Schlossallee Oldenburg 05-2014

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Szene Porträt | Seite 32

Alles aus Originalsteinen der Huder Grundschule gebaut: Die neue Eventscheune fügt sich optisch perfekt in ihre Umgebung ein.

baue gerade ein Bauernhaus aus alten Materialien, das sich dafür eignen könnte. Gleich am nächsten Tag rief ich seinen Vater an und wir wurden uns einig.“ Direkt neben dem ehemaligen Landgasthof „Nordholzer Krug“ hat Heiko Aschenbeck ein Fachwerkgebäude mit dem Ständerwerk eines alten Bauernhauses von 1828 aus Tweelbäke und per Hand abgeklopften Mauersteinen der ehemaligen Huder Grundschule gebaut. Es sieht tatsächlich aus, als stehe das Gebäude schon ewig dort. Michael Niebuhr führt mich herum. Der alte Gasthof wird als „Nordenholzer Hof“ nun in ein Restaurant, Landcafé und Hochzeitshaus verwandelt. Michael Niebuhr lässt die alte Theke und die Sitzecken durch modernes Mobiliar ersetzen. Hier können sich Tagesgäste eine Auszeit nehmen, deftige Kleinigkeiten oder hausgebackene Kuchen essen und sich erfrischen. Im hinteren Teil entsteht ein Restaurant mit deutscher, französischer und italienischer Landküche – es soll Mitte November eröffnet werden. Unterm Dach gibt es einen Seminarraum und drei Wohnungen, 11 Betten inklusive einer Hochzeitssuite. Michael Niebuhr wohnt mit seiner Familie auch im Haus und, nach etwas Überredungskunst, dürfen wir einen Blick in die Wohnung werfen: Es hat, wie auch die anderen Apartments, einen hellen, freundlichen und modernen Charakter. „Wir sind hier im Mai eingezogen“, so Niebuhrs Lebensgefährtin Julia von Häfen, die uns mittlerweile mit der kleinen Tochter Emilia begleitet. Fünf Wochen ist die Kleine jung – was, wenn ich mir die junge Mutter so anschaue unglaublich ist. Sie hat das vollbracht, was sich die meisten Frauen nur wünschen: Man sieht ihr die Geburt nicht an. Julia von Häfen betreut und organisiert die Ferienwohnungen. Zum „Nordenholzer Hof“ gehört außerdem noch „Aschenbecks Feldvilla“, die etwas abseits liegt. Wir spazieren den wunderschönen Feldweg dorthin. Hier können Picknicks, Trauungen mit freien Rednern und ländliche Feste veranstaltet werden. Die alte Scheune ist eine tolle Kulisse für romantische Fotos, genau wie der nahegelegene See.

zwei Jahre. Aber die Arbeit und das Miteinander waren nicht so schön“, erinnert sich Michael Niebuhr und fügt grinsend hinzu: „Und die Arbeitszeiten waren auch nicht so toll.“ Den Schritt zur Kochlehre hat er eigentlich einem Freund und dem Zufall zu verdanken: Als er mit besagtem Freund an den damaligen Bahnhofsgaststätten, der heutigen Klinkerburg, die von den Eltern des jetzigen Chefs Andreas Schnegelsberg betrieben wurden, vorbeikam, schlug ihm sein Freund spontan vor, sich einfach mal für eine Kochlehre zu bewerben. Michael Niebuhr fragte nach, doch die Antwort war nicht sehr motivierend: Der Küchenchef Bernhard Ahrens habe gerade keine Zeit, Niebuhr solle seine Adresse und Telefonnummer aufschreiben. „Das habe ich getan, aber mir keine großen Hoffnungen gemacht“, erinnert sich der Unternehmer. „Zwei Tage später rief der Chef dann aber tatsächlich an und fragte, ob ich Lust auf ein Gespräch hätte.“ Die Chance habe er sich natürlich nicht entgehen lassen. „Was soll ich sagen: Sie haben mich genommen. Ich bin also durch Zufall, oder vielleicht Schicksal, zum Kochen gekommen.“

Den Schritt zur Kochlehre hat er einem Freund zu verdanken

Vom Bäcker zum Koch Mich interessiert, warum ein junger Mann sich dazu entschließt, Koch zu werden. „Eigentlich habe ich zunächst Bäcker gelernt –

Mit Schneebesen und Kochtopf Nach der Ausbildung kamen einige Wanderjahre, z. B. Berlin, Potsdam, Baiersbronn, und danach wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit – am ersten Oktober vor 10 Jahren. „Mit einer „Ich-AG“, das war damals total angesagt.” Bei der Ich-AG konnte man sich aussuchen, ob man auf sechs Monate gehen will, mit viel Einzahlung oder auf eineinhalb Jahre. „Ich habe nur für sechs Monate Förderung beantragt, denn ich habe an meinen Erfolg geglaubt“, berichtet Michael Niebuhr. Und nicht nur er: Anne Cordes, die Chefin der Bäckerei Janssen, bot ihm an, in einer ungenutzten Backstube einen Catering-Service aufzubauen und einen Mittagstisch für die Gäste in ihrem Café zu kochen. Doch da gab es einen kleinen Haken: Einen Schneebesen und einen Topf – mehr hatte Niebuhr zu dieser Zeit nicht. Er lieh sich Geld und investierte in einen professionellen Gastronomie-Herd. Doch nach zwei Monaten ging das Geld zur Neige. „Ich saß auf der Treppe und habe


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