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Digitales Grundrauschen steigt Dass sich Parteien von Daten aus der Bevölkerung leiten lassen, ist freilich nicht neu. „Politiker agieren schon jetzt mit Blick auf die neuesten Umfragen“, sagt Katharina Schell, langjährige Leiterin der Innenpolitik der Austria Presse Agentur (APA) und heute als Mitglied der Chefredaktion für redaktionelle Innovationen zuständig. Allerdings werde durch die steigende Masse an Informationen das „digitale Grundrauschen“ immer lauter. Und nicht nur die Zahl der Informationen, auch die Zahl der Quellen habe stark zugenommen. „Eine Homepage ist schnell angelegt, eine Facebookseite sowieso.“ Während früher klar gewesen sei, wer etwas behauptet oder hinter einem Medium steht, sei dazu nun ein zusätzlicher Rechercheschritt notwendig. „Vor dem Faktencheck kommt jetzt der Quellencheck“, erklärt sie. Als Antwort auf die für viele so überraschende Wahl Trumps und mit Blick auf die anstehenden Wahlen in Deutschland und Frankreich – und dann auch Österreich – entwickelte die APA in der ersten Hälfte 2017 mit dem „Source Check“ Quellenporträts, die bei einer raschen Einschätzung helfen sollen. Denn im Journalismus wie auch in der Wissenschaft sollte die Frage, woher Daten kommen und welche Qualität sie haben, am Beginn der Überlegungen stehen.

In zehn Jahren ­werden wir auch bei uns in allen Ministerien ­Data-ScienceTeams haben. Peter Parycek

„Die Datenqualität ist äußerst unterschiedlich“, sagt Informatikerin Plant. Wirklich fatal werde es aber, wenn man auf Basis falscher Werte Schlüsse ziehe – oder sie gar politischen Entscheidungen zugrunde lege. Kommerziell erhältliche Softwarepakete seien zwar schnell einsetzbar, erforderten aber auch viel Fachwissen. Die Wissenschafterin ortet in der momentan boomenden Branche „viele Quereinsteiger mit wenig Ahnung“. Empirismus als Illusion Für den Soziologen Voß entpuppt sich der „pure Empirismus“, bei dem man

Foto: Parycek © DUK Andrea Reischer; Plant © Barbara Mair

Data Science gegen Medizin-Mythen Teebaumöl hilft gegen Pickel, Schokolade macht glücklich, blaues Licht stört den Schlaf: Ob Behauptungen zu Gesund­ heits­­themen stimmen oder Fake sind, klärt die neue, im August 2017 vorgestellte App „MedBusters“ des Hauptverbands der österreichischen Sozialver­siche­rungs­ träger. Die darin ent­haltenen wissenschaftlich geprüften Fakten stammen ­unter anderem von Medizin Trans­parent, dem Online-Service von Cochrane

­ sterreich an der Donau-Universität Ö Krems. Seit 2011 überprüft das Wissenschafterteam Gesundheitsbehauptungen auf wissen­schaft­liche Haltbarkeit und durchforstet dazu medizinische ­Datenbanken nach tausenden Studien. 346 Gesundheitsaussagen aus M ­ edien, ­Internet und Werbung wurden dafür ­bisher dem Fakten-Check unterzogen. www.medbusters.com

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