Vetmedmagazin 2014 04

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Porträt

Der mit den Vögeln tanzt Seit September ist Leonida Fusani Professor für Physiologie mit Schwerpunkt Ornithologie an der Vetmeduni Vienna. Der Biologe erforscht den Balztanz der Vögel und die Entscheidungsfindung bei Zugvögeln. In Zukunft wird Fusani auch die erste österreichische Vogelwarte leiten.

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ie Physiologie und das Verhalten der Vögel zählen zu den Forschungsfeldern des Verhaltensbiologen Leonida Fusani. Dabei hat er sich vor allem auf die Suche nach den evolutionsbiologischen Ursprüngen des Verhaltens begeben. Er geht einen unkonventionellen Weg und verbindet die klassische Verhaltensforschung mit Erkenntnissen aus der Hormonforschung und den Neurowissenschaften. Der gebürtige Italiener startete seine akademische Karriere vorerst als Musiker. Geboren und aufgewachsen in Florenz, studierte Fusani Klavier in seiner Heimatstadt. Nach dem Studienabschluss war der Wissensdurst des Musikers noch nicht gestillt. Als ausgebildeter Pianist begann er noch ein Studium der Biologie. Sein musikalisches Wissen öffnete ihm bald Türen auf

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Leonida Fusani widmet sich mit Herz und Seele der Physiologie und dem Verhalten der Vögel. Hier ist er mit einer Kappenammer vom KonradLorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung zu sehen.

dem Gebiet der Bioakustik und der akustischen Kommunikation bei Vögeln. Nach Diplomarbeit und Dissertation in Cambridge folgten Forschungsaufenthalte in Deutschland, Panama und den USA, wo Fusani sein Interesse für Zugvögel entdeckte.

„ Should I stay or should I go?“ Eines von Fusanis Projekten beschäftigt sich mit der Frage: Wie erkennen Zugvögel den richtigen Zeitpunkt für einen Zwischenstopp und wie finden sie den idealen Moment für den Weiterflug? Welche physiologischen Mechanismen tragen zu dieser Entscheidung bei? Fusani und seine KollegInnen untersuchen dafür sogenannte Nachtzieher. Das sind Vögel, die in der Nacht unterwegs sind und alleine ziehen. Eine Station auf der Mittelmeerinsel Ponza dient dem Biologen dabei als Forschungslabor.

Auf dieser Insel legen Zugvögel Rast ein. Wie lange die Tiere verweilen und wann sie weiter ziehen, kann so genau beobachtet und analysiert werden.

„Fettere Vögel machen kürzere Zwischenstopps, als jene mit weniger Fettreserven.“ Fusani und seine KollegInnen zeigten bereits, dass dabei das Körperfett der Tiere eine wichtige Rolle spielt. „Fettere Vögel machen kürzere Zwischenstopps, als jene mit weniger Fettreserven“, erklärt Fusani.

Tanzen als Erfolgsfaktor bei der Fortpflanzung In einem weiteren Forschungsprojekt beschäftigt sich Fusani mit dem Balzverhalten sogenannter Pipridae. Diese in den Tropen


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