4 minute read

Freiwilliger Schulsport der Stadt Thun: Das Gespräch mit

«Die Arbeit mit Kindern ist sehr dankbar»

Er ist begeisterter Schneesportler, SkicrossRennleiter bei Swiss-Ski und setzt sich für den Nachwuchs ein. Seit 15 Jahren leitet Dieter «Didi» Waldspurger die Schneesportkurse des freiwilligen Schulsports der Stadt Thun. An jedem Kurstag bringt er über 100 Kinder auf die Pisten am Wiriehorn – und heil wieder nach Hause.

Herr Waldspurger, wie sind Sie selber zum Skifahren gekommen?

Dieter «Didi» Waldspurger: Das Skifahren ist schon lange meine grosse Leidenschaft. Meine Eltern fuhren mit mir jeweils nach Adelboden in die Skiferien. Ich war vom Schneesport sofort begeistert. Später wurde ich Trainer beim damaligen Ski-Klub Thun und anschliessend beim Kader der Region Thunersee vom Berner Oberländischen Skiverband. Mittlerweile bin ich Rennleiter im Skicross, einer relativ jungen Schneesportart.

Freiwilliger Schulsport der Stadt Thun

Der freiwillige Schulsport ist ein Angebot des Amts für Bildung und Sport der Stadt Thun. Er hat eine Brückenfunktion zwischen obligatorischem Sportunterricht und den Angeboten im Vereinssport. Ziel ist, die Kinder zu motivieren, sich sportlich zu betätigen, soziale Kontakte zu knüpfen und sich am Vereinssport zu beteiligen. Alle Kurse sind auf AnfängerInnen ausgerichtet und dienen damit dem Kennenlernen einer Sportart. Angeboten werden über 40 Sportarten. Die normalen Semesterkurse finden einmal wöchentlich von Montag bis Freitag statt. Teilnehmen können alle Kindergarten- und Schulkinder während der obligatorischen Schulzeit gemäss Ausschreibung. Auch Kinder mit Wohnort ausserhalb von Thun dürfen an den Kursen teilnehmen, wobei Thuner Kinder Vorrang haben. Die Kurskosten betragen für alle Semesterkurse ca. 50 Franken pro Kind. Kinder mit Wohnsitz ausserhalb von Thun bezahlen die doppelte Gebühr.

Angebote, Kursbeschriebe und Informationen unter www.thun.ch/schulsport

Weitere Auskünfte

Linus Schärer, Amt für Bildung und Sport Tel. 033 225 84 15 linus.schaerer@thun.ch

Zudem leiten Sie die Schneesportkurse im freiwilligen Schulsport der Stadt Thun. Was treibt Sie an, seit 15 Jahren mit den

Kindern aufs Wiriehorn zu fahren? Die Arbeit mit den Kindern ist einerseits sehr dankbar. Sie sind unsere Zukunft, und wir als Erwachsene tragen eine grosse Verantwortung für ihre Entwicklung. Wir können ihnen viel Wertvolles mit auf den Weg geben. Andererseits will ich die Kinder zum Schneesport bringen. Sie sollen sich bewegen, dabei Spass haben und etwas für ihre Gesundheit tun. Der freiwillige Schulsport ist dafür perfekt geeignet.

Was war der Auslöser Ihres Einstieges als Leiter der Schnee-

sportkurse? Mein Vorgänger fragte mich an, und ich sagte zu. Zunächst hoffte ich, durch die Schneesportkurse Nachwuchs für den Rennbereich zu finden. Das war aber kaum der Fall. Die Kinder wollen das Skifahren lernen, aber nicht gleich Rennen fahren. Dennoch kam es für mich nie in Frage, wieder auszusteigen.

Was hat sich in den letzten 15 Jahren verändert? Einiges. Wir sind professioneller geworden. Ich lege viel Wert auf gut ausgebildete und motivierte Kursleiter. Neu sind auch alle Kinder mit einheitlichen Shirts unterwegs, damit erkennbar ist, dass wir von der Stadt Thun sind. Zudem nehmen vermehrt Kinder mit Migrationshintergrund an den Kursen teil. Wir geben unser Bestes, damit sämtliche Kinder gut integriert sind und profitieren können.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Skilehrer? Das Allerschönste ist es, am Abend die Fortschritte und die strahlenden Gesichter der Kinder zu sehen.

Gab es auch schon brenzlige Situationen? Die Sicherheit der Kinder hat allerhöchste Priorität. Sämtliche Leiter sind sehr vorsichtig und befolgen strikt die 10 Regeln des Ski-Verbandes FIS für das richtige Verhalten auf der Piste. In den 15 Jahren gab es keine nennenswerten Unfälle.

Es gibt aber bestimmt einige Anekdoten zu erzählen. Auf jeden Fall. Einmal fuhr ein Kind der Skischule Bern den ganzen Nachmittag mit uns mit. Niemand bemerkte, dass es der falschen Gruppe folgte. Erst am Abend auf dem Parkplatz fiel uns auf, dass wir ein Kind zu viel hatten. Irgendwann eilte ein Skilehrer herbei und sagte, er habe eines zu wenig (lacht).

Oben und rechts unten Die Kinder machen dank den Schneesportkursen innert kurzer Zeit grosse Fortschritte – und sind dank den Überzieh-Shirts der Stadt Thun auch bei schlechtem Wetter gut erkennbar. Unten links Dieter «Didi» Waldspurger ist Schneesportler und Nachwuchsförderer aus Leidenschaft.

Nehmen an den Kursen auch Kinder teil, die noch keinen Bezug

zum Schneesport haben? Ja. Es gibt sogar sehr viele, die an unseren Kursen zum ersten Mal auf der Piste stehen. Doch nach drei bis vier Nachmittagen am Übungshang sind sie schon so weit, dass wir mit dem Sessellift auf den Berg können.

Wie schätzen Sie die Zukunft des Schneesports bei den Kindern

in der Region ein? Das Interesse am Schneesport hängt stark von äusseren Einflüssen ab, etwa dem Wetter. Die letzten Jahre waren eher schneearm, einzelne Kurstage mussten wir absagen. Zudem stehen auch diverse regionale Bergbahnen vor schwierigen Jahren. Ich bin dennoch sehr optimistisch, denn der Schneesport ist bei den Kindern beliebt. Jeden Winter nehmen durchschnittlich 140 Kinder an unseren Kursen teil, in Spitzenjahren waren es auch schon über 200.

Interview Andreas Walther

Bilder Tina Gmach/zvg

This article is from: