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Kolumne
from Brienz Info August
by WEBER VERLAG
Glücksbringer «Container»?
Megastau droht Welthandel ins Chaos zu stürzen
Stephanie Gartenmann Matten
Zurzeit liest man überall, dass der Welthandel in einem Megastau steckt. Der Grund dafür sind die strengen Corona-Massnahmen in Yantian, einem Containerhafen in China. Es können zurzeit keine Containerschiffe beladen oder entladen werden. Die Lieferketten geraten deshalb in einen Stau, auch viele Schweizer Unternehmer sind davon betroffen. Als wäre die Coronakrise für die Wirtschaft nicht schon genug belastend, sind gegenwärtig fünf Prozent aller Containerschiff-Kapazitäten durch Staus an den chinesischen Hafen gebunden. Das ist mehr als in der ersten Coronawelle, schreiben Wirtschaftsforscher. Das klingt nicht sehr gut. Es ist nicht das erste Mal, dass der Welthandel ins Wanken gerät, sie können sich sicher noch an das gestrandete Containerschiff «Ever Given» erinnern, das im Suezkanal stecken blieb für eine Woche. Diese beiden Ereignisse haben mich stutzig gemacht. Wir leben zurzeit in einer sehr globalisierten, schnellen und einer vom Konsum geprägten Gesellschaft. Verstehen sie mich nicht falsch, Konsum ist nichts Schlechtes. Es treibt die Wirtschaft voran, schafft Arbeit und Wohlstand. Ich bin eine grosse Verfechterin des Kapitalismus. Doch solche Krisen wie die Coronakrise und diese beiden Vorfälle mit den Containerschiffen zeigt uns, wie fragil und undynamisch unsere Lage geworden ist. In unserer Gesellschaft versucht man alles zu maximieren, höher, weiter, schneller, mächtiger und billiger. Dies führt zu Prozessen, die sehr zentralistisch, schwerfällig und unübersichtlich werden. Der Welthandel konzentriert sich auf einzelne grosse Häfen und wenn dort etwas passiert, gerät der ganze Handel ins Stocken. Parallel zu dieser Entwicklung «höher, weiter, besser und billiger» gibt es eine Gegenbewegung, wie so oft in der Geschichte. Während der Industrialisierung war es die Zurückbesinnung auf die Natur und heute ist es nicht viel anders. Seit einigen Jahren fordern diverse Interessensgruppen mehr Klimaschutz, mehr Nachhaltigkeit und ein Umdenken. Sie fordern mehr Verbote und mehr Gesetze. Mit einem Umdenken in diesen Belangen bin ich einverstanden, jedoch stehen wir vor grossen Fragen, die wir nicht mit mehr Bürokratie, Verboten und neuen Gesetzen lösen. Corona hat uns gezeigt, wie verletzlich wir doch sind, sei es in Bezug auf Energie, Ressourcen und Ernährungsversorgung. Wie ernähren wir im Krisenfall die ganze Schweiz? Wie versorgen wir die Schweizer Bevölkerung mit Strom in Zukunft? All diese Fragen hängen auch mit der Natur zusammen. Schauen wir uns in Europa um, wie einzelne Länder die Coronakrise bewältigten, so stellt man fest, dass kleinere Länder flexibler agieren können als beispielsweise die Europäische Union.
Die EU ist ein sehr grosses zentralistisches Konstrukt, mit komplizierten bürokratischen Prozessen. Die Schweiz konnte schneller handeln. Dank unserer direkten Demokratie wurde auch die wirtschaftliche Lage stärker mitberücksichtigt und sind sogar zum wettbewerbsfähigsten Land geworden. Die Coronakrise, die «Ever Given» und der Zwischenfall in Yantian zeigen uns, dass unsere Idealvorstellung von «immer grösser, weiter und höher» nicht immer so ideal ist, wie wir meinen. Manchmal ist es besser, in kleineren Gebilden zu funktionieren, denn auch diese können grosses Bewirken. Wir brauchen eigene innovative Ideen für existentielle Probleme, wie zum Beispiel in der Strom-, Ernährungsversorgung und Rohstoffproduktion, soweit es möglich ist. Fördern wir innovative Start-ups, Bauernlädeli regional usw., in dem wir als Konsumenten sie unterstützen.