7 minute read

Der Mythos 3D-Druck – im Gespräch mit Ivoclar Vivadent

INTERVIEW Additive Manufacturing: Der Mythos 3D-Druck

Ivoclar Vivadent ist ein Branchenriese und Globalplayer mit einem umfassenden Angebot an Produkten und Systemen für Zahntechnik und Zahnmedizin. Auch mit dem Thema 3D-Druck beschäftigt sich das Unternehmen schon viele Jahre. Wie ist der neueste Stand dieser Technik? Wolfgang Weisser von der dl-Redaktion sprach darüber mit Tobias Specht, Director der Global Business Unit Labside Digital, und Steffen Deisinger, Global Head of Labside Printing.

Advertisement

dl: Was bedeutet der 3D-Druck für Ihr Unternehmen?

Tobias Specht: Der 3D-Druck ist für uns eine der wichtigsten Zukunftstechnologien für die wirtschaftliche Herstellung von Zahnersatz. Aufgrund unserer jahrzehntelangen Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von lichthärtenden Komposit-Materialien und leistungsfähigen LED-Polymerisationsgeräten ist der 3D-Druck sehr eng mit unseren Kernkompetenzen verknüpft. Wir haben in den letzten Jahren eine vermehrte Nutzung von 3D-Druckern in Laboren beobachtet. Dies ist zum einen auf den Anstieg von Intraoral-Scannern zurückzuführen, woraus sich eine Zunahme an digitalen Files im Labor ergibt, um unter anderem Modelle zu drucken. Zum anderen zeigt sich, dass es nicht immer sinnvoll ist, alle Materialien und Anwendungen zu fräsen. Der 3D-Druck ist wegen der geringeren Einstiegskosten auch für kleinere Labore interessant, um in die digitale Fertigung dentaler Anwendungen einzusteigen. Für Ivoclar Vivadent ist der 3D-Druck mit dem PrograPrint-System die logische Erweiterung des digitalen Portfolios. Es ist die perfekte Ergänzung zur PrograMill-Fräsmaschinen-Plattform.

Steffen Deisinger: Es lassen sich gewisse Objekte, beispielsweise Modelle und Schienen, aufgrund der Konstruktion besser drucken als fräsen. Fräsmaschinen sind hingegen ideal für die Fertigung von Kronen, Brücken und Implantatarbeiten aus Zirkonoxid oder Kobalt-Chrom sowie für die immer beliebter werdenden digitalen Totalprothesen geeignet. Somit kann der Zahntechniker je nach Anwendungsfall die beste Fertigungsmethode wählen. Ivoclar Vivadent bietet das Beste aus beiden Welten – nämlich PrograMill und PrograPrint.

Mit Tobias Specht, Mitte, und Steffen Deisinger, links, unterhielt sich Wolfgang Weisser von der Redaktion des dental labor

ZAHNTECHNISCHE FORTBILDUNG MIT KONZEPT

Curriculum „Zahntechnische Implantatprothetik – DGZI“

Lernen Sie modernste digitale Methoden schneller als je zuvor und werden Sie in kürzester Zeit zum CAD/CAM ImplantologieSpezialisten.

START: FRÜHJAHR 2021!

Modul 1 Implantatplanung und Vorbereitung unter funktionellen Aspekten Modul 2 Implantatinsertion, Abformung und Behandlungskonzepte, digitaler Workflow Modul 3 Digitale Versorgungsformen sowie deren Herstellung und Eingliederung, Trouble Shooting

Kursgebühr 3.990 Euro

Modul 4 Prüfung und feierliche Übergabe der Zertifikate zum

DGZI-Jahreskongress (zzgl. Prüfungsgebühr)

Für Zahntechniker oder Zahnärzte + Zahntechniker als Teamfortbildung!

Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Implantologie e.V. Geschäftsstelle: Paulusstraße 1, 40237 Düsseldorf Tel.: 0211 16970-77 | Fax: 0211 16970-66 | sekretariat@dgzi-info.de | www.dgzi.de

PrograPrint bietet laut Hersteller einen verlässlichen und hochwertigen Einstieg in die digitale Fertigung

dl: Der Markt ist buchstäblich explodiert. Viele Firmen sind auf den 3D-Druck aufgesprungen. Wie ist Ihre Einschätzung?

Tobias Specht: Der Markt von Anbietern für 3D-Drucker ist sehr groß und inzwischen auch recht unübersichtlich. Die angebotenen Lösungen sind preislich wie auch qualitativ sehr unterschiedlich. Ivoclar Vivadent ist eines der wenigen Dentalunternehmen, die ein für dentale Anwendungen maßgeschneidertes 3D-DruckSystem entwickelt haben. Andere Hersteller haben vielfach deren bestehende Anwendungsgebiete – die mehrheitlich außerhalb der Dentalbranche liegen – mit am Markt verfügbaren Materialien auf den Dentalbereich ausgeweitet. Zudem wird nur von wenigen Anbietern ein komplettes System mit Reinigung und Nachbelichtung angeboten, geschweige denn ein validierter Workflow vom Design bis zum fertigen Druckobjekt. Dabei ist zu beachten, dass das Zusammenspiel zwischen 3D-Drucker, Material und Prozess bis zur Nachbelichtung gut abgestimmt sein muss, um den dentalen Anforderungen zu genügen. Gerade im Dentalbereich sind diese Anforderungen an den Workflow und die Präzision sehr hoch. Dadurch grenzt sich das verfügbare Angebot für Zahntechniker zusätzlich ein.

Steffen Deisinger: Wir fokussieren uns darauf, genau diesen Bedarf zu decken. Das PrograPrint-System wurde speziell für die dentale Anwendung entwickelt. In der Entwicklung konnten die Kernkompetenz im Dentalbereich und die jahrelangen Erfahrungen von Ivoclar Vivadent, speziell in der Entwicklung lichthärtender fließfähiger Komposite und leistungsstarker LED-Polymerisationstechno-

logie, einfließen. Ein abgestimmtes, verlässliches 3D-Druck-System ist das Resultat.

dl: Stellen Sie bitte kurz das System vor. Was sind die Besonderheiten?

Steffen Deisinger: Das PrograPrint-System weist eine sehr hohe Präzision auf der gesamten Baufläche auf, bietet einen kompletten, validierten Workflow und ist zudem leicht und sauber zu handhaben. Ein wesentlicher Bestandteil des Systems ist die PrograPrint Cartridge Materialkartusche, die einen schnellen, einfachen und sauberen Materialwechsel ermöglicht. Als langjähriger Systemanbieter haben wir auch perfekt auf den Prozess abgestimmte Reinigungs- und Polymerisationsgeräte entwickelt. Das PrograPrint Clean Reinigungsgerät überzeugt durch einfache und übersichtliche Anwendung bei der Verwendung von Isopropanol und ermöglicht herausragende Reinigungsergebnisse. Das leistungsstarke Polymerisationsgerät PrograPrint Cure rundet das System ab. Durch die Leistungsfähigkeit der LED-Technologie sind sehr kurze Polymerisationszeiten von ein bis zwei Minuten möglich. Zudem ist es universell auch für C&B Komposite wie SR Nexco einsetzbar. Durch die individuelle Programmierbarkeit benötigen Labore künftig nur noch ein Lichthärtegerät, das sowohl 3D-Druckobjekte als auch Laborkomposite perfekt aushärtet. Das grenzt das PrograPrint-System von anderen Lösungen im Markt ab und bietet einen großen Mehrwert für unsere Kunden.

dl: Die Anforderungen an die Indikationen und die speziellen gesetzlichen Gegebenheiten eines Medizinprodukts vereinfachen den Entwicklungsprozess der Materialien nicht gerade. Welche weiteren Materialien für den 3D-Druck könnte sich Ivoclar Vivadent vorstellen?

Tobias Specht: Zum Marktstart des PrograPrint-Systems können wir drei unterschiedliche Materialien anbieten, welche bereits ein breites Spektrum an Einsatzgebieten abdecken. Bei den Materialien haben wir uns auf perfekte Prozesslösungen konzentriert. Das Ziel war, mit wenigen Materialien ein möglichst breites Spektrum an Anwendungsgebieten abzudecken. So können beispielsweise eine Schiene und eine Bohrschablone im selben Druckjob gefertigt werden.

EDELMETALLFREIE LEGIERUNGSPULVER

Erfahrungen unserer Kunden:

„Universell auf allen SLM-Anlagen anwendbar.“ „Sehr gute Fließeigenschaften.“ „Dichtes und homogenes Gefüge im Ergebnis.“ „Hervorragende Oberflächenqualität.“

Erfahren Sie hier mehr zu Anwendung und Material!

Überzeugen Sie sich! S&S Scheftner GmbH Dekan-Laist-Straße 52 D-55129 Mainz

INTERVIEW

Steffen Deisinger: Das ProArt Print Wax Material liefert in Kombination mit IPS e.max Press perfekte Pressresultate im digitalisierten Pressprozess. Es besteht beispielsweise die Möglichkeit, Objekte für das Pressen mit IPS e.max Press und IPS e.max Press Multi zu fertigen. Beim Modell-Material lag der Fokus auf der Dimensionstreue und der Stabilität bei Anwendungen wie beispielsweise tiefgezogene Schienen. Das Modell-Material weist auch eine Optik und Haptik auf, die sehr nah an einem herkömmlichen Gipsmodell liegt. Mit dem ProArt Print Splint Material ist die Fertigung transparenter Schienen und Bohrschablonen, die sich durch hohe Stabilität, Transparenz und Dimensionstreue auszeichnen, möglich. Das Material ist ein Medizinprodukt und bereits nach den neuen MDR-Richtlinien entwickelt worden. Andere Hersteller bieten für jedes Einsatzgebiet eigene Materialien, die separat zu benutzen und zu lagern sind – wir möchten das einfach und kompakt halten. Weitere Materialien und Anwendungen werden sich analog zu den Kundenbedürfnissen zeigen. Diese werden dann das System sinnvoll erweitern. Welchen Fokus wir genau setzen, kann ich nicht verraten, aber sicher ist, dass unser Angebot stetig erweitert wird.

dl: Die jetzigen 3D-Drucker sind abgeleitet von bekannten Verfahrenstechniken. Wäre es denkbar, mit dieser Technik auch einen permanenten Zahnersatz zu drucken?

Tobias Specht: Die meisten 3D-Drucker-Hersteller setzen auf die Stereolithographie. Unser PrograPrint-System basiert ebenfalls auf der Stereolithographie, konkreter der DLP (Digital Light Processing)-Technologie. Diese hat gegenüber der laserbasierten Stereolithographie den Vorteil, dass sie aufgrund der Flächenbelichtung eine erhöhte Geschwindigkeit ermöglicht. Dank der speziell entwickelten und äußerst leistungsstarken Light Engine, dem Herzstück des PrograPrint PR5 Druckers, beherrschen wir diese Verfahrenstechnologie sehr gut. Die Technologie ist somit zukunftsorientiert ausgelegt und lässt noch viele Entwicklungen zu.

dl: Ein Blick in die Zukunft: Wo steht der 3D-Druck in fünf bis zehn Jahren?

Tobias Specht: Ich denke, die Einsatzgebiete sowie das Angebot im Bereich des 3D-Drucks werden sich stetig erweitern. Die Vorteile einer Kombination aus Drucken und Fräsen wird zunehmend in den Arbeitsablauf der Dentallabore integriert. Da die Vorteile des 3D-Drucks bzw. generell der digitalen Fertigung offensichtlich sind, werden sie in den Laboren mehrheitlich Anwendung finden. Es werden sich vor allem Anbieter durchsetzen, welche die Kundenanforderungen für den Dentalbereich am besten erfüllen. Dazu zählen unter anderem verlässliche Ergebnisse, hohe Präzision und Ästhetik, hochqualitative Materialien für ihre Patienten. Zusätzlich bedarf es eines umfassenden Serviceangebots inklusive Aus- und Weiterbildung, um mit der fortschreitenden Digitalisierung Schritt zu halten. Entsprechend wichtig ist es für die Dentallabore, bereits jetzt erste Schritte in diese Richtung zu tun. Dazu bietet sich PrograPrint hervorragend an – das System bietet einen unkomplizierten, verlässlichen und hochwertigen Einstieg in die digitale Fertigung. s

This article is from: