Vorschau Verbrecher Verlag Frühjahr 2016

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VERBRECHER VERLAG

Karsten Krampitz

1976 Die Ausbürgerung Biermanns und die Selbstverbrennung des Pfarrers Brüsewitz jähren sich zum 40. Mal

KARSTEN KRAMPITZ

1976 Die DDR in der Krise

Karsten Krampitz 1976 Die DDR in der Krise Essay Broschur ca. 140 Seiten, 18 € ISBN 978-3-95732-145-9 Erscheint im Januar 2016 Auch als E-Book erhältlich

Es hätte so schön sein können: Vor vierzig Jahren wurde der Palast der Republik eröffnet. Bei den Olympischen Sommerspielen in Montreal errang die DDR vierzig Goldmedaillen, der »Arbeiter- und Bauernstaat« war zur olympischen Weltmacht aufgestiegen. Erich Honecker löste Willi Stoph im Amt des Staatsratsvorsitzenden ab und war nun auch nominell der erste Mann im Staat. Und doch war das Jahr 1976 eine Zäsur in der Geschichte der DDR. Ein Erosionsprozess nahm seinen Anfang, der schließlich den SED-Machtapparat einstürzen ließ. Denn Erich Honecker hatte im Frühjahr nichts Besseres zu tun als eine Anthologie zu verbieten: »Berliner Geschichten«, herausgegeben von den Schriftstellern Ulrich Plenzdorf, Klaus Schlesinger und Martin Stade. Evangelische Bischöfe stritten über das Programm im Vorfeld des IX. Parteitags der SED. In Ostberlin ätzte Santiago Carrillo gegen Breschnews »Betonkommunismus« – und im SED-Zentralkomitee zeigte man sich entsetzt, ob der »unqualifizierten Ausfälle« des spanischen KP-Chefs.

Dennoch wurde Carrillos Rede ungekürzt im Neuen Deutschland gedruckt. 1976 starben zwei Menschen an der Grenze: Michael Gartenschläger, ein freigekaufter Ex-Häftling, der innerhalb eines Monats dreimal an dieselbe Stelle der Grenze gegangen war, um dort Selbstschussapparate abzumontieren, und Benito Corghi, ein italienischer Fernfahrer, der von einem DDR-Grenzer am Grenzübergang erschossen wurde. Doch anders als Gartenschläger war Corghi kein »Provokateur«, vielmehr ein Familienvater, der seiner Arbeit nachgehen wollte und noch dazu Mitglied der Kommunistischen Partei Italiens war. Am 18. August geschah das Unvorstellbare: Auf dem Marktplatz in Zeitz übergoss sich ein gewisser Oskar Brüsewitz mit Benzin und zündete sich an. Karsten Krampitz, Schriftsteller und Historiker, liefert mit »1976. Die DDR in der Krise« einen profunden Beitrag zur Aufarbeitung der Aufarbeitung – ohne Verklärung und ohne Dämonisierung der DDR. Seit dem 30. November läuft ein wöchentlicher Vorabdruck in 14 Teilen im Neuen Deutschland.

Karsten Krampitz, Jahrgang 1969, ist Schriftsteller und Geschichtswissenschaftler. 2004 erhielt Krampitz das Alfred-DöblinStipendium der Akademie der Künste Berlin. In Klagenfurt wurde er 2009 beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, im folgenden Jahr war er Klagenfurter Stadtschreiber. Krampitz hat diverse Romane und Erzählungen veröffentlicht, unter anderem: »Affentöter« (2000), »Der Kaiser vom Knochenberg« (2002) und »Heimgehen« (2009). Auch gab er zahlreiche Anthologien heraus. Zuletzt erschien von ihm der Roman »Wasserstand und Tauchtiefe« im Verbrecher Verlag.


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