Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration

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Bestehende internationale Kooperation und Koordination des Umgangs mit Land stärken  4.4

greifend sind Verteilungswirkungen der Umstellung der GAP hin zu einer Gemeinsamen Ökosystempolitik möglicher begleitender Forschungsgegenstand.

Ressourcenverbrauchsreduktion als politische Zielbestimmung Ein absolutes Ressourcenverbrauchsreduktionsziel auf EU-Ebene sollte als politisches Ziel mit Indikatoren und Monitoring-Verfahren im Sinne der Ausführungen in Kapitel 4.2.4 mess- und überprüfbar gemacht werden. Wie ein solches Ziel sinnvollerweise formuliert und messbar gemacht werden kann, sollte Gegenstand weiterer Forschung sein. Insbesondere ist es herausfordernd, ein nachhaltiges Verbrauchsniveau zu bestimmen. Ein europäischer Weg zur CO2-Entfernung aus der Atmosphäre Zur Vorbereitung und Begleitung ihrer strategischen Planungen zur zukünftigen Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre sollte die EU die verschiedenen Ansätze der CO2-Entfernung einzeln und im Zusammenspiel in langfristig angelegten Forschungsprojekten ausloten. Neben der technischen Weiterentwicklung und der Frage nachhaltig realisierbarer Potenziale sollten dabei insbesondere auch mögliche Rückwirkungen berücksichtigt werden, die sich etwa bei ökosystembasierten Ansätzen wie der (Wieder-)Aufforstung durch klimatische Änderungen im Zeitverlauf ergeben können. Parallel sollten zudem wirksame Governance- und ­ Finanzierungsmechanismen entwickelt und wissenschaftlich evaluiert werden, die der empfohlenen Trennung von CO2-Emissionsvermeidung und CO2-Entfernung aus der Atmosphäre, den spezifischen Nachhaltigkeitsrisiken einzelner Ansätze der CO2-Entfernung, aber auch den unterschiedlichen (natürlichen und finanziellen) Möglichkeiten der Mitgliedstaaten angemessen Rechnung tragen und längerfristig tragfähige Geschäftsmodelle im Bereich der CO2-Entfernung aus der Atmosphäre ermöglichen (Kap. 3.1).

4.4 Bestehende internationale Kooperation und Koordination des Umgangs mit Land stärken Schutz und Nutzung von Land, einschließlich Landnutzungsänderungen und Landdegradation, werden international nicht primär in einem einzigen zwischenstaatlichen Forum verhandelt, wie es z.  B. für den Klimawandel und seine Folgen im Rahmen der Klimarahmen-

konvention und des Pariser Übereinkommens geschieht. Vielmehr sind Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Landdegradation Gegenstände einer Vielzahl internationaler Institutionen, Organisationen und Foren. Weltgipfel zu Umwelt und Entwicklung waren in der Vergangenheit wichtige Foren, etwa die Rio-Konferenzen. So wurde z.  B. in Johannesburg 2012 (Rio+20) das Ziel der Land Degradation Neutrality (LDN, Kap. 2.1.3) international konsensfähig. Insbesondere für Mehrgewinnstrategien aus dem Landwirtschafts- und Ernährungssektor ist auch der für 2021 anberaumte UN Food Systems Summit relevant. Wichtige Akteure der multilateralen Zusammenarbeit sind Institutionen, wie etwa UNEP, die FAO und die Global Soil Partnership. Die drei „Rio-Konventionen“, also die ­Klimarahmenkonvention (UNFCCC), die Biodiversitätskonvention (CBD) und die Desertifikationskonvention (UNCCD), betreffen und regulieren in besonderem Maße auch landbasierte Ökosysteme. Aber auch andere Abkommen beeinflussen unseren Umgang mit Land, wie z.  B. das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES), die Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete, das Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe (POP-Konvention), oder die Konvention zur Erhaltung wandernder wildlebender Tierarten (CMS), die sich insbesondere auch für grenzüberschreitende Schutzgebietssysteme einsetzt. Als gemeinsame Zielvorstellung der internationalen Zusammenarbeit und für nationale Politikstrategien sind die globalen UN-Nachhaltigkeitsziele politisch besonders relevant (Sustainable Development Goals, SDGs, UNGA, 2015; Kap. 2). Hervorzuheben sind in Bezug auf Landökosysteme und Landbewirtschaftung SDG 2 (Kein Hunger), das sich auf Ernährungssicherung, verbesserte Ernährung und nachhaltigere Landwirtschaft richtet, sowie SDG 15 (Leben an Land), das auf den Schutz, die (Wieder-)herstellung bzw. Renaturierung und Förderung nachhaltiger landbasierter Ökosysteme zielt, inklusive des nachhaltigen Waldmanagements, der Bekämpfung von Desertifikation, Land Degradation Neutrality und dem Stopp des Verlusts biologischer Vielfalt. Landbesitz und Zugang zu Land sind zudem wichtige Parameter für mehrere SDGs, wie der Armutsbekämpfung und Geschlechtergerechtigkeit (z.  B. SDG 1.4, 5.a). Aber auch die Verfolgung aller auf menschliche Wirtschaftsaktivitäten gerichteten SDGs beeinflusst unseren Ressourcenverbrauch und damit unseren Umgang mit Land maßgeblich. Für Überschneidungen oder Widersprüche zwischen den verschiedenen, teils unabhängig voneinander entstandenen Regelungsbereichen des Völkerrechts (z.  B. zu den Menschenrechten, Welthandel oder Umweltschutz) bestehen keine völkerrechtlich verbindlichen Instrumente. Insofern kommt den SDGs eine politische

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