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Littering-Unterricht: Berufslernende

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AEK BANK 1826

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Berufslernende gehen als Reporter den Ursachen des Litterings auf den Grund

Littering und Umgang mit Ressourcen – aktuelle Umweltthemen, für die Kinder und Jugendliche in Speziallektionen sensibilisiert werden. Nicht nur an Kindergärten und Volksschulen, sondern neu auch an Berufsfach- und Mittelschulen. «thun! das magazin» besuchte eine Lektion des Umweltunterrichts am Berufsbildungszentrum IDM in Thun. Dabei betätigten sich die Berufslernenden auch als Reporter in der Innenstadt.

An einem Morgen am Berufsbildungszentrum IDM (Industrie, Dienstleistungen, Modegestaltung) im Unterrichtsraum einer Klasse Fachleute Betriebsunterhalt. Samuel Ledermann, Umwelt-Fachlehrer der Stiftung Pusch (s. Kasten), führt anhand von einigen Folien und einem Kurzfilm die 21 Jugendlichen kurz ins heutige Thema ein: Es geht um Littering, das achtlose Wegwerfen von Abfällen im öffentlichen Raum, das in der Schweiz jährliche Kosten von 200 Mio. Franken verursacht. Bald schon brechen alle auf, verlassen das Klassenzimmer und begeben sich von der Mönchstrasse in die Innenstadt. Die 16- bis 28-jährigen Männer und Frauen blicken konzentriert auf ihre Smartphones. Nicht etwa um privat zu kommunizieren, sondern weil sie die Aufgaben nur über QR-Strichcodes auf ihren Fragebögen lösen können. Eine Aufgabe lautet, an stark frequentierten Plätzen und Strassen Passanten zu befragen, ob sie Littering als störend empfinden. Auch IDM-Klassenlehrer Reto Burri ist dabei.

thun! das magazin: Herr Burri, weshalb haben Sie diesen Unter-

richt für Ihre Klasse gebucht? Meine Berufslernenden bilden sich zur Fachfrau oder zum Fachmann Betriebsunterhalt aus. Sie arbeiten in Schulen, Altersheimen oder andern Betrieben, wo sie täglich mit Abfällen oder Littering konfrontiert sind. Das Thema ist aus diesem Berufsfeld nicht mehr wegzudenken. Auch beim Einkaufen sind wir mit viel Verpackungsmaterial, Plastiksäcken und Abfällen konfrontiert. Ökologie und Ethik sind daher wichtige Themen, welche unsere Gesellschaft beschäftigen.

Gibt es auch am IDM Litteringprobleme? Innerhalb des IDM gibt es genügend Abfall-, PET- und Alu-Sammelbehälter. Meine Schüle-

Auf ihren Smartphones finden die künftigen Fachfrauen und Fachmänner Betriebsunterhalt die Aufgaben, die sie heute im Umweltunterricht zu lösen haben.

Links Nach der Rückkehr aus der Innenstadt werden die Ergebnisse ausgewertet. Rechts IDM-Berufsschullehrer Reto Burri hat für seine Klasse drei Lektionen Littering- und Ressourcenunterricht organisiert.

rinnen und Schüler sind beruflich sensibilisiert auf Abfälle. Daher sieht es in unserem Klassenzimmer ordentlich aus. Wir separieren alle Stoffe und übergeben sie dem Recycling. Ausserhalb des Gebäudes, auf dem Schulweg bzw. zwischen Bahnhof und IDM, findet man aber schon gelitterte Abfälle. Die Verpflegung während der Mittagspause ist oft «fliegend», da wird schon hie und da etwas fallen- oder liegengelassen.

Ist Littering bzw. Sauberkeit für Ihre Schülerinnen und Schüler

überhaupt wichtig? Ja, ich glaube schon. Sie sind in ihren Betrieben dafür verantwortlich, dass es sauber ist. Sie sind sich möglicher Ursachen bewusst und müssen Vorkehrungen treffen, um Sauberkeit zu gewährleisten oder durchzusetzen. Je nach Betrieb gilt es, für die jeweilige Klientel – von Schüler/-innen über Touristen bis zu Kindern – angepasste Lösungen zu finden.

Nun zu den Berufslernenden. Alexandra Leupi, weshalb lassen viele

Leute Abfälle achtlos liegen oder fallen? Ich denke, dass es schlicht und einfach Faulheit oder Bequemlichkeit ist.

Was wäre zu tun, damit sich das Problem Littering verringern lässt?

Ich fände es gut, wenn die Abfallbehälter attraktiver gestaltet würden, sodass diese besser sichtbar wären.

Thomas Lüthi, weshalb ist Littering zu einem Problem geworden? Die Umwelt nimmt durch diese Abfälle Schaden. Auch ist bei un-

Für Tatjana Schmid und ihre Klasse ist das Trennen und Rezyklieren von wiederverwertbaren Stoffen selbstverständlich. seren täglichen Einkäufen feststellbar, dass die Verpackungsmengen immens sind. Die «fliegende Verpflegung» ist sicherlich auch ein Problem. Fertigsalat zum Beispiel steckt in einer grossen Kunststoffschüssel, das Sandwich ist eingeschweisst. So entsteht viel mehr Abfall.

Tatjana Schmid, was ist Ihnen von diesem Unterricht geblieben? Bei der Einführung im Klassenzimmer wurde uns ein Kurzfilm über die grosse Menge Plastik im Meer gezeigt. Die Folgen für die Meerestiere sind verheerend. Die Tiere fressen die Plastikteile und verenden dann kläglich, weil das vermeintliche Futter unverdaulich ist.

Sandro Joss, Sie haben mit Ihrer Gruppe einmal absichtlich Abfall neben den Abfalleimer fallen lassen, um zu sehen, wie die Passan-

ten reagieren. Wie waren die Reaktionen? Die meisten haben nur kurz geschaut und sind weiter gelaufen. Niemand hat uns auf unser Fehlverhalten hingewiesen.

Interview Rachel Neuenschwander Fotos Daniel Rychener

Interessierte Lehrkräfte können ihre Klasse anmelden

Lehrpersonen, die für ihre Klasse eine Unterrichtseinheit zum Thema Littering und Ressourcen der Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz (Pusch) bestellen wollen, können ihre Klasse via Pusch www.pusch.ch/tatort-littering oder bei Lara Läubli unter 044 267 44 17 oder lara.laeubli@pusch.ch anmelden.

Zielgruppen Berufsfach- und Mittelschulen Dauer 3 Lektionen Ort Recherche im öffentlichen Raum; Einleitung und Präsentation vorgängig im Klassenzimmer

Weitere Auskünfte:

Rachel Neuenschwander, Abfallberaterin der Stadt Thun, 033 225 84 08, rachel.neuenschwander@thun.ch.

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