WBGU Hauptgutachten: Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte

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Zusammenfassung Tabelle 7 Herausragende Risiken des globalen Urbanisierungsschubes: Übergeordnete Zielsetzungen und Maßnahmen zur ­Problemlösung mit großer Hebelwirkung. Quelle: WBGU

Urbanisierungsschub bis 2050 – ­ Sechs Entwicklungsrisiken des ­globalen Wandels

Ziele

Maßnahmen und Handlungsansätze

Entwicklung innerhalb der ­planetarischen Leitplanken:

>> Bis spätestens 2070 alle fossilen

>> Dekarbonisierungsfahrpläne für alle

Ob planetarische Leitplanken eingehalten werden können, entscheidet sich in den reifen Städten sowie den schnell wachsenden, neuen Stadtquartieren Asiens und Afrikas. Nur wenn dort klimaverträgliche, nachhaltige Städte entstehen, ­können ein gefährlicher globaler ­Umweltwandel und eine damit verbundene globale Bedrohung von Wohlstand und Lebensqualität­ ­verhindert werden.

Lokale Umweltbedingungen als zentrale Dimensionen urbaner Lebensqualität: Gute lokale Umweltbedingungen sind Voraussetzung für menschliche Lebensqualität.

CO2-Emissionsquellen in Städten durch emissionsfreie Alternativen ersetzen >> Stadtentwicklung so ausrichten, dass Energienachfrage begrenzt wird >> Möglichst vollständige Kreislaufwirtschaft in diesem Jahrhundert etablieren >> CO2-emissionsintensive Baumaterialien wie Stahlbeton durch klimaverträgliche Alternativen ersetzen

>> Risiken des Klimawandels für

Stadtgesellschaften mindern >> Toxische oder umweltschädliche Stoffe substituieren >> In Innenstädten perspektivisch nur noch emissionsfreie Mobilität zulassen

Insbesondere die Lebensqualität von 2–3 Mrd. Menschen, die 2050 voraussichtlich in informellen Siedlungen ­leben, hängt von wirkungsvollen lokalen Umweltpolitiken ab.

Substanzielle Teilhabe und ­sozioökonomische Dimensionen:

>> Paradigmenwechsel einleiten:

I­ nitiativen für die ärmsten 40  % der weltweiten Stadtgesellschaften Weltweit steigen sozioökonomische stärken Ungleichheiten und Exklusion in >> Inklusives Wachstum: ÜberproporStädten und bedrohen ­Lebensqualität tionale Zuwächse für untere sowie Stabilität von Stadtgesell­Einkommensgruppen sichern ‚schaften. >> Zugang zu Basisinfrastrukturen, Bildung und GesundheitsreinrichBesonders bedroht sind die 2–3 Mrd. tungen sichern Menschen, die 2050 voraussichtlich >> Inklusive urbane Mobilität in informellen Siedlungen leben. (­Unterziel SDG 11, accessible Ungleichheit und Exklusion können cities) bis 2030 implementieren Fluchtdynamiken auslösen und so die >> Bis 2030 Zugang zu bezahlbarer, internationale Sicherheit bedrohen. verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern (SDG 7)

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Städte erstellen

>> Neu entstehende Städte perspekti-

visch nur noch emissionsfrei planen und nachhaltigen Umgang mit Materialien und Stoffströmen sicherstellen >> Wohn- und Arbeitsquartiere durchmischt und nur in fußläufiger Nähe zu ÖPNV bauen und entwickeln (­Transit-oriented Development) >> Verstärkt Anreize für passive Energieeinsparung bei der Quartiersentwicklung und Bauen setzen >> Bauvorschriften: Modulare Bau- und Konstruktionsweisen, inkl. Rückbauund Recyclingfähigkeit, fördern, vor allem klimaverträgliche Baustoffe

>> Luftreinhaltung und Klimaschutz integrieren

>> Motorisierten Individualverkehr in

Innenstädten sukzessive reduzieren

>> Verantwortlichen Umgang mit

Abfall und Recycling fördern sowie illegalen Abfallhandel eindämmen (Basler Übereinkommen) >> Städte gesundheitsfördernd gestalten mit Fokus auf Begegnungs- und Aktivitätsräumen >> Anpassung an den Klimawandel als iterativen Lernprozess in Stadtplanung integrieren: u.  a. wissenschaftliche Erkenntnisse einbeziehen

>> Globale Initiative von UN-Habitat,

UNDP, UNEP, Weltbank für die erwarteten zusätzlichen 1–2 Mrd. Menschen, die in nicht adäquaten Wohnverhältnissen leben. >> Recht auf angemessene Wohnverhältnisse zum Kernbestandteil der bi- und multilateralen Entwicklungszusammenarbeit machen >> UN, Entwicklungsbanken, multilaterale Organisationen: Urbanisierung als Querschnittsthema verankern >> Schwerpunktprogramm „Adequate Housing for All“ mit Fokus auf Regional- und Mittelstädte bei der Weltbank initiieren >> Gesundheitsförderung durch sektorübergreifende Stadtplanung und -entwicklung sowie Stärkung kommunaler Planungskompetenz dauerhaft ­verankern >> OECD-DAC: Urbanisierung als ­Förderbereich aufwerten


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