WBGU Sondergutachten: Entwicklung und Gerechtigkeit durch Transformation

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2  Klimaschutz: Die Herausforderung von Paris

Kumulierte anthropogene CO2-Emissionen seit 1870 [Gt CO2] 1.000

5

2.000

3.000

4.000

5.000

6.000

7.000

8.000

9.000

Temperaturabweichung relativ zum Mittel von 1861–1880 [°C]

2100

4

2100

3

2100 2050 2

2050 2050 2030

1

2050 2100

2030

2010

1950

Szenarien

RCP2.6 RCP4.5 RCP6.0 RCP8.5

2000 1980

0

Historisch RCP Bandbreite 1% pro Jahr CO2 1% pro Jahr CO2 Bandbreite

1890 0

500

1.000

1.500

2.000

2.500

Kumulierte anthropogene CO2-Emissionen seit 1870 [Gt C]

Abbildung 2.2-2 Anstieg der globalen Oberflächentemperatur in Abhängigkeit von den kumulierten CO2-Emissionen. In der Graphik sind Beobachtungen und Ergebnisse verschiedener Modelle zusammengefasst. Je nach Szenario werden bestimmte Werte kumulativer Emissionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten erreicht (farbige fette Linien und Punkte; die farbig unterlegte Fläche zeigt die Streuung der Modellergebnisse und Szenarien). Bei diesen Szenarien sind auch die Wirkungen anderer Treibhausgase auf die Temperatur berücksichtigt. Die dünne schwarze Linie mit der grau unterlegten Fläche als Streubreite zeigt, wie die Erwärmung ausfallen würde, wenn keine anderen Treibhausgase, sondern ausschließlich CO2 emittiert würde; dabei wurde ein Anstieg des CO2 um 1  % pro Jahr angenommen. Quelle: IPCC, 2013; Knutti und Rogelj, 2015

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die Erwärmung am Ende dieses Jahrhunderts über 4  °C liegen (IPCC, 2014a). Werden alle bisher von den Vertragsstaaten des Pariser Übereinkommens für den Zeitraum bis 2030 angekündigten Klimaschutzmaßnahmen – (Intended) Nationally Determined Contributions, (I)NDCs – umgesetzt, würden die Emissionen einem Pfad folgen, der die Erwärmung auf unter 3–3,5  °C begrenzen könnte (UNEP, 2015). Die derzeitigen (I)NDCs erreichen, gemessen an einem Business-as-usual-Pfad, im Jahr 2030 etwa 45  % der Emissionsreduktion die notwendig wäre, um auf einen 2  °C-kompatiblen Pfad zu gelangen (UNEP, 2015). Um die Erwärmung unter 2  °C (1,5  °C) zu halten, sind also drastischere – aber durchaus durchführbare – CO2Emissionsreduktionen und ein völliger Stopp bis 2070 (2050) nötig (Kap. 3). Nach Einstellung der Emissionen bleibt die Lufttemperatur noch einige Jahrhunderte auf etwa demselben Niveau, das im Wesentlichen durch die kumulierten Emissionen definiert ist. Nur langsam reduziert sich die Menge an CO2 in der Atmosphäre durch Aufnahme in Ozean und Biosphäre (Kap. 2.3; Collins et al., 2013:  1106).

2.3 Nachhaltiger Umgang mit natürlichen und ­anthropogenen Kohlenstoffsenken Wie viel des anthropogenen CO2 langfristig in der Atmosphäre verbleibt und zur globalen Erwärmung beiträgt, hängt vom Zusammenspiel der CO2-Quellen und -Senken ab. Etwa die Hälfte des seit 1750 emittierten CO2 befindet sich noch immer in der Atmosphäre, die andere Hälfte wurde wiederum je zur Hälfte vom Ozean und von der terrestrischen Biosphäre aufgenommen (Ciais et al., 2013). Langfristig (d.  h. im Zeitraum von etwa 1.000 Jahren) nehmen die Meere den überwiegenden Teil des vom Menschen emittierten CO2 auf. Durch den bisherigen Eintrag von CO2 ist der pHWert der Meeresoberflächen bereits um 0,1 gesunken, verglichen mit dem vorindustriellen Wert (Rhein et al., 2013:  294). Dies entspricht einer Zunahme des Säuregehalts um fast 30  %. Ein Fortschreiten der Versauerung könnte zu kritischen Belastungen mariner Öko-


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