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Abwasser und Trinkwasser
from ThunMagazin 01/15
by WEBER VERLAG
Hunderte privater Abwasserleitungen werden überprüft und wenn nötig instand gestellt
Nur wenn das Abwassernetz intakt und dicht ist, kann zugleich eine einwandfreie Qualität des Trinkwassers garantiert werden. Deshalb sind nicht nur öffentliche, sondern auch private Liegenschaftsbesitzer verpflichtet, ihre Abwasserleitungen laufend zu überprüfen und wenn nötig zu reparieren.
«Es geht letztlich um die Sauberkeit des Trinkwassers in unserer Stadt. Nur wenn verhindert werden kann, dass Fäkalien oder andere Schadstoffe aus dem Abwassernetz in den Boden oder ins Grundwasser eindringen, ist die Qualität des Trinkwassers gewährleistet», sagt der Thuner Strasseninspektor Peter Widmer, der beim Tiefbauamt mit seinem Team für die Abwasserentsorgung zuständig ist. Gemäss Gewässerschutzgesetz (siehe Kasten) müssen aber nicht nur die öffentlichen Grundeigentümer, sondern auch die privaten dafür sorgen, dass die Abwasserentsorgung korrekt erfolgt. Alles Wasser aus Küche, Bad, WC, Waschküche, aber auch das Regenwasser von Dächern, Strassen und Plätzen muss durch intakte, dichte Leitungen weggeführt werden. Insgesamt 110 Kilometer lang sind die öffentlichen Kanalisationsleitungen.
3000 von 10500 Hausanschlüssen bereits überprüft
Gegenwärtig befassen sich diverse Städte und etliche Gemeinden im Kanton Bern mit flächendeckenden Kontrollen und Sanierungen der Entwässerungsanlagen. 3000 der insgesamt 10500 Hausanschlüsse hat die Stadt Thun in den vergangenen zehn Jahren bereits überprüft. Die privaten Grundeigentümer werden angeschrieben und über das genaue Vorgehen informiert. Je nach Ergebnis der Überprüfung muss eine Kanalisation saniert werden oder nicht. «Erfahrungen zeigen, dass über 50 Prozent der untersuchten Ka-
Weitere Infos und Kontakte
Flyer als PDF mit Infos: www.thun.ch/abwasserentsorgung Für Fragen: Strasseninspektorat des Tiefbauamts der Stadt Thun, Tel. 033 225 89 16 Adresse: Tiefbauamt der Stadt Thun, Strasseninspektorat, Industriestrasse 2, 3602 Thun nalisationsleitungen defekt oder zumindest mangelhaft sind», weiss Peter Widmer.
Wie läuft die Beurteilung einer Kanalisation ab?
Damit der Zustand einer Leitung beurteilt werden kann, macht eine Kanalfirma mittels Roboter und Kamera Innenaufnahmen der Röhre. Ist der Zustand einwandfrei, entstehen dem Grundeigentümer keine Kosten. Werden an den Leitungen jedoch Mängel festgestellt, sind diese entsprechend ihrer Dringlichkeit auf Kosten der Grundeigentümer zu beheben.
Alle privaten Liegenschaften sind an die öffentliche Kanalisation angeschlossen. Die privaten Abwasserleitungen müssen intakt sein.

Mittels TV-Aufnahmen kontrolliert eine Spezialfirma den Zustand einer privaten Abwasserleitung.



Für die Reparatur einer schadhaften Abwasserleitung gibt es drei Verfahren: Links Aufbruch und Ersatz der Leitung), Rechts oben Reparatur mittels Roboter und Rechts oben Inlining, also Einzug eines Schlauches.
In welchen Schritten wird vorgegangen?
Zunächst erhalten die Grundeigentümer ein Informationsschreiben der Stadt Thun. Innert sechs Monaten nach Erhalt werden die Leitungen inspiziert und auf ihren Zustand überprüft. Falls sie saniert werden müssen, ist der Grundeigentümer verpflichtet, innert drei Monaten eine Offerte eines privaten Unternehmens einzuholen. Danach erhält er ein halbes Jahr Zeit, den entsprechenden Sanierungsauftrag zu erteilen. Zu guter Letzt sind die abgeschlossenen Arbeiten innert drei Monaten gegenüber der Stadt zu bestätigen.
Die gesetzliche Grundlage
Gewässerschutzgesetz (GSchG, Bund)
Art. 15, Absatz 1: Die Inhaber von Abwasseranlagen […] sorgen dafür, dass diese sachgemäss bedient, gewartet und unterhalten werden. Die Funktionstüchtigkeit von Abwasseranlagen […] muss regelmässig überprüft werden.
Gewässerschutzverordnung (GSchV, Bund)
Art. 13, Absatz 1: Die Inhaber von Abwasseranlagen müssen: a die Anlage in funktionstüchtigem Zustand erhalten; b Abweichungen vom Normalbetrieb feststellen, deren Ursachen abklären und diese unverzüglich beheben. «Tragen wir Wie wird saniert? Sorge zur Grundsätzlich gibt es drei Verfahren, eine schadhafte Abwasserleitung zu Ressource reparieren: Trinkwasser!» Aufbruch: Die mangelhafte Leitung wird ersetzt. Dazu muss der Boden Peter Widmer, aufgebrochen werden. Diese Variante Strasseninspektor eignet sich, wenn eine Leitung brüchig ist, den statischen Anforderungen nicht mehr genügt oder vergrössert werden muss. Das aufwändigste Verfahren – gewährleistet aber die längste Lebensdauer. Roboter: Ein Kanalroboter wird an die schadhafte Stelle gefahren, ein Fachmann kann von aussen mittels Fernbedienung die Reparatur vornehmen. Roboter werden vor allem bei kleinen Schäden eingesetzt, etwa bei Kalkablagerungen. Inlining: Bei diesem Verfahren wird ein Schlauch in die Leitung eingezogen und anschliessend ausgeweitet und verfestigt. So entsteht eine neue Leitung im bestehenden Rohr. Dies ist das häufigste Verfahren, da Aufwand und Eingriff minimal gehalten werden können. Für Strasseninspektor Peter Widmer ist klar: «Sauberes und reichlich vorhandenes Trinkwasser ist eine der wertvollsten Ressourcen der Schweiz. Tragen wir Sorge dazu!»
Text Tiefbauamt der Stadt Thun Illustrationen zvg