Die Glocke als Weinkühler sind in Gstaad mit lokal Künstler Anthony Bannwart

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Heute mit

Die Zeitung für die Gemeinden Saanen, Gsteig und Lauenen

Es gibt diese Orte und Momente, wo man sich dem Himmel ein wenig näher fühlt: Die Musik am letzten Freitagabend in der Kirche Saanen tat genau dies. Das Eröffnungskonzert des Gstaad Menuhin Festivals übertraf alle Erwartungen. Perfekte Interpretation und Virtuosität waren so selbstverständlich, dass sie in den Hintergrund traten und ausschliesslich Raum für die Musik liessen – der Königin dieses Abends. Mit Daniel Hope, Adrien La Marca, Josephine Knight, Simon CrawfordPhillips und dem Publikum als begeisterte Untertanen. Das war sicht- und hörbar. Die Künstlerinnen und Künstler lächelten beim Spielen, das Publikum wollte mit

Daniel Hope als kleiner Junge sass und

HEUTE GROSSAUFLAGE
Es war einer dieser Bänke, auf denen

PUBLIREPORTAGE

Champagner aus der Kuhglocke

GSTAAD Da ist sie wieder, die typische Verbindung aus Luxus und Bodenständigkeit, die Gstaad so einmalig, liebenswert und letztlich auch international beliebt macht: Der interdisziplinäre Künstler Anthony Bannwart funktioniert Kuhglocken zu Champagnerkühlern um – und kommt damit gut an.

SONJA WOLF

An Ideen mangelt es ihm nicht, dem Künstler Anthony Bannwart. Auf dem Höhepunkt der Pandemie letzten Winter beginnt er sein Upcycling-Produkt.

«Die Kunst leidet, das Handwerk seufzt auch … aber Champagner wird immer noch oder gerade wegen der Pandemie in Chalets und Hotels getrunken», erinnert er sich an die damalige Situation.

Und schon war die Idee geboren. Ein bronzener Champagnerkühler aus einer Kuhglocke sollte es sein, auf einem handgeschmiedeten Eisenständer präsentiert.

Für Bannwart symbolisiert der Kühler vieles: Er ist eine Hommage an die traditionelle Glockengiesskunst, die im Schwinden begriffen ist, genauso wie ein Ausdruck der Bewunderung für seinen Herzenswohnort Gstaad. Gstaad mit seinem reichen kulturellen Erbe –und den Kühen eben.

Saturn – einer muss ja schuld sein

2000 Legehennen in Freilandhaltung, Kobi und Lydia Zeller, Inhaber der Zeller-Factory, Jolanda Lötscher, Teilzeitmitarbeiterin, und Daniel Studer, Teilzeitmitarbeiter.

Hühnerstall zur Haltung Freilandhaltung begonnen

Namen Kobi Ei ein Produkte rund um das zu Geflügelfleisch.

30 Jahren mit der Grund bei Gstaad. einen Hühnerstall zur in Freilandhaltung. mit zwei weiteren GmbH.

Seit dem 1. Juli 2020 gehen Kobi Zeller und seine Frau Lydia ihren eigenen Weg und vermarkten ihre Eier vom Hof im Grund bei Gstaad unter dem Label Kobi Ei. «Es sind immer wieder neue Projekte und Anpassungen nötig», betont Kobi Zeller. «Mit viel Freude stellen wir uns den täglichen Herausforderungen zusammen mit unseren Hühnern.»

Tierbestand soll vergrössert werden

Die Eierproduktion im Grund reicht nicht aus, um die Nachfrage in der Region zu decken.

«Aus diesem Grund arbeiten wir mit diversen Eierproduzenten zusammen», erklärt Kobi Zeller. «Unser Ziel in den nächsten fünf Jahren ist es, den heutigen Tierbestand so zu vergrössern, damit ein gesundes Wachstum in der Region erfolgen kann.»

Kobi-Ei flüssig

Mehrmals pro Woche wird Kobi-Ei flüssig produziert. Die Eier werden von Hand aufgeschlagen und nach Bedarf getrennt. Durch die thermische Behandlung ist das Endpro-

dukt zehn Tage haltbar und ermöglicht die Herstellung von weiteren Produkten in den Bäckereien und in der Gastronomie.

Verwertung von Althennen

«Wir schenken der Verwertung von Althennen ein besonderes Augenmerk», betont Kobi Zeller. Alle Hennen werden, sobald sie nicht mehr regelmässig Eier legen, zu Geflügelfleisch-Spezialitäten verwertet.

Und so macht er sich im vergangenen Dezember an die Realisierung seiner Idee: In tage-und wochenlanger Präzisionsarbeit fertigt er aus den grösstmöglichen Kuhglocken von 6,5 kg die ersten beiden Prototypen. Eine Glockengiesserei in seinem Geburtsort La Chaux-de-Fonds, die übrigens auch die Glocken für die Olympischen Spiele giesst, steht ihm zur Seite. Die fertigen Kunstwerke stellt er dann nicht etwa in einer Galerie aus, nein, die Kühler nden ihren Platz in zwei Boutiquen in der Gstaader Promenade, deren Inhaber beide Freunde des Künstlers sind.

Und gefallen der Kundschaft direkt.

Die Warteliste der Bestellungen füllt sich für die nächsten Monate, Geduld ist angesagt: «Die Produktion des ganzen Kunstwerks dauert etwa drei bis vier Wochen. Wenn ein individueller Schriftzug gewünscht wird, kann es bis zu sechs Wochen dauern», erklärt der Künstler. Eines ist klar: Die Giesserei wird in der nächsten Zeit wohl mehr Glocken für Champagner aschen herstellen als für Kühe.

NATUR Die geneigten Lesenden unserer Zeitung erinnern sich womöglich an eine Randnotiz, in der das gegenwärtig garstige Wetter einem sogenannten «Saturnjahr» zugeschoben wurde. Was steckt wirklich dahinter?

KEREM S. MAURER «Das astrologische Neujahr beginnt mit dem Eintritt der Sonne in das Sternzeichen Widder», erklärt Astrologin Christina Sigrist, die schon für Radio BEO oder für Thun Aktuell in die Sterne blickte, auf Anfrage. Das geschieht am Frühlingsanfang um den 20. März herum – plus/minus ein oder zwei Tage. Dann beginnt die Sonne ihre Reise durch die zwölf Sternzeichen und jedem astrologischen Jahr wird ein sogenannter Jahresherrscher zugeordnet. Der Hundertjährige Kalender, der laut Sigrist «eher auf Überlieferung als auf astrologischer Berechnung» beruht, stützt sich dabei auf die chaldäische Reihenfolge der alten Planeten, die in immer derselben Anordnung wiederkehrend aufeinanderfolgen: Sonne, Venus, Merkur, Mond, Saturn, Jupiter und Mars. Heuer ist ein Saturnjahr, im letzten Jahr hatten wir demnach ein Mondjahr, während im kommenden Jahr Jupiter tonangebend sein wird.

te es daher, das Wetter über einen Zeitraum von sieben Jahren zu beobachten, um präzise Vorhersagen machen zu können. Knauers Kalendarium wurde erstmals im Jahr 1700 von einem Arzt veröffentlicht, der laut einem Online-Lexlikon die lateinischen Passagen einfach wegliess und behauptete, der Kalender sei einhundert Jahre alt. Bis heute erscheint der Hundertjährige Kalender in verschiedenen Verlagen.

Selbst ist der Mann: Der interdisziplinäre Künstler und gelernte Goldschmied fühlt sich auch beim Glockengiessen sehr wohl.

ANTHONY BANNWART – INTERDISZIPLINÄRER KÜNSTLER UND SEGLER

Geboren in der Uhrenstadt La Chauxde-Fonds, verbrachte der 41-jährige Anthony Bannwart grosse Teile seiner Kindheit in Gstaad. Nach einer Ausbildung in Lausanne lernte er Goldschmied in Hanau/Deutschland. Anschliessend studierte er Kunst an der Central St. Martin’s University of the Arts London, bevor er begann, seine Kunstwerke weltweit auszustellen. Die interdisziplinären Projekte des Künstlers beinhalten Gemälde, Skulpturen, Installationen, Videos und Fotografie, Objekte und Schmuck. In Gstaad ist er

Freiland

unter anderem bekannt für seine Waves-Kunstinitiative für die Ozeane, die er 2019 als Non-Profit-Organisation gegründet hat.

Als begeisterter Segler verbindet ihn eine langjährige Freundschaft mit dem Gstaad Yacht Club, zu dessen Mitgliedern er seit 2020 offiziell gehört. Bereits bei seiner zweiten Teilnahme an den Voiles de Saint-Tropez 2020 konnte er mit seinem Team auf der Wally Nano «Nostromino» einen Sieg einfahren.

Die Deutschen habens erfunden Der Hundertjährige Kalender hat jedoch nicht, wie es sein Name vermuten lässt, das Wetter über einen Zeitraum von hundert Jahren dokumentiert. Bei diesem Kalender handelt es sich um eine Zusammenstellung von Wetterbeobachtungen, die ein deutscher Abt namens Mauritius Knauer im 17. Jahrhundert aufgeschrieben hat. Seine Aufzeichnungen sollten ihm helfen, das Wetter in der deutschen Region Franken vorherzusagen, um die klösterliche Landwirtschaft zu optimieren. Der Abt ging davon aus, dass die oben genannten Himmelskörper jeweils ein Jahr lang, beginnend im Frühling bis zum Winterende, das Wetter entscheidend beein ussen. Nach seiner These genüg-

Und was bedeutet das jetzt für uns?

Für den Frühling prophezeite der Hundertjährige Trockenheit, kalte Temperaturen im Mai, und dass die Blumen sich später zeigen als in anderen Jahren. Die typische Feuchtigkeit eines Saturnjahres wird aber eher dem Sommer zugeschrieben. Typischerweise soll es im August deutlich mehr regnen als in anderen Jahren, Dauerregen sei möglich. Kalt, nass und «gruusig» soll auch der Herbst mit kühlen Tagen im September sein. Etwas milder könne es im November werden, bevor es vor Weihnachten Schnee gibt. Man darf sich laut dem Kalender des deutschen Abts auf einen strengen Winter einstellen. Aus moderner meteorologischer Sicht sind die Vorhersagen des Hundertjährigen nicht haltbar. Übereinstimmungen – und fallen diese noch so treffend aus – werden dem Zufall zugeschrieben. Darin dürfte wohl ein gewisser Trost liegen.

www.anzeigervonsaanen.ch Seite 9 141. Jahrgang Nr. 57 Dienstag, 20. Juli 2021
Ei –
eine Erfolgsgeschichte
Hommage an Gstaad: der Künstler Anthony Bannwart mit seinem Upcycling-Pojekt, der umfunktionierten Kuhglocke. FOTO: SONJA WOLF FOTO: ATELIER ANTHONY BANNWART
SONJA WOLF
«Das astrologische Neujahr beginnt mit dem Eintritt der Sonne in das Sternzeichen Widder.»
Christina Sigrist Astrologin
Saturn in natürlichen Farben, fotogra ert am 6. Oktober 2004 von der Raumsonde Cassini aus einer Entfernung von 6,3 Millionen Kilometern. FOTO: NASA

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