FORSCHEN
vetmed 2/2020
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT
Vetmeduni Vienna stellt PCR-Testkapazitäten zur Verfügung Die Vorgabe im März war klar und unmissverständlich: Um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, gilt es, die Ausbreitung von COVID-19 einzubremsen. Dafür ist es essentiell, dass MÖGLICHST VIELE MENSCHEN GETESTET werden und rasch erfahren, ob sie positiv sind. Text: Thomas Klemm
ration sieht bis zu 270 Tests pro Werktag vor – abhängig vom Testbedarf und der Verfügbarkeit von Testmaterial.
Testkapazitäten abhängig vom Weltmarkt
Weltweit stößt man bei den Testungen an die Kapazitätsgrenzen. Auch die Veterinärmedizinische Universität Wien ist von der Verfügbarkeit der notwendigen Verbrauchsmaterialien am Weltmarkt ab24
hängig. Der große Vorteil der Vetmeduni Vienna ist jedoch, dass durch die laufende Labortätigkeit, das verfügbare Personal während der Corona-Krise und die interdisziplinäre Zusammenarbeit der ExpertInnen innerhalb der Universität die Testungen selbst durchgeführt werden können.
„Bei den sogenannten PCR-Tests (Polymerase-Kettenreaktion), die dem Nachweis des Coronavirus SARS-CoV-2 dienen, handelt es sich um Tests, die zweistufig durchgeführt werden“, erklärt Michael Hess, Koordinator des Testlabors und Sprecher des Departments für Nutztiere und öffentliches Gesundheitswesen in der Veterinärmedizin der Vetmeduni Vienna. Im aufwändigen Testverfahren wird zuerst die Nukleinsäure aus der Probe extrahiert, danach kommt es zum tatsächlichen Nachweisverfahren des Erregers. „Diese beiden Stufen werden von unterschiedlichen Leuten durchgeführt, die nahezu keinen Kontakt zueinander haben. Deswegen gibt es hier unterschiedliche Teams“, so Hess, der gemeinsam mit Till Rümenapf, Leiter des Instituts für Virologie, das akkreditierte Labor federführend aufgebaut hat. Das für die Tests zuständige Team umfasst zehn Personen und setzt sich aus ExpertInnen aus verschiedensten Bereichen zusammen. Um Kapazitäten zu schaffen, wurden aktuelle Forschungsprojekte nach hinten verschoben. «
Vetmeduni testet für Niederösterreich
„In einer Ausnahmesituation ist es gut und wichtig, verlässliche Partner zur Seite zu haben. Daher bin ich über die rasche und unkomplizierte Unterstützung durch die Veterinärmedizinische Universität Wien sehr erfreut“, verweist Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner auf eine neue Vereinbarung zwischen der NÖ Landesgesundheitsagentur und der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Koope-
Foto © Michael Bernkopf/ Vetmeduni Vienna
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in interdisziplinäres Team der Vetmeduni Vienna hat sich daher auf den Weg gemacht und unter großen Anstrengungen innerhalb kürzester Zeit ein akkreditiertes SARS-CoV-2-PCR-Testlabor für den Bedarf der Republik Österreich auf die Beine gestellt. „Wir bilden nicht nur TierärztInnen, PferdewissenschafterInnen und viele andere SpezialistInnen für Österreich aus, sondern wollen in der derzeitigen Krise auch einen Beitrag für die Gesellschaft leisten“, hob Rektorin Petra Winter hervor.
» Kooperation Till Rümenapf (links) und Michael Hess (rechts), Koordinatoren des akkreditierten Testlabors
Fotos © Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna
PCR für ein sicheres Ergebnis
» Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
Im zweistufigen Testverfahren wird die Nukleinsäure aus der Probe extrahiert, danach der Erreger nachgewiesen.