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Auf dem Basler Münsterhügel
from ANDREA FISCHBACHER: DIE SCHÖNSTEN SONNTAGSWANDERUNGEN ZU ORTEN DER KRAFT - Kurzvorschau
by WEBER VERLAG
ÜBER DAS ELFTAUSENDJUNGFERN-GÄSSLEIN ZUM MÜNSTER
Anfahrt ÖV Basel: Bahnhof SBB–Tram: Haltestelle «Schifflände», Linien 11 und 8–kurzer Fussmarsch zu Basel Schifflände bei Mittlerer Brücke Anfahrt PW nächstes Parkhaus: Storchen, Fischmarkt 10 Route Basel Schifflände–Käppelijoch–Elftausendjungfern-Gässlein–St. Martin–Bronzezeitlicher Graben–Basiliskenbrunnen–Münster Kraftorte St.-Martins-Kirche: Mitte Chor vorne–Mitte Konzertbühne–Basler Münster: zwischen mittleren Säulen–Mitte erste Treppe–vor Altartisch–auf Empore–vor Kanzel–Pfalz: Mitte Mittelbogen
Höhendifferenz 20 m Ideale Besuchszeit ganzjährig Schwierigkeitsgrad T1 Einkehr Restaurants und Cafés in Basel
Reine Gehzeit ½ Stunde Tipp Öffnungs- und Gottesdienstzeiten beachten

WEG
Von der Schifflände spazieren Sie zum Käppelijoch auf der Mittleren Brücke. Zurück beim Rheinsprung zweigen Sie bei der ersten Möglichkeit nach rechts ins Elftausendjungfern-Gässchen ein, das Sie über 69 Treppenstufen zur St. Martinskirche führt. Sie folgen der Martinsgasse, die Sie um das Naturhistorische Museum Basel herum in die Augustinergasse bringt. Schon bald sehen Sie das Münster.
Auf dem Münsterhügel treffen Sie auf reichhaltige Geschichtsspuren, die nur noch zum Teil sichtbar sind. Zu spüren sind sie aber alle. Ein Ort zieht Sie an, zieht Sie in seinen Bann oder stösst Sie ab, je nachdem, welche Teilinformationen Sie abholen können. Die Geschichte ist nicht mehr aktiv, ihre Hinterlassenschaft aber schon. Und natürlich geht sie weit über die römische Zeit hinaus in die keltische und vorkeltische, als der Hügel zu einem Teil wohl als Siedlungs- und zu anderen Teilen als Kultbereich genutzt wurde.
KÄPPELIJOCH
Die Mittlere Brücke wurde 1226 als eine der ältesten Rheinbrücken eröffnet. Die frühen Vorfahren dankten bei Flussübergängen den Schutzkräften, die späteren beteten in einer Kapelle. Das heutige Käppelijoch, geziert mit dem Brückenbauer Bischof Heinrich von Thun, wohl anstelle des auferstandenen Christus, erinnert an die mittelalterliche Brückenkapelle, in der offenbar nicht nur gebetet wurde. Unter anderem wurden hier Todesurteile vollstreckt. Die Kräfte sind entsprechend tief. Ob die hipen Liebesschlösschen etwas Gegensteuer geben? Zu viele davon belasten auf jeden Fall die Brücke.
ELFTAUSENDJUNGFERN-GÄSSLEIN
Die 69 Treppenstufen der ersten gepflasterten und mit Steinstufen ausgestattete Basler Gasse verbinden den Rheinsprung mit St. Martin. Besonders sind Name und Geschichte. Die Königstochter Ursula wallfahrte im 5. Jh. mit elftausend Jungfrauen über Basel nach Rom. In Basel sollen sie betend durch die steile Gasse zu St. Martin aufgestiegen sein. Auf der Rückreise wurden die christlichen Jungfrauen als Märtyrerinnen getötet. In der lateinischen Inschrift «XIM virgines» kann das «M» für 1000, oder für die christliche Abkürzung von «Märtyrer» stehen. Ob es vielleicht doch eher elf Jungfrauen waren? Drei von ihnen zogen nicht weiter. Sie liessen sie sich vor den Toren Basels als Einsiedlerinnen nieder: Chrischona auf dem Dinkelberg, Odilie auf der Tüllinger Höhe und Margarethe auf dem Margaretenhügel.
ST. MARTIN
Die heutige Konzertkirche auf dem Martinskirchsporn empfängt Sie an ihrer Turmecke mit den tiefen Kräften eines Grabplatzes. Verweilen Sie hier nicht. Die älteste Basler Kirche wird erstmals im 12. Jh. erwähnt, Vorgängerbauten werden vermutet. Basel gehörte damals dem Frankenreich an, das den Heiligen Martin als Reichsheiligen verehrte. Der im 14. Jh. angebaute Chor erforderte eine mit Stützmauern gesicherte Terrasse gegen den Rhein. Im Mittelalter soll der Kirchraum mit bis zu sieben Altären ausgestattet gewesen sein. Die erste öffentliche Uhr der Stadt und das Ratsglöcklein sprechen darüber hinaus für die Wichtigkeit des Gotteshauses. Die Ausrichtung der Kirche in Bezug auf den Sonnenaufgang zur Tag- und Nachtgleiche und auf die Mondwende zu Beltane, dem Frühjahrsfest der Kelten, legen nahe, dass hier in anderer Topografie der Frühling gefeiert wurde. Kraftort spüren: ganz vorne in Chormitte. Beachten Sie das Wandgemälde vorne rechts. Es zeigt Heilige um einen weissen Menhir. Die Steindarstellung mit Fussabdrücken von Jesu, die er bei der Himmelfahrt hinterlassen haben soll, ist eine christliche. Sie deutet den damals in der Vorgängerkultur wichtigen Kultstein im neuen Glaubenskontext. Mit grosser Wahrscheinlichkeit hat der Erratiker hier etwas länger gestanden als die anderen, weil er eine lebenssichernde Funktion innehatte, die der neue Glaube später übernommen hat. Kraftort spüren: Mitte Konzertbühne.
BRONZEZEITLICHER GRABEN
Gusseiserne Bodenmarkierungen an der Martinsgasse 8–10 bezeichnen den 9 m breiten und 3 m tiefen Graben, der vor 3000 Jahren die erste befestigte Siedlung von Basel schützte. Die tiefen Kräfte, die Sie hier finden, dürften womöglich auf eine noch frühere Verwendung zurückgehen.
BASILISKENBRUNNEN
Seit dem 13. Jh. erhielt der Münsterhügel sein Wasser in Teuchelröhren aus Holz von den Quellen am Margarethenhügel. Der belegte hölzerne Augustinerbrunnen datiert aus dem 15. Jh. Der Basilisk als Basler Wappenhalter ist 100 Jahre jünger. In der Merian-



