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Vinschgerwind 1-17
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rich und Irmgard Astner betreiben seit mehreren Jahren einen Obstbaubetrieb in Schluderns. Im Jahr 2005 haben sie den geschlossenen Hof „Falatschhof“ gebildet. Nach langen Bemühungen ist es ihnen nun gelungen, die Hofstelle auszusiedeln, die sich vorher offiziell in einem Schludernser Wohngebiet befand. Als Standort für die neue Hofstelle war ursprünglich das Gebiet „Falatsch“ nahe der Stadt Glurns ins Auge gefasst worden, wo die Familie einen Großteil ihrer Obstbauflächen besitzt. Doch aus dem gewünschten Standort wurde trotz aller Bemühungen nichts. Die Familie entschied daraufhin im Flurgebiet „Greiter“ an der Schludernser Südflanke zu bauen, wo sie ebenfalls Grundstücke besitzt
12.01.17
und wo sich bereits ihre kleine landwirtschaftliche Garage befand. In Anlehnung an den gewünschten Standort in Glurns übernahm die Familie den Namen „Falatschhof“ (der Name Falatsch zeugt von der rätoromanischen Vergangenheit im Raum Obervinschgau). Im Frühsommer 2016 bezog die Familie Astner ihre neue Hofstelle. „Es ist für uns alle ein Neustart, ein neuer Aufbruch in jeder Beziehung“, sagt Irmgard Astner. Die Firma Architektur und Design setzte die Planung der Hofstelle bestehend aus zwei Gebäuden, dem Wohn- und dem Wirtschaftsgebäude mit den darüber liegenden Unterbringungsmöglichkeiten für die Erntehelfer um. Beide Baukör-
per wurden so auf dem Grundstück platziert, dass sie optimal zur Sonne hin und gegen den Oberwind geschützt positioniert sind. Größe und Form der Baukörper sind klar erkennbar und einzigartig in der Umgebung. Das Gebäudeensemble ist auffällig unauffällig. Erst auf den zweiten Blick ist seine Raffinesse erkennbar. Jedes Bauteil hat seine Funktion - ein typisches Merkmal aller Hofstellen. Alle Materialien und auch die Positionierung der einzelnen Räume wurden mit Sorgfalt gewählt. So sind die Haupträume zum Hofraum hin gerichtet, um größtmöglichen Überblick zu gewähren. Im Zentrum beider Gebäude entsteht so der innenliegende Hofraum. Das Hauptgebäude wurde gegenüber dem
Wirtschaftsgebäude erhöht, um so seine Erst-Stellung optisch zu festigen. Dies ist bei alten Hofstellen im Vinschgau, welche grundsätzlich über einen „Solder“ zugänglich waren, eine typische Bauweise, genauso wie das traditionelle Satteldach. Die Architektur lehnt sich an alte Formen an, wurde jedoch neu interpretiert und mit aktuellen Materialien und Glasfronten konzipiert, damit sie auch nach Jahrzehnten ihre Wertigkeit nicht verliert. Die Grundmaterialien sind im Sockelbereich des Wohngebäudes Natursteinmauerwerk, verputzte Teile, Glas, Holz und Blecheindeckung. Alle Balkone sind durch das Vordach vor Sonne und Witterung geschützt.