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Niklaus Schönholzer: «Als Ehrenprä
from TM Nr. 4 / 2015
by WEBER VERLAG
«Als Ehrenpräsident werde ich nun wohl zu jedem Feuerwerk eingeladen…»
Niklaus Schönholzers verschmitztes Lachen gehört zur Stadt …
Der Thuner Bäckermeister Niklaus Schönholzer meinte, ich müsste am Morgen immer der Erste, am Abend der organisierte vier Jahrzehnte lang Thuner Feste: Letzte sein. das «Brügglifest», später das Innenstadtfest «Brückenbauer» im wahrsten Sinn des Wortes waren Sie auch…! und zuletzt das Thunfest. Ein Gespräch über Die Vereinigten Stadtleiste kamen 1974 auf die Idee einer Brücke das alters- und gesundheitsbedingte Loslassen über die Aare beim Rathaus. Metzgermeister und Stadtrat Kurt Lüthi seines Lebenswerks. gründete die Genossenschaft «Rathuusbrüggli» und bestimmte mich als Festorganisator. Ein Jahr später folgte ein zweites Fest zur Einweihung der Brücke. Man merkte, dass Thuner die Feste mögen Niklaus Schönholzer, Sie kämpfen mit gesundheitli- und die Vereinigten Stadtleiste wurden zum Patronatschen Problemen. Wie geht es Ihnen? Zunehmend «Man merkte, geber des ersten eigentlichen Innenstadtfestes im besser, der Entscheid, meinen Rücken zum dritten mal zu operieren, war gut! Ich habe keine Schmer - dass Thuner 1976. So wurde ich Präsident dieses Anlasses und bin es bis vor einigen Monaten auch geblieben. zen mehr und das Laufen geht besser, aber es die Feste braucht Zeit. mögen.» Was bedeutete Ihnen das Thunfest in all den Jahren? Was hat es Ihnen gegeben? Ich war immer ein Mensch, Fast vierzig Mal organisierten Sie das Thunfest. Haben der gerne organisierte, auch heute noch. Durchs Sie sich damit nicht aufgerieben? Nein, am Anfang war das Fest Thunfest habe ich ein sehr grosses Beziehungsnetz erhalten und klein. Erst im Lauf der Zeit wurden die Administration und die Auf- mir auch einen guten Namen machen können. Davon konnte ich lagen grösser. Klar beanspruchte dies Zeit, durch die Jahre bekam profitieren und ich zehre auch heute noch davon. Ich habe die Arich jedoch Routine. Die Gesundheit litt, weil ich im Geschäft beit gerne gemacht und ich denke, ich habe sie auch gut gemacht.

… wie die mit Fahnen behangenen Gassen und das Schloss als Wahrzeichen Thuns.

Gab es Auftritte oder Austragungen, die Ihnen speziell gut in Erinne- 2014 habe ich das Gebäck und die Torten fürs Schönholzer Café rung geblieben sind? (studiert) Da gibt es natürlich viele. Eindrück- im Loeb selber produziert. Nachher konnte ich wegen meinem Rülich war für mich bei einem der ersten Feste, als ich zuoberst auf der cken nicht mehr. Seither haben wir dort eine Ausbackstation fürs Stahlrohrtribüne stand und sah, wie das Publikum dem Quai entlang Kleingebäck. Brot und Züpfen beziehe ich von zwei Thuner Bämir entgegenströmte. Da sagte ich stolz zu mir, das hast du organi- ckerkollegen. Das Administrative erledige ich noch selber. Irgendsiert. Weniger positiv ist mir in Erinnerung geblieben, wie ein Motor- wann im 2016 wird der Loeb umgebaut, auf diesen Tag werde ich boot die gelegte Leitung, welche man für die Auftritte von Vico Torri- den Vertrag kündigen. Im Hinblick darauf heisst das angesproani und Nella Martinetti auf einem Floss gebraucht hätte, zerriss. Am chene Produkt bereits heute «Spitzlitorte» und nicht mehr «SchönSchluss lachten wir alle doch noch, als der Türsteher beim Eingang holzers Schwarzwälder spezial». Ich will ja zu diesem Zeitpunkt ins Rathaus, der nur Geladenen Einlass gebieten durfte, den damali- meine Rezeptur einem eventuellen Nachfolger weitergeben. gen Stadtpräsidenten Ernst Eggenberg fragte, wer er denn sei …
In diesem Jahr lag das Fest erstmals in anderen Hän- «Ich konnte problemlos? Als ich den Rücktritt vom Präsidium den. Haben Sie Ihren Nachfolgern Tipps gegeben? Nein, das brauchte es nicht. Im OK sind verschiedene sehr gut los- traf, wusste ich noch nicht, was dies bei mir auslösen würde. Nun kann ich aber sagen, dass ich Posten von Bisherigen besetzt, die neue Thunfest-Prä- lassen.» sehr gut loslassen konnte, weil ich wusste, dass sidentin Susanna Ernst und der OK-Präsident Matt- gute Leute weitermachen. Es braucht ja nicht eihias Harte haben in organisatorischen Belangen grosse Erfahrung. nen 67-Jährigen, der das grösste Fest Thuns organisiert. WohlverFür Fragen bin ich immer da, bin mir aber durchaus bewusst, dass standen, eines, das mehrheitlich für die Jungen ist. neue Kräfte gewisse Sachen anders machen.
Was bedeutete Ihnen persönlich die Würdigung Ihrer Arbeit mit der
Ernennung zum Ehrenpräsidenten? Sehr viel! Es hat mich gefreut, als ich davon vernommen habe. Ich bin überzeugt, dass ich dadurch künftig zu jedem Thuner Feuerwerk eingeladen werde … (schmunzelt!)
Apropos Feuerwerk, 2010 fand es letztmals statt. Gibt es in Thun
kein Feuerwerk mehr? Im 2012 fehlte bekanntlich das Geld dazu, im 2014 fiel das Thunfest aus und heuer, wie immer in den ungeraden Jahren, war Spiez an der Reihe. Im 2016 muss es möglich werden, sonst müsste man sich im Verein Thunfest Gedanken über die Statuten machen.
Zu Ihnen als Bäckermeister. Ihre Torte «Schwarzwälder spezial»
war legendär – gibt es sie noch? Ja, unter neuem Namen. Bis Ende
Sie können nun kürzer treten – gelingt es Ihnen
Interview Beat Straubhaar, Weber AG Fotos Erich Häsler, Interlaken
Niklaus Schönholzer – «Mister Thunfest»
Geboren 1947, kaufmännische Lehre in der Selve, nach dem frühen Tod des Vaters Lehre als Bäcker/Konditor mit anschliessender Meisterprüfung. 1981 Übernahme des Familienbetriebs mit Bäckerei und Tea-Room in der Hauptgasse. Präsident des OKs Brügglifest, das mit dem Gewinn des Festes den Bau des Rathuusbrügglis ermöglichte. 1998 erhielt er für seine Verdienste rund ums Thunfest den ersten Thunpreis des Gemeinderats. Über drei Jahrzehnte OK-Präsident des Thunfests. An der Hauptversammlung 2015 vom Vorstand zum Ehrenpräsidenten ernannt. Niklaus Schönholzers Herz schlägt höher, wenn er Drehorgelklänge hört.