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Vorwort

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Klein Amerika

Klein Amerika

Dieses Buch ist in einer eigenartigen Zeit entstanden. Ein noch nie dagewesener Reinheitskult hat sich breit gemacht. Physisch und mental. Wegen Corona haben wir uns andauernd die Hände gewaschen und mit Desinfektionsmittel eingeschmiert. Begegnungen fanden nur noch auf Distanz statt – wenn überhaupt. Politiker nannten das die neue Normalität.

Auch unsere Sprache und Geschichte wurden einer moralischen Säuberung unterzogen. Alltagsworte wurden mit politischen Sprengköpfen versehen. Was man bis vor kurzem noch Wortklauberei nannte, wurde plötzlich zum Massstab für Gut und Böse.

Käse und Anke haben wir zwar noch, aber lustig sind wir Schweizer nicht mehr so sehr. Denn auch der Humor steht in dieser neuen Normalität unter Verdacht. Verständlich. Wenn es in allem immer gleich um das absolut Gute oder Böse, um schwarz oder weiss geht, wenn Zwischentöne schwarz sind, dann ist Lachen halt nicht mehr so lustig. Was an Humor verloren gegangen ist, haben wir scheinbar an Korrektheit zugelegt.

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Das Buch über Gölä will nicht so recht in diese neue Normalität passen. Es geht nicht um Distanz, es ist eine Annäherung. Es geht um das Leben, um Ambivalenz, Humor und Zwischentöne. Es geht um einen Menschen, der nicht von der Idee besessen ist, keine Fehler zu machen, und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legt.

Göläs Normalität orientiert sich nicht an Modeerscheinungen, sondern an Erfahrung, Bauchgefühl und Verstand. Gölä hat mir einmal gesagt: «Wenn ich ein Haus baue, ziehe ich manchmal bewusst eine krumme Mauer. Das fördert die Kreativität und führt zu Ergebnissen, wie sie kein Architekt planen würde.» Dieser Satz sagt viel über ihn aus. Bündiger könnte man Gölä kaum beschreiben. Das ist seine Normalität.

Es ging mir bei diesem Buch nicht darum, einen lückenlosen Lebenslauf zu erstellen. Ich wollte nicht mit Verkaufszahlen und Sensationsberichten beeindrucken, nicht voyeuristische Gelüste befriedigen, sondern einfach erzählen. Geschichten, wie sie das Leben schreibt, wenn ein Mensch sich darauf einlässt. Ich schrieb in der Hoffnung, dass Gölä in diesen Geschichten als das spürbar wird, was er ist: Ein Mensch, der manches krumme Mäuerchen gebaut hat, und so zu einem Original geworden ist.

Dänu Wisler, im September 2020

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Jimi Hendrix am Albisriederplatz.

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