betreffen: Sei es Wohnen und Leben, Medizin und Gesundheit, oder auch Mobilität und Logistik. Hochkarätige Referenten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Netzgesellschaft liefern mit ihren Vorträgen interessanten Input und regen zum Diskutieren und Nachdenken an. www.future-internet-kongress.de 22.9.2015, Wiesbaden

IT-Sicherheit und Datenschutz Vortragsabend mit vier Referenten, unter anderem vom CERT-Hessen, und anschließender Podiumsdiskussion mit Publikumsbeteiligung und gemeinsamem Ausklang. Ausgerichtet von der Regionalgruppe Rhein-Main der Gesellschaft für Informatik in der IHK Wiesbaden. http://rg-rhein-main.gi.de

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

24.9.2015, Frankfurt

Biometrics in Banking and Payments Die Veranstaltung gibt einen Überblick über biometrische Anwendungen, die Banking- und PaymentVerfahren sicherer machen können. Sie richtet sich an Verantwortliche aus dem IT- und Vertriebsbereich von Banken, Bezahldiensten und Versicherungen. Der Fokus liegt auf Anwendungsbeispielen. Mit begleitender Ausstellung von Technologieanbietern. Ausrichter: European Association for Biometrics (EAB) in Kooperation mit Bitkom. www.eab.org > Events 6.10.2015, Wiesbaden

Fachtagung „Datenschutz im Sozialwesen – Update 2015“ Alle Einrichtungen und Organisationen, die dem Sozialgesetzbuch unterworfen sind, müssen das Sozialgeheimnis und die berufsständischen Verschwiegenheitspflichten beachten. Die Tagung greift besonders dringende Fragestellungen auf. Die Fachvorträge bieten einen tieferen Einblick in die rechtlichen Grundlagen und geben praktische Umsetzungshinweise. Initiatoren: ARGE der hessischen IHKs und Initiative D 21 e. V. Berlin www.update-bdsg.de 7.10.2015, Frankfurt

Hessischer Website Award 2015 Die IHK Frankfurt am Main und das BIEG Hessen laden ein zur Preisverleihung: Prämiert werden die qualitativ besten Websites von KMU in Hessen. Feierliche Atmosphäre und kulinarisches Get-together. www.bieg-hessen.de

17. SEPTEMBER 2015 HOUSE OF LOGISTICS AND MOBILITY (HOLM) | FRANKFURT

Der digitale Wandel bietet vielfältige Chancen und Möglichkeiten, die alle Wirtschafts- und Lebensbereiche betreffen: Sei es Wohnen und Leben, Medizin und Gesundheit, oder auch Mobilität und Logistik. Gemeinsam mit Ihnen wollen wir aus den zukunftsweisenden Strängen der Digitalisierung einen gesellschaftlichen Nutzen für sämtliche Lebensbereiche flechten.

www.future-internet-kongress.de Kofinanziert durch:

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EUROPÄISCHE UNION: Investition in Ihre Zukunft Europäischer Fonds für regionale Entwicklung


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