Digitaler Wandel

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PODIUMSDISKUSSION: WIE GEHT ES WEITER? Ausgangspunkt der Podiumsdiskussion waren die Ergebnisse aus den vier Workshops. DISKUTANTiNNEN: MAG. GERHARD BRÖTHALER, MBA BEREICHSLEITER INFORMATION DER ARBEITERKAMMER WIEN MAG. A IRIS KRASSNITZER, GESCHÄFTSFÜHRERIN DES ÖGB-VERLAGS PETER SCHLEINBACH, BUNDESSEKRETÄR DER PRODUKTIONSGEWERKSCHAFT MISCHA TERZYK, JUGENDVERTRETER DES GEWERKSCHAFTSDACHVERBANDS ­I NDUSTRIALL MODERATION: STEFAN HURT, LANDESSEKRETÄR DER GEWERKSCHAFT VIDA WIEN

Telearbeit und Crowdworking haben massiv die Arbeitswelt verändert. Was können wir tun, um die davon betroffenen Menschen einerseits zu erreichen und andererseits zu organisieren? Peter Schleinbach: Das Geschäftsmodell von Gewerkschaften lautet: Menschen kollektivieren. Wir müssen jedoch lernen, dass Interessen zunehmend in unterschiedliche Segmente verfallen, etwa die Individualisierung von Lebenswünschen. Vieles, das wir heute diskutieren, klingt unglaublich neu, ist es aber nicht. In der Textilindustrie hat es vor rund 130 Jahren viele HeimarbeiterInnen gegeben. „Home­ office“ ist über hundert Jahre alt! Das Heimarbeitsgesetz auch für digitale ArbeitnehmerInnen auszudehnen wäre durchaus möglich. Ein wichtiger Ansatz ist auch, dass typisch atypisch Beschäftigte einen arbeitnehmerInnenähnlichen Status erhalten. Damit wären viele Themen vom Tisch. Was ich euch versprechen kann: Es geht unglaublich schnell, all die Forderungen, die auf dieser Veranstaltung entstehen, umsetzen zu müssen. Bereitet euch vor! Wie kann der Arbeitsplatz der Zukunft eingeschätzt werden? Wird es zukünftig noch Bereiche geben, in denen wir mit der Hand produzieren und Dienstleistungen erbringen? Iris Kraßnitzer: Ich sehe vor allem zwei Entwicklungen: einen weiteren Schub an Automatisierung und die örtliche und zeitliche Entgrenzung. Homeoffice, Clickwork und Crowdwork nehmen zu. Das wird uns oft als Freiheit verkauft, doch das große Risiko ist die Entmenschlichung im Betrieb. Ein Beispiel: Eine Bank wurde komplett umgestellt. Niemand der Beschäftigten hat mehr einen Schreibtisch, nur der Manager. Damit geht die soziale Einbindung der ArbeitnehmerInnen ins Unternehmen verloren. Wenn wir die Arbeit in der Hosentasche immer dabei haben, verursacht das mitunter Stress und führt zu psychischen Belastungen. Arbeitszeiten sind ein wichtiger Aspekt in der Diskussion, dafür braucht es einen rechtlichen Rahmen. Es gibt Horrorszenarien, wie zukünftig nur bei einem Roboter einkaufen zu können oder sich von einem ­Roboter die Haare schneiden zu lassen. An diese vollständige Entmenschlichung glaube ich nicht, obwohl es bereits Roboter gibt, die in Spitälern operieren. Ich glaube schon, dass es spürbare Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt geben wird. Ebenso glaube ich, dass wir das nützen müssen, zum Beispiel

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