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Vision Pig: Emissionsminderung
from VÖS-Magazin 3/2021
by VÖS Online
Emissionsminderung in der Schweinehaltung
Umweltschutz im Einklang mit einer verbesserten Tierhaltung – Die Gesellschaft fordert von der Landwirtschaft nicht nur mehr Tierwohl, sondern auch mehr Umwelt- und Klimaschutz. Die Forderungen nach höheren Tierwohlmaßnahmen in der Tierhaltung stellt die konventionelle Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Denn ein höheres Platzangebot je Tier geht in Vollspaltenställen einher mit einer größeren Emissionsfläche. Dadurch wird ein Widerspruch erzeugt: mehr Tierwohl bei gleichzeitig geringerem Emissionsschutz.
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Die Lösung der Vergangenheit war oft die geregelte Luftführung mit Abluftfilteranlagen. Solch aufwendige und energieintensive Technik lohnt sich ökonomisch eher für größere Betriebseinheiten. Ein weiterer Nachteil besteht in der permanenten Exposition der Tiere mit den Emissionen. Hier wurden nur Lösungen für die Umwelt, aber nicht für das Tier und das Betreuungspersonal geschaffen.
Verbindung Tierschutz und Umweltschutz
Um Tierwohl und Umweltschutz miteinander vereinen zu können, bieten sich mehrere Möglichkeiten an:
• Strukturierung bzw. eine Verkleinerung der Kotflächen in den Buchten kann die Emissionsflächen minimieren. Gleichzeitig wird dem Tier eine Wahl gelassen, verschiedene Bereiche der Haltungsumgebung aufzusuchen. • Ansäuerung oder Kühlung der Gülle unterhalb des Stallbodens. • Schiebersysteme, die Kot und Harn direkt aus dem Stallbereich transportieren. • Die Trennung von Kot und Harn verhindert von vornherein die Entstehung von Emissionen. Dieses Prinzip wird zum Beispiel durch die Schweinetoilette umgesetzt.
Die Schweinetoilette
Um Kot und Harn voneinander zu trennen, wurde im Sauen- und Schweinemastbetrieb von Ralf Remmert die Toilette für Schweine entwickelt. Remmerts Betrieb umfasst 1200 Sauenplätze und 6000 Mastplätze. In einem Ende Juni 2021 eingeweihten Familienstall mit 1700 m² Grundfläche wurde die Schweinetoilette verbaut. Die Toilette besteht aus einem perforierten Förderband, durch das der Urin direkt abfließen kann und in einer Auffangwanne gesammelt wird. Der Kot bleibt auf dem Band liegen und wird mehrmals die Stunde abtransportiert und gesondert vom Urin gesammelt. „Die Schweinetoilette bietet mehrere Vorteile. Zum einen die Strukturierungsmöglichkeit für die Tiere, zum anderen die sofortige Entfernung der Exkremente aus dem Tierbereich, was zur Erhöhung der Hygiene führt und die Gesundheit der Schweine fördert,“ berichtet Remmert. „Die Kot-HarnTrennung sorgt dafür, dass deutlich weniger Ammoniak entstehen kann“. Im Stall von Herrn Remmert werden zwischen 1 und 3 ppm Ammoniak gemessen. Abluftfilter brauchen daher nicht mehr eingesetzt werden. Neben den Tieren profitieren somit auch die MitarbeiterInnen von diesem System und seiner besseren Stallluft. Der Einsatz von Strukturfuttermittel, aber auch Einstreu ist in einem System mit Schweinetoilette kein technisches Hindernis mehr und erfüllt dadurch den Wühl- und Suchtrieb der Schweine.
Vom Protein zum Ammoniak
„Nur ein Drittel des durch das Futter aufgenommenen Proteins wird für das Wachstum der Tiere benötigt, der überwiegende Teil wird als Urin und Kot wieder ausgeschieden“, erklärt Betriebsleiter Ralf Remmert.
„Im normalen System werden diese beiden Fraktionen dann gemischt. Es kommt dadurch zu Ammoniakverlusten, die bis zu 30 % ausmachen. Diese Verluste werden durch die Kot-Harn-Trennung gemindert. Ein weiteres großes Problemfeld ist die Reststoffverwertung. Die Landwirtschaft steht häufig in der Kritik, wenn es um Nitratauswaschungen ins Grundwasser und daraus resultierende Trinkwasserbelastungen geht. Hier hilft uns die Schweinetoilette“. Durch die Trennung der Fest- und Flüssigphase wird der Reststoff in organische (Festphase) und mineralische (Flüssigphase) Bestandteile getrennt. Hiermit ergeben sich dann neue Möglichkeiten der bedarfsgerechten Düngung. Die organischen Nährstoffe kommen bei der Grunddüngung zum Einsatz, die mineralischen Nährstoffe können gezielt zur Wachstumssteuerung der Bestände genutzt werden.
Tränker im Kotbereich zur zusätzlichen Lenkung der Tiere. Bildquelle: Vision Pig

Umwelt- und Tierschutz gemeinsam denken
Ralf Remmert ist sich sicher: „Das arteigene Verhalten beim Schwein ist nur mit einer Strukturfütterung möglich. Hier hilft uns die Kot-Harn-Trennung und leistet einen wichtigen Beitrag in Sachen Tierwohl. Gleichzeitig dürfen wir den Klimaschutz nicht außer Acht lassen. Für mich ist klar, dass beides keinen Widerspruch ergibt. Die Schweinetoilette ist meiner Meinung nach ein guter Weg Umwelt- und Tierschutz ganzheitlich zu denken.“

Information Wissenstransferprojekt Vision Pig
Dieser Artikel wurde aus dem Videovortrag „Emissionsminderung in der Schweinehaltung“, der auf der EuroTier 2021 gezeigt wurde, entnommen. Der Videovortrag ist im Rahmen des Wissenstransferprojekts Vision Pig entstanden, das vom Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz des Bundeslandwirtschaftministeriums Deutschland über einen Zeitraum von zwei Jahren gefördert wird.
Weitere Informationen zum Projekt: www.vision-pig.org
Weitere Informationen zu MuD Tierschutz: www.mud-tierschutz.de
Was sich unter dem Stallboden befindet: Trennung von Kot und Harn durch ein durchlässiges Förderband. Bildquelle: Vision Pig
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