36 /SPEZIAL-WOHNEN/
Vinschgerwind 3-21
04.02.21
Bewusst bauen und wohnen Stefan Gruber ist Mitglied und Vorsitzender des Vereins Baubiologie Südtirol, Gabriela Palla ist ebenfalls Mitglied des Vereins. Der Vinschgerwind hat Gruber und Palla für einen Gastbeitrag gewinnen können. Herr Gruber, welche Kompetenzen hat ein Baubiologe? Baubiologinnen und Baubiologen sind in unterschiedlicher Funktion beteiligt an einem Bauvorhaben: Sie führen Abklärungen durch und können sowohl in der Planung als auch in der Ausführung von Bauvorhaben eingesetzt werden. Das konkrete Tätigkeitsgebiet richtet sich in der Regel nach dem ursprünglich erlernten Beruf. So wendet jede Berufssparte die Grundsätze der Baubiologie im eigenen Tätigkeitsbereich an. BaubiologInnen berücksichtigen in ihrer beruflichen Tätigkeit den Stand der Technik, die geltenden Normen und baubiologischen Kriterien (25 Regeln der Baubiologie), die Empfehlungen und Richtwerte, und wenden die Bauphysik und die Materialkunde nach baubiologischen Kriterien an. Sie sind informiert über Neuentwicklungen und bilden sich weiter in allen für die Baubiologie relevanten Bereichen. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst: Untersuchung des Bauplatzes Planung (Ausrichtung des Gebäudes, Grundriss- und Innenraumgestaltung, Beleuchtung, Akustik….) Lebensraumgestaltung Auswahl geeigneter Baumaterialien unter Berücksichtigung ihres Lebenszyklus (cradle to cradle, also von der Produktion zur Entsorgung und Wiederverwertung) Erhebung von Baumängeln und -schäden, Maßnahmen zu deren Beseitigung Elektrosmogmessungen und Gegenmaßnahmen Schlafpatzuntersuchungen. BaubiologInnen verfügen über ein fächerübergreifendes Wissen und erbringen für ihre Klientinnen und Klienten einen Mehrwert in Bezug auf Raumklima, Wohnkomfort und Gesundheit. Herr Gruber, worauf führen Sie die gesteigerte Nachfrage an einer baubiologischen Beratung zurück? In den letzten Jahren fand allgemein eine Bewusstseinsveränderung hin zu einer nachhaltigen Lebensweise statt. Zusätzlich hat sich die Art und Weise, unseren Wohnraum zu leben, gewandelt. Bis vor knapp einem Jahr waren viele Paare voll erwerbstätig, sie verließen das Haus am Morgen und kehrten am Abend zurück. Dort wurden dann die meisten Tätigkeiten wie Kochen, Waschen, Duschen etc. ausgeübt, wodurch innerhalb kurzer Zeit
hohe Feuchtigkeitsspitzen freigesetzt wurden. Durch die aktuellen veränderten Gegebenheiten (distance learning, Homeoffice……) wickelt sich das Leben verstärkt in den Innenräumen ab. Die oben genannten Tätigkeiten haben sich vervielfacht, die Belastung der Wohnräume ist stark gestiegen und die Anforderungen haben sich teilweise sehr verändert. Um einige zu nennen: gesteigerte WLAN-Belastung (Elektrosmog) schlechte Luftqualität (hoher CO2 und VOC-Gehalt, Luftfeuchtigkeit…..) hygienische Anforderungen an die Luftqualität unzureichende Beleuchtung der Arbeitsbereiche (Homeoffice und Homeschooling) Grundrissplanung (Schaffung von Rückzugsorten, Arbeitsbereichen….) gesteigerte Anforderungen an die Akustik im Bauwesen ökonomische Unsicherheit (z.B. zu geringe Beheizung und daraus folgende Schimmelbelastung) Frau Palla: Mit welchen Problemen werden Sie am häufigsten konfrontiert? Ganz eindeutig mit der Schimmelproblematik, und zwar sowohl in Alt- als auch in Neubauten. Hier geht es in erster Linie um die Ursachenerhebung mittels technischer Hilfsmittel und Laboranalysen und in der Folge um Maßnahmen für die langfristige Beseitigung. Wir beraten auch Menschen, die sich in Bezug auf eine Elektrosmogbelastung Klarheit wünschen. Messungen erheben die Ist-Situation, und unsere Berater zeigen Möglichkeiten zur Reduzierung der Strahlenbelastung auf. Es geht hier auch immer um den selbstgemachten Elektrosmog durch die hauseigene Elektroinstallation oder sorglose Nutzung von Mobiltelefonen, Babyphonen und Ähnlichem. Frau Palla: Wie sieht das Ganze in der Praxis aus? Wir werden zumeist von den Betroffenen über unsere Webseite kontaktiert (www.baubiologie. bz.it). Im Fall eines Schimmelbefalls ist der Weg in etwa wie folgt: Der Baubiologe prüft, um welche Art Schimmel es sich handelt und vor allem, wie er entstanden ist (Ursachenfindung). Hat das Gebäude Baumängel? Wird falsch geheizt oder gelüftet? Oder sogar beides? Dies kann anhand verschiedener Methoden überprüft werden – etwa durch
CONTAINERSERVICE & RECYCLING BAUSCHUTT • HOLZ • METALLE SPERRMÜLL • ENTRÜMPELUNGEN ELEKTROSCHROTT • GRÜNSCHNITT
GEWERBEGEBIET VETZAN 37 – SCHLANDERS Tel. + Fax 0473 742 488 – www.tappeiner.bz