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Stahlrohre der Extraklasse

Geradezu spektakulär ist der Einsatz unserer Rohre beim Ausbau der Messe München: Mit dem Ausbau von Hallen und Conference Center ist die überdachte Ausstellungsfläche auf 200.000 m2 gewachsen. Für die hoch anspruchsvolle Dachkonstruktion der neuen Hallen lieferten wir insgesamt 867 Stahlrohre mit einem Gewicht von 424 Tonnen in höchster Qualität und Güte.

Zahlreiche Konstruktionsbüros, Ingenieure und Stahlbau-Unternehmen schätzen HFI-geschweißte Stahlrohre als wirtschaftlichere und technisch überlegenere Lösung. Unsere längsnahtgeschweißten Rohre können mit engeren Toleranzen, flexibleren Längen und einer optisch höherwertigeren Oberfläche hergestellt werden. Die Rohre ermöglichen eine Leichtbauweise mit hoher Festigkeit. Dass zusätzlich auch Gewicht gegenüber Nahtlosrohren eingespart werden kann, macht solch spektakuläre Konstruktionen oft überhaupt erst möglich!

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mit dem gleichen Ethos, die Digitalisierung voll auszuschöpfen«, erklärt Bauly. Das BIM-Modell, das sie entwickelt haben, vereint die maßgeschneiderte Geometrie des Gebäudes mit der Installation aller Arbeitspakete«. Das Maß an Gesundheits- und Sicherheits- risiken, das BAM mit Hilfe des digitalen Modells durch die Definition und das Verständnis der Arbeitsbereiche, der Arbeitsreihenfolge und der einzelnen Installationsaktivitäten beseitigt hat, ist ein wichtiger Bestandteil der Sicherheitsbilanz.

Die Modelle und die verfügbaren Informationen ermöglichten auch die Ausführung temporärer Arbeiten und die Standortbestimmung der Arbeiter, die in der Höhe arbeiteten, sowie komplizierte Kran-, Hebe- und Abbauarbeiten.

Der digitale Planungsansatz – sei es BIM oder seien es spezifische Aktivitäten im Zusammenhang mit der bautechnischen Planung – hat das Risikoniveau des Projekts während der Bauphase völlig verändert. Und die außergewöhnlichen Gesundheits- und Sicherheitsstandards des Bauunternehmens sorgten für den Schutz der Mitarbeiter auf der Baustelle.

Das 3-D-Modell des Gebäudes sorgte auch für ein sicheres Umfeld der Besucher, indem es dem Team ermöglichte, die Personenbewegungen innerhalb des Gebäudes während der Entwurfsphase virtuell zu analysieren. So konnten Staus, Engpässe und Warteschlangen bei der täglichen Nutzung identifiziert und Evakuierungsstrategien im Brandfall simuliert werden.

Der Gebäudebetreiber verwendet weiterhin eine Version dieses Modells, um künftig Brand- und Sicherheitsanalysen durchzuführen. Verwendet werden diese ebenfalls zur Evaluation der Personenbewegung bei verschiedenen Arten von Veranstaltungen, um Nutzer weiterhin zu schützen.

Eine Lektion in Sachen Lernen Das Maß an Innovation, das für die Realisierung eines so komplexen Gebäudes erforderlich war, insbesondere im digitalen Bereich, war für das Kerndesignteam ebenso wie für die weiteren beteiligten Teams mit einer großen Lernkurve verbunden. Die Arbeitsweise wurde komplett revolutioniert. Dem Team von Buro Happold lag viel daran, die Erkenntnisse aus dem Projekt weiterzugeben, um der Industrie zu helfen, sich weiterzuentwickeln und von einem rechnergestützten Ansatz im Ingenieurwesen zu profitieren. »Eine Lösung für ein Problem ist nur dann nützlich, wenn sie geteilt wird. Wir konnten diese Lösungen in Form eines geschriebenen Codes festhalten, was bedeutet, dass sie angepasst und bei einem anderen Projekt wieder verwendet werden können«, erklärt Bauly.

Die Funktionen, die für das Museum of the Future entwickelt wurden, sind für alle über ein von Buro Happold entwickeltes Open-Source-Framework zugänglich. Es handelt sich um das Buildings and Habitats Object Model, auch bekannt als BHoM. Dies ist ein branchenweites »computational« Projekt, das eine bessere Zusammenarbeit zwischen Fachleuten der Bauindustrie fördern soll.

Das Museum of the Future zeigt, was mit einem digitalen Ansatz erreicht werden kann, mit Prinzipien, die Mensch und Planet in den Vordergrund stellen, und bietet einen Einblick in die aufregende Zukunft des gesamten Gebäudedesigns.

WEItErE INformatIoNEN Buro Happold D-10717 Berlin Tel.: +49 (0)30/ 860 9060 berlin@burohappold.com www.burohappold.com

Ein gediegenes Kurbad muss keine spaßfreie Zone sein, und auch mitten in historischen Stadtzentren können große Bäderanlagen rehabilitiert werden. Beides beweist das am alten Standort völlig neu errichtete ParacelsusBad in Salzburg. Salzburger sind traditionsbewusst. Und weil hier auch baulich nichts übers Knie gebrochen wird, dauerte es rd. drei Jahrzehnte, bis das alte Kurbad aus den 1950er-Jahren tatsächlich durch ein neues Paracelsus-Bad ersetzt war.

Berger+Parkkinen Paracelsus-Bad in Salzburg

Lage

Zwischen der Salzach und einer gründerzeitlichen Bebauung und am Rande des Parks von Schloss Mirabell gelegen, trägt der Neubau von Berger+Parkkinen durchaus schwer an der Last seiner historisch-städtebaulichen Verantwortung. Er schließt auf der Nordwestseite den historischen Straßenraum, fügt sich mit seinem Volumen in die Nachbarschaft ein – und bleibt mit den umlaufenden Keramiklamellen formal dennoch strikt zeitgenössisch.

Kerzengerade und eindrucksvoll Wer den im Grunde maßstabslos entworfenen Monolithen betritt, der steht vor einem über vier Geschosse aufragenden Treppenhaus. Auf der Talsohle des Haupteingangs aufzubrechen, kommt der Besteigung eines mittelschweren Alpengipfels gleich. Denn die eigentlichen Becken des Bades sind nicht auf der Eingangsebene angelegt. Der Gast findet sie im obersten Geschoss. Auf dem Weg nach oben passiert man die diversen ärztlichen Praxen und Therapiebereiche – um auf dem Hochplateau schließlich ein echtes Familienbad zu finden. Über den verschiedenen Wasserbecken spannt sich ein Himmel mit einer dramatisch gewölbten stählernen Wolke. Die abgehängten Keramikkörper verdecken die dahinter liegende Haustechnik und die effektiven Schallabsorber. Denn darunter geht es auch bei maximaler Dichte leise zu. Ruhe suchende Kurgäste werden nicht mit Spaßbäderlärm malträtiert, und auch die sonst übliche fröhlich-kunterbunte Farbpalette sucht die Besucherschaft vergeblich. Alle Oberflächen wurden in Farben gehalten, die beinahe spätklassizistisch zwischen hell- und dunkelgrau changieren.

Die perfekte Welle Beim Neubau des Paracelsusbades wurde die Firma Perchtold Trockenbau Gmunden GmbH beauftragt, die abgehängten Keramik-Alu-Lamellendecken samt den dahinterliegenden Akustikbaffeln auszuführen. Aufgabe war es, eine abgehängte schwimmbadtaugliche Decke in Wellenform inklusive Akustikabsorber herzustellen.

Die abzuhängenden Elemente bestehen aus einem eigens konstruierten, stranggepressten Aluminium-Profil mit eingeschobenem Keramikelement. Diese wurden mit individuell angefertigten Stahlseilen an unterschiedlichen Untergründen befestigt.

Für das Perchtoldteam war dies eine besondere Herausforderung, da sämtliche Seil- und Elementlängen auf Grund der perfekten 3-D-Planung angefertigt werden mussten.

Besonders hervorzuheben ist dabei das Partnerunternehmen ICC Fassadentechnik aus Mondsee, das durch sein Know-how und die Fähigkeiten in der 3-D-Planung sowie bei der Montage der Alu-Lamellen maßgeblich zum Erfolg des gesamten Projektes beitragen konnte.

»Das ist die perfekte Welle!«

Zu Beginn gaben wir einen 3-D-Scan vom Innenraum des Gebäudes in Auftrag. Die daraus resultierende Punktwolke war die Basis für die weitere Detailplanung sämtlicher Einzelteile. Der nächste Schritt bestand darin, die Seile in der tatsächlichen Länge zu zeichnen, da bei nahezu 4.000 Stück Abhängungen eine Vor-Ort-Maßnahme nicht möglich gewesen wäre. Mit Hilfe dieser Punktwolke hatten wir nun die tatsächlichen Abhänghöhen zwischen 3 m und 15 m, und danach konnten wir die Seile ausrichten.

»Sämtliche Vorgaben des Generalplaners sowie der Architekten wurden dabei umgesetzt!« 400 m² Pinta Acoustic-Absorber mussten an diverse Stahl- und Betonflächen geklebt und 2.000 Stück abgehängt werden. Die Schwierigkeit dabei war, dass bereits 4.000 Stück Seile der Keramik-Alu-Lamellendecke montiert waren.

Die größte Aufgabe war, die Montagepunkte der Seile vom Plan in die Realität zu übertragen. Hierfür wurde ein Speziallaser verwendet, der es ermöglichte, über ein Prisma die Befestigungspunkte an der Decke zu markieren.

Ein einzelnes Element der KeramikAlu-Lamellendecke wog je nach Länge um die 10 kg, was die Montage nicht gerade erleichterte.

Durch das Nachjustieren der Seile und der Positionen der Elementstränge zueinander ergab sich schlussendlich die einzigartige Wellenform. Darauf abgestimmt zeigen sich auch die eingesetzten Türen und Tore von Hörmann. Die stumpf einschlagenden (STS) und gefälzten (STU) StahlObjekttüren sind in hellen Grau- und Beigefarbtönen gehalten. Die hochwertigen Türen werden dort verbaut, wo eine Stahlblechtür zum Tragen kommen soll, der gestalterische Aspekt aber eine wichtige Rolle spielt. Die stumpf einschlagende Variante schließt beispielsweise bündig mit der Zarge ab. Vor allem sorgen die Türen für die Sicherheit im Gebäude, gerade, was die Fluchtwege angeht. Türen werden in solchen Situationen ganz unbewusst erst einmal als Hindernis wahrgenommen. Damit sie sich ohne größere Einschränkung schnell und sicher öffnen lassen, wurden die STS/STU Stahl-Objekttüren mit dem Stangengriff EPN 90 als Panikverschluss versehen. Betätigt man ihn, öffnen sich selbst abgeschlossene Türen sofort und ohne größere Kraftanstrengung. In Abschnitten, wo keine Fluchtwege nötig waren, trennt ein Feuerschutz-Schiebetor im Brandfall die Bereiche voneinander ab.

Gelungener Spagat

Berger+Parkkinen gelang es, beim Entwurf des neuen Paracelsus-Bades zwei eher unvereinbare Bauaufgaben mitei-nander zu versöhnen. Der schwierige Spagat zwischen einem öffentlichen Freizeitbad und einer ruhigen Kuranstalt für ein gesetzteres Publikums gelingt auf diese Weise ebenso souverän wie der städtebauliche Ausgleich zwischen historisch hoch verdichteter Nachbarbebauung und einer Moderne, die den WeltkulturerbeStatus der Stadt respektiert, ohne sich dabei devot wegzuducken. »In Österreich wurde noch kein vergleichbares Deckenprojekt realisiert.« Das macht uns mit dem gesamten Verarbeitungsteam stolz und zeigt, wohin die Zukunft gehen kann: Innovation, Mut und Pioniergeist zahlen sich aus, und so können unsere Unternehmen in Zukunft ihren Fortbestand sichern. Beim B+M Award 2019 in der Kategorie Deckengestaltung gewann die Perchtold Trockenbau Gmunden GmbH den 1. Platz.

BauHErr Stadtgemeinde Salzburg, KKTB Kongress, Kurhaus & Tourismusbetriebe Salzburg arcHItEkt Berger+Parkkinen Architekten, ZT GmbH, Wien

ÖrtlIcHE BauaufSIcHt pm1 projekt management, planen und bauen gmbh, Salzburg; RVP Rudolf & Vier Partner, Graz kEramIk-akuStIk-DEckE Perchtold Trockenbau Gmunden GmbH, Gmunden

BraNDS cHutztÜrEN Hörmann KG, Steinhagen

TOM Almhütte

Ein besonderer Bau in den Alpen

Die Almhütte wurde auf 1.165 m Seehöhe in Massivbauweise errichtet.

Die größte Herausforderung war sicherlich die Lage der Baustelle, welche nur über eine einspurige Bergstraße erreichbar war. So musste man einige Teile, wie z. B. die 1,25 m hohe und 37 m lange Firstpfette, in mehreren Teilen auf die Baustelle transportieren. Ebenso mussten die Teile für den Zoom Room, welche einen Großteil des Hauptdaches bilden, mittels Spezialtransporten auf die Baustelle geliefert werden.

Für das Bauvorhaben wurde zudem ein eigener Hochbehälter für die Wasserversorgung der Almhütte und der beiden neu errichteten Bergstationen gebaut.

Gebäudekonzept

Die Almhütte weist im Kellergeschoss neun Personalzimmer, einen Umkleideraum, einen Aufenthaltsraum, Lagerräumlichkeiten sowie Technikräume auf. Ebenso befindet sich im Keller der Almhütte der Tankraum in welchem 6.000 l Bier vorübergehend ihren Platz finden. Im Erdgeschoss sind die Küche, Bar, WC-Anlagen und ein Gästebereich mit dazugehöriger Aussenterrasse entstanden. Das Obergeschoss verfügt über einen Gästebereich, eine Bar und ein sogenanntes Sunken Sofa (Gästebereich für ca. 20 Personen plus Band – 80 cm tiefer gelegen als das restliche Obergeschoss).

Das Sunken Sofa wurde mittels einer eigens angefertigten Stahlkonstruktion errichtet (Gesamtgewicht 2,3 t), welche mit einem Autokran durch das geöffnete Dach (Der Großteil des Hauptdaches wurde als mobile Glasüberdachung ausgeführt, welche komplett unter den fixen Teil des Hauptdaches gefahren werden kann. Öffnungsbreite des Hauptdaches:16,00 m) ins Gebäudeinnere gehoben wurde. Ebenso ist anzumerken, dass das Hauptdach unterseitig komplett mittels Altholzschalung im Fischgrätmuster ausgeführt wurde.

Für die Fassengestaltung waren großzügige Glasflächen, Altholzschalung und eine Kunststeinfassade im Erdgeschoss vorgesehen.

Beheizt wird die Almhütte mit einer Stückholzheizung, wobei in Stoßzeiten eine elektrische Heizung zugeschaltet werden kann. Dafür erhielt die südwestseitige Dachfläche eine PVAnlage.

Besondere Herausforderung

Ein Projekt im alpinen Kontext ist immer sensibel. In diesem Fall wurden die Natrun Seilbahnen ausgebaut und verlängert. Am gemeinsamen Endpunkt der beiden Bahnen sollte ein neuer Gastronomiebetrieb entstehen.

Der Ausbau der alpinen Infrastruktur steht dabei immer im Spannungsfeld verschiedenster Akteure, die teilweise völlig konträre Wünsche haben. Wichtig war, ein Ensemble zu den nebenanliegenden Stationen der Bergbahnen zu finden und ein harmonisches Erscheinungsbild zu kreieren. Neben der exponierten Lage war bereits die Baustellenlogistik eine große Herausforderung, da der Güterweg nur als Einbahn zu befahren ist und jeder Transport abgestimmt werden musste. Während der Bauzeit gab es auch keine Wasserversorgung, und man musste sich mit Wassercontainern behelfen.

Vorgabe des Bauherrn war natürlich, den atemberaubenden Ausblick in die Berge und Natur zu gewähren. Alle Gäste sollten diesen genießen können. Daher wurde die große Glasfassade entworfen, welche in den Sommermonaten komplett aufgeschoben werden kann, damit man »im Freien« sitzen kann.

Architektur mit Stahl und Glas

Bei der Almhütte TOM haben die gute Zusammenarbeit aller Akteure und das visionäre Feingespür des Bauherrn Tom Schwaiger, wie wir glauben, zu einem sehr guten Ergebnis geführt. Die Offenheit auf allen Seiten hat zum Gelingen des Projektes wesentlich beigetragen. Der Entwurfsprozess war vergleichbar mit einem Pendel, das zwischen den Vorstellungen des Bauherrn und des Planers hin und her schwang, bis im finalen Entwurf das Pendel im Zentrum stehen blieb. So ist eine Kombination aus Ästhetik und Funktionalität entstanden, die verbunden bleibt mit den Bautraditionen des ländlichen Raumes und gleichzeitig Weltoffenheit und Mut zu Neuem widerspiegelt. Das Gebäude richtet sich an Touristen und Einheimische gleichermaßen.

Stahl und Glas als bestimmende Materialien © edertom GmbH & CoKG

Sämtliche Materialien sind aus der Umgebung wie das verwendete Altholz, der Naturstein und die Beläge. Diese sind bezeichnend für die traditionelle Architektur im Pinzgau. Daß auf den Brandschutz samt ausreichender Fluchtwege besonders eingegangen wurde, ist verständlich. Wichtig ist bei traditionellen Bauten stets eine gradlinige Formensprache beizubehalten. Klare Konzepte mit entsprechender Materialauswahl verschaffen einerseits den architektonischen Anspruch und andererseits auch die gewünschte Identität mit der Umgebung.

Ein Projekt ist gelungen, wenn sich die Benutzer mit der Architektur identifizieren können. Die Almhütte TOM lädt mit seinen vielschichtigen Räumen auf jeden Fall dazu ein.

WEItErE INformatIoNEN

Almhütte TOM edertom GmbH & CoKG A-5761 Maria Alm Tel.: +43 (0)676/7773586 alm@edertom.com www.edertom.com arcHItEkt MAB Kaprun

INNENarcHItEktur / HolzBau Martin Hirschbichler, HiRSCH iD Interiordesign

Als die Stadt Posen sich 2020 entschloss, ihren Rynek Łazarski neuzugestalten, hatte sie nicht mit dem Schatz gerechnet, den er offenlegen würde. Rund fünfhundert Artefakte grub man im Laufe der Baumaßnahme aus, darunter Jugendstilfliesen, Gewichte und Manschettenknöpfe. Die Gegenstände sind über 100 Jahre alt und zeugen davon, dass auf dem Lazarusmarkt, so der deutsche Name, bereits früher ein reges Markttreiben herrschte.

formTL Platz an der Linse in Posen

Kissendach

Ein solches Markttreiben gibt es heute wieder. Denn ein großes kreisrundes Kissendach schützt seit 2021 Markttreibende vor Witterung und lädt Passanten zum Einkaufen und Verweilen ein. Die Konstruktion gibt dem Ort eine Identität wieder, die jahrelang verloren schien, da sich die Marktstände unter einem Zelt und so mit dem Platz nur wenig in Verbindung gebracht wurden. Das gebaute Ergebnis geht auf den Entwurf des ortsansässigen Architekten Jacek Bułat und des Breslauer Tragwerksplaners Andrzej Kowal zurück.

Sie entwarfen ein helles und offenes, gleichzeitig witterungsgeschütztes Areal von rd. 2.400 m² überdachter Fläche; 55 m beträgt der Durchmesser der neuen Konstruktion und ist damit eines der bisher größten als Ein-KammerSystem konzipierten Foliendächer. Getragen wird das Kissendach von einem rd. 6,3 m hohen Stahlträgerrost, in den ein äußerer, ein mittlerer und einen innerer Ring eingebettet sind. Der Rost selbst wird gebildet aus orthogonal verlaufenden Kastenprofilen mit biegesteifen Anschlüssen an Rundrohr-Stützen. An den drei Ringen schließen mittig die pneumatischen zweilagigen ETFE-Folienkissen an. Die Tragwerks- und Werkstattplanung dieser transparenten Bauteile sowie der Schnittstellendetails verantwortete das Büro formTL.

Perspektive © formTL

Zwei »Kissen«

Es gibt ein äußeres umlaufendes Kissen mit einer Spannweite von rd. 13,5 m und ein inneres mit einer maximalen Spannweite von etwa 17 m. Das Besondere an diesem Kissen ist, dass es sich wegen der außerzentrischen Anordnung des inneren Rings an zwei Enden auf weniger als 1 m verjüngt. Weil ETFE-Folien nur eine gewisse Spannweite zulassen, werden Großkissen durch sogenannte Seilscharen aus Edelstahl gestützt. Dadurch lassen sich die äußeren Lasten sicher in die Randträger ableiten. In der Überdachung am Rynek Łazarski haben die Seile einen Durchmesser von 12 mm sowie untereinander einen Mindestabstand von ca. 1,8 m im äußeren und 77 cm im inneren Kissenring. Radial angeordnet vergrößert sich dieser Abstand auf maximal 3,5 m an dessen jeweiligem äußeren Rand. Das äußere Kissen besteht aus vier mit Klemmprofilen gestoßenen Einzelfeldern; die Folien selbst sind, parallel zu den Folienseilen, radial zugeschnitten. Weil die Stützen des Trägerrosts die Kissenunterseiten durchdringen, wurden die Folien an diesen Stellen ausgespart. Drei Gebläsestationen versorgen die Kissen mit einem Gesamtvolumen von 5.150 m³ mit Stützluft. Die Luftleitung verläuft innerhalb eines Trägers und durch die Stege des mittleren Rings.

Dank der guten Abstimmung zwischen Planungs- und Baubeteiligten verlief die Fertigung und Montage der bis zu 1.780 m² großen Folienkissen einwandfrei. Die an einem Mock-up getestete Bedruckung auf der unteren Kissenlage sorgt in dem fertigen Dach für ausreichende Verschattung. Gleichzeitig ist der Blick in den Himmel frei und ermöglicht den Menschen auf dem Rynek Łazarski einen angenehmen Aufenthalt.

WEItErE INformatIoNEN formTL ingenieure für tragwerk und leichtbau gmbh D-78315 Radolfzell Tel.: +49 (0)7732/9464-0 info@form-TL.de www.form-TL.de

BauHErr Stadt Posen, Poznan arcHItEktEN Jacek Bułat, Poznan ENtWurfSplaNuNG tra GWErk uND folIE P.P.H.U. Andrzej Kowal, Jedrzejów tra GWErkS- uND WErkStattplaNuNG DEr SEIlumSpaNNtEN kISSEN uND DEr ScHNIttStEllENDEtaIlS formTL ingenieure für tragwerk und leichtbau gmbh, Radolfzell

GES amtauSfÜHruNG folIENkISSEN Temme // Obermeier GmbH, Rosenheim

Regionalparkturm Weilbach

Landmarke und Aussichtsturm für den Regionalpark RheinMain

Wer die 170 Stufen auf die Aussichtsplattform in 27 m Höhe erklommen hat, der wird mit einem grandiosen Ausblick in die Region belohnt. Nicht nur dank seiner durchsichtigen Plattform im Boden des Auslegers ist der Turm eines der ganz besonderen Regionalpark-Erlebnisse. Einmal erklommen, kann man den Blick zum Frankfurter Flughafen, zur Frankfurter Skyline oder – über die Autobahn und Hochspannungsleitungen hinweg – zum Taunus bis weit in die Ferne schweifen lassen. Auf einem Panoramabild an der Umrandung der Plattform werden die in der Ferne erkennbaren Aussichtspunkte näher erklärt.

Aussichtsturm

Nahe dem Regionalpark Portal Weilbacher Kiesgruben entstand 2012 ein Turm, von dessen Aussichtsplattform man einen Überblick über die Kiesgrubenlandschaft bei Flörsheim-Weilbach und die Fortschritte bei der Renaturierung der ehemaligen Kiesabbauflächen hat. Im Osten erkennt man den

Flughafen Rhein-Main und die Skyline Frankfurts, im Norden die Hangkanten des Taunus.

Neben seiner Funktion als Aussichtspunkt hat das Bauwerk den ausdrücklichen Zweck, als Landmarke von Weitem gut erkennbar auf das Ensemble Naturschutzhaus und Besucherzentrum hinzuweisen.

In der weitgehend flachen Landschaft im Außenbereich von Siedlungsflächen soll der Turm Merkzeichen und Symbol für die mit dem Regionalpark RheinMain verbundenen Gedanken sein.

Konstruktionszeichnungen

Der Aussichtsturm ist als Großfigur angelegt, die Assoziationen im Bereich der Naturformen nahelegt, ohne jedoch eine ins Überdimensionale vergrößerte Pflanzen- oder Tierplastik zu sein. Es ist Ziel der Formgebung, die möglichen Bilder in der Vorstellung der Betrachter so weit offen zu halten, dass verschiedene Deutungen möglich sind, beispielsweise die einer Knospe, oder von Blütenblättern.

Der Turm solle in seiner Erscheinung einerseits deutlich über die Gestalt eines normalen Aussichtsturms hinausgehen, andererseits aber auf keinen Fall mit den oft platten Zeichen und Symbolen wie Schilder und Masten mitspielen oder konkurrieren.

Das Bauwerk besteht aus einem inneren Treppenturm und einer äußeren, halbdurchlässigen und plastisch geformten Hülle. Die Treppenanlage ist eine verzinkte Stahlkonstruktion. Sie dient der Erschließung der Aussichtsplattform in rd. 27 m Höhe und ist der konstruktive Kern, an dem die äußeren Hüllflächen befestigt sind. Schon von weitem ist der Turm erkennbar und erfüllt neben seiner Funktion als Aussichtsplattform auch den Zweck einer Landmarke.

Die Verkleidung ist auf einer Unterkonstruktion befestigt, die auf der tragenden Bodenplatte aufsteht und die senkrechten Lasten direkt in die Fundamentplatte ableitet. Alle anderen Lastfälle (Winddruck, Windsog, usw.) werden über die Befestigungen am tragenden Treppenturm abgeleitet. Die Unterkonstruktion der »Knospenblätter« ist eine Stahlkonstruktion, die ebenfalls am zentralen Turm montiert ist. Alle Flächen der Außenhülle sind geometrisch eben, jedoch in verschiedenen Winkeln zueinander angeordnet.

Es wurde das Erscheinungsbild einer visuell halbdurchlässigen Außenhaut angestrebt, die die plastische Figur des Bauwerks schon von Weitem erkennbar macht, aber beim Begehen der Treppenanlage einen Sichtkontakt nach Außen zulässt und für die notwendige Helligkeit im Bereich der Treppenstufen sorgt. Die äußere Hülle ist deshalb aus lamellenartigen Einzelstäben zusammengesetzt, deren Abstand je nach statischen und optischen Bedürfnissen kleiner oder größer ausfallen.

Bei der Verkleidung handelt es sich um Lärchen-Kanthölzer von 10 cm × 10 cm, die im Abstand von 4 cm (im Mittel) auf eine Unterkonstruktion aus demselben Material geschraubt sind. Der Aussichtsturm hat eine Blitzschutzanlage, die Fundamenterder sind in die Bodenplatte mit eingebaut.

Die Beleuchtung der Turmspitze ist an Auslegern im Bereich der Aussichtsplattform angebracht. Die Stromversorgung erfolgt über eine Erdleitung vom Regionalpark-Haus. Dort befindet sich auch die Unterverteilung und Strommessung.

2013 verlieh die Gruppe Wiesbaden des Bundes Deutscher Architekten (BDA) dem Regionalparkturm die Johann-Wilhelm-Lehr-Plakette für ausgezeichnete Architektur in Hessen.

BauHErr

Regionalpark RheinMain Pilot GmbH, Flörsheim arcHItEkt

Peter Karle Architekten, Darmstadt tra GWErkSplaNuNG

ProfessorPfeiferundPartner, Darmstadt

StaHl- uND mEtallBau

Wurst Stahlbau GmbH, Bersenbrück HolzDacH

Ing.-Holzbau Krogmann GmbH, Lohne