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Umsetzung Lehrplan 21 Wissen + Können + Wollen

GEMEINDEINFORMATIONEN

Umsetzung Lehrplan 21 Wissen + Können + Wollen

Seit dem 1. August 2018 wird der Lehrplan21 im Kanton Bern vom Kindergarten bis zur 7. Klasse umgesetzt. Wir haben bei zwei Schulleitungen in Spiez nachgefragt.

Am 1. August 2019 wurde der Lehrplan21 für die 8. Klasse verbindlich. Seit gut einem Jahr findet der Unterricht nun in allen Zyklen (ehemals Schulstufen) nach Lehrplan21 statt. Auch die Schulen Spiez (11 Kindergärten, 7 Primarschulen, Oberstufenzentrum Längenstein) haben sich in den vergangenen Jahren intensiv mit den Inhalten und Zielen des neuen Lehrplans auseinandergesetzt. In der Presse wurde vor der flächendeckenden Einführung oft und kontrovers über den Lehrplan21 diskutiert. Mit der Umsetzung ist es jedoch ruhiger geworden in der Öffentlichkeit.

Die Umsetzung des Lehrplans 21 ist an den Schulen Spiez vollzogen. Welches Fazit zieht ihr nach diesen Jahren der Einführung?

Thomas Krayenbühl: Wir haben uns intensiv mit dem neuen Lehrplan auseinandergesetzt. Er dient uns als Leitfaden. Unterrichten besteht wie bisher aus viel Beziehungsarbeit, guter Vorbereitung, verbunden mit grosser Flexibilität. Die Schule war und ist in einem steten Wandel. Kurt Mühlethaler: Dank der grundsätzlich sehr positiven Haltung der Lehrpersonen bezüglich des Lehrplans21 ist es gelungen, dessen Umsetzung als Chance zu sehen und als Anlass für weitere Schritte in der Schul- und Unterrichtsentwicklung zu nutzen.

Im Zentrum des Lehrplans21 steht ja die so genannte «Kompetenzorientierung». Könnt ihr diesen Begriff den Leserinnen und Lesern anhand eines kurzen Beispiels fassbar machen?

KM: Kompetenzorientierter Unterricht zielt primär darauf ab, die Kinder zu befähigen, mit zunehmender Selbständigkeit an Fragestellungen innerhalb ihrer Lebenswelt heranzugehen und dadurch ihre persönliche Handlungsfähigkeit zu erweitern. Ein Beispiel: Einige Kinder fragten sich, weshalb auf dem Schulhausareal kaum Schmetterlinge zu sehen sind. Die durch ihre Forschungsarbeit gewonnenen Erkenntnisse führten zu einem längeren Projekt zur Förderung der Biodiversität. TK: Kompetenz = Wissen + Können + Wollen. Es geht nicht mehr nur um Fachwissen, sondern um Fähigkeiten und Fertigkeiten. Eine Kompetenz im Fach Deutsch lautet: Die Schülerinnen und Schüler können sich aktiv an einem Dialog beteiligen. An dieser Kompetenz wird ab dem ersten Kindergartenjahr gearbeitet. Für die Oberstufe (=Zyklus 3) bedeutet dies z.B., dass unsere Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie sich in einem Vorstellungsgespräch überzeugend präsentieren und unerwartete Fragen beantworten können.

Welches war für eure Schulen die einschneidendste Änderung?

TK: Die Anzahl der Wochenlektionen ist für die Schülerinnen und Schüler im Zyklus 3 auf 35 gestiegen. Diesem Zuwachs von bis zu sechs Wochenlektionen wurde mit der Reduktion der wöchentlichen Hausaufgabenzeit Rechnung getragen. KM: Für Kinder und Eltern stark spürbar waren die teils deutliche Erhöhung der wöchentlichen Lektionenzahl und die parallel dazu reduzierten Hausaufgaben. Für die Lehrpersonen bietet der Lehrplan21 im Vergleich zu seinem Vorgänger wesentlich detaillierte Kompetenzbeschreibungen in den verschiedenen Fachbereichen.

Woran erkennt eine aussenstehende Person, die heute bei euch einen Schul- oder Kindergartenbesuch macht, dass der Lehrplan21 umgesetzt wird?

TK: Im Zyklus 3 sind neue Fächer entstanden: Natur+Technik (NT), Räume-Zeiten-Gesellschaft (RZG), Wirtschaft-Arbeit-Haushalt (WAH), Ethik-ReligionenGemeinschaft (ERG) und Medien+Informatik (MI). KM: Noch stärker als vor dem Lehrplan21 ist die gezielte Unterstützung und Förderung von Lernstrategien und Eigenverantwortung unserer Schülerinnen und Schüler zentral. Die Aufgaben der Lehrpersonen wurden umfassender und haben sich in Richtung Lern-Coaching weiterentwickelt.

Zum Schluss möchte ich von euch noch eine Beurteilung. Wenn ihr die dem Lehrplan 21, so wie er heute an den Schulen Spiez umgesetzt wird, eine Note geben müsstet, welche wäre das?

TK: Ich gebe unserer Umsetzung die Note 5.0 – also mittig zwischen genügend und hervorragend. KM: Im Bewusstsein, dass auch in diesem Fall eine Note wohl kaum wertvolle Informationen vermitteln kann, setze ich eine 5½ .

Thomas Krayenbühl (TK) ist Schulleiter des Schulzentrums Längenstein. Er hat hier die Verantwortung für gegen 300 Schülerinnen und Schüler des Zyklus 3 (7.–9. Klasse). Kurt Mühlethaler (KM) ist Schulleiter der Primarschulen Hofachern und Hondrich mit den zugehörigen Kindergärten (Zyklen 1 und 2). Das Interview wurde durch Benjamin Lüthi, Abteilungsleiter Bildung, Kultur, Sport, geführt.

Herzlichen Dank für eure hilfreichen Antworten und euren stetigen Einsatz an den Schulen Spiez!

Abteilung Bildung, Kultur, Sport

Thomas Krayenbühl Kurt Mühlethaler Fotos: zvg

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