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Was fühlt das Schwein
from VÖS-Magazin 4/2020
by VÖS Online
Um ein besseres Verständnis für das Wohlbefinden unserer Nutztiere zu ermöglichen, wird an der Entwicklung methodischer Werkzeuge gearbeitet. Nutztierwissenschaftlerin Dr. Sara Hintze bietet einen Einblick, wie wir uns den Emotionen von Schweinen wissenschaftlich nähern können.
Dr. Sara Hintze Nutztierwissenschaftlerin Universität für Bodenkultur Foto: Hintze Emotionen von Tieren: Warum und wie messen?
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Unsere Einschätzung, was für das Wohlergehen von Tieren wichtig ist, hängt von unseren eigenen Wertevorstellungen sowie von gesellschaftlichen Entwicklungen ab. Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass es einem gesunden und Leistung bringenden Tier auch gut geht. Aber wie man von sich selbst weiß, fühlt man sich nicht zwangsweise wohl und zufrieden, auch wenn man rundherum gesund ist. Im Gegenteil - Traurigkeit, Langeweile, Angst oder Depression sind oft unabhängig vom gesundheitlichen Zustand. Unserer Gesellschaft wird es immer wichtiger, dass die Tiere, die wir nutzen, nicht nur körperlich gesund sind, sondern dass es ihnen auch emotional gut geht. Aus diesem Grund hat es in den letzten Jahrzehnten in der Tierwohlforschung einen Wandel gegeben und die Erforschung des emotionalen Wohlergehens von Tieren hat einen hohen Stellenwert erhalten. Leider haben wir keinen direkten Zugang zu den Gefühlen eines anderen Individuums, weder zu denen eines anderen Menschen, noch zu denen eines Tieres. Während unsere Mitmenschen uns berichten können, wie es ihnen geht, fehlt uns die Sprache als Element der zwischenmenschlichen Kommunikation im Umgang mit Tieren. Gefühle gehen jedoch nicht nur mit einer subjektiven Empfindung einher („Mir geht’s gerade gar nicht gut“), sondern sie drücken sich auch durch Veränderungen im Verhalten (z.B. als Verhaltensstörungen oder Spielverhalten) oder Veränderungen in der Physiologie (z.B. durch eine erhöhte Atem- und Herzfrequenz oder Ausschüttung von Stresshormonen) aus. Solche messbaren Veränderungen von Verhalten und Physiologie können wir nutzen, um auf das Gefühlsleben von Schweinen rückzuschließen.
Entwicklung hin zum Positiven
Der Gesellschaft wird es auch immer wichtiger, dass Tiere nicht nur nicht leiden, sondern dass sie ein gutes Leben haben, in dem auch Zufriedenheit oder Freude ihren Platz haben. Auch dieser Wandel hat die Tierwohlforschung beeinflusst: Während es in bis vor einigen Jahren vor allem darum ging, zu verstehen, wie Krankheiten, Schmerzen und Stress vermieden werden können, versuchen wir heute zusätzlich herauszufinden, wie wir positive Gefühle fördern können.
Positive Beziehung zwischen Mensch und Schwein
Positiver Kontakt zum Menschen ist ein Beispiel dafür, wie wir das Wohlergehen von Tieren verbessern können. In einem Kooperationsprojekt zwischen der Universität für Bodenkultur (BOKU) und der Vetmeduni Wien untersuchen wir momentan, wie sich täglicher fünfminütiger positiver Kontakt, d.h. das Schwein kann, wenn es möchte, Kontakt zum Menschen aufnehmen und wird dann gekrault (Abbildung 1), auf die Stimmung der Tiere auswirkt. Doch wie messen wir die Stimmung von Schweinen? Hier machen wir uns das Bild eines zur Hälfte gefüllten Glases zu Nutze, das von einem gut gelaunten Menschen als halbvoll, von einem depressiv verstimmten Menschen als halbleer beurteilt wird. Diesen Einfluss von Gefühlen auf unsere Beurteilungen nutzt seit langem die Humanpsychologie und seit gut einem Jahrzehnt auch die Tierwohlforschung – es wird von Entscheidungen in gewissen Situationen (Beurteilung des zur Hälfe gefüllten Glases) auf die Stimmung (positiv, negativ) des Individuums geschlossen.
Aber wie funktioniert dieser Ansatz beim Schwein? Unsere Schweine lernen in einer Versuchsarena, dass hinter der rechten von fünf sich in einer Holzwand befindenden Öffnungen immer eine Belohnung zu finden ist. Wird diese Öffnung nicht durch eine Falltür verdeckt, gehen die Schweine zu dieser Öffnung hin, um die Belohnung zu erhalten (Abbildung 2). Im Gegensatz dazu befindet sich hinter der linken Öffnung nie eine Belohnung – die Tiere lernen, dass es nicht sinnvoll ist, zu dieser Öffnung zu gehen und bleiben stattdessen stehen. Haben sie diese Regel gelernt, d.h. sie gehen zur unverdeckten rechten
Abb. 1: Positiver Kontakt zum Menschen. Dieses Schwein hat sich entschieden, Kontakt mit dem Menschen aufzunehmen, um gekrault zu werden. Foto: Creagh


Öffnung hin und bleiben bei unverdeckter linker Öffnung stehen, wird die Öffnung in der Mitte sichtbar (entspricht dem zur Hälfte gefüllten Glas): Geht das Schwein zu dieser mittleren Öffnung, bewerten wir das als „optimistische“ Reaktion, denn offensichtlich erwartet das Schwein eine Belohnung hinter der Öffnung; bleibt es hingegen stehen, bewerten wir seine Reaktion als „pessimistisch“, denn es geht nicht davon aus, eine Belohnung zu bekommen. Solch ein Testverfahren eignet sich natürlich nicht für die tägliche Anwendung auf einem Betrieb – grundsätzliche Fragen zum Einfluss bestimmter Aspekte des Haltungssystems oder Managements auf die Stimmung von Tieren lassen sich mit dieser Methode aber gut erforschen. beleuchten. So möchten wir zum Beispiel herausfinden, ob die Zeit für gelangweilte Schweine auch langsamer vergeht. Momentan trainieren wir Tiere, zwischen einem kurzen und einem langen Ton zu unterscheiden; nach Hören des kurzen Tons lernen sie, zur rechten Seite der Versuchsarena zu gehen, nach Hören des langen Tons sollen sie zur linken Seite gehen. Haben sie das gelernt, werden die Tiere mit einem mittellangen Ton konfrontiert – gelangweilte Individuen sollten, so die Annahme, im Gegensatz zu nicht gelangweilten Kontrolltieren, den mittellangen Ton als „lang“ einschätzen und zur linken Seite gehen.
Die Quintessenz
Die Entwicklung methodischer Werkzeuge zur Annäherung an das Gefühlsleben von Tieren bildet die Grundlage dafür, emotionales Wohlergehen zu beurteilen und zu verbessern.
Ein besseres Verständnis der Gefühle von landwirtschaftlich genutzten Tieren würde uns erlauben, gezielt Maßnahmen zur Vermeidung von negativen und zur Förderung positiver Zustände zu setzen und ihre Wirksamkeit mithilfe der methodischen Werkzeuge entsprechend zu überprüfen.
Bei Langeweile bleibt die Zeit stehen…
… zumindest ist das bei uns Menschen so. Und wir wissen auch, dass chronische Langeweile beim Menschen mit vermehrtem Alkohol- und Drogenkonsum, Spielsucht und Selbstmord in Zusammenhang steht. Tiere werden oft unter reizarmen und monotonen Bedingungen gehalten; Bedingungen, die beim Menschen zu chronischer Langeweile führen. Trotzdem wissen wir über Langeweile und ihre potentiellen Folgen für das Tierwohl fast gar nichts – diesen Zusammenhang versuchen wir in einem größeren Projekt zu
Abb. 2: Apparat zur Messung der Stimmung von Schweinen. Links: Öffnungen (hier im Bild sind zur besseren Ansicht alle Öffnungen sichtbar, d.h. alle Falltüren sind hochgezogen); im Versuch ist immer nur eine Öffnung sichtbar. Rechts: Schwein, das den Kopf durch die rechte Öffnung steckt, um sich seine Belohnung abzuholen. Foto: Creagh


LAND.SCHAFFT.WERTE. – Das Beziehungsdilemma der Fleischwirtschaft
Gloria Warg Projektleitung & Public Relations LAND.SCHAFFT.WERTE. e.V. Foto: LAND.SCHAFFT.WERTE. e.V.

Zweifelsohne sieht sich die gesamte Agrar- und Fleischwirtschaft derzeit in der Pflicht, als eine Art Beziehungstherapeut eine Beziehung zu kitten, die kaum noch zwischen Frust, Missverständnis, geänderten Wertvorstellungen und Unsicherheit bestehen kann: Die zwischen Fleischwirtschaft und Verbrauchenden.
LAND.SCHAFFT.WERTE. ist ein Verein, der aus der Hochburg der Fleischproduktion in Deutschland heraus „Fleischkommunikation“ betreibt. Gloria Warg, Gesicht des Vereins und mittlerweile auch hierzulande bekannt für die “Glori goes – Reports“ gibt uns einen direkten Einblick in die Arbeit rund um die Agrar- und Fleischwirtschaft.
Eine gute Kommunikation bedeutet für uns vor allem eines: Selbstbewusst, offen und ehrlich muss sie sein. Mit Blick nach vorn. Wir möchten mit unserer Art der gesellschaftsorientierten Kommunikation die Sensibilität und das Bewusstsein für das Lebensmittel Fleisch steigern,

LAND.SCHAFFT.WERTE. sieht sich als kommunikativer Vermittler zwischen Fleischwirtschaft und Verbrauchenden. Quelle: LAND.SCHAFFT.WERTE. e.V.
ohne dabei mit erhobenem Zeigefinger oder provozierendem Aktionismus das Bewusstsein nur in eine Richtung zu lenken. Wir stellen die aktuelle Situation um die Fleischwirtschaft dar, ohne dabei zu idealisieren oder zu skandalisieren. Mit Wert auf Mut zur klaren Kommunikation, die anecken darf, durchleuchten wir bestehende Prozesse, Standards und Abläufe der fleischerzeugenden und -verarbeitenden Branche. Ein schweres Unterfangen, das wissen wir. Denn es müssen Kommunikationsstrategien entwickelt werden, die das zugrunde liegende Vertrauensdefizit beheben. Eine nachhaltige Kommunikation, die Früchte trägt, erreichen wir alle langfristig nur, wenn der Verbrauchende ebenso integriert ist, denn dessen Interesse und Aufmerksamkeit ist teuerstes Gut. Dies setzt allerdings eine zunehmende Bereitschaft voraus, das eigene Verhalten zu hinterfragen und zu ändern. Beidseitig.
Mit mittlerweile zwölf Wirtschaftsbereichen, zeichnet sich unser Verein durch eine einzigartige, berufsübergreifende Mitglieder- und Branchenstruktur aus: Futtermittelproduktion, Nährstoffverwertung, Zucht, Landwirtschaft, Tiergesundheit, Labore, Stallbau, Viehhandel, Schlachtung, Verarbeitung, Lebensmitteleinzelhandel und Systemgastronomie. LAND.SCHAFFT. WERTE. ist Sprachrohr und Vermittler unterschiedlicher Meinungen und Interessen, sodass sich ein Gesamtbild der Wertschöpfungskette Fleisch ergibt.
Wir integrieren die Fragen und Bedürfnisse der Verbrauchenden in unsere Beiträge und zeigen anhand unserer Mitglieder, wie die einzelnen Akteure der Kette sich aktuellen und zukünftigen Herausforderungen stellen. Je aktueller und vor allem kritischer unsere Themen in den Videos sind und je offener wir damit umgehen, desto mehr Menschen erreichen wir. Wir erreichen sie. Gesteigerte Transparenz und Kommunikationsbereitschaft bergen allerdings nicht automatisch
eine gesteigerte Akzeptanz, geschweige denn eine erhöhte Wertschätzung der Nutztierhaltung und jeglicher vor- und nachgelagerten Bereiche. Der Strukturwandel in der gesamten Wertschöpfungskette vollzog sich seither unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Branche trug lange einen hochgeschlossenen Rollkragenpullover. Einen, der nur vage erahnen lässt, was sich dahinter verbirgt. Dort, wo es langfristig an Kommunikation und Integration mangelt, kann auch kein Vertrauen aufgebaut werden. Wo Vertrauen fehlt, entsteht viel Raum für Unwissenheit, Missverständnis und eine gewisse Vorwurfshaltung, mit der sich Branchenvertreter*innen auseinandersetzen müssen.
Mit der eigens produzierten Videoreihe „Glori goes“ erhalte ich als ehemaliges Großstadtkind direkte Einblicke in die verschiedenen Bereiche vor Ort. Dabei zeige ich sowohl die Beweggründe und den Alltag echter Charakterköpfe aus der Branche, als auch die Stimmungen und Meinungen aus der Bevölkerung. Dazu arbeiten wir aktuelle Studien und Berichte auf und stellen sie frei zugänglich zur Verfügung. Als branchenübergreifender Verein beziehen wir zu allen Themen eine eigene, unabhängige Position. Nur dadurch können wir ermöglichen, dass jede*r eine bewusste Entscheidung über Nutztierhaltung und Fleischkonsum treffen kann. Uns folgt auf den Social-Media-Kanälen ein recht heterogenes Publikum, worauf wir sehr stolz sind. Dies zeigt uns, dass wir unterschiedliche Menschen mit unseren Themen erreichen. Man kann allerdings in keiner Weise sagen, dass positive Reaktionen durchweg durch brancheninterne Fürsprecher*innen ausgesprochen werden. Negative Kommentare kommen auch nicht grundsätzlich von kritischen, die Nutztierhaltung und den Fleischkonsum ablehnenden Verbrauchenden. Wir erhalten auch negative Reaktionen von Branchenvertreter*innen, die mit unserer Kommunikationsweise nicht einher gehen und für eine reine, faktenbasierte Form der Aufklärung plädieren. Es wird oftmals suggeriert, dass es der kritischen Bevölkerung an Aufklärung mangelt. Diese Ansicht teilen wir nicht. Kritische MitbürgerInnen und MedienvertreterInnen sind meistens besser informiert, als man annehmen möchte.
Positive Reaktionen erhalten wir ebenfalls von KonsumentInnen, die am Prozess der Fleischerzeugung und -verarbeitung interessiert sind, bislang aber nie die Möglichkeit hatten, derart direkte Einblicke in Prozessstufen zu erhalten. Wir sehen an
Schweinetransport: Der Viehtransport wurde in zwei aufeinanderfolgenden Videos gezeigt. Oben ist Gloria mit den Läufern auf dem Weg in den Maststall. Unten fährt sie mit den Mastschweinen zum Schlachthof - beide Male hinten im Auflieger! Foto: LAND.SCHAFFT.WERTE. e.V.


Diagnostik: Immer im Dialog und interessiert an Sichtweise der jeweiligen Branche: Glori goes Coronalabor | Was hat Veterinärdiagnostik mit dem Coronavirus zu tun? Foto: LAND.SCHAFFT.WERTE. e.V.

unterschiedlichen Reaktionen der Community, dass ein Verständnis und ein Informationsinteresse am mehrstufigen, kohärenten System der Fleischwirtschaft besteht und dies auch als solches gesehen wird. Oftmals sind die Topthemen diejenigen, die wir aufgrund unserer eigenen Bedürfnisse und Erfahrungen vermeintlich nachvollziehen können, wie bspw. Aspekte des Tierwohls oder den Tiertransport. Es heißt bekanntlich, dass Mehrwert durch Wertschätzung entsteht. Wir drehen den Spieß gerne um: Wertschätzung entsteht durch Mehrwert. Wenn wir es schaffen, den Mehrwert der modernen Tierhaltung sowie dem Lebensmittel Fleisch über jede Anspruchsgruppe der Wertschöpfungskette hinweg herauszustellen, dann sind wir nicht mehr nur bei Akzeptanz, sondern bei Wertschätzung. https://www.landschafftwerte.de/
Tiergesundheit und Effizienz – die TopGoals in der Schweinemast
Um die Gesundheit Ihrer Tiere zu unterstützen und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit Ihres Betriebes zu verbessern, sollte ein besonderes Augenmerk auf die Fütterung gelegt werden.
Sophie Figl Firmen-Präsentation BIOMIN Foto: BIOMIN

Neben den Faktoren Leistung und Tiergesundheit gewinnen vor allem die Themen Umwelt, Emissionen und der schonende Umgang mit Ressourcen in der Schweinehaltung immer mehr an Bedeutung, gleichzeitig muss die Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden. Eine effiziente Fütterung schafft beides – die Kosten zu senken und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren – sofern die Tiere gesund sind, denn nur dann können hohe Leistungen erzielt werden.
Gesundheit ist der beste Leistungsförderer!
Tiergesundheit ist eine Grundvoraussetzung, denn nur ein gesundes Tier kann sein volles Leistungspotenzial ausschöpfen. In der Mast sind vor allem Erkrankungen der Atemwege und des Darmes die häufigsten leistungsmindernden Faktoren. Über Fütterungsmaßnahmen kann Erkrankungen entgegengewirkt und das Wohlbefinden der Tiere gefördert werden, dabei liegt der Fokus vor allem auf einer gesunden Darmflora, denn es gilt: gesunder Darm = gesundes Tier! Nur ein gut funktionierendes Verdauungssystem kann eine entsprechend gute Futterverwertung garantieren. Die Gesundheit des Verdauungssystems kann durch viele Maßnahmen verbessert werden:
Verdaulichkeit der Nährstoffe durch Enzymeinsatz fördern Säureeinsatz zur Verringerung des Puffervermögens und Stabilisierung des Futters (v.a. bei Flüssigfütterung) Faser einsetzen und Futterstruktur überprüfen Einsatz von pflanzlichen, pro- und präbiotischen Additiven zur Förderung der Darmgesundheit Futterkurve richtig einstellen Hohe Grundfuttermittelqualität sicherstellen und Mykotoxinkontamination minimieren Abwehrkräfte durch gezielte Vitaminstöße unterstützen.
Welche Möglichkeiten bestehen nun, um die Fütterungseffizienz bei gesunden Tieren zu erhöhen?
1. Bedarfsangepasst füttern – Phasenfütterung
Die Phasenfütterung bietet die Möglichkeit näher am Bedarf der Tiere zu versorgen. Auf der einen Seite kann in der Anfangsmast intensiver gefüttert werden, um Wachstumspotenzial und Magerfleischansatzvermögen voll auszuschöpfen. Auf der anderen Seite kann in der Endmast eine Einsparung an Nährstoffen und damit Futterkosten erreicht werden. Mit einer Universalmast ist es nicht möglich, das volle genetische Leistungspotenzial wirtschaftlich und emissionsschonend auszuschöpfen. Gerade in der Endmast geht der Überschuss an Nährstoffen ungenutzt verloren. Die Folgen sind hohe Ammoniakausträge, die in einer schlechten Luftqualität im Stall und einer erhöhten Geruchsbelastung resultieren. Gleichzeitig geht Geld verloren, da vor allem teure Eiweißfuttermittel in dieser Phase deutlich eingespart werden könnten. Achtung: je näher am Bedarf der Tiere formuliert wird, umso wichtiger ist es, die genauen Nährstoffgehalte seiner Futtermittel (Getreide, Soja etc.) zu kennen, um eine Unterversorgung zu vermeiden.
2. Nährstoffausnutzung und Futterverwertung verbessern
Wissen Sie, wie viel Futter Ihre Mastschweine fressen müssen, um 1 kg zuzunehmen? Die Futterverwertung ist ein wichtiger Faktor für eine wirtschaftliche Schweineproduktion und ist folgendermaßen definiert:
Futterverwertung = Futterverbrauch (kg) / Gewichtszuwachs (kg)
Das bedeutet, je besser die Futterwertung ist, desto weniger Futterverbrauch bei gleichem Gewichtszuwachs. Kann das Futter vom Tier besser verwertet werden, verringern sich die Nährstoffverluste und die Futterkosten. Es gibt eine Reihe an Maßnahmen, um die Futterverwertung zu verbessern – neben Haltungsbedingungen und Rohstoffqualität vor allem der Einsatz von Futteradditiven.
3. Stickstoffreduzierte Fütterung
Die stickstoffreduzierte Fütterung ist keine Neuheit und wird seit Jahren praktiziert. Aus der Sicht der Tierernährung ist es aber durchaus sinnvoll, weitere Absenkungen durchzuführen. Durch eine stickstoffreduzierte Fütterung können Stickstoffverluste verringert werden. Dies bedeutet einerseits,
dass weniger Fläche notwendig ist, um den anfallenden Wirtschaftsdünger am eigenen Betrieb gut zu verwerten, andererseits sind positive Effekte hinsichtlich Ammoniak- und Geruchsemissionen sowie folglich Tiergesundheit gegeben. Neben der Reduktion an Stickstoffverlusten können auch Kosteneinsparungen erreicht werden. Der Kostenvorteil resultiert daraus, dass der Anteil an teuren Eiweißfuttermitteln in der Ration verringert werden kann. Allerdings macht die Proteinabsenkung in der Mast betriebsindividuell nur bis zu jenem Punkt Sinn, an welchem die täglichen Zunahmen, die Futterverwertung und der Magerfleischanteil im Optimalbereich bleiben.
Fazit

Abschließend kann gesagt werden, dass durch die beschriebenen Maßnahmen nicht nur Kosten-, sondern auch Nährstoffeinsparungen erreicht und damit Verluste und negative Umweltaspekte reduziert werden können, während die Leistung gleichbleibt oder sogar verbessert werden kann. Als oberstes Ziel muss aber stets die Gesundheit der Tiere gelten, denn Gesundheit ist der beste Leistungsförderer.
