Wirtschafts-Interview
Edwin Lingg aus Schluderns ist seit fast 15 Jahren erfolgreicher Unternehmer in Müstair. Ehrenamtlich bringt er seine Fähigkeiten als Präsident im VereinSüdtiroler Ritterspiele ein. Interview und Foto: Magdalena Dietl Sapelza
Interview mit Edwin Lingg, Firma LICO Müstair
„Es braucht jemand, der entscheidet“ Die siebten Südtiroler Ritterspiele sind Geschichte. Zufrieden? Edwin Lingg: Ja, sehr. Heuer sind sechs bis acht Prozent mehr Zuschauer gekommen. Ich schätze rund 13.000. Die genaue Auswertung fehlt noch. Seit wir die Spiele 2008 übernommen haben, sind die Besucherzahlen ständig gestiegen. Für die ersten zwei Jahre mit der Agentur „Bayern Event“ gibt es keine genauen Zahlen. Vinschgerwind:
Was hat Sie als Geschäftsmann bewogen, 2010 ehrenamtlich die Präsidentschaft zu übernehmen? Ich habe es als soziale Verpflichtung empfunden, den Verein Südtiroler Ritterspiele in die Hände zu nehmen. Wir standen 2010 vor einem Schei18 Der Vinschger Wind 18-12
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deweg. Meine Vorgänger haben ihre Sache zwar gut gemacht, doch das unternehmerische Denken hat ein bisschen gefehlt. Es hat neue Impulse gebraucht, um das Ganze auf die richtige wirtschaftliche Spur zu bringen. Damals herrschte im Dorf eine komische Stimmung und gewisse Querelen waren spürbar. Auch deshalb habe ich mich verpflichtet gefühlt. Der ehrenamtliche Einsatz ist für mich wichtig und das schon seit über 30 Jahren. Sie sprechen von einer direkten Wertschöpfung von 2,3 Mio Euro und einer indirekten von 4 Mio. Euro durch die Ritterspiele. Dazu muss ich sagen: Es gibt eine Berechnung der Handelskammer. Da sind diese Zahlen
herausgekommen. Wie, weiß ich nicht. Aber sie sind sicherlich realitätsnah. Laut eigenen Umfragen kommen 70 Prozent eigens wegen der Spiele hierher. Obwohl die Präsenz der italienische Gäste heuer allgemein zurückgegangen ist, hatten wir einen Zuwachs. Ich schätze, dass dieses Mal 60 Prozent Italiener hier waren. Es verdienen viele mit, die Vereine, die Markttreiber, der Handel. Die Zulieferer setzen meiner Schätzung nach rund 200.000 Euro direkt um. Viele Leute kommen das erste Mal hierher, mit eingeschlossen die 1300 Schausteller. Der Werbeeffekt ist also groß. Alle sind begeistert, auch vom Gelände und von der Kulisse. Es gibt nichts Vergleichbares in Europa. Das wird uns immer wieder bestätigt. Wie man erfolgreich wirtschaftet, zeigen Sie mit der Firma LICO in Müstair. Die Schweiz – ein guter Standort? Ja, seit fast 15 Jahren produzieren wir Böden, und ich habe noch keine Minute bereut. Für unser Konzept ist der Standort ideal. Wir setzen auf „Swiss Quality“. Das bedeutet Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Qualität. Damit identifiziert man die Schweiz weltweit. Südtirol ist nicht weit davon weg, nur wenn wir 500 km wegfahren, weiß keiner mehr, wo und was Südtirol ist. Dann ist es „Made in Italy“, und das ist mit anderen Aspekten verbunden. Unsere Böden gehen weltweit in 45 Staaten, beispielsweise in einen starken Markt in Russland, einen stark wachsenden Markt in China. Amerika kommt wieder langsam in Schwung. Kontakte
reichen nach Südamerika und Australien. Die Firma LICO expandiert seit Jahren, beschäftigt derzeit 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – Tendenz steigend. Keine Krise spürbar? Gott sei Dank spüren wir von der Krise derzeit nichts. Im Gegenteil, wir investieren, bauen eine Lagerhalle und haben jährlich zweistellige Zuwachszahlen. Das ist gegen den Trend, auch in unserer Branche. Für den Fall, dass es einmal schlechter laufen sollte, versuchen wir uns zu rüsten. Das Geheimnis des Erfolges? Viel Ausdauer braucht man und den Mut, Entscheidungen zu treffen. Als Firma versuchen wir innovativ und flexibel zu sein. Den Dienst am Kunden nehmen wir ernst, was wahnsinnig wichtig ist. Qualität ist heute Voraussetzung. Die Kunden schätzen unser breites, innovatives Angebot. Korkböden machen ein gutes Drittel aus. Im Sortiment sind Vinylböden, Steinböden, geflochtene Böden, Lederböden..., eine Unmenge an Produkten, darunter eine Vielzahl, die nur wir produzieren, so die digital bedruckten Böden, Steinböden. Interessant sind unsere wasserfesten Böden. Die Böden haben alle ein einfach verlegbares Klicksystem. Von den acht Produktgruppen haben wir sieben als erste weltweit eingeführt. Der Betrieb ist schlank strukturiert. Das ist unsere Stärke. Wie werden die Kunden auf LICO aufmerksam? Vielfach durch Mundpropaganda. Nur auf der Weltleitmesse für Fußböden in Hannover treten wir bisher als LICO in Erscheinung. Auf allen übrigen Messen sind unsere Kunden mit ihren Eigenmarken, die wir produzieren, unterwegs. Über die Firma Pichler treten wir nun erstmals in Südtirol als Firma LICO auf. Wöchentlich verlassen 20 beladene LKWs die Firma in Müstair. In welche Richtung fahren diese?