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Serie Quartiere: Westquartier
SERIE QUARTIERE
Wohnen im Mittelpunkt
Das zentral gelegene Westquartier ist Zuhause von 6700 Thunerinnen und Thunern aus verschiedenen Gesellschaftsschichten. Im zweitgrössten Thuner Stadtteil finden sich zahlreiche Wohnbaugenossenschaften.
Ganze 15 Prozent der Thuner Stimmberechtigten leben im grossen Westquartier. Viele Wohngebiete mit einem heterogenen Bevölkerungsmix und vielseitig genutzte Areale zeichnen den Stadtteil zwischen Innenstadt und Militärareal aus. «Das Westquartier ist sehr vielseitig. Menschen aus verschiedenen Gesellschafts- und Altersschichten finden hier ein Zuhause», sagt Leistpräsident Christoph Ott.
Viele Wohnbaugenossenschaften
Im Westquartier sind viele Wohnbaugenossenschaften beheimatet. «Die Wohnbaugenossenschaften machen einen grossen Teil der Quartierfläche aus und sind deshalb ein wichtiger Faktor für das Zusammenleben im Quartier», so Christoph Ott. Im Quartier findet sich zum Beispiel die Gemeinnützige Bau- und Wohngenossenschaft (GBWG) Freistatt. Das Areal der Freistatt entwickelt sich derzeit. Geplant ist ein 2000-Watt-Wohnbauprojekt im Sinne einer qualitätsvollen Siedlungsentwicklung nach innen und einer nachhaltigen Quartierentwicklung, die bezahlbaren Wohnraum für eine breite Bevölkerungsschicht schafft. Auch die Bau- und Wohngenossenschaft Nünenen entwickelt ihre Liegenschaften. Sie plant an der Pestalozzistrasse ein Wohngebäude anstelle eines Gewerbebaus. 27 Wohnungen sollen voraussichtlich bis 2024 im achtgeschossigen Gebäude entstehen.
Geprägt durch Rüstungsindustrie
Die hohe Anzahl an gemeinnützigen Wohnformen im Quartier ist geschichtlich bedingt. Sowohl der Bau von preisgünstigen Wohnungen durch die Gemeinde als auch die Entstehung der Wohnbaugenossenschaften hängen mit der Rüstungsindustrie zusammen. Während der beiden Weltkriege entstanden in den Rüstungsbetrieben zahlreiche neue Arbeitsplätze, doch es wurde kaum neuer Wohnraum geschaffen. Eine bezahlbare Unterkunft zu finden wurde zunehmend schwierig. Wohnbaugenossenschaften wirkten dem entgegen. Sie bildeten sich ab 1919 und bauten zunächst im Westquartier und im Lerchenfeld Siedlungen.
Zahlreiche Wohnblöcke prägen den westlichen Teil des Quartiers bis heute. Dort, genauer gesagt an der Mittleren Strasse 93, entstand in den 1960er Jahren übrigens das erste Thuner Hochhaus mit neun Stöcken. Auch dieses Gebäude ist Teil einer Wohnbaugenossenschaft, der Wohnbaugenossenschaft Lanzgut.
Historisches Progy
Wohnformen sind im Westquartier vielfältig. «Vom Einfamilienhaus bis zu grösseren Wohnsiedlungen hat es hier alles», so Christoph Ott. Im grossen Wohnquartier finden sich entsprechend viele Schulen. Vier sind es an der Zahl, je zwei Primar- und zwei Oberstufenschulen. Zu den Wahrzeichen gehören die Schulhäuser Pestalozzi und Progymatte. In der 1838 gegründeten Oberstufenschule Progymatte gehen rund 300 Schülerinnen und Schüler ein und aus.
Bild links: Das gut erschlossene Westquartier grenzt unmittelbar an die Innenstadt. Bild rechte Seite ganz oben: Zahlreiche Siedlungen von Wohnbaugenossenschaften prägen das Westquartier. Bild rechte Seite unten links: Das Pestalozzi-Schulhaus ist ein markanter Bau im Quartier, der Verkehrsgarten davor ein beliebter Treffpunkt. Bild rechte Seite unten rechts: Leistpräsident Christoph Ott schätzt, dass das Westquartier Menschen aus allen Gesellschafts- und Altersschichten ein Zuhause bietet.



Das «Progy» zeichnet sich als Heimat der Thuner Kadetten und als Standort der Kunst- und Sportklassen der Stadt Thun aus. Zudem befindet sich auf dem Schulareal eine grosse Sportanlage mit Schwimmbecken.
Verkehrsgarten als Treffpunkt
Gleich nebenan befindet sich die Primarschule Pestalozzi. Im historischen Gebäude aus dem Jahr 1909 lernen Kinder der 1. bis 6. Klasse. Besonders ist der einzigartige Verkehrsgarten auf dem Pausenplatz des «Peschu». Kinder lernen dort nicht nur das Velofahren und die Verkehrsregeln. «Der Verkehrsgarten dient auch als Treffpunkt für die Familien im Quartier und der ganzen Stadt», erklärt Christoph Ott. Neben den beiden historischen Schulanlagen sind auch die ehemalige Mädchensekundarschule, heute Oberstufenschule Länggasse und die Schulanlage Schönau Teil des Westquartiers.
Heimat vieler Firmen
Weitere interessante Standorte im Westquartier sind zum Beispiel das Hauptmagazin der Thuner Feuerwehr oder auch der 150-jährige Stadtfriedhof mit der dort ansässigen Stadtgärtnerei. Rund um die Industriestrasse sind ausserdem zahlreiche Firmen beheimatet, insbesondere aus dem Baugewerbe. Im Westquartier befindet sich nebst der Hauptpost in der Innenstadt die einzige weitere Postfiliale im Thuner Gemeindegebiet.
Drehscheibe für Veranstaltungen
Auch das Messegelände Thun-Expo ist Teil des Westquartiers. Es gehört zu den grössten Veranstaltungsstandorten der Stadt. Jährlich finden Anlässe wie die Oberländische Herbstausstellung oder die Messe Neuland auf dem Gelände statt. Die sechs Hallen sowie das grosse Restaurant Reithalle der Thun-Expo bieten Platz für Anlässe jeglicher Couleur. Von der Generalversammlung über Hochzeiten bis zu Musicals. Mit der Westhalle an der Industriestrasse hat das Westquartier seit 2019 noch eine zusätzliche, grosse Veranstaltungsstätte für Konzerte oder Seminare.
Text: Patrick Liechti Bilder: Patrick Liechti, Peter Jost