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Oekoladen Thun: Wenn zündende

Die Natur ist perfekt. Nur nicht immer in unseren Augen. Sie bringt die saftigsten Rüebli krumm hervor. Oder besten Dinkel mit zu wenig Kleber für die Mehlproduktion. Warum es Sinn macht, uns auf natürlichen Imperfektionismus einzulassen.

Kurt Zeller ist vernarrt in Bodentierchen. Würmer und Mikroben haben es ihm angetan. Das ist der Grund, warum Kurt mit seiner Frau Andrea den Muttertierhaltungsbetrieb seiner Eltern im beschaulichen Dittligen ab 2013 umstellte. Zuerst auf Bio, dann auf Demeter. «Wir leben die regenerative Landwirtschaft», erklärt Kurt. Synthetische Düngung und Pflanzenschutzmittel haben hier keinen Platz. Das ist auch gut so, denn biodynamische Böden sind fitter, gesünder, können mehr Wasser speichern. Doch es geht um mehr in der biodynamischen Landwirtschaft: Um die Stärkung des Ganzen:

Brotrezept mit ganzen Dinkelkörnern

250g Dinkelvollmehl 250g Dinkelotto 8 Stunden in 5dl Wasser quellen lassen 500g Dinkelruchmehl 10g Hefe 1–2 KL Salz 100g Sesam

Alles mit etwas warmem Wasser zusammenfügen, bis ein geschmeidiger Teig entsteht. 4 Stunden ruhen lassen. In Form füllen und bei 200 Grad rund 1 Stunde backen. Boden, Pflanze, Tier und Mensch werden als Teil eines grossen Kreislaufes gesehen, in dem alle aufeinander angewiesen sind und sich gegenseitig unterstützen.

Wenn das Klima streikt

Um die Stärkung des Ganzen, um das gegenseitige Unterstützen – darum geht es auch Marlen Feller, Inhaberin des Oekoladens in Thun. Sie nimmt den Zellers Gemüse und Obst für den Verkauf im Laden ab. Auch Dinkelmehl. Doch Zellers Dinkel bildete wegen des regnerischen Sommers im letzten Jahr zu wenig Kleber aus. «Wir konnten daraus kein Mehl machen und somit die Lieferverpflichtungen gegenüber unseren Abnehmern nicht einhalten. Es war ein Schock», so Andrea Zeller. «Das war auch für mich eine schwierige Nachricht», blickt Marlen Feller zurück. «Ich weiss, was ein solcher Verlust für die Produzentinnen und Produzenten bedeutet.»

Das Dinkelotto rettet die Ernte

Marlen Feller ist eine Geschäftsfrau mit Herz, sie versucht immer, mit ihren Produzentinnen und Produzenten kreative Lösungen zu finden. «Machen wir aus dem Dinkel mit dem geringen Kleber ein Dinkelotto!», schlug sie Andrea vor. Ein feines und gesundes Getreide-

Bild links: Andrea und Kurt Zeller mit ihren fünf Kindern im Dinkelfeld. Bild rechts: Auf Promotour: Marlen Feller und Kurt Zeller bieten das feine Dinkelotto, gekocht wie ein Safranrisotto, im Oekoladen in Thun zum Probieren an.

risotto. Auch wenn ein Teil der Ernte noch immer zum Niedrigpreis als Tierfutter verkauft werden musste: Den grossen Teil vermarktet nun der Oekoladen in Thun als herzhaftes Dinkelotto. Ein perfektes Gericht, denn der Kleber ist ja nur im Mehl erwünscht. Übrigens: Das Dinkelotto kann man auch dem Brotteig beimischen. Probieren Sie es aus! Sie werden kosten, wie fein natürlicher Imperfektionismus schmeckt.

Text: Belinda Juhasz, Bilder: zvg

Oekoladen Thun

Obere Hauptgasse 20, 3600 Thun Tel. 033 223 15 51 mail@oekoladenthun.ch www.oekoladenthun.ch

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