2 minute read

Was Emanuele Gatti meint

Neue Therapien, neue Kompetenzen

Biomedizin vereint Biologie, Medizin und Technik. Damit aus Forschung Produkte werden, braucht es umfassende Fertigkeiten.

Ein Kommentar von Emanuele Gatti

ie Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems steht vor großen Herausforderungen: Einerseits zeichnet sich ein klarer Trend hin zum Anstieg des Durchschnittsalters, der Begleiterkrankungen und der chronischen Krankheiten ab. Andererseits wirken sich Migration, neue Lebensund Ernährungsgewohnheiten, die Luft- und Wasserverschmutzung sowie globale Mobilität der Menschen auf die Gesundheit der Weltbevölkerung aus. Eine Medizin im Sinne von „one-size-fits-all“ ist daher keine Lösung, weder für die Patienten noch für Ärzte und Pfleger und noch weniger aus finanzieller Sicht. Mit Blick auf die genannten Herausforderungen werden viele Themen bereits angegangen, so zum Beispiel alternative Finanzierungsarten und Versorgungssysteme sowie die Digitalisierung des Gesundheitssystems. Aber was ist die Zielsetzung? Dem richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt die richtige Behandlung zu den richtigen persönlichen und sozialen Kosten zur Verfügung zu stellen. Dies erfordert Innovation und neue Therapien. Jüngste Fortschritte in der Medizin- und Pharmatechnik wurden hauptsächlich durch die Translation anderer Technologien wie Nanotechnologie, Bildgebung, Robotik, Data Mining und durch innovative Lösungen in der Biologie, wie Zelltherapie oder Genforschung, und in der Chemie, wie die Neuentdeckung von Medikamenten, erzielt. Man spricht heute von „Biomedizin“: ein Wort, das Biologie, Medizin und auch Technik vereint. Es handelt sich dabei nicht nur um eine neue Namensgebung, sondern um eine interdisziplinäre Wissenschaft, also um eine Verschmelzung von Kompetenzen verschiedener Fachgebiete. Der Erwerb neuer Kompetenzen ist in allen Phasen des Pharmaoder medizinischen Produktlebenszyklus erforderlich. Die Mehrzahl neuer medizinischer oder biotechnologischer Produkte wird in kleinen F&E-Gruppen oder Startups konzipiert. Der Entwicklungsprozess erfordert eine noch stärkere Kompetenz im Projektmanagement, aber auch die Fähigkeit, Finanzmittel oder Investoren anzuziehen. Für die Produktion werden Kompetenzen im Bereich Automatisierung oder Industrie 4.0 benötigt. Auch die klinische Entwicklung wird immer komplexer, die regulatorischen Hürden nehmen zu und erfordern neue spezialisierte Kompetenzen. Ist ein Produkt fertig, wird die Preisgestaltung für die entsprechende Therapie wie nie zuvor eine sehr wichtige Frage für Hersteller und Kostenträger. Die Fähigkeit, die Vorteile der Neuentwicklung in einen Preis umzusetzen, wird über den Erfolg der Anwendung der Therapie entscheiden. D. h., wenn die Entwicklung des Produkts abgeschlossen ist, steht noch harte Arbeit bevor, nämlich die Preisgestaltung, die klinische Anwendung und der Vertrieb. Einen Sonderfall bilden hier chirurgische Roboter, die eine besondere Nachverkaufs- und technische Unterstützung benötigen.

EMANUELE GATTI

Univ.-Prof. dott. ing. Emanuele Gatti ist Gastprofessor an der DonauUniversität Krems. Er war Vorstandsmitglied bei Fresenius Medical Care und verantwortlich für mehrere Weltregionen sowie für weltweite Strategieentwicklung. Gatti ist spezialisiert auf die Translation von For schung zu Nieren- und Leberkrankheiten in die unternehmerische Verwertung.

Lebenselixier Blut

EINE KÖRPERFLÜSSIGK EIT MIT VIELEN BEDEUTUNGEN

Die bekannteste, wenngleich unwahrscheinliche Legende über die

Entstehung des rot-weiß-roten Wappens Österreichs bezieht sich auf den Babenberger Herzog Leopold V. (1157–1194). Bei der Belagerung von Akkon (1189–1191) soll sein weißes

Gewand blutgetränkt gewesen sein, bis auf einen weißen Streifen (die „Binde“) des Schwertgurts. Heinrich VI. soll ihm zur Verewigung seines Heldenmutes das rot-weiß-rote

Wappen verliehen haben. Das Gewand soll noch bis ins 16. Jahrhundert aufbewahrt worden und erst während der zweiten Türkenbelagerung verloren gegangen sein.

This article is from: