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INTERVIEW Stanislaus von Moos Umschweife. «Das war ein Grund, weshalb ich in eine berufliche Position gelangen wollte, in der ich Strukturen prägen kann und einen gewissen Entscheidungsspielraum habe.» Während des Semesters sind ihre Tage durchgetaktet. Sie musste sich daran gewöhnen, dass Forschen und Schreiben dann auf kurze Zeitspannen reduziert sind. «Die grösste Herausforderung ist, fokussiert dranzubleiben an dem, was man gerade tut, obwohl noch 20 andere Dinge warten.» Im Traumjob angekommen Hat sie nie Angst, vom eigenen Erfolg überrollt zu werden, dass es zu viel werden könnte? «Nein», antwortet sie, «ich bin in meinem Traumjob angekommen. Und ich weiss: Wenn ich liefern muss, kann ich liefern.» Das grosse wissenschaftliche Langzeitprojekt gebe es im Moment nicht, wohl aber viele längerfristige Ziele. Eines davon: ihr Gebiet, Vergleichende Politische Ökonomie, in der Schweizer Hochschullandschaft auch institutionell zu stärken, denn die Interaktion von Politik und Wirtschaft entscheide, wie in einer Gesellschaft Ressourcen verteilt werden. «Politikwissenschaftler müssen sich damit auskennen.» Private Ziele? Sie blickt in die Ferne, antwortet nach langem Nachdenken: eine stabile Familie zu sein für die Kinder, die ganzen 20 Jahre, bis sie erwachsen sind. «Das Schwierigste dabei: Zeit zu haben und Geduld.» Und zum Schluss möchte sie noch ein Missverständnis klären. Im Wissenschaftsbetrieb, betont sie, genüge es nicht, gut zu sein. Es gebe mehr gute Nachwuchswissenschaftler als Professuren. Letztlich brauche es auch Glück und Zufälle. «Die kann man nicht planen.» Auch als Mutter ist vieles nicht planbar. Sie lebt mit dem Gefühl, ständig zu wenig Zeit zu haben. Eine Familie, sagt sie, bedeute einerseits Stress, setze aber auch natürliche Grenzen: «Kinder holen einen auf den Boden, sie sind absolut unbeeindruckt von irgendwelchen wissenschaftlichen Büchern. Das tut gut.»

«Ein bisschen Ausstellungsarchitektur»: Kunsthistoriker Stanislaus von Moos im Hauptgebäude der Universität Zürich.

«Ein Triumph der Architektur» Die UZH feiert im April das 100-jährige Bestehen ihres Hauptgebäudes. Das markante Bauwerk fand in der Forschung lange Zeit wenig Beachtung. Zu Unrecht, wie Stanislaus von Moos im Gespräch mit David Werner erklärt.

Kontakt: Prof. Silja Häusermann, silja.haeusermann@ ipz.uzh.ch

Herr von Moos, haben Sie einen Lieblingsort im Hauptgebäude? Stanislaus von Moos: Drunten in der Westvorhalle, in der ursprünglich die archäologische Samm-

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Bild: Marc Latzel

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lung aufgestellt war und die heute als Foyer für den neuen, unterirdischen Hörsaal dient. Der Blick von dieser abgesenkten Halle durch die grosse Bogenöffnung am surreal grossen Kouros


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