Klimawandel und Auswirkungen auf die Wasserversorgung - DI Dr. Roman Neunteufel (Univ. f. Bodenkul

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Klimawandel und Auswirkungen auf die Wasserversorgung

DI Dr. Roman NEUNTEUFEL – Universität für Bodenkultur Wien

2018 NEUNTEUFEL - BOKU Wien


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Inhalt Hintergrund zu Wetter und Klimawandel Natürliche Variabilität Temperatur und Hitzewellenentwicklung Klimawandelszenarien

Auswirkungen auf die Ressourcensituation Quantität, Qualität

Auswirkungen auf die Wasserversorgung Wasserverbrauch, Infrastruktur Vortrag zusammengestellt aus Ergebnissen der Forschungsprojekte:  Wasserverbrauch und Wasserbedarf (WAVE)  Studie „Wasserversorgung im Jahre 2015 – Erfahrungen und Ausblick“  Economic Evaluation of Climate Change Impacts - COIN (cost of inaction)  Klimawandel in der Wasserwirtschaft (follow up zu Anpassungsstratiegien an den Klimawandel) und  Wasserbedarfsentwicklung bei Swimmingpools und Gartenbewässerung, sowie Masterarbeiten zu dem Thema

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Wetter und Klimawandel

Die Menschheit beeinflusst seit rund 170 Jahren das Klimasystem. Dies geschieht vorwiegend durch die Emission von strahlungsaktiven Gasen, die zum Treibhauseffekt beitragen … oder durch Aerosole (z.B. Feinstaub) die abschattend wirken… (Hofstätter, 2011; erweitert und angepasst)

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Natürliche Variabilität Quelle: ZAMG, Klimamonitoring

2018

2015

2017

2014

Abweichung zu 1981-2010 Jahresmittel Lufttemperatur Jahressumme Niederschlag

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Änderung der Lufttemperatur in Österreich (Quelle: Blöschl et al., 2017)

Lufttemperatur in Österreich: Jahreswerte; 10-Jahre gleitendes Mittel, Lufttemperatur über den Landflächen der Nordhemisphäre; jeweils bezogen auf das Mittel von 1900-2000

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Entwicklung der Hitzewellen (Quelle: ZAMG, 2016)

…Reduktion der Schwefeldioxid-Emissionen zur Bekämpfung des „sauren Regens“ seit Beginn der 1980er

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Szenarien für die klimatische Entwicklung (Quelle: Blöschl et al., 2017) Die neuen globalen Klimamodellsimulationen zeigen eine größere Bandbreite

Grund: neue Emissionsszenarien (RCP: Representative Concentration Pathway) RCP +2.6, +4.5, +6.0, +8.5 W/m2 steht für die Änderung des Strahlungsantriebes gegenüber dem vorindustriellen Niveau (1850) entsprechend der für 2100 prognostizierten Treibhausgaskonzentration

SRES-Szenarien (IPCC, 2007 - Special Report on Emissions Scenarios)

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RCP-Szenarien (IPCC, 2013)


Szenarien für die klimatische Entwicklung - Österreich Niederschlagsprojektion speziell im Sommer eher unsicher (Quelle: Blöschl et al., 2017)

Temperaturen in Österreich im Vergleich zur Periode 1971-2000

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Szenarien für die klimatische Entwicklung

Hitzetage-Szenario für Österreich (Formayer et al. 2015 in Steininger et al. 2015)

„heute“ = Referenzperiode 1981-2010„2030“ = Periode 2016-2045 „2050“ = Periode 2036-2065 „2085“ = Periode 2071-2100 NEUNTEUFEL - BOKU Wien


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Zusammenfassung der Klimawandelauswirkungen bis 2100

Temperatur Zunahme von Hitzewellen Rekordsommer wie 2003, 2015, 2017 könnten in Zukunft die Regel werden

Niederschlag weniger Schneeniederschläge dafür mehr Regenniederschläge Wetterlage Vb-Zugbahn wird zwar seltener dafür aber noch intensiver Zunahme der Niederschlagsmenge aus Starkniederschlägen (+ 10 bis + 25 %)

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Entwicklung der Ressourcenquantität (Zusammenfassung) Ressourcenverfügbarkeit im Klimawandel weniger Schneeniederschlag prognostizierte Zunahme der Frühjahrsabflüsse im Osten Temperaturerhöhung und die damit verbundene erhöhte Verdunstung

 Regionen im Osten Österreichs ev. leicht sinkende Grundwasserstände

Messbare Anzeichen für einen bisherigen Ressourcenrückgang Grundwasser: kein Trend Quellen: Mehrheitlich Rückgang Datenquelle: eHYD Messstellen

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Entwicklung Quellschüttungen Österreichweit

Daten: eHYD

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Entwicklung der Ressourcenqualität (Zusammenfassung)

Einflüsse des Klimawandels auf die Wasserqualität Zunahme der Niederschlagsmenge aus Starkniederschlägen (Bodenerosion) längere oder häufigere Trockenperioden (Trockenrisse)  verringerte die Schutzfunktion des Oberbodens

Ressourcentemperatur ein steigender Temperaturtrend zeichnet sich bereits jetzt deutlich ab, Von weiterer Zunahme der Grundwassertemperatur ist auszugehen  vermehrt Desinfektionsmaßnahmen

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Entwicklung der Grundwassertemperaturen in 20 Jahren

Zum Vergleich: Lufttemperaturzunahme bisher knapp 1 °C in 40 Jahren

Datenquelle: eHYD Messstellen

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Entwicklung des Wasserverbrauchs (Zusammenfassung) Spezifischer Verbrauch Haushalt: Indoor: stagnierend, outdoor: temperaursensitiv / steigend Industrie und Gewerbebetriebe: rückläufig bis konstant

Demografische Entwicklung lokal sehr unterschiedlich

Wasserverbrauch in Summe bzw. Spitzen je nach überwiegenden Einflussfaktoren rückläufig bis stark steigend

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Charakteristik des Wasserverbrauchs (Zusammenfassung) Ursachen von Spitzenwasserverbräuchen Außenwasserverbrauch Haushalte: Pools + Bewässerung;

Verbrauchsänderung durch Klimawandel mehr Hitzetage  Spitzenverbräuche durch „Aufrüsten“ der Gärten

Verbrauchsspitzen in Rekordsommern höher als in „normalen“ Jahren zunehmend stärker ausgeprägt als früher

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Unterschiedliche Verbreitung privater Swimmingpools

ländlich alt (0 % Pools) (Datenquelle: basemap.at)

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ländlich neu

Stadtrand

„Speckgürtel“ (bis 60 %)


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Veränderung der „Pooldichte“ Ergebnis einer Luftbildauswertung: Zuwachsraten und Änderung der Poolgrößen Beispiel: Vergleich 2003 + 2015 Datenquelle: © Land Niederösterreich, bearbeitet

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Veränderung der „Pooldichte“ in Kennzahlen 15 bis 35 Pools pro 100 Hausanschlüsse 400 bis 1200 m³ Poolvolumen pro 100 Hausanschlüsse

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Bewässerung aus Konsumentenumfrage: Hohe Zuwachsraten bei Bewässerungssystemen und Bewässerungswassermengen + 50 bis 100 % bis 2050 Höherer Wasserverbrauch in Haushalten mit Bewässerungssystemen + 20 bis 60 % (= Hinweis nicht Ursache)

Luftbildauswertung zu Gartenbewässerung : Feststellung bewässerter Flächen Abbildungen: FRIEDRICH, in Ausarbeitung, bearbeitet, Datenquelle: © Land Niederösterreich

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Entwicklung von Verbrauchsspitzen (Beispiel eines WVU)

Häufigkeitsverteilung von verbrauchsreichen Tagen Peak Over Threshold Methode – P.O.T.

n en e g n g u r e ränd run e V e e h d än omisc n r o k e ö V sozio n h e c r u ch nur d s i f gra o em d . l in k Neunteufel et al., 2018

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Auswirkungen auf die Infrastruktur

Kapazitätserweiterungen zur Spitzenabdeckung Ressourcenerweiterungen Behälterkapazitäten Verbundleitungen

Schäden an der Infrastruktur Extremwetterereignisse (Überflutungen, Muren etc.)

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Interpretation von Kennzahlen und Ableitung von Informationen:

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z.B. Ressourcen + Verbrauchsentwicklung

Kennzahlen: verfĂźgbare Wasserressourcen + Systemeinspeisung am Spitzentag

Im Beispiel: ďƒ Ressourcenerweiterung sollte noch VOR 2019 erfolgen

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Interpretation von Kennzahlen und Ableitung von Informationen:

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z.B. Spitzenverbräuche x Bevölkerungsprognose

Kennzahl: Ausschöpfung der verfügbaren Wasserressourcen am Spitzentag

Überschreitungen noch über Behälterkapazität abgedeckt…

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Erweiterung der Behälterkapazität wird eventuell unwirtschaftlich?

Dauer zur Bewilligung neuer Ressourcen berücksichtigen!


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Empfohlene Anpassungsmaßnahmen für die Wasserversorgung

Daten sammeln… (Wasserverbrauch und Ressourcen) Wasserbedarfsprognosen erneuern Notverbünde mit Nachbar-WVU Erschließung weiterer / neuer Ressourcen Wasseraufbereitungen  Regional integrierte Wasserversorgungsplanung • zukunftsorientiert (50 +) • inkl. Ressourcennutzungsplan • inkl. Infrastruktur-Management-Plan

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Conclusio

Rekordsommer werden in Zukunft eher die Regel werden

Gründe für Sparmaßnahmen oder Einschränkungen der Wasserversorgung: hauptsächlich Verbraucherseite, teilweise auch Ressourcensituation

• Herausforderung für die Zukunft: Erhaltung der Ver- und Entsorgungsqualität und –sicherheit sozioökonomische & demografische Entwicklungen x Klimawandel •

Beobachtung von Entwicklungen und Trends um rechtzeitig Anpassungsmaßnahmen ergreifen zu können

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