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Unterstützung am Berg

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Polytrauma

Polytrauma

Ich war im Garten unseres Reiheneinfamilienhauses in Unterseen und spielte mit unseren drei Kindern. Wir hörten einen Helikopter, der sich aus Richtung Gsteigwiler dem Harder (dem Berg) näherte und auf der Seite von Interlaken verschwand. Genau wie ich waren meine Kinder vom Virus Helikopter angesteckt und schauten dem Lama-Helikopter nach. Sehen konnten wir ihn nicht, jedoch war das bekannte Geräusch hörbar. Bald verstummte das Motorengeräusch, und kurz danach klingelte unser Festnetztelefon. Die Einsatzzentrale rief mich an, ob ich Zeit hätte, um bei einer schwierigen Bergung am Harder mitzuhelfen. Der Helikopter würde mich zu Hause auf der freien Wiese vor den Häusern abholen, es werde eine Windenbergung geben. Rasch machte ich mich mit Bergschuhen und angezogenem Klettergurt bereit. Schon landete das Lama unweit unseres Gartens, ein besonderes Spektakel für alle anwesenden Kinder. Ich bekam von der Besatzung die Information, dass der Arzt vor Ort war und Unterstützung bei der Bergung in sehr steilem Gelände benötigte. Für die Bergung würde die normale Rettungswinde nicht ausreichen, sie müsse deshalb um 20 Meter verlängert werden. Gesagt, getan. Das zusätzliche Seil wurde eingebaut, und ich klinkte mich am anderen Ende ein. Der Helikopter hob vom Boden ab und nach 40 Höhenmetern wurde auch ich sanft in die Luft gehoben und so unterhalb des Helikopters an die Unfallstelle geflogen. Wir benötigten die 20 Meter zusätzliches Seil, um in unmittelbarer Nähe der Unfallstelle abgesetzt werden zu können. Beim Arzt und der Patientin angekommen, haben wir gemeinsam die Erstversorgung fertig gemacht, eine offene Unterschenkelfraktur versorgt und geschient, die Patientin in das Horizontalnetz verpackt und waren danach bereit für den Abtransport aus dem steilen und bewaldeten Berggelände. Die Patientin war auf dem Bergweg ausgerutscht und gut 50 Meter talwärts durch das Gelände abgeglitten. Über Funk bestellten wir den Helikopter wieder zurück, der in Interlaken zwischengelandet war. Gemeinsam führten wir jetzt die verlängerte Windenbergung durch. Ich stabilisierte das Horizontalnetz beim Einklinken des Arztes und korrigierte das Bergungsnetz ein wenig. Schon hoben die beiden vom Boden ab und entschwanden durch eine Lücke in den Bäumen. Der Flug ging direkt ohne Zwischenlandung zum Landeplatz beim Spital Interlaken. Ein paar Minuten später tauchte der Helikopter wieder bei mir auf, ich klinkte mich am Windenseil ein und die Reise ging zurück zu meinem Haus, wo ich sanft am Boden abgesetzt

wurde. Der Windenoperateur sammelte das Seil ein, bedankte sich bei mir und schon ging der Flug weiter ins Spital. Am Abend rief mich der Arzt an und bedankte sich für die Unterstützung. Er sei sehr froh darüber gewesen, dass er diese Bergung nicht allein machen musste. Heute stehen in solchen erschwerten Situationen die Rettungsspezialisten Helikopter RSH zur Verfügung.

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